Schottland Roadtrip 2017 – 20 Destillerietouren in 14 Tagen
Bei meiner Reise ging es nicht nur um möglichst viele Destillerien. Ich wollte auch die Lowlands und das Kingdom of Fife sehen, denn beides habe ich noch nicht besucht. Pitlochry wäre auch mal wieder schön. Das Spirit of Speyside Whisky Festival muss auch noch reinpassen. Und Islay sowieso. Dann fehlt nur noch Campbeltown. Und die beiden SMWS Standorte in Edinburgh. Und wenn ich schon unterwegs bin, könnte ich auch mal schauen, was aus den ganzen neuen Destillerien wird. Gesagt, getan. Das Ganze in 14 Tagen Urlaub mit An- und Abreise und zwischendurch noch ein wenig Erholung. Verrückt? Ein wenig schon.
Einen der Gründe für meine diesjährige Schottlandreise findet Ihr bereits in der Headline. Ich besuche gerne Destillerien. Von innen, um sie zu fotografieren. Aber viele Destillerien erlauben das Fotografieren nicht (mehr). Darum habe ich alle Touren im Vorfeld geplant und mir eine entsprechende Erlaubnis eingeholt, wo es notwendig war. Einige Destillerien habe ich wegen fehlender Fotoerlaubnis auch wieder von meiner Liste gestrichen. Wie es war erfahrt Ihr hier.
Für einen ersten Überblick hier die Stationen meiner Reise:
- Flug HAM->EDI, Rosslyn Chapel, Melrose Abbey, Jedburgh (neue Destillerie), Hawick (neue Destillerie) nach Gretna Green.
- Annandale, Crafty, viel Küste, Girvan (von außen) und A.D. Rattray Experience
- Glasgow Distillery, Russels Bonded Warehouse, Auchentoshan, InchDairnie
- Cameronbridge und Leven, Kingsbarns, Daftmill, Eden Mill, Lindores und Aberargie
- Edradour, Signatory, Tormore
- SoSWF:
- Balmenach und Speyburn
- Glen Keith, Longmorn und Glen Moray
- Craigellachie, Stilnovisti und Macallan
- Day-Off: Findhorn Beach und nur eine Destillerie: Aberlour
- Ab ins Whisky-Paradies: Islay
- Campbeltown: Springbank, Glengyle, Glen Scotia
- Edinburgh
Hinweis: für einige meiner Besuche folgt noch ein detaillierter Bericht. Diese werde ich dann hier verlinken.
Wer jetzt noch mehr zu meiner Reise erfahren möchte, bekommt hier einen Überblick. Ich habe versucht mich kurz zu fassen. Ist mir leider nicht gelungen.
Von Edinburgh in den Süden Schottlands – Kirchen und „die Neuen Borders“
Mit einem Mietwagen mache ich mich vom Flughafen Edinburgh aus auf den Weg. Meine erste Übernachtungs-Station wird Gretna Green sein, um am nächsten Tag möglichst nahe am Startpunkt meiner Destillerietouren zu sein. Auf dem Weg in den Süden habe ich mir ein paar Haltepunkte (Orte in kursiv) ausgesucht, die ich besuchen will.
Südlich von Edinburgh befindet sich eine der mystischen „kleinen“ Kapellen Schottlands: Rosslyn Chapel. Bekannt durch Tempelritter, Tempelritter-Filme und allerlei Verschwörungstheorien, will ich mir selber ein Bild in Roslin machen. Zugang zur Kapelle bekommt man über ein „Visitor Center“ für 9.- GBP Eintritt (Erwachsene). Neben einem kleinen Cafe mit Snacks gibt es hier auch Souvenirs zu kaufen und ein wenig Hintergrundwissen zur Kapelle. Ein wenig enttäuscht bin ich über die Größe der bekannten Gesichter und Fragmente in Natura, denn das sind teilweise nur sehr kleine Figuren, die auf Fotos immer riesig gewirkt haben. Das Innere der Kapelle ist sehr eindrucksvoll und man kann vermutlich stundenlang immer wieder neue Details entdecken. (Mehr Informationen zur Rosslyn Chapel: Things To Do)
Auf dem Weg in die Lowlands wollte ich auch Glenkinchie besuchen, aber an dem von mir gewählten Samstag gab es trotz zwei Wochen Vorlaufs keine Möglichkeit mehr, mich durch die Destillerie zu führen. Bei den anderen Destillerien hatte ich deutlich mehr Vorlauf (teilweise sechs Monate). Dann muss ich Glenkinchie wohl ein anderes Mal besuchen und mich früher anmelden.
