Destillerietour

SRT17 – Tour durch Glen Scotia – alles ein wenig anders

Glen Scotia ist neben Springbank die einzige Destillerie, die das Destilleriesterben der 1920er Jahre in Campbeltown überlebt hat.  Heute gibt es drei Destillerien in der Region und bevor ich meine Rückreise nach Edinburgh antrete, muss ich mir auch noch die gerne übersehene Dritte ansehen.

Hintergrund

Die Scotia Distillery wurde 1832 von der Familie Galbraith (Stewart, Galbraith & Co) gegründet. 1851 gibt es in Campbeltown 28 Destillerien und die Gegend nennt sich selbst: ‘the whisky capital of the world’. Mit der Prohibition in den USA (1919-1933) wird es in den 1920ern für viele Destillerien in Schottland schwierig bis unmöglich weiter zu bestehen und so wird auch Glen Scotia 1928 geschlossen. 1933 wird die Produktion wieder aufgenommen. 1954 übernimmt Hiram Walker die Destillerie. Von 1979 bis 1982 finden Umbauarbeiten statt, nur um dann 1984 geschlossen und 1994 stillgelegt zu werden. In dieser Zeit wird immer wieder mal ein wenig produziert. 1999 beginnt die Produktion wieder mit Hilfe von J. A. Mitchell (Springbank), und ab Mai 2000 übernimmt die Loch Lomond Group die Produktion mit eigenem Personal. 2012/2013 wurden die Washbacks ausgetauscht und sind jetzt alle aus Stainless Steel.

Adresse: 12 High Street, Campbeltown, PA28 6DS, Scotland // glenscotia.com

Meine Tour

Auch diese Tour habe ich vorab gebucht und Callum Fraser, der Shop- und Tourmanager von Glen Scotia, erwartet mich bereits.

Glen Scotia - Visitorcenter von außen

Mal gut, ich habe mir vorab bereits eine Fotoerlaubnis geholt, denn Callum erzählt mir, dass Fotografieren ab sofort nicht mehr erlaubt ist. Ich darf aber noch. Callum muss noch den Shop öffnen, und ich nutze die Zeit, um mich ein wenig umzuschauen. Dann gehen wir einmal ums Gebäude herum. Nichts erinnert von außen an eine Destillerie. Wir treffen auf den Distillery Manager Iain McAlister und wechseln ein paar freundliche Worte. Wir laufen die normale Tour ab, von den Malt Bins, über die Mühle, Mash Tun, Washbacks (3 befinden sich im Freien) und die Stills. Dann geht es weiter zum Filling Store und in eines der Racked Lagerhäuser.

Glen Scotia - Mashtun

Callum ist ein guter Entertainer und die Tour mit ihm macht viel Spaß. Seine Kollegen sind ebenfalls alle für ein Gespräch offen und erzählen von ihrer Arbeit. Am Ende geht es wieder zurück in das neu renovierte Visitorcenter (07/2015). Hier gibt es nicht nur schöne Sitzmöglichkeiten und allerhand „branded gifts“ (Gedöns mit Glen Scotia aufgedruckt), sondern auch Distillery Only Abfüllungen. Ich muss noch fahren, aber alleine der Geruch von einer dieser Abfüllungen hat mich zu einem Spontankauf veranlasst. Was lernt Ihr daraus? Richtig: meidet den Laden, wenn Ihr nichts kaufen wollt!

Produktion

Das Malz wird zugekauft und in den 2 Malt Bins (je 50 Tonnen) gelagert. Gemahlen wird mit einer Bobby Mill (1956), die mit einem De-Stoner betrieben wird. 6 Wochen pro Jahr wird „peated“ produziert, aber sehr speziell. An je zwei Wochen werden je 60 Tonnen Malz verarbeitet mit light peated (12-17ppm), medium peated (35ppm) und heavy peated (60.4ppm). Auch die Mash Tun ist sehr speziell (optisch, siehe Bilder) und wird mit einer 5-fachen Wasserzufuhr betrieben (üblich sind 3). Die ersten 8.000 Liter werden mit 2.8 Tonnen Grist (gemahlenes/geschrotetes Malz) bei 66°C vermischt, zweimal mit den Rechen durchgerührt, und das Gemisch darf dann 30 Minuten ruhen. Weitere 30 Minuten werden für das Abpumpen in ein Underback benötigt. Die zweiten 8.000 Liter mit 76°C werden nur noch ein Mal gerecht. Das dritte und vierte Wasser haben jeweils 85°C und werden für den nächsten Mash Cycle aufbewahrt. Das fünfte Wasser wird nur zur Reinigung der Pumpe benötigt und wird nicht in der Produktion genutzt. Mit ca. 20°C gehen dann 14.500 Liter Würze (Wort) in eines der 9 Washbacks (stainless steel, Fassungsvermögen je 25.000 Liter). Die Fermentationszeit beträgt 70-100 Stunden (am Wochenende). Zur Zeit wird 5 Tage je 24 Stunden mit 10 Mashes/Woche gearbeitet.
Glen Scotia - Still House

Aus den ca. 8% Alkoholgehalt aus dem Wash werden durch Destillation in der Wash Still (lt. Aufdruck 11.800 Liter) ca. 20% Alkohol nach 5 Stunden. In der Spirit Still (lt. Aufdruck 8.600 Liter) wird nach 10-15 Minuten (Foreshots, 75-72%)  zwischen 72% und 63% der Middle Cut gesammelt. Dies dauert weitere 4,5-5 Stunden. In die Fässer wird mit 63.5% gefüllt und in alle einem der Lagerhäuser (Racked und Dunnage) gelagert. Aktuell lagern etwa 18.000 Fässer vor Ort. Die maximale Kapazität liegt bei 800.000 LPA (Liter purer Alkohol), aber in 2017 wird mit 500.000 LPA gerechnet.

Fazit

Auch bei Glen Scotia geht es noch sehr handwerklich zu. Keine Computer. Viel Handarbeit. Einige Produktionsschritte sind hier anders als anderswo. Vermutlich ist dies einer der Gründe, warum auch der Whisky sich geschmacklich von anderen unterscheidet. Ich war mal einige Zeit ein Fan von Glen Scotia, bis mir die Abfüllungen nicht mehr gefielen, und damit die Destillerie in Vergessenheit geraten ist. Das war ein unterhaltsamer Besuch, und ich bin froh, dass ich fotografieren durfte.

Glen Scotia - Distillery Only

Mal sehen, wie mir die Distillery Only Abfüllung gefällt – vielleicht werde ich ja wieder Fan. Die Tour hat mir auf jeden Fall gefallen. Wer in Campbeltown ist, sollte nicht nur Springbank, sondern auch Glen Scotia besichtigen.

Danke Callum für die unterhaltsame Tour!

Die anderen Stationen meiner Reise (SRT17 = Schottland RoadTrip 2017) findet Ihr hier: Schottland Roadtrip 2017 – 20 Destillerietouren in 14 Tagen.

Alle Bilder meines Besuchs

SRT17 - Glen Scotia

Mein Besuch bei Glen Scotia während des Schottland Roadtrips 2017
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