Blind Tasting Challenge

13. Blind Tasting Challenge – Was machen die anders?

Es gibt ein paar Destillerien, die nicht oder nicht nur auf Massenproduktion ausgerichtet sind, sondern ab und an auch ein etwas spezielles Produkt für den Markt kreieren. Dabei zeigen diese uns etwas und gewähren Einblick in die Möglichkeiten bei der Whisky Produktion. Manchen dieser Destillerien wird unterstellt, dies nur aus Marketingzwecken zu tun. Deshalb wird Marketing bei diesem Blind Tasting komplett ausgeblendet.

Wie funktioniert mein Blind Tasting?

Es geht um eine schottische Destillerie, die einige Abfüllungen anders macht als „normal“. Was ist es, das sie anders machen? Ich schicke Euch eine „normale“ und zwei nicht ganz so „normale“ Abfüllungen. Keine der drei ist aus dem Standardprogramm dieser Brennerei, doch alle drei sind (oder waren) normal erhältlich. Mehr verrate ich aber nicht. Geschickt habe ich jedem je drei 5cl Sample, die mit Sample #1 – #3 nummeriert waren. Als Ergebnis wollte ich …

  • Aufgabe 1: Welche Destillerie ist es?
  • Aufgabe 2: Welcher gefällt Dir am Besten?
  • Aufgabe 3: Was hast Du im Glas (Typ, Stärke, Produkt)? Was ist das „besondere“ an dem Produkt?

Dieses Projekt findet NICHT unter Laborbedingungen statt. Ich habe keine Gläser vorgegeben und auch sonst keine Vorgaben gemacht, WIE der/die Einzelne seinen Whisky zu verkosten hat.

Wer hat mitgemacht?

Die folgenden Blogger haben mitgemacht (in der Reihenfolge des Eingangs der Tasting Notes):

  • PM – Peter Moser (ich) – ohne Wertung, denn ich weiß ja was auf den Flaschen steht.

Auflösung – Welche Destillerie war es?

Bei Glenmorangie gab es bis letztes Jahr eine „Private Edition“. Dabei wurden jedes Jahr einige besondere Produktionsparameter verändert (man könnte auch sagen damit „gespielt“) und Produkte erzeugt, die deutlich anders ausfielen. Neben zwei dieser Private Editions habe ich auch noch eine Travel Retail Abfüllung mit einem Amontillado Finish gewählt, denn auch dieses spezielle Sherry-Finish ist kaum zu finden. Und diese drei waren es konkret:

  1. Tayne, Travel Retail, 1l, 43%, Amontillado Finish, ca. 50.- EUR
  2. Tùsail, Private Ed. #6 (2015), 46%, ncf, Maris Otter Gerste, ca. 80.- EUR
  3. Milsean, Private Ed. #7 (2016), 46%, ncf, stark getoastete Weinfässer,ca. 83.- EUR

Und was meinten meine Kollegen, was sie im Glas hatten?