Die Melrose Abbey habe ich 2008 schon ein Mal von außen gesehen, mir aber nicht die Zeit für einen Besuch genommen. Die nehme ich mir jetzt. Das Gelände ist gut gepflegt und man kann durch die Ruinen der Abbey wandeln. Ich nutze die steile Wendeltreppe, um aufs Dach zu gelangen und den wunderbaren Ausblick von hier oben zu genießen. Auch hier will man 6.- GBP Eintritt (Erwachsene). Wer mehr solcher Abbeys und auch Schlösser besuchen will, kann sich auch eine Mehrtageskarte kaufen. Ich fand die Abbey ist auch aus der Nähe und vor allem von oben sehenswert. Das kleine Städtchen Melrose Abbey ist für eine Pause geeignet. (Offizielle Webseite: www.historicenvironment.scot)
Weiter geht es nach Jedburgh. Südlich dieser kleinen Stadt, in der es auch eine Abbey gibt, entsteht demnächst eine neue Destillerie: Jedburgh Distillery. Ich habe mir den Ort beschreiben lassen, wäre aber fast daran vorbeigefahren, denn das ehemalige Hotel liegt in einer Senke, die man von der Straße aus fast nicht sieht. Das Gelände ist abgesperrt und es haben noch keine Bau-Aktivitäten begonnen. Bilder und weitere Infos bekommt Ihr auf FoSM: Neue Destillerien & Erweiterungen.
Eine weitere „Borders“ Destillerie (so werden die grenznahen Bereiche genannt) nennt sich auch genau so: Borders Distillery. Diese befindet sich in Hawick. Dort wird gerade das ehemalige Gebäude von Turnbull & Scott entkernt. Bilder und weitere Infos bekommt Ihr auf FoSM: Neue Destillerien & Erweiterungen.
Auf dem Weg zu meinem Nachtquartier passiere ich zwei Mal die Grenze und fahre ein kleines Stück durch England, um nach Gretna Green zu kommen. Hier werden pro Jahr ca. 5.000 Hochzeiten geschlossen. Schon seit mehr als 200 Jahren ist das schottische Dorf und seine „Schmiede“ bei vor allem jugendlichen Paaren beliebt, denn hier konnten sich Minderjährige (im Alter von 14 bei Jungs / 12 bei Mädchen) ohne der Zustimmung ihrer Eltern trauen lassen. Dies gilt heute noch, aber die Jugendlichen müssen seit 1929 mindestens 16 Jahre alt sein. Es gibt reichlich Auswahl an Unterkünften, aber wirklich interessant finde ich den Ort nicht.
Von Gretna Green entlang der Westküste bis kurz vor Glasgow
Mein erster Stopp des Tages und meine erste Destillerietour dieser Reise ist bei der Annandale Distillery in Annan. Ich bin noch vor 10:00 Uhr am Tor und finde dieses verschlossen vor. Die Distillery ist ein wenig außerhalb am Ortsrand gelegen und wurde auf dem Grund, teilweise in den noch vorhandenen Gebäuden, der ursprünglichen Destillerie errichtet. Seit 2014 ist die neue Annandale Distillery erst wieder in Betrieb. Für mich ein magischer Ort mit unwahrscheinlich schönen Lichtverhältnissen. Der Weg in den Süden hat sich bereits gelohnt. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Weiter geht es 65 Meilen entlang der Küste zwischen Ardwall und Creetown mit vielen herrlichen Ausblicken. In den Bonded Warehouses in Creetown soll evtl. eine weitere Destillerie entstehen (ehemaliger Besitzer der Bladnoch Distillery). Ich habe nicht viel Zeit, aber die sollte man sich hier nehmen. Ich befinde mich in Dumfries & Galloway. Ein herrlicher Flecken, an dem ich mich mal länger aufhalten sollte. Beim nächsten Mal vielleicht.
Der nächste Stop ist Newton Stewart. Heute ist Sonntag und Craig erwartet mich bereits mit etwas Verspätung in der Crafty Distillery zu einer Sonderführung. Noch ist die Auffahrt nicht fertig, und ich gehe die letzten Meter zu Fuß den Hügel hoch zu einem gerade fertig gestellten funktionalen Gebäude, das gleich beim Betreten mit einer großen Überraschung aufwartet: ein Showroom mit einem langen Tisch und einer riesigen Glasfront mit einem herrlichen Ausblick. Noch wird hier erst Gin produziert, aber Whisky soll noch in diesem Jahr folgen. Eine weitere Besonderheit ist eine iStill, die vollständig aus Edelstahl ist und nur ein kleines Bauteil mit Kupfer benutzt, um den gleichen Kupferkontakt einer Potstill aus Kupfer zu imitieren. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
In meiner ursprünglichen Planung bin ich davon ausgegangen, dass ich auch die Bladnoch Distillery besuchen kann, aber genau an diesem Wochenende gibt es massive Arbeiten im Stillhouse und die gesamte Destillerie ist in Obhut der Baufirma. So lasse ich den Ausflug in den Süden ausfallen und fahre anstatt dessen gleich an die Westküste über Stranraer Richtung Girvan (ca. 32 Meilen). Da ich nun ein wenig mehr Zeit habe, halte ich immer wieder mal an der Küste und genieße den Ausblick. Leider hat das Wetter ein wenig umgeschlagen, und ich habe nicht mehr den strahlenden Sonnenschein vom Vormittag.
