23. Blind Tasting Challenge Glenturret – Destillerie unter dem Radar
Wie schmeckt der Whisky von Glenturret eigentlich? Nun, ich muss sagen, dass ich bis vor Kurzem noch nichts von der Destillerie im Glas hatte. 2018 wurde die Destillerie verkauft und letztes Jahr wurde eine neue Range aufgelegt. Letztes Jahr stand die Destillerie auch auf dem Programm für meine Rundtour, die nicht stattgefunden hat. Wusstest Du, dass Glenturret die älteste noch aktive Destillerie ist? Nun, ich denke es wird Zeit, dass die Abfüllungen auch meine Mitstreiter kennenlernen.
Wie funktioniert mein Blind Tasting?
Ihr kennt das sicher: es gibt Destillerien, die hat man noch nie probiert und kennt auch keinen, der die mal empfohlen hat. So ist es mir mit der gesuchten Destillerie ergangen. Und dann habe ich (durch Zufall) etwas davon probiert und musste mich dann Fragen, warum ich die bisher nicht auf dem Radar hatte. Damit es meinen Mitstreitern nicht auch so geht, wollte ich von ihnen wissen, von welcher Destillerie die Whiskys kommen. Verraten habe ich aber nur, dass sie aus Schottland sind. Geschickt habe ich jedem je drei 5cl Sample, die mit Sample #1 – #3 nummeriert waren. Als Ergebnis wollte ich …
- Aufgabe 1: Was hast Du im Glas (Typ, Stärke, Produkt)?
- Aufgabe 2: Welcher gefällt Dir am Besten?
- Aufgabe 3: Aus welcher (einen) schottischen Destillerie kommen die drei Whiskys?
Dieses Projekt findet NICHT unter Laborbedingungen statt. Ich habe keine Gläser vorgegeben und auch sonst keine Vorgaben gemacht, WIE der/die Einzelne seinen Whisky zu verkosten hat.
Wer hat mitgemacht?
Die folgenden Blogger haben mitgemacht (in der Reihenfolge des Eingangs der Tasting Notes):
- PM – Peter Moser (ich) – ohne Wertung (in der Statistik), denn ich weiß ja was auf den Flaschen steht.
- LK – Luisa K. / VossnWhisky
- AE – Aaron Engelmann / Drams United
- KD – Klaus Doblmann / Malt Klaus
- MS – Michael Schlüter / WhiskyNews.de
- SU – Stefan Unger / WhiskyZoom
- WG – Hagen Metzler und Patrick Hunscha / Whiskygraphie.de
- RB – Rieke Bergmann / Frollein Scotch
- CS – Christoph Schwichtenhövel / ThePotstill
- AB – Andreas Bernhardt / Whisky & Vinyl
- MaS – Malte Schweia / Malte talks Malts
Auflösung – Welche Destillerie und Whiskys waren es?
Alle drei Whiskys sind von Glenturret. Und diese drei waren es konkret:
- Glenturret, Triple Wood, 43%, ncf, nca, ca. 38.- EUR
- Glenturret, 12yo, 46%, ncf, nca, ca. 55.- EUR
- Glenturret, 10yo Peat Smoked, 50%, ncf, nca, ca. 42.- EUR
Und was meinten meine Kollegen, was sie im Glas hatten?
- LK: Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung. Leider erweitert sich mein schlechtes Namensgedächtnis auf Destillerienamen.. Ich werfe einfach mal Loch Lomond in den Ring. Zur Zeit im Kommen und hat gute Sachen.
- AE: Nach dem Schnuppern am ersten Sample war ich noch in Richtung Tomatin unterwegs, geschmacklich passte das für mich aber nicht. Spätestens bei Sample #3 war ich dann aber bei Tomintoul angekommen. Die malzigen und kräuterigen Aromen passen meiner Meinung nach ganz gut zum Destilleriecharakter.
- KD: Ich meine, darin eventuell Glen Scotia zu erkennen, auch, wenn die Core Range mir nicht mehr so präsent ist. Deren Festival Releases und einige andere Spezialabfüllungen habe ich in den letzten 2, 3 Jahren selber für mich entdeckt. Alternativ eventuell Loch Lomond aus der gleichen Konzerngruppe…?
- MS: Die schwerste Aufgabe – die #1 kam mir bekannt vor, ich konnte aber nicht mehr sagen, welche Destille dahinter steckt. Daher ist meine finale Antwort mehr geraten: alle kommen aus der Speyside Distillery und heißen entsprechend SPEY…
- SU: Wenn ich taktisch vorgegangen wäre, hätte ich mich auf eine Highland-Brennerei eingeschossen, denn in den Lowlands gibt es zu wenig und Islands, Islay, Campbeltown kennst du alles blind, außerdem bist du Dauerbesucher des Speyside-Festivals, daher hast du die alle bestimmt schon mal probiert. Leider bin ich aber nicht taktisch vorgegangen, sondern hab mich wegen der Geschmacksnoten ziemlich früh auf die Speyside festgelegt. Dort bin ich dann hin- und hergesprungen zwischen Auchroisk, Glen Spey, Speyburn und Tormore. Nach langem hin und her: Tormore (eine Brennerei übrigens, die ich sehr mag).
