SRT17 – Longmorn – eng verbunden mit BenRiach
Longmorn ist für Chivas eine der wichtigsten Destillerien bei der Blendherstellung. Aber auch als Single Malt wird Longmorn immer wichtiger und zu einem High End Produkt ausgebaut. Beim Spirit of Speyside Whisky Festival hat man manchmal die Chance einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, denn ein Visitorcenter und geführte Touren gibt es hier normalerweise nicht. Ich habe die Chance genutzt und Euch ein paar Eindrücke mitgebracht.
Hintergrund
1893 wird Longmorn von John Duff & Company gegründet und startet 1894 die erste Produktion im Dezember. BenRiach (gleich nebenan) wird 1898 als Longmorn #2 errichtet. 1970 werden die Floor Maltings eingestellt, 1972 von vier auf sechs Stills erweitert, 1974 um zwei weitere Stills auf die heutigen acht. 1972 wurden die Spirit Stills, 1994 dann erst die Wash Stills auf Dampf umgestellt. 2012 wird von Chivas, ebenso wie bei Glen Keith, in den Ausbau investiert, um die Produktionskapazität um 25% zu erhöhen. Longmorn gehört zu einer der fünf Single Malt Brands, in die von Chivas Brothers investiert wird.
Die Adresse lautet: Longmorn, Morayshire IV30 8SJ (hier in der Whisky Map seht Ihr die Nähe zu BenRiach sehr gut; nutzt die Suche nach Longmorn).
Meine Tour
Heute Morgen habe ich Glen Keith besucht. Auch Longmorn gehört zu Chivas und auch hier ist Mark Cruickshank zuständig. Da er aber eine zweite Tour durch Glen Keith führt, übernimmt hier sein Stellvertreter Ryan Bruce. Wir sammeln uns vor dem Office Gebäude und Ryan gibt uns eine kurze Einführung zur Geschichte Longmorns. Mit dabei auf dieser Tour sind auch einige alte Bekannte. Die Welt ist klein und vor allem während des Festivals ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, hier auf Bekannte zu treffen. Dann geht es aber auch schon weiter zur ersten Besonderheit.
Wir stehen vor vier riesigen Wassertanks, die pro Tag ca. 450.000 Liter eigenes Quellwasser aus einem 18 Meter tiefen Bohrloch sammeln und weiterreichen. Das Besondere ist aber, dass davon nur dreiviertel für Longmorn sind und der Rest an BenRiach weitergeleitet wird. Damals zu Zeiten von John Duff sicher sparsam, aber heute gehören die beiden Brennereien zu unterschiedlichen Unternehmen. Man hilft sich gegenseitig, und BenRiach könnte ohne dieses Wasser vermutlich nicht produzieren. Dann sehen wir einem Laster beim Abliefern einer Ladung Malz des Typs Concerto zu. Weiter geht es zur Porteus Mühle, die wir aber nicht fotografieren dürfen (Gefahr einer Staubexplosion, da im Betrieb). Das 2012 umgebaute Mash House beherbergt die gleiche Mash Tun wie bei Glen Keith und auch die Washbacks gleichen denen.
Nebenan befinden sich die vier Wash Stills und im Still House die vier Spirit Stills. Ryan erklärt an jeder Station die Produktionsschritte und hat auch während des Spirit Runs kein Problem damit, dass wir aus der Nähe Bilder schießen. Auch wenn die Stills ein wenig verdeckt wurden, sind sie bei dem Lichteinfall schön anzusehen. In der Ecke befindet sich noch die alte Dampfmaschine, mit der seit den 1890ern das große Wasserrad mit ca. 30-40 PS unterstützt wurde. Eingesetzt wurde diese bis 1979. Auch hier schließt sich ein kleines Tasting der Distillery Only Abfüllung in Fassstärke an. Ich muss fahren und nehme meine Probe und meine Flasche davon mit. Weiter geht es für mich zur nächsten Destillerie in Elgin: Glen Moray. Aber dazu an anderer Stelle.
Produktion
Die zehn Washbacks aus rostfreiem Stahl (stainless steel) haben ein Fassungsvermögen von 39.000 Litern. Nach Hinzugabe von 200 Litern Hefe ist die Fermentationszeit mit 53 Stunden eher kurz. Heraus kommt ein eher starkes Wash mit 9% Alkohol. Über einen Wash Charger wird der Inhalt eines Washback auf die vier Wash Stills verteilt und gelangt von dort in die vier Spirit Stills. In den Wash Stills bleiben 3.500 Liter Pot Ale übrig. Die Spirit Stills verfügen über Shell & Tube Kondensatoren und haben einen Sub-Cooler. Seit 1994 verfügen auch die Wash Stills über Steam Coils (Heizschlangen, die mit Dampf erhitzt werden).
Produziert wird 7/24 mit einem Operator „on site“ und sechs Operatoren insgesamt. Pro Jahr werden ca. 4,4 Millionen LPA (Liter purer Alkohol) erzeugt und nach Keith oder anderen Standorten von Chivas gebracht (tankered) und dort in Fässer gefüllt. Einige davon finden dann den Weg wieder zurück nach Longmorn und werden in eines der neun Lagerhäuser (Dunnage) mit einer Kapazität von 26.000 Fässern gebracht.
Fazit
Longmorn ist eines der Aushängeschilder von Chivas Brothers. Nicht nur um einen wichtigen Bestandteil für die Blends der Firma zu liefern, sondern auch, um einen hervorragenden Single Malt zu produzieren. Dafür verlässt man sich seit 2012 vor allem auf Messgeräte und einen computer-gestützten Produktionsprozess. Die alten Gebäude haben mit Stein auf Stein mehr Charme als die zweckmäßigen Waschbeton Bauten. Und das völlige Fehlen von hölzernen Washbacks verleiht der Destillerie etwas weniger Charme als ihn Glen Keith versprüht. Longmorn ist funktional, aber trotzdem schön anzuschauen. Urteilt selbst anhand meiner Bilder oder versucht die Destillerie zu besuchen. Manchmal hat man Glück und darf sich umschauen. Mir hat der Besuch gefallen und vor allem die enge Verbindung zu BenRiach war für mich neu. Ryan hat seine Sache gut gemacht.
Die anderen Stationen meiner Reise (SRT17 = Schottland RoadTrip 2017) findet Ihr hier: Schottland Roadtrip 2017 – 20 Destillerietouren in 14 Tagen.