Auch bei der Girvan Distillery (Grain Whisky und Ailsa Bay Distillery) war ich für meinen Sonntagsbesuch nicht erwünscht und so sehe ich mir das Fabrikgebäude von William Grant & Sons Distillers nur von außen an.
12 Meilen weiter erreiche ich Kirkoswald und damit A.D. Rattray’s Whisky Experience & Whisky Shop. Fünf Minuten vor Ladenschluss. Doch ein wenig zu lange an den Stränden unterwegs gewesen, aber Raphael war vorgewarnt und nimmt sich trotzdem Zeit für mich. Nehmt Euch mehr Zeit und besucht den Laden. Sehens- und erlebenswert.
Die letzten 22 Meilen führen mich zu meinem Nachtquartier Troon. Hier habe ich ein angenehmes Hotel zu vernünftigem Preis gefunden und entfliehe dem Trubel von Glasgow. In meiner Unterkunft gibt es leckeres Essen und auf der Barkarte finde ich einen Laphroaig mit 490%. Den muss ich unbedingt noch probieren. War dann leider doch ein Druckfehler…
Vom Westen in den Osten – Drei Destillerien und ein Bonded Warehouse
Das ist nun bereits mein zweiter Besuch in der Glasgow Distillery. Bei meinem ersten Besuch (2015: Besuch bei der Glasgow Distillery) war die Destillerie noch nicht lange in Betrieb. Das Destilleriegebäude hatte noch viel freien Raum geboten, zwei Destiller haben sich die Arbeit geteilt und auch die Fässer der Club-Mitglieder befanden sich im Produktionsbereich. Es hat sich seither vieles verändert. Der Ort ist umtriebiger, an allen Ecken wimmelt es von geschäftigen Mitarbeitern. Neue Washbacks warten darauf montiert zu werden, die Club-Fässer sind weg und trotzdem ist die Fläche voll. Vor dem Gebäude entstehen demnächst zwei neue Lagerhäuser und die neuen Malt-Bins sind bereits außen an das Gebäude montiert. Und auch produktionstechnisch hat sich einiges getan. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Normalerweise kommt man nicht so einfach in die Russels Bonded Warehouses (Lagerhäuser unter Zollverschluss). Aber hier lagern aktuell die Fässer der Glasgow Distillery und auch die Club-Fässer sind aktuell hier untergebracht (allesamt „palletised“, d.h. auf Paletten gestapelt). Nach Fertigstellung der neuen Lagerhäuser wird sich das wieder ändern. In diesem Lagerhaus gibt es in einem anderen Abschnitt auch einen Bereich für die SMWS. Neben einem Hochregallager („racked“) sehe ich hier auch die nächsten Abfüllungen der SMWS, die von Fässern in Plastikcontainer umgefüllt wurden.
Nun wird es wieder ein wenig Touri-lastiger, denn die nächste Destillerie ist die aktuell einzige in Glasgow, die regelmäßig Touren und ein Visitorcenter bietet: Auchentoshan. Ich habe mich für eine ganz normale Standardtour angemeldet, denn hier ist Fotografieren für jeden erlaubt. Unser Tourguide wird nicht müde die Unterschiede zur Torf-lastigen Schwesterdestillerie Laphroaig herauszustellen. Sehr unterhaltsam. In dem Shop findet man nicht nur „Distillery only“ Abfüllungen, sondern auch allerlei Mitbringsel. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Für die Weiterfahrt hatte ich mehrere Optionen. Bei Glengoyne wurde mir auch nach mehreren Versuchen das Fotografieren nicht gestattet. Dafür bekam ich überraschenderweise „grünes Licht“ von einer anderen Destillerie: InchDairnie. Also auf in den Norden von Edinburgh. Ian Palmer persönlich empfängt mich auf eine Tasse Tee und einen Rundgang. Von außen sehr funktional, von innen modernes Design bzw. moderne Technik. Vor allem den Mashfilter (anstatt einer Mashtun) sieht man nur in wenigen Destillerien. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Gefahren bin ich zwar nur etwa 110 Meilen, aber ich hatte viele interessante Gespräche und das Fotografieren war erlaubt. Heut hat sich mein erster Planungsfehler eingeschlichen: die SMWS (Vaults in Leith) haben montags geschlossen. Den Weg nach Edinburgh hätte ich mir also sparen können. So gibt es zum Ausklang „nur“ ein Abendessen im Hafen von Leith (Edi).