- WG: Es ist durchaus ein roter Faden und ein Charakter in allen drei Proben zu erkennen. Frisches Malz, Karamell, Orangen. Dazu muss es eine Distille sein, die rauchigen und nicht-rauchigen Whisky macht. Welche Distille gibt es, die wohl bei vielen unter dem Radar läuft und auf die dieser Charakter passt? Für uns ist das Knockdhu (AnCnoc).
- RB: Mein Tipp Benromach. Es ist ewig her, dass ich einen Benromach im Glas hatte, aber ich weiß ganz genau, dass ich ihn damals beeindruckend und auf seine Art und Weise ungewöhnlich fand. Heute würde ich ihn nicht mehr wiedererkennen, aber da ich weiß, dass Benromach sowohl fruchtig-vollmundige als auch peated malts herstellt, ist das mein Tipp.
- CS: Von Grundtenor sind die Whiskys recht mild, der Dritte im Geschmack jedoch ordentlich rauchig. Ich tippe daher auf ein Finish in einem Ex-peated Cask, wie es zum Beispiel bei Scapa vorkommt. Würde wie ich finde gut zum Thema „unter dem Radar“ passen.
- AB: The Glenturret [KORREKT! Spitze!]. Erster Gedankengang ging natürlich in Richtung von Brennereien, welche sowohl peated, als auch unpeated produzieren. Ich war hier relativ schnell bei Loch Lomond und Glenturret … der dritte Whisky hat für mich diese typischen Raucharomen, die nix mit Inseln zu tun haben und die ich häufig bei unabhängig abgefüllten Whiskys dieser beiden Brennereien finde. Dann ging die Überlegung etwas vom eigentlichen Geschmack weg und ich hab versucht abzuwägen, welche Brennerei eher „unter Peters Radar“ gelaufen sein könnte – da schien mir dann gerade wegen gestiegener Markensichtbarkeit in den letzten Jahren „Loch Lomond“ unwahrscheinlich. An der neuen Abfüllungsreihe von Glenturret hab ich mich dann auch orientiert um meine Geschmackseindrücke einer konkreten Abfüllung zuzuordnen. Aber vermutlich hat „Sherlock Andi“ schon am Anfang eine falsche Abzweigung genommen und alle folgenden Gedankengänge waren für die Katz‘ – wobei das ja wieder für Glenturret sprechen würde #towser #destillerycat
- MaS: Für mich gibt zwei Kandidaten, die hier passen könnten: Tobermory und Loch Lomond. Die Brennerei muss ja definitiv nicht rauchig und rauchig produzieren und bei beiden wäre dies der Fall. Nun erscheint mir Tobermory aber nicht gerade eine „unter dem Radar“ Brennerei zu sein. Aber vom Line Up würde das dennoch ganz gut zu den Samples passen (z.B. 12 – 21 und ein Ledaig).
Wertung – welcher hat am Besten gefallen?
Die Details der Wertung findest Du bei den jeweiligen Proben. Hier nur noch die Zusammenfassung.
Favorit
Wertung
Bewertet wurden die Proben nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:
+ | gefällt mir, würde ich mir kaufen (für diesen Max-Betrag) |
o | ok, muss ich aber nicht haben |
– | trifft nicht meinen Geschmack |
Sample #1
Stärke und Produkt?
- LK: Single Malt, Bourbonfass (oder Virgin Oak?) um die 12 Jahre Stärke: Tippe auf um die 46% alc. Wertung: o Ganz gut, die Nase ist überzeugender als der Geschmack, aber nicht so wirklich “mein Ding”, dazu stört mich die Bitternote zu sehr.
- AE: Was habe ich im Glas: Ich tippe hier auf einen recht jungen Whisky, der vermutlich keine Altersangabe trägt, und eher im Einsteigersegment unterwegs ist. Beim Alkoholgehalt tippe ich auf 40-43% sowie eine Reifung im Bourbonfass, eventuell mit einem Mix aus Sherry. Wertung: o
- KD: Single Malt, Stärke: 40%, Produkt: Glen Scotia 10, Bewertung: o
- MS: Single Malt, Bourbon Fass, 40%, SPEY Chairman’s Choice, Wertung: –
- SU: Ich tippe auf einen Alkoholgehalt von 43% und sage einfach mal „Tormore 13 Jahre“ von Gordon & MacPhail, Wertung: o
- WG: 40% Alkohol / Tipp: AnCnoc 12 / Bewertung: +
- RB: Stärke: ca. 46%, Fassreifung evtl. Bourboncask mit Rotwein oder Weißwein-finish Wertung: o
- CS: Bourbon Cask, 43%, 11yo. Bewertung: o
- AB: Single Malt, Stärke: 40-43%, Produkt: Glenturret Triple Wood [KORREKT!]
