Blind Tasting Challenge

34. BTC – der Einfluss der Alkoholstärke auf die Aromen

Welchen Einfluss hat Alkohol auf den Geschmack von Whisky? Auf die Aromen? Auf meine Wahrnehmung? Meiner Meinung nach gibt es eine optimale Stärke für einen Whisky, damit seine Aromen zur Geltung kommen. Ich wollte herausfinden, ob 10 versierte Whiskykenner den GLEICHEN WHISKY mit unterschiedlichen Stärken erkennen und ob es wirklich einen Unterschied macht, wie hoch die Alkoholstärke ist.

Wie funktioniert mein Blind Tasting?

Dieses Mal geht es um die Unterschiede beim Alkohol. Alle drei Single Malts sind in etwa gleich alt und stammen aus derselben Destillerie. Aber wie hoch ist der Alkoholgehalt? Worin unterscheiden sich die Whiskys (konzentrier Dich auf die Alkoholstärke und die unterschiedlichen Aromen!)? Die sind nicht regulär erhältlich. Mehr verrate ich aber nicht. Geschickt habe ich jedem je drei 5cl Sample, die mit Sample #1 – #3 nummeriert waren. Als Ergebnis wollte ich …

  • Aufgabe 1: Was hast Du im Glas (Stärke, Bewertung, Fass/Fässer)? Was unterscheidet die drei?
  • Aufgabe 2: Welcher der Whiskys gefällt Dir am besten?
  • Aufgabe 3: Von welcher Destillerie stammen die drei?

Dieses Projekt findet NICHT unter Laborbedingungen statt. Ich habe keine Gläser vorgegeben und auch sonst keine Vorgaben gemacht, WIE der/die Einzelne seinen Whisky zu verkosten hat.

Wer hat mitgemacht?

Die folgenden Blogger / Experten haben mitgemacht (in der Reihenfolge des Eingangs der Tasting Notes):

  • PM – Peter Moser (ich) – ohne Wertung, denn ich weiß ja was auf den Flaschen steht.

Auflösung – Welche Whiskys waren es?

Alle drei Whiskys sind von St. Kilian. Diese Challenge war lange geplant und brauchte mehrere Anläufe. Mit St. Kilian habe ich eine Destillerie gefunden, die jede der Batch-Abfüllungen mit einer optimalen Alkoholstärke abfüllt. So hat mir das Team von St. Kilian bei der Abfüllung der Signature Edition 13 ein Batch Sample (also die Fassstärke der beteiligten Fässer unverdünnt), eine originale Edition 13 und ein für diese Challenge herunter verdünntes Sample mit 46% zur Verfügung gestellt.

Und diese drei Variationen der St. Kilian Signature Edition 13 waren es konkret:

  1. Sample, verdünnt auf 46%
  2. Original mit 53.9%
  3. Sample, batch strength (unverdünnt), 60.8%

Die 46% sind eine gute Trinkstärke. Darunter wirken manche Whiskys flach und büßen häufig Komplexität und Aromenvielfalt ein. Wer aber lieber feine, weiche Whiskys sucht, wird vermutlich zwischen 40-43% seine ideale Trinkstärke finden. St. Kilian zieht aus einem Batch in der Regel Sample und probiert dann verschiedene Alkoholstärken aus. Das Team entscheidet sich dann für eine Abfüllstärke. Der optimale Alkoholgehalt war hier bei 53.9%.

Die Signature Edition 13 ist eine „torfige“ Variante. Verwendet wurden fünf verschiedene Fassarten für das Batch: Pfälzer und Ungarischer Eiche, wilde Robinie (Scheinakazie), Kastanie und Kirsche.

Und was meinten meine Kollegen, was sie im Glas hatten?