Ach ja, wettertechnisch war es heute sehr durchwachsen. Bei herrlichem Sonnenschein aufgestanden, bei heftigem Regen losgefahren und zwischendurch drei Mal Hagelschauer. Aber immer nur ein paar Minuten und dann folgte wieder strahlender Sonnenschein.
Das Kingdom of Fife – Sechs Destillerien auf dem Weg
Den Weg von Fife nach Edinburgh fahre ich heute Morgen wieder zurück und kämpfe mich durch den morgendlichen Berufsverkehr. Die Zeit hätte ich tatsächlich sinnvoller nutzen können. Auf meinem Weg werfe ich einen Blick auf Cameronbridge und Leven (Warehousing Diageo) von außen. Diageo hat sich hier ein beeindruckendes Areal gesichert. Vielleicht darf ich beides ja irgendwann mal von innen besuchen.
Mein erster Stopp des Tages ist die Kingsbarns Distillery. Ich hatte mich angemeldet, aber davon weiß hier keiner etwas. Trotzdem nimmt man sich meiner ganz spontan an und führt mich durch die Distillery auf einer „personal tour“, denn die letzte offizielle Tour habe ich gerade um 15 Minuten verpasst. Auch bei Kingsbarns befindet sich die gesamte Produktion in einem Raum. Hier hat man sich auf den Tourismus eingestellt und bietet neben einem Shop auch ein Cafe zum Verweilen an. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Weiter geht es zu einer richtigen Farm-Destillerie, die nur dann produziert, wenn es auf der Farm gerade nichts anderes zu tun gibt: Daftmill. Francis Cuthbert produziert hier bereits seit 2005 Whisky, aber bisher hat er noch keinen abgefüllt. Nach einem Rundgang dürfen wir aber einen Sherry-Faß und einen Ex-Bourbon-Faß gelagerten 12-jährigen probieren. Wir sind uns einig: abfüllen! Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Weiter geht es zu einer Craftbeer-Brauerei, die neben Gin auch Whisky produziert: Eden Mill. Hier ist noch viel Handarbeit involviert und die Stills sind vom Typ Alambique und damit eher klein. Mit einer Art „Gewürztopf“ als Zwischenring wird in den selben Stills auch Gin produziert. Aktuell gibt es auch von Eden Mill noch keine Abfüllung von eigenem Whisky, aber drei Blends hat man auf den Markt gebracht, die ich auch probieren darf. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Weiter geht meine Fahrt zur Lindores Abbey Distillery. Die Entwicklungen um Lindores verfolge ich schon seit Jahren und war mit Drew all die Zeit immer wieder in Kontakt. Umso mehr freut es mich den Baufortschritt aus nächster Nähe zu sehen. Drew ist leider verhindert, aber der neue Distillery Manager nimmt sich trotz meines späten Erscheinens sehr viel Zeit und zeigt mir nicht nur die neue Destillerie, sondern auch die Überreste der alten. Seit meinem Besuch ist der Baufortschritt schon deutlich weiter.
Sämtliche Verspätungen des Tages addiert, ist bei der neuen Aberargie Distillery keiner mehr vor Ort. Bis auf Finn Thomson, der extra auf mich gewartet hat. Von der neuen Destillerie ist bei meinem Besuch erst die Halle fertig, in der die Produktion der Destillerie errichtet wird. Rund um das Gelände befinden sich Gerstenfelder, auf denen für Aberargie angebaut wird. Da das Office-Gebäude bereits geschlossen ist und Finn keine Schlüssel hat, komme ich leider nicht in den neuen Tasting Room von Morrison & MacKay, die diese neue Destillerie an ihrem neuen Firmensitz errichten. Mehr über M&M erfahrt Ihr hier: UA im Profil: Morrison & MacKay. Aktuelle Entwicklungen und weitere Infos bekommt Ihr auf FoSM: Neue Destillerien & Erweiterungen.
