Destillerietour

SRT17 – Private Tour durch Springbank

Springbank stand schon lange auf meiner Liste der Destillerien, die ich unbedingt besuchen will. Zwei Mal habe ich mich schon für die Whisky Schule eingetragen und es nicht geschafft. Dieses Jahr hat es nun zumindest geklappt, dass ich die Destillerie besichtigen kann. Ich habe mich vorher angemeldet und werde durch alle versteckten Winkel geführt.

Hintergrund

1828 wird Springbank von der Familie Reid gegründet. Die Destillerie entsteht an dem Ort, an dem Archibald Mitchell (verwandt mit den Reids) bereits lange eine illegale Brennerei betrieben hat. Damals ist Campbeltown ein Hotspot mit illegalen und legalen Destillerien und Springbank ist die 14.te lizenzierte Destillerie vor Ort. 1837 übernehmen John und William Mitchell, die Söhne von Archibald, die Destillerie. Seitdem ist die Destillerie im Familienbesitz. 1934 bleiben nur noch Springbank und Glen Scotia übrig. Seit 1973 wird auch Longrow produziert, um einen „Islay-typischen“ Single Malt auf dem Festland zu brennen. Produktionspausen gab es mehrere, seit 1989 ist die Destillerie aber wieder meist durchgängig in Betrieb (2008 nur für ein halbes Jahr). Die Maltings wurden 1960 eingestellt, aber ab 1992 wieder begonnen. 1969 wird Cadenhead übernommen, 1997 kommt Hazelburn (3-fach destilliert) zum Portfolio. 1999 wird hier der erste „organic“ in einer Destillerie erzeugt. 2004 wird die Glengyle Destillerie (auch ehemals im Besitz der Mitchells) wieder in Betrieb genommen und Campbeltown wird mit drei Destillerien wieder zur eigenen Region der SWA (Scottish Whisky Association). Die Destillerie ist immer noch im Familienbesitz.

Adresse: Well Close, Campbeltown PA28 6ET, Vereinigtes Königreich // springbankwhisky.com

Meine Tour

Neben der Hauptstraße (Longrow Street/A83) führt eine kleine Gasse (Well Close) zur Destillerie. Ich bin zu Fuß unterwegs. Es gibt kein Visitorcenter, aber einen Treffpunkt mit kleinem Museum am Eingang der Destillerie. Touren gibt es zu regelmäßigen Zeiten, aber nur nach vorheriger Anmeldung. Da ich nicht viel Zeit in Campbeltown verbringen werde, und sowohl Springbank, wie auch die „Schwester“ Glengyle sehen möchte, habe ich mich vorher angemeldet und bekomme eine „Sondertour“. Ich schaue mich noch ein wenig im Museum um, bevor mich mein Tourguide Melanie abholt.

Springbank - Well Close

Wir einigen uns darauf, dass wir nicht die Standardtour ablaufen, und dass ich auch nicht viel Erklärungen benötige. So führt mich Melanie zuerst an die Plätze, an denen ihre Kollegen noch aktiv sind. Wir beginnen die Tour auf den Malting Floors. Die keimende Gerste muss gewendet werden. Nach einem kleinen Plausch darf ich auch mal anpacken, denn hier wird noch per Hand gewendet (und mit der Maschine unterstützt).

Springbank - Peter bei der Arbeit

Weiter geht es zu dem Kollegen am Kilnofen, denn hier muss Torf nachgeschaufelt werden. Dann klappern wir, wie es gerade passt, die weiteren Stationen ab. Im Stillhouse ist keine Produktion mehr im Gange und es ist alles gesäubert, die Mash Tun ist zerlegt. Ich darf mir alles aus der Nähe anschauen und so viele Fotos machen, wie ich möchte.

Springbank - Kilnofen

Der Spirit Safe ist türkis gefärbt von den Foreshots. Insgesamt ist vieles hier wie in den meisten Destillerien vor 50 oder mehr Jahren. Keine moderne Technik oder Maschinen. Bei den Lagerhäusern werfe ich einen Blick in die vom Typ Dunnage (nur drei Fässer übereinander), aber auch in die Racked (Hochregal). Am Ende der Tour darf ich auch noch in die Bottling Hall, mitten hinein. Ich sehe einen Plattenfilter in Aktion und auch die Reste, die man herausholt. In der Abfüllanlage arbeiten 7 der 20 Mitarbeiter 5 Tage die Woche. Weiter geht es mit Glengyle (FOLGT) ein Mal über das Gelände nach nebenan.