34. BTC - Alkohol - Destillerie
  • JS : Mackmyra. Allenfalls eine andere nordische Brennerei oder Deutschland.
  • AM : Ich glaube, du hast mir hier drei mal den Malzbrand von Karl Ihler vorgesetzt.
  • MS : Da es sich um junge Destillate handelt, kommen sie vermutlich auch aus einer jungen Brennerei. Vielleicht verschiedene Fassproben von zum Verkauf stehenden Fässern. Ich rate mal: Land: Dänemark, Brennerei: Thy Whisky Distillery
  • JH : Vom Geschmack her passt vieles. St. Kilian, Ledaig, Ardbeg, Bunnahbhain, Mackmyra, Bruichladdich, Higland Park,Kilchoman oder eine der anderen vielzähligen tollen Brennereien dieser Welt. …die Rauchnote führt mich jedoch sicher nach Islay und ich tippe auf zuletzt genannte Brennerei: Kilchoman!
  • KD : Ich tippe hier auf alle Fälle auf Schottland. Zutrauen würde ich das eventuell BenRiach.
  • ME : Der markante Rauch trieb mich von Beginn an zu Caol Ila – bei diesem Tipp blieb ich alle drei Whiskys durch. Also: Caol Ila!
  • WG : Schwierig. Ich glaube, von dieser Destillerie noch nichts im Glas gehabt zu haben, daher kann ich nur raten. Ich vermute, es könnte sich um eine relativ junge Destillerie handeln, die aber auch rauchigen Whisky produziert. Vielleicht Raasay oder Stauning?
  • SU : Mein Bauch sagt, dass wir uns nicht in Schottland befinden, auch wenn mein Kopf etwas von Bunnahabhain Staoisha sagt. Aber ich bringe diese ledrigen Noten aller drei Sample einfach nicht richtig auf Islay unter, daher sage ich St Kilian [Glückwunsch! Richtige Destillerie!]. Das passt ja auch zu meiner Idee der drei verschiedenen Holzarten, weil dort gerne mal experimentiert wird.
  • LK : Hier tappe ich komplett im Dunkeln. Ich halte mich einfach an Whisky 1 fest und sage Ben Nevis.
  • MM : Keine Ahnung. Würde die Whisky als Continental eingliedern. Genauer eventuell nach Norddeutschland oder Skandinavien. Der Rauch ist für mich eher als Kräutrig zu sehen. Vielleicht wurden hier sogar rauchige Fässer verwendet.

Wertung – welcher hat am Besten gefallen?

Die Details der Wertung findest Du bei den jeweiligen Proben. Hier nur noch die Zusammenfassung.

Favorit

34. BTC - Alkohol - Der Favorit
Das Original hatte knapp die Nase vorn

Wertung

Bewertet wurden die Proben nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:

+gefällt mir, würde ich mir kaufen (für diesen Max-Betrag)
ook, muss ich aber nicht haben
trifft nicht meinen Geschmack
34. BTC - Alkohol - Wertung

Sample #1

Stärke und Produkt?

  • JS: 46%, junge Reifung im Ex Bourbon Fass, Mackmyra; Bewertung: ‚-‚
  • AM: Ich denke der erste Dram ist auf Trinkstärke runter verdünnt: 43% abv. Insgesamt sehr süffig und dadurch auch gefährlich. Kann man gut wegtrinken. Ich tippe auf den 12-jährigen Standard.; Bewertung: ‚+‘
  • MS: 48%, Ex-Bourbon Fass; Bewertung: o
  • JH: 43% / sehr mild, weich und cremig in der Nase, am Gaumen erst süß, dann wuchtig rauchig. / Ex-Bourbon; Bewertung: ‚+‘
  • KD: 43%, Ex-Bourbon, 15 Jahre; Bewertung: ‚+‘
  • ME: Ich tippe auf einen Islay-Whisky, mit ca. 48% aus einen reinen BourbonCask. / Bei einem Kauf würde ich wohl 50-60 € ausgeben, aber mehr wäre er m.E. nicht wert.; Bewertung: o
  • WG: 0,5; Bewertung: o
  • SU: 52-55%, 3-5 Jahre, Kastanienfass? Irgendwas obskures würde ich jedenfalls vermuten, daher hab ich mich auch auf St. Kilian eingeschossen und nicht auf Staoisha, wie ich es erst gedacht hab; Bewertung: o
  • LK: 40%, Sherry-Finish, Wegen der Teer-Note evtl. ein Ben Nevis.; Bewertung: ‚+‘
  • MM: 46% Würde das auf Mitte 40 schätzen.; Bewertung: o