Das war das Kingdom of Fife. Sehr empfehlenswert. Auch auf dieser Ecke des Landes kann man ohne weiteres mehrere Tage verbringen: Schöne Küste, hügeliges Land, Kornkammer Schottlands. St. Andrews habe ich nur kurz durchfahren und weder die Universität, noch den berühmten Golfplatz besichtigt. Mein Nachtquartier in Pitlochry erreiche ich nach insgesamt 146 Meilen. Hier gibt es nicht nur viele Unterkunftsmöglichkeiten und Pubs/Restaurants, sondern auch eine sehenswerte (Touristen-) Stadt mit vielen Geschäften. Mein letzter Besuch hier war in 2008 mit meiner Familie.
Von Pitlochry in die Speyside – Single Track Road, Schnee und zwei einzigartige Destillerien
Ich bin früh aufgestanden und habe die Koffer zeitig gepackt, denn bevor es ab 10:00 Uhr wieder in eine Destillerie geht, muss ich mir noch zur Queen’s View ca. 7 Meilen westlich von Pitlochry. Nicht nur wegen der herrlichen, kurvenreichen engen Höhenstraße, sondern natürlich auch wegen des herrlichen Ausblicks. Um die Zeit bin ich hier oben noch ganz alleine und muss auch noch keine Parkgebühren bezahlen.
Auch die „alte“ und hübsche Edradour Distillery habe ich 2008 besichtigt. Dieses Mal wollte ich gerne die „neue“ noch im Bau befindliche Edradour II Erweiterung sehen und ein wenig Hintergrundinformationen zu Signatory erhalten. Beides ist nicht ohne ein wenig Management-Attention möglich und so bin ich froh, dass ich nach langen Bemühungen ein wenig Zeit von Des McCagherty bekommen habe. Neben einer halben Führung durch die „alte“ Destillerie durfte ich mir die neue (noch im Rohbau befindliche) Edradour II sowie die Lagerhäuser beider aus der Nähe anschauen. Und Des hat sich auch noch Zeit für ein Interview genommen (UA im Profil: Signatory Vintage). Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Planänderung. Ich hatte nur ca. eine Stunde für meinen Besuch bei Signatory eingeplant und bin auch davon ausgegangen, dass die Straßen in nördlicher Richtung frei sind. Insgesamt habe ich aber ganze zwei Stunden bei Signatory verbracht und der Weg nach Royal Lochnagar in der Deeside ist wohl ziemlich verschneit. Damit muss ich meinen Besuch dort kurzfristig absagen und habe so genügend Zeit, meine darauf folgende Station pünktlich zu erreichen. Ich wähle keine Alternativ-Route, sondern bleibe bei der ausgewählten. Diese geht teilweise als Single Track Road (A924/A93/A939), vorbei an den Skigebieten der Cairngorm Mountains. Ich liebe diese Strecke und habe Glück, dass der Schnee an die Ränder geschoben wurde.
Die zweite Destillerie des Tages ist Tormore. Nicht nur von der Außenansicht auch von innen ist diese Destillerie etwas Besonderes. Normalerweise nicht für Besucher geöffnet, gibt es zum Spirit of Speyside Festival (#dram17) dieses Jahr zwei geführte Touren. Beide haben nicht in meinen Terminkalender gepasst. Aber Graeme Cruickshank, Distillery Operations Manager von Tormore, Aberlour und Glenallachie, ist so freundlich und führt mich durch seine einzigartige Destillerie. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Heute Abend treffe ich zwei belgische Freunde: Luc und Daniel. Wir haben uns in Dufftown verabredet für das erste Festival-Event: ein Awards Tasting aller acht Abfüllungen bei Glenfiddich. Hier treffe ich noch einige Bekannte, denn zum Festival ist die Speyside „ein Dorf“. Für die erste Nacht habe ich noch ein Zimmer in Dufftown bekommen, die restlichen Nächte verbringe ich in Rothes. It’s Spirit of Speyside Whisky Festival time now! Wer die Ergebnisse der Awards Tasting noch nicht kennt, findet diese inklusive der Auflösung, welcher Whisky welcher war hier: Rückblick auf das Spirit of Speyside Whisky Festival 2017. In diesem Artikel habe ich auch meine Eindrücke sowie Zahlen und Fakten zum Spirit of Speyside Whisky Festival (SoSWF) schon zusammengefasst. Die detaillierte Fassung mit allen Events folgt in dem nächsten Abschnitt.