  • JS // Mit den oben genannten Eigenschaften, blieben vor allem drei Brennereien bei mir in der engeren Auswahl: Mortlach, Bladnoch und Blair Athol. Nun bliebe aber noch die Frage zu beantworten, was ist „anders als normal“. Jetzt wird es ganz schwer… Für Mortlach spricht die dortige 2,5-, 2,7- oder 3fach Destillation. Weich und cremig? Außerdem kann man nachlesen, dass oft mehrfach belegte Fässer versendet werden, was die Bitterkeit hervorrufen könnte. Blair Athol habe ich verschiedentlich probiert und auch da hatte ich diese Art der Cremigkeit. Allerdings war die prägnante Bitterkeit nicht ausgeprägt und ich wüsste auch nicht, was sie anders machen… Bleibt noch Bladnoch. Blumig, weich und leicht – könnte hinkommen. Anders könnte sein, dass bekannt wurde, dass die neuen Besitzer große Mengen von altem Whisky, neu gelagert haben und dieser in aktuelle Abfüllungen teilweise einfließen könnte. Bladnoch oder Mortlach? Bislang habe ich von beiden Brennereien nur Samples- oder Drams auf Messen probiert. Von daher fällt es mir schwer, aber ich entscheide mich für MORTLACH
  • AE // Ich tippe auf Deanston.
  • SU // Meine erste Idee war Arran, aber die hatten letztlich irgendwie nichts Besonderes. Danach war ich bei Tomatin, aber da fehlten mir die Nüsse.  Zwischendurch mal bei Miltonduff, aber da gab es mir zu wenig Abfüllungen, um Besonderheiten zu filtern. Ganz zum Ende hab ich mich auf Glenmorangie eingeschossen, weil ich an deren Private Edition als Besonderheit dachte. Schlussendlich muss ich aber zugeben, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, wo wir uns befinden und dann bleibe ich einfach bei meiner letzten Idee und entscheide mich für Glenmorangie.
  • MaS // Ich meine, dass ich keinen Whisky direkt kenne, aber da es sich um eine schottische Brennerei handelt, tippe ich eher auf einen der „jungen Wilden“ der Szene. Eden Mill würde mit dem Hip Flask Konzept gut passen, vielleicht wurde hier mit unterschiedlichen Malzsorten oder –Röstungen gearbeitet. 
  • KD // Frisch eingeschenkt waren mir die 1 und 2 zu flach und nichtssagend, sodass ich zuerst eher mittelmäßige, ältere Loch Lomond-Abfüllungen im Kopf hatte. Dann habe ich mich aber doch für Glenmorangie entschieden.
  • PB // Schwierig, da ich den Fasseinfluss er stark empfand. Sample 2 hat gerade zu Beginn doch imho etwas Brennereicharakter preisgegeben, aber dennoch fehlte mir der Heureka-Moment. Ich würde es auf die Region Highlands/Speyside schätzen. Und ja, ich bin mir bewusst, dass das der totale Langweilertipp ist, da gefühlt 99,999% aller Brennereien dort angesiedelt sind. Für die Bestimmung der Brennerei fehlen mir Argumente, ich muss auf mein Bauchgefühl hören. Und mein Bauchgefühl sagt: Tomatin.
  • WG // Mein erster Gedanke war Speyside, weil die drei Proben doch alle sehr weich waren. Dort kam ich aber auf keine Destillerie, die einige Abfüllungen anders macht, außer durch rauchige Abfüllungen. Rauch konnte ich hier aber keinen finden. Ich tippe deshalb auf Glenmorangie, da diese mit den Private Editions eine besondere Range bietet und auch sonst interessante Sonderserien im Portfolio hat und ebenfalls sehr weiche Whiskys produziert.
  • CL // Ich habe keine Ahnung und tippe auf Tullibardine.
  • JH // Hier eine Brennerei zu nennen, fällt mir sehr schwer. Ein Schuss aus der Hüfte: Jura
  • MM // Ich finde hier nichts, was prägnant heraussticht und auf eine bestimmte Brennerei hindeuten würde, wie beispielsweise eine ganz besondere Art der Rauchnote, eine bestimmte Wachsigkeit, eine besonders schräge Note, oder ähnlich markante Anhaltspunkte. Stattdessen kommen mir immer wieder Begriffe wie „rund“, „vollmundig“, „dicht“, „elegant“, „harmonisch“, und „perfekt ausbalanciert“ in den Sinn. Theoretisch könnten das also ganz viele Brennereien sein. Blind Tastings sind immer wieder eine Herausforderung, und in Gedanken bin ich eine ganze Reihe von Brennerei-Namen durchgegangen, die in Frage kommen könnten. Doch in der Praxis kenne ich nur eine Brennerei, die es immer wieder mit ihren Sondereditionen schafft, diese perfekte Mischung aus Leichtigkeit, Eleganz und Fülle zu kreieren, die ich in allen drei Samples gefunden habe: Glenmorangie.

Wertung – welcher hat am Besten gefallen?

Die Details der Wertung findest Du bei den jeweiligen Proben. Hier nur noch die Zusammenfassung.

Favorit

Wertung

Bewertet wurden die Proben nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:

+gefällt mir, würde ich mir kaufen (für diesen Max-Betrag)
ook, muss ich aber nicht haben
trifft nicht meinen Geschmack

Sample #1

Stärke und Produkt?