Tasting Notes

  • PM // Nase: Blumig und leicht torfig. Etwas fleischig. Gummiabrieb. / Geschmack: Leichter Torf und Kirsche. Kräftiger Antritt. / Abgang: die Kirsche hält sich. / Wertung: o
  • JS // Ich rieche und schmecke Wacholder, Fichtennadeln und etwas Rauch. Anklänge von Zitrusfrüchten und metallische Jugend.
  • AM // N: Zitrus, Erdbeeren mit Sahne – allerdings in künstlich – eher in Richtung der Campino-Bonbons, Seeluft, Muschelkalk, Vanille, Tablet, leichter Rauch. Alkohol ist gut eingebunden und kaum wahrnehmbar / G: Sehr süß auf der Zunge mit einer schönen Rauchigkeit, die aber erst hinten raus richtig zur Geltung kommt. Vanille, Tablet, Karamellpudding, etwas Holz. / A: Mittellang. Hier kommt der Rauch richtig schön raus, eher süß. Gar keine Schärfe.
  • MS // N: Holz, Rauch, etwas säuerlich, erinnert an Caol Ila / G: süß, würzig / A: Kräuter, lang, wärmend
  • JH // N: In der Nase begegnen einem Dosenpfirische, eingelegte Birnen, Zederholz, dunkle Trauben, Nusshaut und Zartbitterschokolade. Der Whisky bleibt zunächst zurückhaltend, zeigt aber bereits eine Vielschichtigkeit. / G: Zuckerwasser, Annanassaft und Dosenpfirsiche bilden das Intro. Der Rauch rollt auf mit einem großen Knall, dazu gesellt sich warmer Seetang und der Mund wird leicht trocken. / A: Der Abgang ist mittellang, mit einem rauchigen Biss, leicht prickelnd und trocken werdend (besonders auf den Lippen). Am Ende bleibt Süße und der Hall von Rauch
  • KD // N: Vanille, kandierte Orange, Mango, Ananas sowie etwas Malz – fruchtig und saftig / G: Sanft im Antritt, weich, mit Vanille, Orange, einer Spur Rauch?, Malz, Mango / A: lang; etwas würzig, Vanille, Malz, Mango, Orange
  • ME // N: Oha, der erste Whisky und gleich rauchig. Neben den Rauch eine säuerliche aber auch eine süße Note.Eine Duft nach Tannenwald, dazu herbe Kräuter. Das süß-säuerliche Spiel überwiegt aber. / G: Kräftig im Antritt, der Rauch ist aschig herb und deutlich spürbar. Auch hier kommt diese leicht säuerliche Note durch. Der Alkohol ist da, aber nicht aufdringlich. / A: Der aschige Charakter hält sich sehr lang im Mund. / Fazit: Insgesamt sehr lecker und süffig, die große Komplexität fehlt ihm aber.
  • WG // N: Rauchig, aber kein Lagerfeuerrauch, leicht fruchtig G: eher leicht, nicht sehr komplex A: kurz
  • SU // N: Leder, Pflaume, alkoholgeschwängerte Kirsche, Jacke am Morgen nach dem Lagerfeuer, grasig / G: Flüssiges Leder, jung, angebranntes Holz, 50-55, trocken / A: Staubtrocken, verkohltes Toast, Leder, aschig, lang
  • LK // N: Leicht Süße, Dunkle Noten, Rosinen, Rauch, Malzigkeit/Getreide/Hafer, keinerlei alkoholischer Stich, Leder, Holz, keinerlei Ecken oder Kanten, Teer. / G: Mild und „smooth“, Rauchig, Vanille, Eichenholz, der Rauch bekommt deutliche Würze, malzig ohne zu jung zu wirken. / A: kurz bis mittel, hauptsächlich rauchig, leicht süß.

Sample #2

Stärke und Produkt?

