Distillery-Tour: Bunnahabhain
Obwohl ich jetzt schon das dritte Mal auf Islay bin, habe ich noch keine Distillery-Tour bei Bunnahabhain gemacht. Bisher hat mich der Besuch von innen nicht gereizt. Ein Fehler?
Die letzten beiden Male bin ich hier immer Sonntags gewesen, denn der Platz ist unglaublich schön gelegen und auch der Weg hier her gehört zu den schönsten Routen auf Islay. Die Distillery selber ist von außen nicht sehr schön, ein wenig heruntergekommen und es fehlt an Farbe. Dieses Mal, wollte ich aber auch endlich die letzte der Islay-Destillerien von innen sehen.
Das Wetter ist wechselhaft, aber den Weg hierher genieße ich wie immer. Es gibt schöne Ausblicke über den Sound of Islay auf die Paps of Jura. Die Single Track Road ist einfach großartig, obwohl man sich unter der Woche vor allem vor den Lastern in Acht nehmen muss. Die Strecke ist kurvig und eng und die Sicht um die Kurven herum nicht immer gegeben. Das macht sie aber wahrscheinlich auch so interessant. Am Straßenrand weisen Whiskyfässer den Weg zum Ziel. Geht man am Ende des Destilleriegeländes noch ein wenig am Strand entlang, kann man hier auch ein altes Schiffswrack bewundern.
Ein paar Besucher sind heute vor Ort, aber nicht sehr viele. Morgen wird es hier rund gehen, denn dann ist der Bunnahabhain Open Day und man darf die Straße nicht benutzen sondern muss mit dem Shuttle-Service fahren. Mein Ticket hole ich mir im ersten Stock im Visitorcenter. Ich nehme nur die Standard-Tour mit einem Dram für 7.- GBP. Neben anderen Touren mit am Ende bis zu vier Drams gibt es noch eine Lagerhaus-Tour und eine Manager-Tour. Die Touren findet Ihr auch Online bei Bunnahabhain. Im Visitorcenter gibt es auch schon die beiden Festival Bottlings:
- Bunnahabhain, Rubha A’ Mhail 11yo, 57.4%, 1.200 Flaschen, 95.- GBP
- Bunnahabhain, Moscatel, 18yo, 250 Flaschen, 250.- GBP
Während ich noch ein wenig über das Gelände schlendere und schließlich im Tasting Room auf den Start der Tour warte, treffe ich „alte Bekannte“. So ist das auf Islay. Mit den Meisten hat man schon mal in irgendwelchen Schlangen gestanden oder über unser Lieblingsthema „gefachsimpelt“. Mit so netter Gesellschaft startet die Tour schon mal gut. Wir werden von David abgeholt, der mit uns zuerst zur Mühle geht.
Für die zwölf Tonnen, die in eine Mashtun kommen, benötigt die Porteus Mühle 4,5 Stunden (Mischverhältnis 30/60/10). Pro Woche werden sieben bis acht Mashes in je 12,5 Stunden produziert. Gearbeitet wird im 3-Schicht-Betrieb von Montag bis Freitag. Am Sonntag ist Ruhetag. Die Mashtun wird mit vier Wassern gefüllt: beim ersten Lauf mit 50.000 Litern mit 63°C, dem zweiten mit 80°C und zwei „Spülgängen“ mit je 90°C (15.000 und 10.000 Liter).
Weiter geht es zu den sechs Washbacks. Diese werden nur zu zwei Drittel gefüllt, aber trotzdem gibt es an den Deckeln „Cutter“, die das Überquellen bei Schaumbildung unterbinden. Die durchschnittliche Fermentationszeit beträgt 63 Stunden (bis zu 80 am Wochenende). Weiter geht es zu den Stills. Hinunter über eine steile Treppe ist der Blick in das Stillhouse imposant. In die beiden Wash Stills passen 35.000 Liter und in die beiden Spirit Stills 15.500 Liter. Am Ende kommen ca. 6.000 Liter New Make heraus. Den Cut gibt es nach ca. 10 Minuten und der Middle Cut läuft von 72-64% für ca. 2,5 Stunden. Dieses Jahr werden trotz einer Kapazität von 2,7 Millionen LPA nur 1,5 Millionen LPA produziert. Nach einem kleinen Plausch mit dem Stillman, der uns sein Reich erklärt, geht es weiter zum Filling Store.
Der New Make kommt bei Bunnahabhain wie bei den meisten Destillerien mit 63,5% ins Fass. In die Lagerhäuser führt uns die Standard-Tour leider nicht. Dort lagern bis zu 23.000 Fässern. Das derzeit älteste Fass ist von 1976. Zum Abschluss gehen wir zurück zum Visitorcenter und haben dort die Wahl zwischen Peated und Unpeated Bunnahabhain. Ich entscheide mich für einen Ceòbanach mit 46.3%, ohne Kältefiltration und ohne Zusatz von Zuckerkulör.
Der Regen ist nicht weit, als wir wieder im Freien sind, aber die wechselhafte Stimmung zwischen dicken Regenwolken und Sonnenschein ist immer sehr „mystisch“. Ich bin positiv überrascht von der Tour. David hat seine Sache gut gemacht. Die Destillerie ist auch von innen nicht die „Hochglanz“-Besucherstätte, aber vor allem der Blick von den Washbacks hinunter ins Stillhouse ist sehenswert.
Falls Euch die restlichen Stationen meiner Reise zum Feis Ile 2015 interessieren findet Ihr hier den Hauptartikel: Reisebericht: Feis Ile 2015 – das Whisky Festival auf Islay