  • JS: Single Malt, 43%, Ex-Bourbon, NAS, Bewertung: o
  • AE: Ich habe schon eine erste Idee, was es sein könnte, daher tippe ich mal auf einen Alkoholgehalt von 46,3% und einen 15 Jahre alten Single Malt. Außerdem glaube ich, dass hier frische Fässer zum Einsatz gekommen sind. Bewertung: 0
  • SU: Single Malt, 43%, 15-20 Jahre, Bourbonfassreifung. Da ich mich ja auf Glenmorangie festgelegt hab, könnte es der Glenmorangie 19 sein. Bewertung: o (Ist ok, ein ordentlicher Whisky. Würde ich mir aber selber nicht kaufen, weil ich kein Fan von Kaffee bin. Aber schön, ihn mal probiert zu haben.)
  • MaS: Single Malt, 43%, Eden Mill Art of the Blend No.1 oder 3, Blended Whisky gereift in Virgin Oak und Quarter Casks. Bewertung: + (65€)
  • KD: Single Malt, 51%, Glenmorangie Allta. Was ist besonders: Hefestamm und Gerste. Bewertung: + (70€)
  • PB: schätze ich auf 10-12 Jahre. Gelagert im Sherryfass (Oloroso/PX). Abgefüllt mit einem Alkoholgehalt von 43-46%. Besonderheit? Naja, vielleicht war es eine Travel-Retail-Abfüllung. Würde ich kaufen, in der Kategorie bis 50 €. 
  • WG: Sample 1 und 3 sind für mich zumindest teilweise Sherryfass-gereift. Vielleicht aber auch irgendein Weinfinish. Sample 1 würde ich auf 43-46% Trinkstärke schätzen.
  • CL: Sauterne-Fassreifung mit 46 Prozent (Tullibardine 225) / Bewertung: o
  • JH: 40%, Tokayafass, Bewertung –
  • MM: hat für mich deutlich weinige Noten, aber ich würde keine Vollreifung vermuten, sondern eher ein Finish erwarten. Bezüglich des Alkoholgehaltes vertue ich mich oft. Aufgrund der hohen Aromendichte einerseits und angenehmer Milde andererseits schätze ich 46%. Könnte ein Companta sein.

Tasting Notes

  • AE // Die Nase ist fruchtig-malzig, wobei vor allem Apfel und Traube hervorstechen. / Am Gaumen gibt es eine schöne Honigsüße, danach wird es sehr würzig mit einer guten Portion Eiche.
  • SU // Aroma: Vanille, Toffee, Würze und kräftig riechend. / Geschmack: Deutlicher milder als in der Nase, Grüner Apfel, Orangenzeste, Kaffeegewürz. / Abgang: Würzig, holzig, mit minimaler Ingwerschärfe
  • MaS // Sehr angenehme, stark malzige Nase. Im Geschmack fruchtig und recht weich. Zum Abgang hin etwas würziger. Ein angenehmer Tropfen!
  • KD // Zuerst, frisch im Glas, war er für mich sehr nichtssagend. Nach 30 Minuten im Glas also nochmals neu… Nase: Leicht und erfrischend, da ist Orange im Spiel, Frühlingsblumen und eine Spur Minze. / Am Gaumen leicht trocken, floral, mit Orange, leichter Orangenbitterkeit Vanille und einem „wilden“ Eindruck – wohl der Hefe geschuldet. Sofern mein Tipp stimmt. / Im Abgang leicht, wieder floral mit Zutrusnoten, leichter Frucht-Bitterkeit und wieder etwas Hefe. Ein leicht floraler Abgang bleibt für längere Zeit erhalten.
  • WG // Nase: leicht, fruchtig, süß, reife Banane, nach etwas Standzeit Milchschokolade / Geschmack: sehr weich, Weinnoten, dezente Sherryaromen / Abgang: mittellang, angenehm holzig
  • CL // Ich glaube, das typische Weinfass eines Sauterne-Finishs zu schmecken, finde aber ansonsten nicht allzu viele spannende Noten. Recht flach und unspannend.
  • JH // Vanillig, mit Kräutern und etwas Holz. Wie eine nasse Kräuterseife oder ein Kräutertee. Von der Nase her erinnert er mich an ein Tokaya-Fass-Finish / Leicht, was durch kommt sind Kräuter mit einer gewissen Bitterkeit. Dazu ein paar wenige helle Früchte und ein unterschwelliges Süßstoffaroma. Eine minimale Trockenheit / Kräuter, minimale Trockenheit
  • MM // Farbe: dunkles Gold. / Aroma: weinige Noten, tiefgründige Süße, dunkler Sirup, leicht nussig, im Untergrund auch Zitrusnoten. / Geschmack: sanft und satt, cremig, mit vollem Mundgefühl, würzige Röstaromen / Nachklang: mittelang, angenehm

Sample #2

Stärke und Produkt?

