Destillerietour

SRT17 – Mein Besuch bei Crafty

Auf meiner diesjährigen Schottlandrundreise ist die Crafty Distillery in Newton Stewart meine zweite Destillerie mit einer Besichtigung. Ganz jung und noch nicht offiziell eröffnet, darf ich mich Ende April bereits ein wenig umschauen.

Fakten

Wer sich mal auf der Webseite der Crafty Distillery umgesehen hat, wird schnell merken, dass man hier ein wenig anders ist. Wir fangen mal bei den Personen an, die sich selbst als die „Crafty buggers“ bezeichnen. Graham Taylor ist der Managing Director, Craig Rankin ist Head of Product R&D und Michael Kinlan ist Brand Director.

Auch das Motto ist „anders“: „We don’t want to just cater for the gin-thusiasts, vodka connoisseurs or whisky buffs. Nope. We want to create unique craft spirits for you, her, and even him over there. Wherever that may be.

Meine zweite Destillerietour 2017

Bereits vor einiger Zeit habe ich Graham kontaktiert und um einen Besuch gebeten. Die Destillerie ist im April noch nicht frei zugänglich und wird auch in nächster Zukunft nur nach Vereinbarung besucht werden können. Ich will mir die Destillerie auch noch an einem Sonntag anschauen und Graham und ich vertun uns mit den Tagen, denn kurz vor Anreise merkt Graham, dass ich tatsächlich Sonntag meine. Graham ist anderweitig verplant, aber er macht meinen Besuch trotzdem möglich und Craig kommt extra zur Destillerie gefahren, um mich herum zu führen.

Produktion

Ein wenig zur Produktion für die Interessierten unter Euch. Das komplette Produktionsequipment stammt von iStill. Der Masher fasst, ebenso wie die beiden Fermenter (Washbacks), je 2.000 Liter. Die einzige Still hat ein Volumen von 1.000 Litern. Die Fermenter sind bzgl. Temperatur regelbar, d.h. die Fermentationsgeschwindigkeit kann nach Belieben angepasst werden. Und auch die Still ist komplett programmierbar. Hat man die richtigen Einstellungen beieinander, kommt immer das gleiche heraus. Bisher wird noch kein Whisky produziert, sondern nur Gin. Aber ein paar Experimente hat Craig auch bzgl. Whisky schon gemacht. Geplant war der Produktionsstart für Whisky in 2017.
Crafty - Produktion

Wenn Ihr Euch die Bilder genau anseht, werdet Ihr sicher etwas ungewöhnliches feststellen: kein Kupfer! Die iStill Brennblase hat (fast) kein Kupfer und ist aus Edelstahl. Das ist leichter zu reinigen und auch zu regulieren. Aber muss man bei der Whiskyproduktion nicht Kupfer verwenden, frage ich mich? Nein, muss man nicht, aber der Kupferkontakt verändert das Destillat wesentlich. Das wissen natürlich die Ingenieure bei iStill und haben auch ihrer Brennblase Kupfer spendiert.

Crafty - Kupferkontakt

Angeblich befindet sich in diesem Rohrstück die vergleichbare Kontaktmenge einer Still aus Kupfer. Durch die vielen spiralenförmigen Kupferstücke fliest der gesamte Spirit mehrmals durch. Dieses Rohrstück kann auch einfach getauscht werden. Somit ist diese Still aus Effizienz- und Wartungsgesichtspunkten einer herkömmlichen Still weit überlegen. Ob ein Unterschied beim Endprodukt festzustellen sein wird, bleibt abzuwarten.

Wenn Ihr mehr über die Whisky-Herstellung erfahren wollt: Whisky-Wissen für Einsteiger.

Vor der Produktionshalle befindet sich ein großer leerer Raum mit einem riesigen Eichen-Stehtisch. Mit Blick auf die umliegenden Hügel. Das ist als Event-Raum gedacht, denn hier in der Gegend ist nicht viel los, berichtet Craig. „Wenn man hier etwas unternehmen möchte, fährt man  nach Glasgow. Das wollen wir ändern.„, meint Craig weiter.

Update July 2017: Graham hat mir berichtet, dass die Whisky Produktion erst nächstes Jahr (d.h. 2018) starten wird. Man hat vor 7 Wochen den Gin Hills & Harbour in den Verkauf gebracht und ist sehr zufrieden mit dem Verkauf. Deshalb wird noch ein wenig auf den Gin fokussiert, bevor es mit Whisky weitergeht. Seit Mai gibt es auch persönliche Führungen und ab August soll an einigen Tagen ganz offiziell für Besucher geöffnet sein. Schaut einfach auf die Webseite bei Interesse: Crafty.

Fazit

Leider gibt es bei Crafty noch keinen Whisky und der Produktionsstart ist auf nächstes Jahr verschoben worden. Es ist alles da, was man dafür braucht. Aber neben ein wenig Herausforderungen mit den Behörden, liegt der Fokus aktuell auf Gin. Den romantischen Flair der „alten“ Destillerien wird dieser Ort sicher nie erreichen. Der Standort und die Idee hinter der Destillerie gefällt mir aber. Das ist ein gut geeigneter Platz, um hier Events stattfinden zu lassen und vor dem großen Panoramafenster lässt es sich mit Sicherheit schön grillen. Ich komme gerne wieder, wenn es soweit ist. Und dann kann ich vielleicht auch den Whisky (zumindest als New Make) probieren.

Danke an Graham und Craig, dass Ihr meinen Besuch möglich gemacht habt!

Die anderen Stationen meiner Reise (SRT17 = Schottland RoadTrip 2017) findet Ihr hier: Schottland Roadtrip 2017 – 20 Destillerietouren in 14 Tagen.

Alle Bilder meines Besuchs

SRT17 - Crafty Distillery

Mein Besuch in der noch nicht geöffneten Crafty Distillery
2153
2154
2155
2156
2157
2158
2159
2160
2161