Destillerietour

Besuch bei der Glasgow Distillery

Auf meinem Weg zum Whisky Festival auf Islay habe ich in Glasgow noch etwas Zeit. Die Glasgow Distillery steht noch auf meinem Besuchsprogramm. Einige Infos über die Distillery und die Leute dahinter, sowie den Prometheus vom selben Unternehmen, habe ich hier bereits verbreitet. Aber jetzt ist es an der Zeit, die Distillery mal mit eigenen Augen zu sehen.

Die Glasgow Distillery ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich. Liam Hughes, CEO von The Glasgow Distillery Company Limited, hat mir kurzfristig den Besuch ermöglicht. Der Weg vom Flughafen Glasgow ist nicht weit. Aber kann hier wirklich der richtige Ort sein? Kein langer Schornstein, aber ein hoher Zaun mit Security (nur angemeldete Besucher) und viele Lagerhäuser. Dann entdecke ich ein paar Fässer mit der Aufschrift „Glasgow Distillery Co. 2015“. Der Eingang ist gut versteckt und nicht ausgeschildert. Wozu auch, denn hier gibt es keinen Publikumsverkehr. Das ist ein Zollbereich (bonded warehouse), d.h. der Alkohol, der hier lagert, muss nicht verzollt werden, sondern erst, wenn er die Lagerfläche verlässt. Entsprechend hoch sind die Zäune ringsherum.

Im Stillhouse angekommen, bin ich dann doch überrascht: alles steht in einem großen Lagerhaus. Ein wenig erinnert mich das Setup an meinen Besuch bei SLYRS. Das liegt vermutlich auch daran, dass nicht die sonst für Schottland typischen Potstills, sondern zwei Brennblasen vom deutschen Hersteller CARL hier stehen. Auch die Gärbehälter ähneln denen von SLYRS.

Aber einen großen Unterschied gibt es offensichtlich: hier ist alles Handarbeit. Zuständig dafür ist Dr. Jack Mayo, Head Distiller, mit seinem Kollegen im 2-Mann-Schicht-Betrieb. Zu Anfang musste Jack jeden einzelnen Sack mit gemahlenem Gerstenmalz über eine Leiter in die hohe Mashtun tragen. Zwischenzeitlich gibt es dafür eine Transportschnecke. Gemahlen wird bei einem Dienstleister, der das gemahlene Malz in Säcken wieder zurückbringt. Auch das habe ich so noch nicht gesehen. Jack erklärt mir die einzelnen Produktionsschritte und kontrolliert auf unserem Rundgang die Produktion.

Tasting – New Make

New Make vs. 2 Wochen

Dann geht es ans Probieren. Zuerst probiere ich einen „klaren“ Dram – new Make mit 63.4% (das ist die Standard Abfüllstärke der Glasgow Distillery). Sehr fruchtig. Dann bietet er mir einen zweiten Dram an. Der sieht aus wie ein gereifter 10-12 jähriger. Der stammt aus einem Ex-Sherry Quarter Cask, das Leck schlug und umgefüllt werden musste. Alter: zwei Wochen! Seht Euch die Bilder an, wenn ihr mir nicht glaubt. Geschmacklich hat sich aber noch nichts spürbar getan. Bei einem Blindtasting hätte ich sie vermutlich nicht auseinanderhalten können.

Gin – Makar

In einer zusätzlichen Brennblase wird auch Gin hergestellt. Und auch beim Gin wird mit verschiedenen Fässern experimentiert. Da ich kein Gin-Trinker bin, kann ich hierzu leider nichts weiter ausführen. Probiert habe ich nicht. So sehr Jack mir auch die Vorzüge angepriesen hat – mit Wacholder habe ich nichts am Hut.

Eigenes Fass – der 1770 Club

Drei verschiedene Fassgrößen

An einer der Wände lagern einige Fässer. Viele davon haben ein kleines goldenes Schild mit Namen darauf. Das sind Fässer, die im Rahmen des 1770 Clubs gekauft wurden und hier lagern. Wer Interesse an einem eigenen Fass hat: die gibt es in 50, 100 und 200 Litern. Wenn man sich die zwei Wochen alte Abfüllung ansieht, bin ich auf 3 Jahre in einem 50 Liter Fass gespannt. Von a Wee Taste of Scotland habe ich einen Link für die Abwicklung auf deutsch mit weiteren Informationen zum Fasskauf erhalten und stelle Euch das hier gerne zur Verfügung. Und übrigens: „Besitzer eines Fasses können exklusiv (nach Terminabsprache) die Destillerie besuchen und gemeinsam mit dem Destillateur ihren Whisky inspizieren. Gemeinsam wird über den perfekten Zeitpunkt der Abfüllung entschieden und Label und Verpackung werden individuell gestaltet.“ – wenn das mal kein Argument ist. Hier noch der englische Link bei der Glasgow Distillery.

Prometheus

Liam kommt noch mal aus seinem Büro und zeigt mir die finale Verpackung des Prometheus. Auf der HanseSpirit war das noch das „Vorserienmodell“. Die Flasche und die Box sind wirklich gelungen und passt wunderbar zu dem edlen Tropfen. Ich bin schon auf die nächsten Abfüllungen gespannt.

Fazit

Ich freue mich schon auf die erste eigene Abfüllung der Destillery. Die Messlatte liegt extrem hoch, wenn man den Prometheus als erstes Produkt des jungen Unternehmens sieht. Der New Make ist sehr gut und das Team ist sehr engagiert einen sehr guten Whisky herzustellen.

Vielen Dank an Liam und Jack, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt. Ich komme gerne mal wieder vorbei und probiere gelagerte Qualitäten. Und vielleicht kaufe ich mir auch noch ein eigenes Fass.

Technische Details

Kapazität

Wenn mit dem aktuellen Setup 24/7 gearbeitet werden würde, könnten 192.000 LPA erzeugt werden. Für den Anfang sind 70.000 LPA geplant. Seit Anfang März 2015 wird produziert und am 04.03.2015 wurde das erste Fass gefüllt.

Ausstattung

  • Mash Tun: 4.000 Liter
  • Wash Still „Tara“: 2.000 Liter
  • Spirit Still „Vari“: 1.300 Liter
  • Washbacks: 4x stainless steel mit je 5.900 Litern; Füllmenge 4.000 Liter. In diesen Washbacks kann die Fermentationstemperatur beeinflusst und kontrolliert werden.

Glasgow Distillery

Mein Besuch 2015. Alles aus nächster Nähe.
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