  • JS: Single Malt, 43%, Ex-Bourbon, 10 yo, Bewertung: –
  • AE: Der Alkoholgehalt dürfte etwas höher sein, ich tippe auf ca. 52%. Ich könnte mir hier ein nicht ganz alltägliches Finish wie zum Beispiel Fino vorstellen.Bewertung: +
  • SU: Single Malt, Fassstärke, 10-12 Jahre, könnte Bourbonfassreifung sein, könnte aber auch ein trockenes Portfinish sein. Um beim Glenmorangie zu bleiben, vielleicht der Glenmorangie Allta. Bewertung: + (Mag ich gerne. Wäre kein absoluter Lieblingsdram, aber ist durchaus ordentlich und ein eher unkomplizierter Daily Dram. Bis 80 € würde ich für den ausgeben)
  • MaS: Single Malt, 47%, Hip Flask Series 13 oder 15 (?), Virgin Oak Casks. Bewertung: + (60€)
  • KD: Single Malt, 46%, eventuell Tusail [korrekte Abfüllung!]? Was ist besonders: Ist der „normalste“ der drei… Bewertung: 0
  • PB: schätze ich auf eine NAS Abfüllung aus einem refill Bourbon Cask. Mit einer Stärke von 40-43%. Die Besonderheit wird hier sein, dass die Brennerei sonst nur Sherryfässer benutzt. Würde ich kaufen, in der Kategorie bis 50 €. 
  • WG: tippe ich auf 46%
  • CL: Bourbon-Fassreifung mit 46 Prozent (Tullibardine Sovereign) / Bewertung: o
  • JH: 40-42%, Weinfass, Bewertung: O
  • MM: zeigt starke Vanille- und Karamell-Aromen, so dass ich hier von First-Fill-American Oak ausgehe. Die starke Würzigkeit im Geschmack könnte auch auf kleine Fässer oder eine Reifung in Virgin-Oak-Fässern deuten. Der Alkoholgehalt erscheint mir hier höher zu sein, vermutlich um die 50%. Ein Astar?

Tasting Notes

  • PM // Meine ausführlichen Tasting Notes und Hintergrundinfos – Tasting: Glenmorangie Tùsail
  • AE // In der Nase wirkt der Whisky etwas alkoholischer, gleichzeitig sind sehr viel tropische und Zitrusfrüchte erkennbar. Dazu kommt eine ausgeprägte Vanillenote mit viel Süße. / Geschmacklich geht es wieder mit Honig los, danach kommen Vanille und helle Früchte zum Vorschein. Außerdem erkenne ich einige Kräuter und etwas Pfeffer.
  • SU // Aroma: Mandarine, Aprikose, Karamell und Marshmallows. / Geschmack: Süße, kräftige, vergorene Mandarinen und Pfirsiche, trockenes Holz, mild. / Abgang: Eiche, Pflaume, Eukalyptus, Malz
  • MaS // Süßlich, sehr weich. Tolles, cremiges Mundgefühl. Zum Abgang hin wieder die Würze aus Sample 1.
  • KD // In der Nase sehr leicht und verhalten. Etwas Vanille, ansonsten leicht und floral. / Am Gaumen ebenfalls sehr leicht mit etwas Vanille, leichter Pfeffer, süßlich, etwas malzig und leichte Früchte wie Birne. Eventuell dezenter Rauch? / Im Abgang zuerst kräftig, dann malziger werdend mit Vanille und reifen Birnen sowie weißem Pfirsich. Von der Bewertung her eine 0 ist aber eher als ein „gefällt mir, muss ich aber nicht kaufen, würde als Geschenk aber nicht nein sagen“ zu sehen.
  • WG // Nase: Nussig, erinnert mich an Knoppers / Geschmack: sehr cremig, ölig, ein Hauch Marzipan, leicht stechend alkoholisch, prickelnd, mundfüllend, nussig / Abgang: mittellang, trocken, frisches Holz, Walnuss
  • CL // Die Aromen von Zuckerwatte, Erdbeer-Softeis und Mäusespeck finde ich schon wesentlich interessanter. Gefällt mir ganz gut.
  • JH // Vanillig warm, mit Honig und Met. Die honigartigen Gerüche stehen im Vordergrund, dazu helle Früchte, insgesamt sehr leicht und flüchtig / Eine leichte Weißweintrockenheit und helle Früchte, insbesondere Weintrauben. Dabei ein paar Honigbonbons. Insgesamt sehr leicht und etwas blass. / Kurz und prickeln
  • MM // Farbe: goldener Weißwein / Aroma: viel Vanille, Holz, Karamell, frische und saftige Zitrusfrüchte, vor allem Mandarinen / Geschmack: kräftig, würzig, mit einer prägnanten Holznote, dennoch sehr ausgewogen und elegant. / Nachklang: mittellang, angenehm