  • JS: 46%, Reifung im Ex Bourbon Fass, 12 Jahre, Mackmyra; Bewertung: ‚-‚
  • AM: Hier würde ich auf Fassstärke tippen: 52,3 % abv. Ich würde auf Bourbon tippen oder ein kurzes Finish, das nicht zu viel Einfluss auf Farbe oder ähnliches hatte. Denke, es handelt sich um eine eher jüngere Abfüllung (ca. 9 Jahre) von der SMWS.; Bewertung: o
  • MS: 52%, Ex-Bourbon Fass; Bewertung: o
  • JH: 48% / Ein wuchtiger Whisky mit viel Kraft, viel Rauch und viel Süße / Ex-Sherry 1st. fill; Bewertung: ‚+‘
  • KD: 52%, Ex-Port, 15 Jahre; Bewertung: ‚+‘
  • ME: Ich tippe auf einen Islay-Whisky, mit knapp über 50 % aus einen reinen Refill Sherry Cask, oder kurzen leichtem Finish. / Bei einem Kauf würde ich wohl bis 70 € ausgeben.; Bewertung: ‚+‘
  • WG: Zwischen 50 und 60%; Bewertung: o
  • SU: 58%, 3-5 Jahre, da ich ja wieder bei St Kilian bin, sag ich mal Robinie als Fassart. Sample 2 ist für mich das rauchigste, aber auch das beste Sample.; Bewertung: o
  • LK: 46%, maximal 50%, Richtung Tokajer oder Madeira. Wegen der Kieselstein-Note bin ich hier schon fast verleitet irgendwas Richtung Springbank zu sagen, der Rest passt aber nicht wirklich.; Bewertung: ‚+‘
  • MM: 55% – vom Typ geht es hier für mich fast Richtung Rum.; Bewertung: o

Tasting Notes

  • PM // Nase: Kräftiger mit Anklängen von Marzipan. Etwas runder. Der Alkohol ist schön eingebunden. Dann kommt plötzlich wieder sehr fruchtige Noten zum Vorschein, die mich an Litschie erinnern. / Geschmack: Der Torf tritt in der Hintergrund. / Abgang: wirkt deutlich würziger / Wertung: +
  • JS // Vom Grundsatz her das gleiche Gerüst wie #1. Allerdings länger gereift, deutlich mehr Körper und Würze. Orangen statt Zitronen.
  • AM // N: In der Nase hab ich zunächst sehr präsenten Karamellpudding und dezenten Rauch. Sobald ich hinter den Pudding komme, habe ich Zitrusnoten, Orangenschale, Malz, Stroh und etwas Strandaroma – gemischt aus Muschelkalk, Sand und Seeluft. Der Alkohol kommt leicht stärker raus als beim ersten. / G: Deutlich würziger auf der Zunge als der erste oder die Nase. Der Rauch ist gut eingebunden und untermalt das Gesamtbild. Aber auch schön süß. Jetzt aber weniger Karamel, sondern eher Honig oder Honigkuchen. Dazu Pfeffer, Ingwer, Vanille, Zitronenabrieb. Insgesamt im Vergleich aber weniger komplex als die anderen beiden / A: Etwas länger als Nr 1. Deutlich trockener und würziger mit schönem Rauch.
  • MS // N: etwas stechend, Anis, Sägemehl, kalter Rauch / G: salzig, ölige Textur, Minze / A: Ingwer-Schärfe, mittellang
  • JH // N: Im Geruch finden sich helle Trauben, viel cremige Vollmilchschokolade, Annanas und Zitronensaft sowie der Geruch nach warmer, nasser Asche wie bei einem Feuer, dass soeben gelöscht wurde. Dazu das Aroma von Tannenzapfen, die man nach einem herbstlichen Waldspaziergang auf der Heizung trocknet / G: Dunkle Früchte beginnen den Reigen, relativ schnell entwickelt sich eine stärker werdende Rauchwolke, die sich im Mundraum ausbreitet und den Whisky umhüllt. Der Rauch wird speckig und fischig. Abgerundet wird dieser Tanz durch sanfte Vanillenoten und Orangenzesten. / A: der Rauch bauscht sich zum Ende hin auf und bleibt lange im Mund. Die dunklen Früchte kehren wieder, können sich gegen die Schwaden aber nicht durchsetzen. Im Verlauf wird der Rauch speckig.
  • KD // N: warm, Rosinen, Vanille, Milchschokolade, Ingwer / G: wärmend, rund, voll, ölig, Rosinen, Dörrpflaumen, kandierter Ingwer / A: voll, rund und lang, etwas Alkohol, warm, Rosinen, Dörrpflaumen
  • ME // N: Auch der zweite Whisky ist rauchig. Auch die süß-säuerliche Note des ersten ist wieder da. Hier meine ich, dass sich rote Früchte noch in das Aroma mischen. / G: Etwas kräftiger im Antritt als der Erste, der Rauch aber ebenso präsent. Im Mund habe ich süße Himbeeren, die sich ab und an hinter dem Rauch hervorragen. / A: Auch Nr. 2 hält sich sehr lang im Mund, die süße nimmt hier stark zu. / Fazit: Insgesamt komplexer als der erste, interessanter. Und süffiger ;)
  • WG // N: leicht rauchig, etwas Vanille, süßer Pfeifentabak G: kräftig, alkoholisch, A: kurz
  • SU // N: Unglaublich schüchtern. Bei normaler Temperatur kommen außer leichtem Rauch und minimalen Apfelnoten überhaupt keine Aromen raus. Handwärme bringt mächtig Leder, Vanille, einen alten Aschenbecher, Zitronenapfel und Salz / G: Deutlich kräftiger als in der Nase, viel Asche, Kaffee, Zitronenkuchen, Nougat, morsches Holz / A: Kalt und lang, aschig, leicht ledrig, Edelbitter, jung
  • LK // N: Warme Noten, Honig, heller Kakao, Haselnuss, Kieselsteine, weiße Schokolade, animalische Noten, die ein wenig an Kuhstall erinnern/ G: Fruchtig mit Aprikose und Pfirsichen, Kieselstein, leichtem Rauch und Stallnote/A: mittlerer Abgang, mild-süß, fruchtig-vanillig /