- MaS: Single Malt, Stärke: 46,3%, Produkt: 12 Jahre, Tobermory. Bewertung: + (45€ würde ich ausgeben)
Tasting Notes
- PM // Nase: Ungewöhnliche Aromen. Am ehesten erinnert mich das an eine Mischung aus Geranien mit Gartenkräutern und ein wenig Essig. / Geschmack: Dezente Pfefferschärfe, gepuderte Orangenbonbons / Abgang: Leichte Schärfe und etwas Frucht. / Wertung: o
- LK // Nase: Fruchtige und hefige Noten, am Anfang hatte ich sogar einen ganz winzigen Anflug von (imaginärem?) Torf. Erinnert mich teilweise sehr an deutsche Whiskies von der Obstnote her, ein Touch Politur, ölig. Eiche mit leichten Röstaromen. Nach einiger Zeit kommen dann noch herzhafte Gewürze zum Vorschein. / Zunge: Fruchtig-bittere Fortsetzung der Nase mit Noten von Apfel, Birne, Fruchtkorb etwas Holz, Vanille, Espresso und ein wenig Amaretto. / Zurück bleibt Apfelschale und Bittermandel, Blaubeeren und Haferporridge.
- AE // Der Whisky wirkt im ersten Moment noch relativ jung, denn es kommt relativ viel Malzigkeit zum Vorschein. Danach tauchen dann aber Äpfel, Birnen und Holunderblüten auf, dazu kommen Honig und etwas Minze. Geschmacklich ist die Süße deutlich weniger präsent, auch die fruchtigen Noten treten in den Hintergrund. Dafür erkenne ich jetzt Salbeibonbons, die Minze taucht auch wieder auf. Insgesamt wirkt der Whisky am Gaumen deutlich getreidiger und kräuteriger.
- KD // In der Nase rote Äpfel, kandierte Orangen, gezuckerte Früchte aus der Dose. / Am Gaumen zuerst etwas trocken im Antritt, dazu leichte Eichennoten, Vanille und leicht angebranntes Karamell. / Im Abgang trocken und würzig, etwas pfeffrig mit Eiche und kandierten Früchten. Schöner Einstieg in das Tasting.
- MS // N: Getreide, Teig, Holz / G: mild, Vanille, Karamell, Holz / A: kurz, mild, etwas dumpf, süßlich
- SU // In der Nase ganz fette Bourbon-Noten, Granny Smith, Vanille, tropische Früchte und Zitronengras. / Am Gaumen Vanille, prickelnde Säure, Holz und eine feine Bitternote. / Im Abgang ein wenig metallisch, dazu Bitterkeit und helle Trauben.
- WG // In der Nase honigsüß, spürbares Holz, dazu Stachelbeeren und Birne mit einer großen Portion Nuss. / Im Geschmack direkt richtig nussig – und zwar die grüne Haselnuss. Insgesamt sehr malzig, leicht und süß. Lecker!
- RB // Nase: Der erinnert mich sofort an etwas! An etwas…deutsches! Dieser leichte Muff in der Nase, so ein bisschen wie Klebereis und diese fruchtige Aprikose und matschige Birne! Sollte da etwa Grain mit drin sein? Alles eingebunden in sirup-, fast melasseartige Süße. Ähnliche olfaktorische Eindrücke hatte ich damals beim Whisky aus Simon ́s Feinbrennerei. Leckere Tropfen, keine Frage, aber dennoch auch irgendwie typisch deutscher Whisky. Die Qualität lässt jedoch auch hier nicht zu wünschen übrig. Nachdem der leicht staubige Vorhang durch etwas Luft beiseite gezogen ist, erhascht man einen nasalen Blick auf reife Pfirsiche, überreife Spillinge (Pflaumenart – ich erinnere mich hierbei an den Baum, der vor unserem Haus wuchs und dessen heruntergefallene Früchte im Hochsommer genau diesen Duft verströmten, als sie so zermatscht und glibschig auf dem Gehweg lagen). Leichtes Kirschwasser im Hintergrund und auch der Ansatz von schwerem Blütenduft. Er wird runder mit der Zeit und gefälliger. Geschmack: Schöne Würze, die in die saftige Süße eingebunden wird. Leichter Pfeffer an den Seiten der Zunge. Recht malzig. Vielleicht doch kein Grain mit drin? Meine Güte, was bist du? Ein deutsch-schottischer Doppelagent mit irischen Wurzeln? Du hast die Malzigkeit eines Schotten, den grainigen Muff eines Deutschen und die würzige Schärfe eines dreifach-destillierten Iren. Na warte, ich werde deine Identität schon noch herausfinden! Fazit: Schön ist bei dem, dass er kaum Holznoten aufweist. Man konzentriert sich vollends auf das Potpourri aus Cerealien und Früchten, was auch mal nett ist. Insgesamt wirkt er recht ausgewogen und rund und, wenn man sich erst an diese ungewöhnliche Komposition gewöhnt hat, durchaus süffig und trinkbar.