Sample #3

Stärke und Produkt?

  • JS: Single Malt, 46%, Ex-Bourbon, 15 yo, Bewertung: + (45 EUR)
  • AE: Beim Alkoholgehalt tippe ich auf rund 56-58%. Hier könnte ein Rotweinfass zum Einsatz gekommen sein.Bewertung: +
  • SU: Single Malt, 10-12 Jahre, Rotwein- oder Portfinish, 46%. Von Glenmorangie vielleicht am ehesten der Glenmorangie Milsean. [korrekte Abfüllung!] Bewertung: o (In Geschmack und Abgang kann ich mit diesem Dram sehr gut, aber der Geruch ist nicht so meins. Selbst wenn ich versuche, nicht Sake und süßes Kaugummi zu riechen, hab ich es trotzdem in der Nase. Der Whisky wirkt insgesamt etwas konstruiert.)
  • MaS: Single Malt, 47%, Hip Flask Series ?,  Irgendwo her muss die Süße kommen. Keine Ahnung! Bewertung: + (75€)
  • KD: Single Malt, 46%, Glenmorangie Spios. Was ist besonders: Fässer – ehemalige Rye-Fässer. Bewertung: + (70€)
  • PB: war schwierig. Auch hier würde ich Sherry Cask sagen, auch hier würde ich NAS sagen. Mit einer Stärke von 50-53%. Vielleicht war hier sogar ein Hauch Torf im Spiel. Jetzt kommt der verwirrende Teil: Mein Bauchgefühl hat „Single Casks“ geschrien, deshalb sage ich einfach mal, dass es sich hierbei um einen Single Cask handelt. Gleichzeitig fand ich die Abgrenzung zur Probe 1 schwer. Und zwar so schwer, dass ich wohl lieber die No. 1 als die No. 3 wählen würde, obwohl die No. 3 einen höheren Alkoholgehalt hat, was ich eigentlich bevorzuge. 
  • WG: Sample 1 und 3 sind für mich zumindest teilweise Sherryfass-gereift. Vielleicht aber auch irgendein Weinfinish.
  • WG: hat für mich die höchste Trinkstärke, aber kein Alkoholmonster. Ich würde ihm um die 50% geben.
  • CL: Port-Fassreifung mit 46 Prozent (Tullibardine Port Wood) / Bewertung: + (40 Euro würde ich dafür ausgeben)
  • JH: 40-44%, Rotweinfass, Bewertung: + (bis 50€)
  • MM: ist mein persönlicher Favorit, ich mag diese pudrige Süßheit und überbordende Fülle, die diese Abfüllung charakteriesiert. Hier würde ich eher eine Reifung in PX- oder Süßweinfässern, z.B. Portwein oder Madeira, erwarten. Alkoholgehalt ähnlich wie Sample No 1, also wahrscheinlich ca. 46%. Ein Milsean [korrekte Abfüllung!]?