Sample #3

Stärke und Produkt?

  • JS: 46%, Reifung im Ex Bourbon Fass, 15 Jahre, Mackmyra; Bewertung: ‚-‚
  • AM: Würde hier auch auf Fassstärke gehen, etwas höher als beim ersten: 57,6 % abv. Das Fass wirkt auf mich ein bisschen wie Süßwein. Könnte mir auch hier wieder eine SMWS-Abfüllung vorstellen.; Bewertung: ‚+‘
  • MS: 58%, Ex-Bourbon Fass; Bewertung: o
  • JH: 54% / Ein wuchtiger Whisky mit viel Kraft, viel Rauch und etwas Süße / Ex-Bourbon, Ex-Sherry, Ex-Rum; Bewertung: ‚+‘
  • KD: 56%, Süßweinfass (Sassicaia?), 15 Jahre; Bewertung: ‚+‘
  • ME: Auch hier ein klarer Islay, auch wieder mit knapp über 50% aus einem PX Sherry Cask. / Er wäre mir sicherlich ca. 100€ wert.; Bewertung: ‚+‘
  • WG: knapp über 60%,; Bewertung: o
  • SU: 62-65%, 4-6 Jahre, natürlich wieder St Kilian, ich sag daher mal Pfälzer Eiche. Solider Durchschnittsdram; Bewertung: o
  • LK: Recht stark in der Nase + Kirchenfenster, deswegen Alkoholgehalt von 50% (oder mehr?), Portwein; Bewertung: o
  • MM: 60% – Fass keine Ahnung. Ist für mich nachvollziehbar.; Bewertung: ‚+‘