- CS // Nase: Etwas Klebstoff, erdige & florale Noten, Heu, Aprikose / Mund: Prickelnde Zitrusnoten, Vanille, sehr cremig / Abgang: zitronig und süß, ganz leicht adstringierend
- AB // Nase: Schokolade und gesüßtes Kakaopulver, dazu reife Birne und aus irgendeinem Grund noch grüne Paprika / Gaumen: schön ölig, die reife Birne kommt richtig süß, feine Malzigkeit und Eichenwürze mit bissl Zimt / Finish: eher bissl kürzer mit schöner Karamellsüße und der Eiche
- MaS // Sehr lecker, viel Süße. Voll, malzig, sehr rund. Ein wirklich toller Whisky!
Sample #2
Stärke und Produkt?
- LK: Single Malt, x-Fill Sherry Finish, kann sowohl älter als auch jünger als der andere sein, schwer zu sagen, tippe aber auf älter. Platziere den bei um die 15 Jahre Stärke: etwas mehr als #1, um die 53 % alc. Wertung: + Der wäre mir um die 50 Euro wert, bin nicht überwältigt aber finde ihn ganz gut! Solide und schmackhaft.
- AE: Was habe ich im Glas: Diesmal dürfte der Whisky etwas älter sein, ich tippe auf 12 bis 14 Jahre, der Alkoholgehalt dürfte auch hier wieder bei ca. 40-43% liegen. Hier tippe ich wieder auf einen Mix aus Bourbon- und Sherryfässern bzw. ein Sherry-Finish. Wertung; +
- KD: Single Malt, Stärke: 46%, Produkt: Glen Scotia Double Cask, Bewertung: o
- MS: Single Malt, Bourbon Fass + Wein-Finish, 46%, SPEY 12 Port Cask, Bewertung: o
- SU: Ich tippe wieder auf einen Alkoholgehalt von 43% und sage „Tormore 14 Jahre“. Wertung: + Den mag ich, würde aber nicht übermäßig investieren. So 50.- EUR vielleicht.
- WG: 46% Alkohol. / Tipp: AnCnoc 18 / Bewertung: +
- RB: Stärke ca. 52%, Fassreifung evtl. Sherry Oloroso – vielleicht sogar Vollreifung weil junges Alter? Wertung: o
- CS: Bourbon Cask mit irgendeinem Wein-Finish, 48%, 8yo. Bewertung: –
- AB: Single Malt, Stärke: 46%, Produkt: Glenturret 12yo [KORREKT!]
- MaS: Single Malt, Stärke: 46,3%, Produkt: 21 Jahre Sherry Cask Finish, Tobermory. Bewertung: + (70€)
Tasting Notes
- PM // Nase: Ähnlich wie die #1, aber etwas süßer und fruchtiger. Keine Essignote / Geschmack: Litschi und eingelegte Früchte. / Abgang: Harmonisch. Die Früchte halten lange an. / Wertung: +
- LK // Nase: Wieder ein Hauch Politur, toastige Brotaromen, Rosinen, aber immer noch Frucht! Teilweise sogar fast fleischige Noten. Finde viele klassische Sherry-Noten wie Trockenfrüchte etc. wieder. In der Nase geht er in die Richtung süßlich-komplex, sehr rund und angenehm. / Zunge: Würziger und schärfer, definitiv mehr Alkohol mit bei. Es findet sich wieder die vorhergegangene Apfelschale und Bitternoten, gleichzeitig mehr Holz. Honig und Heidekraut. Frische Trockenfrüchte. / Im Abgang wird er etwas fruchtiger und bekommt Kakao-Noten. Sehr lecker und lang. Dunkle Schokolade, eine Kombi aus “bitter-süß-scharf”
- AE // Auch der zweite Whisky wirkt süß und fruchtig, allerdings habe ich im Vorwege nicht mehr so viel Malz wie bei #1. Viel Honig und Karamell mischen sich mit roten Äpfeln, gleichzeitig aber auch mit süßen Beeren, wobei sich Erdbeeren besonders hervortun. / Am Gaumen wiederholen sich die Aromen grundsätzlich, aber auch hier kommt wieder deutlich mehr Würze ins Spiel, erneut gepaart mit Kräuteraromen. Diesmal bleibt aber auch die cremige Süße erhalten, dazu kommen dezente Fruchtaromen in Richtung süßer Apfel und Erdbeere.
