Reiseberichte

Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500

Dieses Jahr war wieder Schottland entdecken angesagt. Die Wahl fiel auf das Spirit of Speyside Whisky Festival (SoSWF) und die Route auf die Northcoast 500. Und damit auch ein wenig für den geistigen Anspruch dabei ist, habe ich noch drei Tage Whisky Schule in meinen Schottland-Trip eingebaut. Hier findet Ihr meine Zusammenfassung.

Reiseübersicht

Vorab eine kleine Übersicht über die Events, zu denen ich noch einzelne Artikel verfassen und hier verlinken werde:

Das SoSWF habe ich nun bereits das vierte Mal besucht. Hier findet Ihr die Berichte zu meinen vorherigen Besuchen:

Whisky School

Ich wollte mein Wissen zum Thema Whisky vertiefen und habe mich für den Besuch einer „Whisky Schule“ entschieden. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Unter anderem bei Springbank (5 Tage Schule und Mitarbeiten) oder aber auch beim Spirit of Speyside Whisky Festival. Dort beginnt die Schule drei Tage vor dem Festival. Das Programm ist hier ein wenig anders gelagert, denn es ist kein Mitarbeiten vorgesehen. Am Vormittag werden in mehreren Vorlesungen von Branchenexperten theoretische Inhalte vermittelt und am Nachmittag geht es dann zu sogenannten „Technical Visits“, d.h. Besuchen in Betrieben vor Ort, um das Gelernte zu vertiefen. Eine erste Vorstellung der Spirit of Speyside Whisky School habe ich hier bereits veröffentlicht: Whisky School beim Spirit of Speyside Whisky Festival. So habe ich die Whisky School mit dem Festival verbunden.

Technical Visit

 

Zu den Technical Visits werde ich noch im Detail berichten (siehe Links oben im Artikel), aber so viel schon mal vorweg: eine derart vollständige Abdeckung aller Bereiche gibt es wohl nur in der Speyside. Neben zahlreichen Destillerien (u.a. mit Maltings bei Balvenie) findet man hier auch eine sehr große und bekannte Cooperage (Fassmacherei) und die wohl bekanntesten Kupferschmiede (Forsyth). Darüber hinaus eine Vielzahl von Experten, die Ihre Vorlesungen für die Whiskyschule kostenlos abhalten. Für einen Eindruck über die Themen und Vortragenden hier ein Überblick:

  • Tag 1: Barley to Mash
    • Barley, Malting and Malt
      Mark Kinsman, BSc. M.Malt, Customer Service Manager, Bairds Malt
    • Mashing and Fermentation
      Eric Walker, BSc, M.Malt,MBA, FIBD, Retired Senior Distillery Manager
  • Tag 2: Wash to New Make Spirit
    • Distillation
      Dr Stuart Watts, BSc, Team Leader, Girvin Site, Wm Grant & Son Ltd.
    • All about copper Stills and Condensers
      Alan Winchester, Dip, Distil, FIDB, Scotch Whisky Distilling Manager, Chivas Brothers
  • Tag 3: New Make Spirit to Scotch Whisky
    • New Make Spirit – Flavour Profiles and Spider Diagrams
      Diane Stuart BSc (Hons), Dip, Distil, Analytical Research Scientist, Scotch Whisky Research Institut
    • Wood for Scotch Whisky Maturation
      Andrew Russell, General Manager, Speyside cooperage
    • Maturing and Nurturing Scotch New Make Spirit
      Graham Eunson, General Manager Tomatin Distillery

Neben den Vortragenden waren auch Ed Dodson (der alte Schuldirektor), Eric Walker (sein Nachfolger) sowie Dr Bill Crilly, Dr Tim Dolan sowie Vic Cameron ständig anwesend und konnten mit ihrem geballten Wissen sämtliche unserer Fragen beantworten. Auch bei den Technical Visits waren die Herren mit an Bord, und so hatte jeder der Teilnehmer mehr als genügend Ansprechpartner, um auch vor Ort die Fragen zu vertiefen.

Sowohl für den Transport wie auch für das Mittagessen wurde gesorgt. Auch an den Whisky Awards wurden wir beteiligt und haben unsere Stimmen abgegeben. Basisort für unsere Vorlesungen war die Knockando Destillerie. Zum Abschluss gab es im Rahmen eines feierlichen Dinners (im The Dowans in Aberlour) noch die Verleihung unserer Zertifikate.

Das war sehr viel Stoff für drei Tage. Einige der Themen hätte ich gerne noch vertieft. Bei einigen fing es erst an interessant zu werden, und ich hätte den Vortragenden gerne noch weitere Stunden zugehört. Mir hat die Whisky School sehr gut gefallen. Einer meiner Mitschüler hat sogar darum gebeten, sein Zertifikat nicht zu bekommen, damit er nächstes Jahr wiederkommen kann.

Whisky School

 

Von den 16 Teilnehmern kamen neun aus UK bzw. Schottland, sechs aus USA und einer aus Deutschland. Insgesamt hatte ich eine sehr angenehme Gruppe und die drei Tage vergingen viel zu schnell. Für 2017 gibt es bereits eine volle Warteliste. Der Preis für die drei Tage: 600.- GBP.

Events beim Spirit of Speyside Whisky Festival

Beim Festival gab es dieses Jahr über 500 Events. Die Beliebtesten waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft (innerhalb der ersten Minuten). Ich habe einige der Events gebucht, darüber hinaus ein eigenes Programm zusammengestellt.