Das Spirit of Speyside Whisky Festival – drei Tage voller Programm & viele Freunde
Am Donnerstag geht es mit Shuttle-Service zu Balmenach und Speyburn. Die Tour ist nicht ganz günstig, aber eine der wenigen Möglichkeiten, ohne selber fahren zu müssen, bei einem Event auch mal etwas zu trinken. Bustour, Destilleriebesuch (beide sind normalerweise nicht öffentlich zugänglich) und jedes Mal ein Full Tasting der gesamten Range. Beide Destillerien sind sehr sehenswert. Mein Bericht über diesen Besuch: — BALMENACH / SPEYBURN —
Am Abend geht’s zum Opening Ceilidh zu Glen Moray. Auch hier treffe ich viele Freunde und Bekannte. Es gibt eine Tischordnung und leider haben wir versäumt im Vorfeld darum zu bitten, dass wir gemeinsam an einem Tisch sitzen. Aber mit ein wenig Überzeugungskünsten wird das Problem erledigt und ich lande mit Luc und Daniel an einem Tisch voller Deutscher Whiskyfans. Für das flüssige Wohl sorgen zu Anfang Rikki Scott (Visitorcenter Manager von Aberlour) und dann Dean Jode von Murray McDavid als unsere „Tischherrn“ im Wechsel.
Erste Station am Freitag ist Glen Keith (in direkter Nachbarschaft zu Strathisla) und dann weiter zu Longmorn (gleich neben BenRiach, aber nicht ganz einfach zu finden). Beide gehören zu Pernod Ricard und sind normalerweise nicht für Besucher geöffnet. Solche Events sind einer der Gründe, warum ich so gerne das SoSWF besuche. Mein Bericht über diesen Besuch: — Glen Keith / Longmorn —
Bei Glen Moray gibt es heute nicht nur exklusiv den neuen MASTERY inklusiv seiner fünf Einzelteile in Fassstärke mit dem Distillery Manager Graham Coull zu probieren, sondern auch noch drei neue 1994er Abfüllungen (Bourbon, Sherry, Peated Cask). Und weil das noch nicht genug Highlights sind, führt er uns vorher noch durch den neuen Erweiterungsbau seiner Destillerie. Hier sehe ich das erst Mal Potstills ohne ihre Köpfe. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Am Abend bin ich zum 4-Gang Menü mit begleitenden Whiskys im Dowans Hotel in Aberlour eingeladen. Dort treffe ich Bekannte, alte Freunde, bisher virtuelle Freunde sowie neue Freunde. Mit einigen der Anwesenden habe ich schon „Twitter Tastings“ abgehalten und nun treffe ich sie in Person. Sehr schön. An diesem Abend erfahre ich auch, dass drei der Gäste zu den #Tormore4 gehören und der vierte morgen dazu stößt.
Der Samstag startet mit Craigellachie. Dort erwartet uns Georgie Bell, Global Malts Ambassador von Bacardi. Leider stellt sich Bacardi extrem streng an und somit ist zumindest im Stillhouse das Fotografieren untersagt. Am Ende der Tour erwartet uns noch ein Böttcher und zeigt uns, wie er ein Fass komplett neu aufbaut. Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Von meinem Besuch bei Stilnovisti in Dufftown mit Ronnie Routledge hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Bei dem Titel „Own Your Own Cask“ bin ich davon ausgegangen, dass uns Ronnie etwas über die Hintergründe und Risiken beim Fasskauf verrät, aber außer einem Tasting von für mich persönlich nicht so überzeugenden Qualitäten, war dies kein Thema bei dem Event. Wer wollte, konnte sich auf die Interessentenliste aufnehmen lassen und bekommt nun regelmäßig Fassangebote unterbreitet. Meine Fragen zum Thema Fasskauf werde ich trotzdem los und Ronnie bietet sich an, auch für weitere Fragen zur Verfügung zu stehen.
Nach einer kleinen Stärkung will ich mich gerade auf den Weg machen, als ich drei Bekannte entdecke, die nun zu viert sind: die #Tormore4 sind vollzählig. Ich stelle mich dem vierten im Bunde vor und erfahre ihr nächstes Etappenziel: Macallan. Wie der Zufall es will, ist dies auch meine nächste Station.
Macallan baut auf dem aktuellen Firmengelände gerade eine neue Destillerie mit mindestens der gleichen Anzahl an Brennblasen wie die bestehende. Die Lagerhäuser, die ich auf dem Weg zum Visitorcenter passiere, sind nicht nur riesig, nein es sind auch ziemlich viele. Die heutige Tour wollte ich eigentlich gar nicht antreten, denn auch bei Macallen ist das Fotografieren im Produktionsbereich streng verboten. Nun bin ich gespannt, was mich bei dem Event „The Macallan Ambassador Tour & Walk“ erwartet. Nicola Riske führt uns durch die bestehende Destillerie, durch den „Erlebnisraum“ und ins Lagerhaus. Bisher verläuft die Tour ziemlich genauso wie für Busladungen voll unwissender Touristen. Wir haben auch keine Lust, Fragen zu stellen, und so tut sich Nicola sichtlich schwer mit uns. An jeder Station lässt sie uns etwas probieren und erzählt uns ein wenig. Erst als wir die Destillerie bergabwärts Richtung River Spey verlassen, tauen wir alle ein wenig auf. Jetzt dürfen wir auch fotografieren. Die #Tormore4 haben mir den Nachmittag gerettet. Es wurde noch sehr unterhaltsam und wir haben alle gemeinsam viel gelacht.