- KD // In der Nase etwas verhaltener als die #1 – es kommen aber dunkle Noten von Sherryfassreifung durch. Sultaninen, Feigen, Früchtebrot, Bratapfel. / Am Gaumen wieder trocken, die Einflüsse von Sherryfässern und eventuell europäischer Eiche sind nicht zu verleugnen. Leichte Trockenfrüchte, aber nicht zu süß, die Würzigkeit dominiert. / Im Abgang zuerst süß, dann trocken mit Anklängen von Trockenfrüchten und viel Würzigkeit. Hat mir fast ein bisschen zu viel von „stürmischem, frischem Fass“.
- MS // N: Vanille, Holz, dezente Zitrusnoten, leicht muffig / G: würzig, eingelegte helle Früchte / A: leicht bitter, recht kurz
- SU // In der Nase gibt es helles Holz, Karamell, Nüsse, grüne Trauben und Zitrone. / Am Gaumen erst dünn, dann aber vor allem süffig. Zitrone, Weißweinessig, Vanille und Gras. / Im Abgang dann sehr unauffällig und leicht, mit minimal bitteren Orangen und jungen Trieben.
- WG // In der Nase vernehmen wir Vanillevla, Karamell, Orangen, Leder und Leinöl. Im Geschmack finden wir die Orangen und Karamell wieder, dazu noch Kuchenteig, Honig und Gewürze. Auch sehr lecker.
- RB // Nase: Der zweite Bruder ist schon etwas gefälliger in der Nase. Er kommt nicht so ungestüm daher, sondern öffnet einem erstmal charmant die Tür bevor er die Sicht freigibt auf einen gut gefüllten Fruchtkorb. Er ist voller, runder, sanfter als sein kleiner Bruder und etwas imposanter. Müsste ich dem Geruchsprofil eine Farbe zuordnen, so wäre es „abgedunkeltes Bordeaux“, sowie samtene Vorhänge, die nur einen kleinen Lichtstrahl in die alte Bibliothek lassen und ansonsten den Raum im Zwielicht lassen. Der staubig-muffige Grundcharakter ist auch hier zu merken, obwohl jemand vorher die antiken Regale mit Orangen-Möbelpolitur abgewischt zu haben scheint. Also vorher…neulich…naja letztes Jahr irgendwann halt. Aber die fruchtige Note ist ins Holz eingezogen und warm und zugänglich, nicht frisch und spritzig. Im Hintergrund klopft noch etwas Liebstöckel an die Nasenwurzel. Geschmack: OrangenBrombeerenPreiselbeerenSauerkirschen, eine dunkle Mischung von eingekochtem Gartenobst. Dahinter ein herzhafter Anklang geröstetes Vollkornbrot, die Malzigkeit im Abgang ist brachial – und auch der Alkohol. Durch die entstehende Trockenheit im Mund ist es schon fast wie ein Stück 90%ige Bitterschokolade, die man lange lutscht. Am Gaumen sehr pfeffrig und die Schärfe mutet an wie diese Nimm2 Zitronenbonbons die so ein scharfes, trockenes Gefühl im Mund hinterlassen nachdem man sie zerkaut hat. Zugänglicher mit etwas Wasser. Fazit: charmanter aber auch wesentlich kräftiger als sein Vorgänger. Ordentlich Wumms mit Fruchtgeschmack, den man so erstmal nicht erwartet. Cerealer Grundcharakter durch die Fruchtigkeit noch besser eingebunden.
- CS // Nase: leichte alkoholische Note, sonst riecht der nach nix! :(Mund: getreidig, mit Noten von Kaffee und Bitterschokolade Abgang: mittellang, säuerlich bitter
- AB // Nase: das ist irgendwie Frühstück. Ein süßliches dunkles Vollkornbrot mit richtig dick Butter bestrichen. Dazu reichen wir ein paar Stachelbeeren und Früchtetee. / Gaumen: Finde ich hier sehr intensiv mit leichtem Prizzeln. Zitrusnoten mit leichter Pfeffer- und Ingwerschärfe. Ein frischer Kamillentee wechselt sich hier mit schönem Milchkaffee ab. / Finish: Mittellang – frische Kräuter- und Mentholnoten. Geht schön ölig runter und hat hinten heraus wieder Holzwürze.
- MaS // Von den drei Samples das Intensivste.
Sample #3
Stärke und Produkt?
