Destillerietour

SRT17: Mein Besuch bei InchDairnie – die etwas andere Destillerie

Gleich nördlich von Edinburgh in Glenrothes befindet sich die neue Destillerie. Ein Jahr nach der Eröffnung treffe ich Ian Palmer und darf einen Blick hinter die Kulissen werfen. Eines vorweg: InchDairnie ist „anders“ als andere Destillerien, die ich bisher besucht habe.

Hintergrund

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde ich davon ein wenig überrascht, dass InchDairnie offiziell eröffnet wurde, denn ich habe vorab keine Ankündigungen gesehen. In der Regel gibt es viel Ankündigungen und jeder noch so kleine Baufortschritt wird in den sozialen Medien angekündigt und begleitet. Hier hält man dies ein wenig anders.

Inchdairnie - Einfahrt

Ian Palmer ist Managing Director von John Fergus & Company Ltd. Er hat über 40 Jahre in der Scotch Whisky Industrie gearbeitet (Invergordon, Glen Turner, Glen Moray, Starlaw) und sah den Bedarf für eine Whisky Destillerie, die Single Malt für einige Marken liefern kann. Diese Vision hat er in die Tat umgesetzt und eine 10 Mio. GBP teure, technologisch fortschrittliche und energieeffiziente Destillerie erbaut. In 2014 begannen die Bauarbeiten und nach nur 18 Monaten wurde im Dezember 2015 die erste Destillation gestartet. Die offizielle Eröffnung war am 17.05.2016.

Eine strategische Partnerschaft ist man mit MacDuff (u.a. Grand Macnish, Lauder’s und Islay Mist) eingegangen. Für diese Allianz wird nicht nur Single Malt hergestellt, sondern auch Lagerkapazitäten zur Verfügung gestellt. Ausgerichtet ist InchDairnie auf die Extraktion der maximalen Aromen. So wird für je zwei Wochen vier Mal im Jahr Single Malt für InchDairnie Single Malt eingelagert. Produziert mit saisonalen Schwankungen, Sommer-/Wintergerste und unterschiedlichen Hefen und im Dezember auch peated Malt mit ca. 20ppm. Aus diesen vier Seasons wird dann in 10-12 Jahren eine Vintage Abfüllung komponiert.

Die Destillerie gehört zu den Lowlands und liegt im Kingdom of Fife, einer schottischen Council Area zwischen den zwei Meeresarmen Firth of Tay nördlich und Firth of Forth südlich.

Meine Tour

Ian nimmt sich Zeit für mich und erklärt mir im Boardroom bei einer Tasse Tee ein wenig über InchDairnie. Dann beginnen wir unseren Rundgang im Außenbereich. Auf der Rückseite der Produktionshalle befinden sich Malzbehälter und Fermentatoren aus Edelstahl. Die Fermentatoren sind damit massiven Temperaturschwankungen ausgesetzt.

Inchdairnie Distillery

Weiter geht es in die Produktionshalle. Wie üblich fangen wir bei der Mühle an, aber hier finde ich eine Hammermühle. Dies ist sehr ungewöhnlich, denn in „herkömmlichen“ Destillerien wird mit Rollenmühlen (meist von Porteus oder Bobby) gearbeitet. Die Hammermühle mahlt das Malz sehr viel feiner und erzeugt mehr „Mehl“. Dies würde eine normale Mash Tun verstopfen. Hier wird aber nicht mit einer Mash Tun, sondern einem Mashfilter und Mashaustauschbehältern gearbeitet.

Inchdairnie - Filterplatten

Den Mashfilter finde ich auf der nächsten Ebene. Die Filtereinsätze sind gerade alle zusammengepresst, d.h. die Maische ist gerade im Ausgleichsbehälter. Von dort kommt sie dann in die Wash Still. Links von der Wash Still befindet sich die Spirit Still und auf der rechten Seite sehe ich noch eine Lomond Still. Von denen sind nicht mehr viele im Einsatz. Eine steht bei Bruichladdich und eine bei Loch Lomond. Dieses Modell hier hat auch noch Zwischenplatten und wird für die Herstellung von Grain Whisky genutzt. Die gesamte Plattform rund um die drei Stills ist mit Gerüsten vollgestellt, denn bis vor Kurzem waren hier die ersten Inspektionsarbeiten im Gange und konnten eben abgeschlossen werden.

Inchdairnie - Under Construction

Nach einem Blick in den Kontrollraum mit Computersteuerung setzen wir unseren Weg fort ins Freie. Hinter dem Verwaltungsgebäude erreichen wir die Lagerhäuser und ich darf meine Nase in eines davon stecken. Bis an die Decke stapeln sich hier Fässer – aufrecht stehend und auf sieben Paletten übereinander gestapelt reift hier schon allerhand Whisky.

Produktion

Auf der Rückseite des Gebäudes findet sich der Malzbehälter und vier Fermentatoren (Washbacks) aus Edelstahl. Im Innenbereich werden jeweils 4 Tonnen Malz einer Hammermühle zugeführt. Die Temperatur der Maische für den Mashfilter beträgt zwischen 65°-68°C. Den Einsatz von Mashfiltern kenne ich sonst nur noch von Teaninich. Jeder fasst 80.000 Liter und wird mit ca. 65.000 Litern gefüllt. Die Fermentationszeit beträgt 60 Stunden. Die Wash Still fasst 18.000 Liter, die Spirit Still 11.000 Liter. Dann gibt es hier noch eine Lomond Still, die zur Produktion von Grain und Experimenten genutzt wird. Alle Stills stammen von der italienischen Firma Frilli. Aktuell gibt es 4 Lagerhäuser mit einem Fassungsvermögen von 45.000 Fässern. Vier weitere mit gleicher Kapazität sollen noch in 2017 folgen. Aktuell werden 2 Millionen LPA (Liter purer Alkohol) produziert. Maximal können mit derzeitigem Equipment 4 Millionen LPA erzeugt werden. Gearbeitet wird im 7×24 Stunden Betrieb mit einem Operator und 5 Schichten. Von den 10 Mitarbeitern sind 5 Operatoren, 2 Lagerhausarbeiter und der Rest in der Verwaltung.

Fazit

InchDairnie

Dass sich der Firmenchef persönlich die Zeit nimmt und ich alles fotografieren durfte, hat mir die Entscheidung sehr leicht gemacht, InchDairnie zu besuchen. Bei anderen Destillerien sollte ich erst Mal eine Versicherung abschließen, um evtl. eine Fotoerlaubnis zu bekommen. Gerade der Mashfilter, aber auch die Lomond Still, sind zwei Besonderheiten, die man nur selten findet. InchDairnie setzt bewusst nicht auf eine idyllische und altertümliche Wirkung, zeigt vielmehr mit moderner Außenfassade, dass technologischer Fortschritt und aktuelle Herstellungsverfahren ihre Daseinsberechtigung haben. Ich bin gespannt auf die ersten eigenen Abfüllungen. Vermutlich werden diese auch still und heimlich plötzlich im Regal stehen. Wundern würde es mich nicht.

Die anderen Stationen meiner Reise (SRT17 = Schottland RoadTrip 2017) findet Ihr hier: Schottland Roadtrip 2017 – 20 Destillerietouren in 14 Tagen.

Alle Bilder meines Besuchs

SRT17 - Inchdairnie

Mein Besuch bei Inchdairnie während meines Schottland Roadtrips 2017
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