Nach so einem ‚anstrengenden‘ Tag muss ich mich jetzt wirklich bei einem Dinner mit Murray McDavid bei der Parkmore Distillery erholen. Zusammen mit Luc, Daniel, Pery, Linda, Leyla und Christopher dürfen wir beim Gastgeber Edward Odim mit seiner Frau am Tisch der Missionaries sitzen. Schöner Abend in einem Zelt mit gutem Buffet! Leyla und Christopher sind wie immer ganz vorne mit dabei, wenn es um Ceilidh geht, denn als Schotten haben sie bereits in der Schule gelernt wie die Tänze funktionieren. Wir haben viel gelacht.
Der Sonntag ist mein letzter Tag in der Speyside und gleichzeitig ein Tag Auszeit. Ich habe mir an meinem (bisherigen) Lieblingsstrand Findhorn den Wind um die Nase wehen lassen. Vorbei an Miltonduff folgt ein kurzer Besuch bei Aberlour, den ich als „Privat Tour“ mit Fotoerlaubnis spontan vereinbart habe. Danke Rikki und Graeme, Ihr seid die Besten! Mein Bericht über diesen Besuch: — HIER —
Entlang dem Ben Rinnes, vorbei an Allt-a-Bhainne geht es weiter zu The Glenlivet um die ‚Schwarzbrenner Potstill‘ in Aktion zu sehen. Ich war noch nie beim Tag der offenen Tür bei Glenlivet und nur an dem Tag wird die kleine Still herausgeholt und produziert New Make, den man probieren darf. Zurück nach Rothes und noch ein wenig Ruhe. Am Abend geht’s dann zum Closing Ceilidh mit Bekanntgabe der diesjährigen Awards Gewinner. Ich bin gespannt. Die Details findet Ihr hier: Rückblick auf das Spirit of Speyside Whisky Festival 2017.
Von der Speyside bis nach Islay – Welcome Home from home
Ich verlasse die Speyside und mache mich auf den Weg zur Fähre nach Islay (Kennacraig Ferry Terminal in Tarbert; ca. 200 Meilen / 5 Stunden). Am Besten hat mir wieder die kurvenreiche Straße zwischen Kingussie und Ft. William gefallen (A86). Auf dem Weg liegen drei Destillerien, von denen ich rein zeitlich zumindest eine besuchen könnte. Dalwhinnie sollte es sein, aber hier hat man heute keine Zeit für eine Sonderführung. Dann eben nicht. Die Sonne ist mir heute hold, vom Start bis ins Ziel. Ich halte immer wieder mal an und genieße die Aussicht. Freue mich auf Islay, wenn auch nur für zwei Nächte. Aber das musste sein. Meine erste Fährüberfahrt nach Islay verläuft reibungslos (bisher bin ich immer geflogen) und ich fahre bei Sonnenuntergang von Port Askaig zu meinem B&B in Bowmore.
Den Tag starte ich mit einem Interview bei Bruichladdich. Carl Reavey erzählt mir ein wenig und führt mich herum. Dann fahre ich zu Bunnahabhain (nur auf den Parkplatz, die Destillerie habe ich bereits besucht: Distillery-Tour: Bunnahabhain), denn die Straße gehört zu einer der landschaftlich schönsten mit Blick auf die Paps of Jura. Auf dem Weg werfe ich auch einen Blick auf die neue Destillerie von Hunter Laing: Ardnahoe. Viel Betriebsamkeit, aber zu sehen ist bisher nur ein großes Loch. Aktuelle Entwicklungen und weitere Infos bekommt Ihr auf FoSM: Neue Destillerien & Erweiterungen. Dann ein Mal von Nord nach Süd zum Mittagessen ins Kiln Cafe von Ardbeg. Dort treffe ich Mickey Heads, Jackie Thomson und viele Besucher, denn hier kann man gut essen. Die Destillerie habe ich schon mehrfach besucht und durfte sogar schon Mal eine Schicht mitarbeiten (Feis Ile: Schicht als Stillman und Mashman bei Ardbeg). Weiter geht es zum Kildalton Cross und den Robben in der Bucht davor. Auf dem Weg zurück muss ich natürlich auch noch bei Laphroaig und Lagavulin anhalten und „Hallo“ sagen. Besichtigt habe ich auch diese beiden schon mehrmals.