- LK: Peated Single Malt, Bourbonfass, 10 Jahre Stärke: sehr schwer zu sagen, 50% alc. [Gückwunsch! Das passt genau!] Wertung: + Würde um die 70 Euro dafür ausgeben, mag den sogar etwas mehr als den letzten.
- AE: Dieser Whisky dürfte wieder etwas jünger sein, ich vermute, dass hier wieder auf eine Altersangabe verzichtet wurde. Beim Alkoholgehalt bin ich unverändert bei rund 43%, diesmal tippe ich auf eine reine Bourbonfassreifung. Wertung: o
- KD: Single Malt, Stärke: 46%, Produkt: Glen Scotia Peated 10yo, Bewertung: o
- MS: Single Malt, Bourbon Fass, Peated, 46%, SPEY Fumare, Bewertung: o
- SU: Ich tippe auf einen Alkoholgehalt von 48% und sage „Tormore 16 Jahre“. Bekommt von mir ein „+“, denn der ist richtig mächtig lecker und wäre mir 60-70.- EUR wert.
- WG: 46% Alkohol. / Tipp: AnCnoc Peatheart Batch 2 / Bewertung: +
- RB: Stärke: ca. 55%, Fassreifung Bourbon- und Sherrycask, peated (40ppm) Wertung: +
- CS: Bourbon Cask + rauchiges Finish?, 46%, 10yo. Bewertung: o
- AB: Single Malt Stärke: 48+%, Produkt: Glenturret 10yo Peat Smoked [KORREKT! Alle drei!] (könnte aber auch gut ein UA in niedrigerer Fassstärke sein)
- MaS: Single Malt, Stärke: 46,3%, Produkt: 10 Jahre, Ledaig. Bewertung: + (45€)
Tasting Notes
- PM // Nase: Der Torf ist kräftig aber nicht besonders maritim. Eher aus den Highlands. Leichte Kräuternoten. / Geschmack: Die Pfeffernote breitet sich langsam auf der Zungenspitze aus. Dann kommen aus dem Hintergrund erdige Noten, die mich etwas an ein Dunnage Warehouse erinnern durchmischt mit Kräutern, etwas Basilikum. Holznoten. / Abgang: Die Holznoten werden kräftiger und leicht nussig. Ich tippe auf ein Virgin Oak Fass. / Wertung: +
- LK // Nase: starker, starker Torf. Rauchig, frisch, wahrscheinlich nicht alt und relativ “smooth”. Der Rauch hält sich sehr lange! Es ist anfangs schwer, darunter was zu finden. Dann kommen helle Früchte zum Vorschein, aber auch eine gewisse Tiefe und Nussigkeit. Leider habe ich einen ganz, ganz winzigen Hauch von Gurkenwasser… die Nussigkeit nimmt mit der Zeit zu, dazu gesellt sich würzige Vanille. Da kommen tatsächlich Islay-Gefühle auf! / Zunge: Prickelnd, aber kaum alkoholisch, wieder helle Früchte und einige vereinzelte Beeren, Zitrus-Abrieb, der Brennereicharakter der vorherigen Whiskys erscheint auch hier. Er erinnert mich etwas den an Torabhaig. Der Rauch ist deutlich zu schmecken, aber ist angenehm, harmoniert gut mit der Frucht und nicht überwältigend – ich mag ihn sehr gerne.
- AE // Dieser Whisky wirkt wieder etwas jünger und bietet eine Mischung aus kräuterigen, malzigen und torfigen Aromen. Neben einem Heuboden erkenne ich nur eine dezente Süße in Form von Vanille und Karamell. / Ganz ähnlich geht es am Gaumen zu, denn auch hier stehen Kräuter, Malz und Torf klar vor der hintergründigen Süße. Im Abgang gibt es dann eine leichte Ingwernote.
- KD // In der Nase schöner Torfrauch ohne „Krankenhaus“, Zitrus, Apfelaroma, Aprikosen und leichte Vanille. / Am Gaumen wieder leichter Rauch, Vanille, Apfel, Zitrone und etwas kandierter Ingwer. Recht frisch und sommerlich. / Im Abgang trocken, süß-malzig, etwas Vanille und dezent grasig.
- MS // N: Vanille, Holz, entfernte Rauchnoten / G: salzig, würzig, torfig, süß / A: mittellang, leicht wärmend
- SU // In der Nase sehr fruchtig, mit hellen Trauben, Orangen und Mirabellen, dazu Akazienhonig, Vanille und Zitronengras. / Am Gaumen deutlich mehr Kraft als die anderen beiden, trotzdem süffig, mit sanft-herber Eiche, Nüssen und Ingwer. / Im Abgang staubtrocken, erstmalig mit Röstaromen und dunkler Schokolade sowie wieder Ingwer und Gras.