Produktion

An den meisten Stationen erklären Schilder, wie hier produziert wird und auch die Unterschiede zwischen den drei Marken Springbank, Longrow und Hazelburn im Produktionsprozess. Die Gerste wird vollständig vor Ort zu Malz verarbeitet. Dazu wird die Gerste eingeweicht und auf den Malting Floors verteilt und gewendet. Danach im Kiln getrocknet.
Springbank - Treppe zum Kiln

Der Kiln wird für Hazelburn 30 Stunden mit heißer Luft (Kohle), für Springbank 6 Stunden Torf und 30 Stunden heißer Luft (ergibt 12-15ppm) und für Longrow für 48 Stunden mit Torfrauch (ergibt 50-55ppm) betrieben. Dabei werden zwischen 45° und 65° an Hitze erreicht. Die 10 Malt Bins (Malzbehälter) können 20 Tonnen gemälzte Gerste lagern.

Springbank - Melanie mein Tourguide

Es dauert zwei Monate, um sie zu füllen und auch zwei Monate zum Leeren. Das Malz muss ebenfalls zwei Monate ruhen. Die Porte(o)us Mühle (wird hier mit „o“ geschrieben) aus den 1940ern verarbeitet pro Batch 3.5 Tonnen Malz (20% Husks/70% Middle/10% Flour). Die offene Mash Tun ist aus Gußeisen und gleicht denen von Edradour oder Bruichladdich. Die 6 Washbacks aus Lärche beinhalten je 21.000 Liter Wort (Würze). Zugesetzt werden 75kg Destillers Hefe. Die Fermentationszeit beträgt zwischen 72 und 110 Stunden. Die resultierende Wash hat einen Alkoholgehalt zwischen 4,5% und 5%. Im Stillhouse unterscheiden die drei Marken sich dann wieder deutlich in der Herstellung. Benutzt werden eine Wash Still und zwei Spirit Stills. Die Spirit #1 ist an einen Worm Tub angeschlossen, die beiden anderen Potstills haben einen Kondensator.

Springbank - Still House Rundumblick

Der Springbank wird 2.5 Mal destilliert. Dies ist sehr ungewöhnlich, denn in der Regel gibt es 2-fache oder 3-fache Destillation. Dies passiert dadurch, dass 80% aus der Wash Still an die Spirit Still #1 geleitet werden und die Spirit Still #2 dann 20% der Low Wines (Endprodukt der Wash Still) und 80% aus dem Feints Receiver erhält. Durch die „Reihenschaltung“ und Vermischung der beiden Spirit Stills wird somit auch immer ein Teil des New Make (71-72% Alkohol) durch die Worm Tubs gelaufen sein. Der Middlecut liegt zwischen 76% – 60% Alkohol. Der New Make hat eine Alkoholstärke von 71-72% im Spirit Receiver.

Springbank - 2.5-fache Destillation

Bei Longrow ist das mit der normalen 2-fach Destillation einfacher. Hier werden nur Wash Still und Spirit Still #1 genutzt. Der Middlecut liegt zwischen 69% – 58% Alkohol. Der New Make hat eine Alkoholstärke von 68% im Spirit Receiver.

Der Hazelburn wird 3-fach destilliert und durchläuft alle drei Potstills der Reihe nach. Der Middlecut liegt zwischen 79% – 63% Alkohol. Der New Make hat eine Alkoholstärke von 74-76% im Spirit Receiver.

Die Fässer werden alle mit einer Alkoholstärke von 63.5% gefüllt. Insgesamt gibt es 8 Lagerhäuser (2 Racked, 6 Dunnage) mit Platz für 13.500 Fässern. Pro Jahr können maximal 750.000 LPA (Liter purer Alkohol) erzeugt werden, wovon in der Regel 80% Springbank und je 10% für Longrow und Hazelburn abfallen. Für 2017 sind nur 200.000 LPA prognostiziert, denn es wurden nach meinem Besuch einige Renovierungsarbeiten (u.a. Malting Floors) durchgeführt und die Produktion gedrosselt.

Fazit

Man fühlt sich ein wenig in eine andere Zeit zurückversetzt. Die Mash Tun gleicht der von Edradour und Bruichladdich. Auf den Malting Floors werden 100% des benötigten Malts produziert. Dies dürfte wohl einmalig in Schottland sein und gibt Springbank verdientermaßen den Beinamen Museum. Jedes Jahr findet ein eigenes Festival statt und für mehrere Wochen im Jahr kann man eine 5-tägige Whisky School besuchen und vor Ort mitarbeiten. Alles in allem kann ich nur sagen: „historische“ Destillerie, die man unbedingt gesehen haben sollte. Ich komme gerne wieder und schaffe vielleicht auch noch irgendwann eine Woche Schule.

Danke Melanie für diese tolle Tour!

Die anderen Stationen meiner Reise (SRT17 = Schottland RoadTrip 2017) findet Ihr hier: Schottland Roadtrip 2017 – 20 Destillerietouren in 14 Tagen.

Alle Bilder meines Besuchs

SRT17 - Springbank

Mein Besuch bei Springbank während meines Roadtrips 2017
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