Ein fantastischer Sonnentag neigt sich dem Ende zu. Nach einem schönen Abendessen fahre ich noch Mal zu Ardbeg, um ein paar Fotos zur blauen Stunde zu machen.
Eine Stadt und Whiskyregion mit drei Destillerien – Campbeltown
Der Abschied fällt schwer, aber der eine Tag Islay war die Anstrengungen wert. Mit der Fähre zurück ans Festland und entlang der Küste in die Stadt und Whiskyregion Campbeltown. Bei einer vorab vereinbarten Führung habe ich mir Springbank (HIER) und Glengyle (HIER) zeigen lassen und durfte auch hinter die Kulissen schauen. Fotografieren ist hier übrigens problemlos erlaubt. Und auch den Cadenhead Shop mit dem Cage musste ich mir natürlich anschauen. Für mich ist es ziemlich windig, aber die Schotten laufen heute in kurzer Hose und T-Shirt herum. Es ist wohl schon Sommer. Abendessen im Ardshiel Hotel und den ein oder anderen Whisky muss man hier schon Mal probieren.
Nach dem Frühstück heißt es schon wieder Koffer packen. Das wird schön langsam anstrengend. Der nächste Stopp ist nicht weit weg: Glen Scotia (HIER). Fantastische Führung und auch hier mit vielen Mitarbeitern gesprochen (inkl. des Distillery Managers). Fotografieren ist ab sofort verboten. Ich hatte noch Glück, weil ich schon vor Wochen gefragt hatte.
Edinburgh – eine traumhafte Stadt abseits der Touristenpfade
Der Weg entlang der verschiedenen Küstenabschnitte bis zum Loch Lomond ist sehenswert. Dann noch kurzer Stopp in Glasgow, um einen Blick auf die neue Clydeside Destillerie zu werfen. Die Brennblasen sind schon eingebaut. Aktuelle Entwicklungen und weitere Infos bekommt Ihr auf FoSM: Neue Destillerien & Erweiterungen. Noch etwas, das schon lange auf meiner Liste steht: ein Besuch der Kelpies. Zwei riesige Pferdeköpfe, die sich neben der Straße plötzlich in den Himmel erheben.
Da ich die nächsten zwei Tage in Edinburgh verbringen werde, gebe ich mein Auto bereits zwei Tage früher am Flughafen zurück, denn in Edinburgh braucht man kein Auto. Mit dem Schnellbus und dem Gepäck dann in die Princess Street zu meinem Hotel. Aus meinem Zimmer sehe ich auf das Edinburgh Castle. Das nenne ich mal einen krönenden Abschluss einer Reise.
Kleiner Tipp: Es kann sich lohnen, die Zimmerreservierung rechtzeitig zu machen, denn aktuell käme dieses Zimmer 200.- GBP die Nacht, so viel musste ich für beide Nächte nicht bezahlen.
Dieses Mal klappt das mit den Vaults. Dort lerne ich Heiko (einen Hamburger) nun endlich auch in der realen Welt kennen. Wir machen uns einen sehr schönen Abend in dem Members Room der SMWS und genießen leckeres Essen und den einen oder anderen Whisky.
Nach Royal Mile, High Street und Schloss genug der Touri-Massen und ab ins Grün von Edinburgh: ein wenig Frühsport auf den Salisbury Crags. Dann noch einen Blick auf die zukünftige Hollyrood Park Distillery. Bilder und weitere Infos bekommt Ihr auf FoSM: Neue Destillerien & Erweiterungen. Mit meinem persönlichen Foto-Scout Heiko schaue ich mir jetzt Dean Village, Water of Leith Walkway und den botanischen Garten an.
Abends nehmen wir uns die SMWS in der Queen Street vor und begießen meinen letzten Abend in Schottland. Ein Mal mehr stelle ich fest: Edinburgh ist eine sehr schöne Stadt.
Das waren nun 20 Destillerien in 14 Tagen. Sehr viele Fotos. Alte und neue Freunde. Neue und bekannte Landstriche. Fast alles, was ich mir vorgenommen habe, habe ich auch geschafft. Für die nächste Reise muss ja auch noch etwas übrig bleiben. Ein wenig verrückt? Für einen Erholungsurlaub sicher zu anstrengend, da hätte man an ein zwei Standorten bleiben und von dort Erkundungen durchführen müssen. Vielleicht sollte ich mal länger an einem Ort bleiben? Mir hat die Reise sehr gut gefallen! Schottland hat sich wieder von seiner besten Seite gezeigt und ich habe sehr viele nette Menschen getroffen. Danke an alle!
Hier alle Fotos zu diesem Überblick – auch ein paar, die noch nicht im Artikel gezeigt wurden.