Glasgow Tasting

 

Liam Hughes (Glasgow Distillery) ist für mich und einige meiner Freunde aus der #whiskyfabric extra aus Glasgow angereist und hat uns New Make Spirit, 8 Monate im Virgin Oak gelagertes Destillat und den Prometheus 27 in der Quaich Bar probieren lassen. Danke Liam! Das SoSWF hat für die #whiskyfabric nicht nur eine Tour der Auchroisk Distillery organisiert (an der ich leider nicht teilnehmen konnte; Whisky School Dinner), sondern im Anschluss an das Glasgow-Tasting auch extra ein Dinner im Copper Dog des Craigellachie Hotel ausgerichtet. Unser besonderer Dank geht an James Campbell und Pery Zakeri! Im Anschluss ging es noch weiter ins Festzelt zum Dogfest mit den Copperdogs.

The Dowans

 

Das BBQ bei Glen Moray war sehr gelungen. Der Chef selbst – Graham Coull – stand hinter dem Grill und hat leckeres Grillgut zubereitet. Im eigens geschmückten Veranstaltungsraum gab es dann Musik und einen Ceilidh. Ich habe mich mit einigen alten Freunden getroffen und ein paar neue kennengelernt. Ein sehr schöner Abend. Sehr positiv überrascht war ich vom Grant’s Secret Blending Lab. Und auch Dave Broom’s „Whisky Mountain“ Tasting war sehr gelungen (Berichte folgen). Beim Taste of Scotland at The Dowans konnte ich einige leckere schottische Spezialitäten probieren.

Martine Nouet

 

Martine Nouet hat im Rahmen eines Empfangs in Aberlour ihr neues (Whisky-)Kochbuch vorgestellt: á table. Hier waren viele bekannte Gesichter vertreten, und ich konnte mir nebenbei ein Mitbringsel mit persönlicher Widmung sichern. Das muss jetzt alles nachgekocht werden.

Speyside Way

 

Aber auch Natur und Landschaft standen auf meinem Programm. Ich bin ein wenig am Speyside Way entlang gegangen, habe Findhorn Beach einen Besuch abgestattet (wie jedes Jahr; Bild siehe ganz oben) und auch einige der Single Track Roads wurden von mir heimgesucht.

Für mich die besten Events des Festivals sind die, die uns Zugang in Destillerien gewähren, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Meine Distillery Highlights

Die besuchten Destillerien findet Ihr oben bei den Links. Spannend war unter anderem Dalmunach, die bei diesem Festival das erste Mal offiziell die Tore für Besucher geöffnet haben. Für Roseisle hatte ich noch vom letzten Jahr eine Zusage, denn damals musste der Besuch leider ausfallen. Aultmore fand ich spannend, denn dort gibt es eine (deutsche) Mashtun, mit einem seitlichen Glasfenster. Hier sieht man die verschiedenen Schichten der Mash sehr gut. Leider durfte ich hier nicht fotografieren. Offizielle Touren gibt es nicht und so hat unsere Tour ein Tourguide aus der Schwester-Destillerie Aberfeldy durchgeführt. Alle Destillerienbesuche waren interessant, aber am meisten hat mich Knockdhu (anCnoc) überrascht. Hier wurde ich vier Stunden vom Distillery Manager Gordon Bruce über das Gelände geführt – fantastisch! Vielen Dank an alle, die diese tollen Besuche ermöglicht haben!

Roadtrip auf der Northcoast 500

Dieser Schottland Trip sollte mehr als nur Besuch des Festivals und der Whisky Schule sein. Ich wollte mal wieder ein paar neue Ecken von Schottland sehen. Meine Wahl fiel auf die jetzt als Northcoast 500 beworbene Strecke: von Inverness über Thurso nach Invernesss – immer an der Küste entlang.

Northcoast 500

 

Hier gibt es nicht nur ein paar spektakuläre Ausblicke, sondern an der Ostküste auch noch ein paar Destillerien, die ich noch nicht besucht habe. Ich bin die Strecke an der Ostküste hoch und an der Westküste wieder heruntergefahren. Mit den Destilleriebesuchen habe ich mir zwei Tage für die Ost- und zwei Tage für die Westküste genommen. Für einen ersten Eindruck musste das reichen. Vor allem an der Westküste kann man sehr viel Zeit verbringen und muss sich für einige Teilstrecken auch viel Zeit einplanen, denn hier gibt es einige Single Track Roads und viel zu sehen. Man kann die Strecke auch mit einem Besuch der Orkneys kombinieren, aber nicht in vier Tagen, denn alleine für die Orkneys mit Destilleriebesuchen muss man mindestens zwei Tagen kalkulieren. Mehr dazu später.

Fazit

Das Wetter war sehr wechselhaft. Wir haben öfters gescherzt und vom Wechsel von Jahreszeiten gesprochen. Neben strahlendem Sonnenschein gab es auch Schneestürme. Aber nach ein paar Tagen war der große Spuk vorbei und außer ein paar Regentropfen hatte ich sehr angenehmes, wenn auch nicht unbedingt warmes Wetter. Aber in Schottland gibt es einen Spruch dafür: „Wenn Dir das Wetter nicht gefällt, dann warte fünf Minuten“. Ob es dann besser ist, ist nicht gesagt, aber meist anders.

Mir hat mein Schottlandbesuch sehr gut gefallen. Ich habe viele alte Bekannte und Freunde  getroffen, einige virtuelle Freunde persönlich kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Ich durfte in vielen Destillerien fotografieren und vor allem Dalmunach und Roseisle waren für mich ein persönliches (Foto-)Highlight.

Ich kann Euch alle drei Teile meiner diesjährigen Reise nur empfehlen. Für die Northcoast 500 solltet Ihr aber auf jeden Fall mehr Zeit einplanen oder den Ostküstenabschnitt mit weniger Destillerien in nur einem Tag absolvieren.

SoSWF - 2016 Überblick

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