- WG // Unverkennbar rauchig und torfig, Kräuter und etwas kühlend in der Nase. Zwischen dem Rauch riechen wir Jaffa Cakes Orange ;) Im Geschmack malzig, Karamell und Honigschinken. Rauchig, na klar, aber frisch und rauchig. Ein sehr schönes Ding!
- RB // Nase: Ich hätte nicht gedacht, dass das Profil noch vollmundiger (oder vollnasiger?) werden könnte. Doch, es kann. Noch runder, noch süßer, zieht sich das Bouquet durch die Nasenflügel bis in die Haarwurzeln. Hierbei etwas mehr Frische als sein Vorgänger – mehr Zitrusnoten und eher der Eindruck von frisch aufgeknackter Orangenzeste als von reifem, süßen Orangenfleisch. Oh, entschuldigen Sie, Sir. Rauchen Sie? Gelegentlich. Torfrauch ist doch zu merken, also hier scheint es sich um eine peated Version der kleinen Brüder zu handeln. Der Rauch gibt ganz wunderbare Aromen von dunklem Holz wieder und von Beef Jerkey mit Teryaki-Salz-Marinade. So ein bisschen süß-sauer. Geschmack: Etwas scharf und etwas Holz. Fast so, als hätte man noch eben einen Schluck der Orangen-Möbelpolitur probiert. Und dazu in einen saftigen Schinken gebissen. Unglaublich ausfüllend im Mundraum und extrem ätherisch! Der Rauch zwiebelt noch richtig schön am Gaumen nach. Das erste mal etwas Nuss im Abgang, ansonsten lang und leicht trocken. Fazit: Ein ordentlicher Kracher, obwohl er erst so nett und fruchtig-freundlich daherkommt. Schnell wird man eines Besseren belehrt, diesem Kollegen nicht allzu schnell über den Weg zu trauen. Spannend definitiv!
- CS: Nase: dunkle Beeren, Karamell, etwas Speck / Mund: aschige Rauchigkeit, Würze, speichelanregend und voluminös / Abgang: mittellang bis lang, bekommt zum Ende jedoch einen „komischen“ Touch
- AB // Nase: Grasig-mentholiger Highlandrauch gleitet über rote Beeren und Vanilleschoten / Gaumen: Der Rauch ist am Gaumen etwas dezenter. Wieder kalter Kamillentee – dazu Salmiakpastillen, Lakritzschnecken und schon wieder Stachelbeeren. / Finish: bitter-süß, malzig, Rosmarin und Eukalyptus – bissl länger
- MaS // Ein kräftiger, rauchiger Vertreter. Gefällt mir gut und passt schön zu den anderen.
Fazit der Blind Tasting Challenge
Ich bin bei einem Tasting auf den Peated 10yo aufmerksam geworden. Ich fand den Torf ungewöhnlich und wollte wissen, wo der herkommt. Die Antwort liefert Jamie Morrison, Brand Ambassador von Glenturret: „Our malting partner Simpsons have informed us they take peat from various parts of Scotland and this is used together. Therefore it will come from highlands, islands and geographically all over. This adds extra layers of depth to the range of peat and smoke we see in the barley. This will also vary from batch to batch where the peat comes from and of course different areas have different characters ie Islay peat will be different to mainland peat etc.“ Und dann war ich natürlich gespannt auf die gesamte Range. Die Flaschen gefallen mir. Sehr schwer. Und auch die Whiskys haben mir gefallen. Mein Favorit ist die #3.
„Sherlock Andi“ hat abgeräumt. Gut kombiniert und meinen Tipp gut verarbeitet. Glückwunsch Andi und nicht nur die Destillerie richtig, sondern auch alle drei Abfüllungen!! Wie mir scheint war Glenturret nicht nur bei mir unter dem Radar. Die „Bitternoten“ sind speziell und muss man mögen, aber den meisten scheint das gefallen zu haben. Soll ich beim nächsten Mal eine Längenbeschränkung für die Notes vorgeben? Ich finde die Notes von Rieke toll, also gibt es keine Vorgabe. Ich finde, dass sich alle gut geschlagen haben!
Und das meinten die Teilnehmer:
- LK: Bei allen ist der Alkohol sehr gut eingebunden, aber die bittere Note stört mich. Am besten gefallen hat mir #3. Ich mag halt einfach Torf, und der ist wirklich schön ausbalanciert und lecker
- AE: Mir hat klar die #2 am meisten zugesagt. Allerdings sind alle drei Whisky unkomplizierte und solide Whiskys, die nicht besonders herausstechen, aber gut schmecken.