Tasting Notes

  • PM // Nase: Oh das ist eine Wuchtbrumme. Der Alkohol ist kräftig. Viel Vanille und Pfeffer. / Geschmack: Kräftiger Antritt auf der Zungenspitze. Viel Pfeffer. Würzig. Torf. Etwas Zerealien und Malz. / Abgang: Kräftig und würzig. Hinterlässt eine trockene und leicht taube Zunge. Hier kommt der Gummiabrieb. / Wertung: o
  • JS // Vom Grundsatz her das gleiche Gerüst wie #1. und #2. Allerdings nochmals länger gereift, deutlich mehr Körper und wiederum mehr Würze. Anklänge tropischer Früchte und Paranuss.
  • AM // N: Auch hier habe ich wieder sehr starke Karamellnoten in der ersten Nase, allerdings weniger als Pudding, sondern eher direkt als Karamellsoße, so wie man sie auch manchmal auf Eis kriegt. Dazu wieder die leichten Zitrusnoten und dezenter Rauch. Die Nase wirkt etwas „dreckiger“ als bei den ersten beiden, ich erahne ganz leichte Werkstattnoten: Teer, Staub, Öl, Ruß, Kohlestaub, schwarzer Tee, dunkle Schokolade. / G: Zunächst wieder eher süß, dann etwas würziger und hinten raus eine schöne Mischung aus Süße und Würze. Aprikosenmarmelade, Zitrone, Pressspan, Lapsang Souchong Tee. /A: Mittellang. Leicht pfeffrige Würze in schöner Kombination mit Rauch und Süße.
  • MS // N: Modellbaufarbe, dezenter Rauch, Zedernholz, helle Früchte / G: leichte Schärfe, fruchtige Noten, Salzlakritz / A: Salmiak, Zitrusnoten, mittellang
  • JH // N: Rotwein, Erdbeeren und feuchte Erde mischen sich in der Nase. Es entsteht der Geruch, den die Erde hat, wenn es nach einer langen Dürrezeit regnet und der Sommerregen auf den warmen Asphalt prasselt – Petrichor. Langsam aber sicher baut sich eine Rauchnote auf. diese wirkt warm und feucht, wie beim saunieren. Heidelbeeren und Himbeeren runden den sommerlichen Eindruck ab. / G: Ein Obstkorb, gefüllt mit allerlei reifen Früchten (Banane, Pfirsich, Himbeeren und saftigen Birnen) macht den Ersten schritt. Klein und sanft beginnt der Whisky am Gaumen, Doch dann fällt der Startschuss und eine unheimlich süße Rauchwolke erobert den Whisky. Der Rauch wird warm und droht durchzuzünden. / A: Der Rauch bleibt und trocknet den Mund aus, so dass dieser offen stehen bleibt um abzudampfen.
  • KD // N: würzig im Antritt, Lakritz, Kräuter, Malz, Honig, Traubensaft / G: trocken aber vollmundig, sehr würzig aber auch mit Trauben- und Malzsüße, dazu Fasswürze / A: würzig, aber auch wieder Traubensüße, mittellang
  • ME // N: Der Dritte Whisky wirkt deutlich anders als die ersten beiden. In der Nase schon komplexer, zu den schon bekannten Rauch eine rotfruchtiges Aroma, süß und duftend. Dazu deutlich mehr Tiefgang, auch durch die aufkommenden floralen Aromen. / G: Vom Alkohol milder als die ersten beiden. Der Rauch schlägt im ersten Moment voll zu, tritt dann in den Hintergrund. Ein komplexeres Aromenspiel zwischen roten Früchten, Asche und etwas Eiche. / A: Hintenraus Eiche und wieder der lang anhaltende Rauch, dazu eine deutliche PX Süße. / Fazit: Insgesamt der komplexeste und spannenste, auch wenn es nicht ganz so süffig ist.
  • WG // N: sehr alkoholisch, rauchig G: verbranntes Marzipan A: mittellang
  • SU // N: Kalter Rauch, leichtes Leder, klare Zitrusnoten und Vanille, dazu Tannine / G: Pfeffrig, warm, trocken, aschig-ledrigen Rauch, undefinierbare rote Früchte, Vanille / A: Mittellang, staubtrocken, Röstaromen, Asche, Kaffee und Leder
  • LK // N: Vollmundig, holzig, nussig, Feigen, rote Äpfel, ein leichter Hauch Rauch, ein wenig Leder, Trockenfrüchte/ G: Holzig, rote Früchte & Johnannisbeeren, Brombeeren, Äpfel, rauchig, weniger Alkohol auf der Zunge als erwartet, auch hier Leder/ A: langer Abgang, Nuss, Honig, Rauchspuren. /

Worin unterscheiden sich die drei Proben

Nun, die drei unterscheiden sich wirklich nur in der Alkoholstärke. Das meinten die Teilnehmer:

  • JS : Meiner Auffassung nach unterscheiden sich die Probanden nicht durch den Alkoholgehalt. Man hat zwar das Gefühl, dass die Stärke von 1 nach 3 zunimmt – aber das ist der Eiche geschuldet. Sprich es wird immer würziger…
  • AM : Die drei haben ein gleiches Basisprofil in Nase und Geschmack. Dabei sind vor allem die Zitrusnoten und der Rauch zu nennen. Deswegen tippe ich eben auch auf den Malzbrand des genannten Master Distillers. Ich glaube, dass der erste Dram in Sachen Alkohol der schwächste ist und die anderen beiden sich in der Fasslagerung unterscheiden.
  • MS : Der Titel der Challenge suggeriert es – und Nase und Gaumen steigen drauf ein: ein Destillat aus einer Brennerei in vergleichbaren Fässern mit unterschiedlicher Alkoholstärke. Ich vermute, die Whiskies sind etwa 4 bis 6 Jahre alt, jeweils in einem Ex-Bourbon Fass gereift und haben unterschiedliches Volumen Alkohol (entweder durch Verdünnung oder durch verschieden dichte Fässer). Je stärker das Alkohol-Volumen, umso mehr Aromen kommen in Nase und am Gaumen zum Vorschein. [nahe dran]
  • JH : Die Rauchnote wird von 1->3 intesiver, die Fassreifung wahrscheinlich auch. Während #1 noch mild und leicht rauchig ist, trumpft #2 schon mit einer ordentlichen Portion Rauch auf und bringt dazu eine deutlich dunklere und fruchtigere Süße. #3 besticht dann durch Rauch und Kraft. Gleiche Entwicklung gilt auch für den Alkoholgehalt und die Stärke der Whiskys.
  • KD : Der Alkoholgehalt dürfte die drei natürlich unterscheiden, in aufsteigender Reihenfolge. Aber auch der Fasstyp ist meiner Meinung nach jeweils ein anderer. Einen gemeinsamen Grundcharakter weisen sie alle auf.
  • ME : Die Unterscheide sind vor allem in den unterschiedlichen Reifegraden, sowohl Fass als auch Komplexität zu finden. Der erste war gefällig, der zweite süß-süffig und der dritte eher alt und komplex. / Gemeinsam haben sie vor allem den gleichen markanten Rauch sowie unverkennbar eine ähnliche Alkoholstärke. Großer Altersunterschiede finde ich nicht, nur evtl. der Dritte wirkt ein wenig älter als die anderen beiden.
  • WG : Vom Grundcharakter her finde ich die drei sehr ähnlich. Der Rauch ist bei allen in etwa gleich stark ausgeprägt. Für mich wirkt es, als hätte der steigende Alkoholgehalt jeweils etwas mehr Aromen hervorgebracht, quasi als Geschmacksträger fungiert. Trotzdem wirken die Proben auf mich noch sehr jung und irgendwie unfertig. Fassarten schmecke ich nicht heraus, was meine Theorie des geringen Alters und noch geringem Fasseinfluss stützt.
  • SU : Ich würde einfach nur verschiedene Holzarten bei den Fässern als Unterschied vermuten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Beim Alkoholgehalt bin ich mir tatsächlich nicht sicher: könnte auch gut sein, dass du uns mal wieder reinlegen willst und alle haben den selben Alkoholgehalt. Sicher ist nur: alle sind deutlich über 50%.
  • LK : Ich denke mal, im Alkoholgehalt sind sie aufsteigend geordnet, wobei 3 noch mal deutlich alkoholischer ist als 1 und 2. Zudem ist die Fassreifung bei jedem anders – 1 und 3 könnten potenziell noch beide ein Sherry-Fass sein, aber 2 ist in jedem Fall etwas anderes.
  • MM : Wirklich schwierig einzugliedern, welche Fässer hier verwendet werden. Das Mundgefühl finde ich wird bei allen 3 Produkten von einer alkoholischen Note mit ganz eigenen Mundgefühl (Prickeln) beherrscht. Hier könnte auch mit Islay Casks gespielt worden sein.

Fazit der Blind Tasting Challenge 

Glückwunsch an Stefan, der auf seinen Bauch gehört und damit die richtige Destillerie erkannt hat. Michael und Christian waren auch sehr nah an der eigentlichen Challenge dran und haben keine großen Unterschiede und ähnliche Whiskys vermutet. Ich finde, dass sich alle ganz gut geschlagen haben, denn eine solche Aufgabenstellung ist sehr ungewöhnlich und ich vermute, dass noch keiner der Teilnehmer denselben Whisky in drei unterschiedlichen Stärken probiert hat. Wir sind es alle gewohnt, Whisky mit ein paar Tropfen Wasser zu verändern (und ändern damit natürlich auch die Alkoholstärke), aber diese geschieht meist im selben Glas und mit fortschreitender Zeit.

Das war eine (für mich) sehr spannende Challenge. Meine Hypothese ist bestätigt worden, denn fast alle haben Unterschiede in den Proben festgestellt. Die meisten haben das auf unterschiedliche Fässer zurückgeführt. Für mich eine Bestätigung, dass auch die passende Alkoholstärke ein wichtiger Parameter bei der Produktion eines Batches ist, der häufig keine Beachtung findet.