- KD: Schwierig… am ehesten hat mir wohl noch die Nummer 3 gefallen, die am spritzigsten und für meinen persönlichen Geschmack am Stimmigsten erscheint. Wenn es die Destillerie ist, von der ich glaube, dass es sie ist, dann würde ich andere Releases sehr gerne kaufen, von diesen dreien müsste ich vom eigenen Geld keinen unbedingt haben in einer Whiskywelt wie der aktuellen, die einem die Wahl schwierig macht…. Wieder einmal eine spannende Challenge – auch der Hinweis, dass es nur eine Destillerie aus Schottland ist, macht es nicht unbedingt leicht, was den Spaß nicht mindert. Für mich aber ein Novum, dass diesmal keine Flasche dabei ist, die ich aus der Blindverkostung heraus gerne auf die Kaufliste setzen würde…
- SU: Das war wieder spannend und ich war gewohnt hoffnungslos verloren. Meine Festlegung auf Tormore entspringt eher heiterem Quizniveau als irgendeiner Logik. Ich mag Tormore einfach gerne, hab die Standards aber alle nicht zu Hause und möchte einfach, dass die so schmecken wie Sample 2 und 3. Nr. 1 war mir irgendwie zu jung und unausgereift, aber Nr. 2 und Nr. 3 waren wirklich gut. Letztlich gewinnt bei mir Nr. 3, weil er durch den höheren Alkoholgehalt eine schönere Kraft entwickelt. Danke, dass du mich alle sechs Woche wieder erdest.
- WG: Nummer 1 ist sehr lecker, aber die Nummer 2 bietet schon etwas mehr und gefällt uns wirklich gut. Nummer 3 hat es uns aber irgendwie angetan mit dem frischen Rauch, daher holt Nummer 3 ganz knapp den Tagessieg! Gefällt uns heute am besten. Wir sind gespannt und freuen uns auf die Auflösung!
- RB: Mir hat am besten die Nr. 3 gefallen. Danke dir, lieber Peter für diese coole Challenge!
- CS: Grundsätzlich hat mir Whisky Nr. 3 aufgrund seiner voluminösen Stärke am besten gefallen, leider schmälert sein Abgang jedoch auf den letzten Drücker das Ergebnis. Um ehrlich zu sein hat mich keiner der Whiskys vollends überzeugt. Aber so hat jeder seine Favoriten und der liebe Peter mehr von diesem Whisky.
- AB: Ich finde alle drei durchaus gelungen und bin angenehm überrascht, gerade wenn mein Brennereitip wirklich passen sollte – dann ist das ein guter „Neustart“. Schwankte sehr zwischen Nr. Zwei und Drei.
- MaS: Sample #1 ist für mich der beste Whisky. Er ist rund, ausgewogen aber keinesfalls langweilig. Eine tolle Süße und Zitrusnoten wechseln sich ab. Alle drei Whiskys haben mir gut gefallen. Die #1 ist ein Allrounder, Nummer #2 ist etwas kräftiger und die #3 sticht natürlich durch den Rauch heraus. Feine Tropfen, ich bin gespannt, wer hier völlig zu Unrecht „unter dem Radar“ fliegt!
Danke allen fürs Mitmachen!
Vielen Dank an Florian Weiß von Kammer-Kirsch für die Proben!
Die restlichen Challenges kannst Du hier nachlesen
- 1. Blind Tasting: 3 Single Malts – 7+1 Blogger
- 2. Blogger Blind Tasting: Kann man einen Blend oder Single Malt blind erkennen?
- 3. Blind Tasting: 10 Blogger stellen sich der Sherry Challenge
- 4. Blind Tasting: 10 Blogger im Vertical Tasting
- 5. Blind Tasting: 10 Blogger suchen das richtige Land
- 6. Blind Tasting Challenge: 10 Blogger und eine ungewöhnliche Destillerie
- 7. Blind Tasting Challenge: 9+1 Blogger und die Destillerie in neuem Gewand
- 8. Blind Tasting Challenge: 8+1 Blogger und das Versteckspiel mit Sherry
- 9. Blind Tasting Challenge – Standard oder hässliches Entlein?
- 10. Blind Tasting Challenge – Einer mit Ecken und Kanten
- 11. Blind Tasting Challenge: HYPER HYPER
- 12. BTC: XMAS – die glorreichen Sieben
- 13. Blind Tasting Challenge – Was machen die anders?
- 14. Blind Tasting Challenge Port Charlotte: Jetzt wird es rauchig/torfig!
- 15. Blind Tasting Challenge: Terroir – Waterford Single Farm Destillate
- 16. Blind Tasting Challenge BenRiach – Torf oder lieber nicht?
- 17. Blind Tasting Challenge Kleine Weltreise – Deutscher Whisky
- 18. Blind Tasting Challenge Japan
- 19. Blind Tasting Challenge Schottische Regionen
- 20. BTC: Weihnachten im Glas?
- 21. Blind Tasting Challenge – Glasgow Distillery Vertical
- 22. Blind Tasting Challenge – Peaty – Welcher ist der torfigste Whisky?