Das meinten meine Mitstreiter zur Challenge

  • JS: Wenn ich Wacholder im Whisky rieche oder gar schmecke, bin ich eigentlich raus. Schwefel und Wacholder sind die Geschmäcker, die mir den Genuss komplett verhageln. Gott sei Dank sind aber die Geschmäcker verschieden und die drei Samples werden auch Liebhaber finden. Danke Peter und ja, heute lehne ich mich ganz schön weit aus dem Fenster! Mein Favorit ist die Nummer 2.
  • AM: Alle drei Drams haben mir gut gefallen. Der zweite fällt ganz leicht ab, aber gut gefallen haben mir alle. Eine schöne Challenge, ich hoffe, dass ich ein bisschen in die richtige Richtung tappe – zumindest hab ich dieses Mal kein ganz so schlechtes Gefühl, wie sonst. Es ist immer schön, verschiedene Flasche aus derselben Destillerie zu verkosten und da auf die Unterschiede zu achten. Mein Favorit ist die Nummer 1.
  • MS: Sehr interessant, obwohl ich den Unterschied, bzw. den Abstand der drei von einander nicht extrem finde. Alles gut trinkbare, angenehme Whiskies. Mein Favorit ist die Nummer 3.
  • JH: Alle drei Whiskys haben mir sehr gut gefallen. Ich bin begeistert von dem Spiel zwischen Rauch und Fasseinfluss. Es ist eine tolle Symbiose, die hier gelungen ist und immer intensiver wird. Eine Intensität, die gefördert wird durch den stärker werdenden Alkoholeinfluss und die am Gaumen ganz im Zeichen von Rauch und Wucht steht, auch wenn dies in der Nase bedeutend zurückhaltender war. Mein Favorit ist die Nummer 2.
  • KD: Eine schöne Challenge mit drei schönen Whiskys, von denen einer doch etwas herausgestochen ist für mich – der zweite soll es sein, das Rennen war aber knapp. Es sind alles schöne, schnörkellose Whiskies, der eine etwas mehr, der andere etwas weniger Umdrehungen. In allen ist der Alkohol schön eingebunden, nirgendwo sticht er heraus. Alle Whiskies dürften nicht mehr wirklich jung sein – ich tippe auf mittleres Teenageralter, irgendwo zwischen 15 und 18 Jahren, jedenfalls keine absoluten Jungspunde. „Erkannt“ direkt hab‘ ich wieder mal keinen davon. Ich bin gespannt auf die Auflösung! Mein Favorit ist die Nummer 3.
  • ME: Da ich aktuell auf Caol Ila stehe, war die Challenge was für mich ;) Alle Drei haben mir gut gefallen, auch mit ihren Unterschieden. Mein Favorit ist die Nummer 2.
  • WG: Wirklich begeistert haben mich die drei nicht. Wenig komplex, leichter Rauch – das wars. Schlecht fand ich keinen, aber ich würde mir auch keinen davon kaufen. Interessant war die Zunahme der Aromen mit steigendem Alkoholgehalt (wenn dies denn zutrifft). Mein Favorit ist die Nummer 3.
  • SU: Ich hab bei deinen Challenges bisher immer auf meinen Kopf gehört, wenn es um den Destillerie-Tipp ging, aber diesmal hat sich mein Bauch durchgesetzt. Bin höchst gespannt, was du uns da jetzt schon wieder untergejubelt hast. Gewohnt lehrreich war es in jedem Fall wieder, denn wenn ich Islay und Deutschland nicht auseinanderhalten kann, dann weiß ich mal wieder, dass ich keine Ahnung hab. Danke? Mein Favorit ist die Nummer 2.
  • LK: Disclaimer: Diese Review wurde mit einer Erkältung mit Fieber geschrieben, die sich auch bis zur Abgabe nicht mehr verflüchtigte, also wenn alles falsch ist oder leichte Anzeichen eines Fiebertraums zeigt, wisst ihr wieso! Es war wie immer sehr spaßig! Mein Favorit ist die Nummer 2.
  • MM: Spannende Herangehensweise ein Tasting so zu gestalten. Mein Favorit ist die Nummer 3.

Danke allen fürs Mitmachen!
Vielen Dank an Andreas Kreser und das Team von St. Kilian für die Proben!

Die restlichen Challenges kannst Du hier nachlesen