Tasting Notes

  • PM // Meine ausführlichen Tasting Notes und Hintergrundinfos – Tasting: Glenmorangie Milsean
  • AE // Die Nase ist intensiv fruchtig mit Erdbeeren, Kirschen und roten Trauben. Dazu kommt viel Karamell und Honig. Ähnlich geht es am Gaumen zu, wo die roten Früchte zu einem süßen Kompott eingekocht sind. Ein Spritzer Zitrus, etwas Honig und eine leichte Pfeffernote runden den Whisky ab. Das gefällt mir richtig gut!
  • SU // Aroma: Eine Mischung aus Sake und süßem Kaugummi, Mirabelle und Granny Smith. / Geschmack: Sanfte Süße mit Karamell, Nougat, bitterer Orangenmarmelade und Banane. / Abgang: Eher mittel und trocken, pfeffrig, weißer Pfirsich.
  • MaS // Nochmals süßer, fast wie Zuckerwatte. Erinnert mich an den Grumsiner Single Grain Whisky. Gefällt mir richtig gut
  • KD // In der Nase der bisher reichhaltigste Whisky. Vanille, Karamell, etwas Schokolade, mit gutem Willen ein paar staubtrockene Dörrfrüchte und etwas Pfeffer und Würzigkeit, die über allen Noten liegt. Am Gaumen deutlich voller und voluminöser als die beiden ersten Whiskies, dazu deutlich trocken. Würzig, mit dunkler Schokolade, Vanille, leicht verbranntem Karamell, leichter Bittere und je einer halben getrockneten Feige und Dattel. Ja, da ist was mit ausgebrannter Eiche sowie etwas, das mich an die extreme Würzigkeit von amerikanischem Rye erinnert. Im Abhang würzig von mittlerem Volumen mit etwas Eiche, Vanille, Karamell, dann trockener werdend.
  • WG // Nase: etwas alkoholisch, dahinter süß, saftige rote Früchte / Geschmack: ebenfalls cremig, prickelnd, kräftig, sehr alkoholisch, bitterer Hagebuttentee / Abgang: eher kurz, trocken, leicht holzig
  • CL // Die Noten von dunklen Früchten und Crunch-Müsli mit Honig finde ich am spannendsten. Sagt mir zu.
  • JH // Warm und satt, ein Fruchtkorb – jedoch mit überwiegend hellen Früchten, dazu eine leichte Holznote und der Geruch von frisch gewaschener Baumwolle sowie warmer Gummibärchen. Äußerst ungewöhnlich! / Eine leichte Rotweintrockenheit wird immer stärker, bis sie den ganzen Mundraum füllt. Dazu eine leichte Holznote und sehr dünner Kirschsaft – dünn, dafür aber viel. Kombiniert mit einer angenehmen Kräuterwürze und einem Hauch Schokolade / Kräuter, leicht trocken
  • MM // Farbe: sattes Gold / Aroma: pudrige Süße, Sirup, Orangen, Schokolade, Citrusfrüchte, Kumquats, Rosinen, Haselnüsse / Geschmack: Orangenschalen, elegante Würze, leicht trocken / Nachklang: lang und warm

Fazit

Mir persönlich gefallen solche „Experimente“, denn sie zeigen uns, wie unterschiedliche „Stellschrauben“ bei der Herstellung von Whisky doch wirken können. Mein persönlicher Favorit ist tatsächlich der Milsean, denn ich habe mir das Bild „Bonbonladen“ von der Marketingabteilung suggerieren lassen und bekomme das auch nicht mehr weg. Dieses Mal haben gleich vier Teilnehmer die richtige Destillerie erkannt und auch bei zwei Abfüllungen wurde richtig getippt. Respekt und Glückwunsch! Die nächste Challenge muss wohl wieder schwieriger werden…

Und das meinten die Teilnehmer:

  • JS: Meiner Meinung nach, merkt man den 3 Samples an, dass sie aus der selben Brennerei stammen. Sie unterscheiden sich durch die Dauer der Reifung und wahrscheinlich auch durch die zur Reifung verwendeten Fassarten. Gemein ist ihnen ein fruchtig, florales Aroma, Malzigkeit und Cremigkeit im Geschmack und eine markante Bitterkeit im Nachgang. Selbstverständlich hat darüber hinaus jeder der 3 noch ein individuelles Profil. 
  • AE: Mir hat mit Abstand der dritte Tropfen am besten gefallen. Der zweite war aber auch sehr gut, nur der erste Whisky war mir etwas zu langweilig.
  • SU: Die Abfüllungen sind alle ordentlich, Sample 2 ist bei mir aber schon deutlich vorne. Schade, dass Abfüllung 1 diesen Kaffeegeschmack hat, den ich persönlich einfach nicht mag, sonst hätte dieser Dram vielleicht gewonnen. Welche Brennerei auch immer es ist: kreativ sind alle drei Abfüllungen definitiv und ich bin gespannt, um welche Brennerei ich mich dann wohl mal genauer kümmern muss. Sollte es wie von mir getippt Glenmorangie sein: Deren Range umfasst derart viele Abfüllungen, dass ich mich an die noch nicht vollständig sondern nur hier und da mal rangetraut habe, da man dann einfach zu vieles probieren muss, um zu einem sauberen Urteil zu kommen.
  • MaS: Mir gefallen alle drei Whiskys sehr gut! Aber wie so oft bin ich absolut überfragt. Sample 3 könnte ein Grain sein, aber das passt nicht in meinen Tipp. Ich bin auf die Auflösung gespannt! 
  • KD: DAS war mit Abstand das schwierigste Tasting bisher! Nachdem die dritte Probe durch war und ich nochmal von vorne begann, musste ich alles neu verfassen. So extrem hatte ich das noch nie! Ob die Lösung stimmt, weiß ich natürlich nicht aber ich habe ein gutes Gefühl. WENN es denn stimmt, so ist das eine durchaus interessante Serie, die ich bisher noch nie verkostet oder gekauft habe, die ich mir künftig aber intensiver ansehen werde.
  • PB: Alle waren sehr gut. Alle hatten was an sich, wo man Spaß dran haben konnte. Aber dann war es doch eindeutig die Probe 2! Warum? Das hat zwei Gründe gehabt. Einmal hatte diese Probe am meisten Charakter. Zudem hat sich Probe 2 wunderbar im Glas entwickelt. Von einer sehr trocken-fruchtigen Note mit etwas Ingwer, hin zu einer richtig saftigen Vanillebombe. Eine spannende Challange, bei der ich vermutlich wieder arg ins … gegriffen habe, wie so oft bei Blindverkostungen. Ich bin sehr gespannt, was es nun am Ende tatsächlich war.
  • WG: Die Nummer 2 gefällt mir am besten, wegen der starken Nussaromen. Nummer 1 und 3 liegen bei mir fast gleichauf, wobei ich die 1 bevorzugen würde. Jetzt kommt das Schwierigste: was ist das „besondere“? Die drei unterscheiden sich trotz des ähnlichen Grundcharakters schon ziemlich deutlich. Ich vermute mal, dass hier verschiedene Fassarten zum Einsatz gekommen sind. Die Whiskys sind okay, so richtig begeistert hat mich aber keine der drei Proben. Ich bin mir ziemlich sicher, noch keinen davon im Glas gehabt zu haben. Den Brennereicharakter erkennt man meiner Meinung nach ganz gut, da trotz des unterschiedlichen Geschmacksprofils bei allen drei Samples diese nussige Cremigkeit vorhanden ist. Sollte mein Tipp stimmen, könnte ich mir vorstellen, dass vielleicht der Allta dabei war, aber sicher bin ich mir hiermit nicht.
  • CL: Das Besondere? Bei diesen drei Abfüllungen? Ich habe keine Ahnung. Aber das Besondere an der Brennerei ist vielleicht, dass sie sehr experimentierfreudig sind. Blind Tastings stressen…
  • JH: Eine Gemeinsamkeit der 3 Whiskys könnte sein, dass alle ein Finish in ungewöhnlichen Fässern bekommen haben. Der gespürt geringe Alkoholgehalt verbindet die drei ebenfalls
  • MM: Die drei Samples gefallen mir alle ausgesprochen gut. Sie stammen aus der gleichen Brennerei, und zeichnen sich alle drei durch eine elegante Finesse, große Aromendichte und ausgewogene Rundheit aus. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Ausprägung. Würde ich diese Whiskys empfehlen? Unbedingt ja! Man sollte sie jedoch nicht in einer wilden Whisky-Nacht verheizen. Obwohl diese Whiskys sehr dicht und vollmundig sind, sind sie zu schade fürs laute Getöse. Sie kommen am besten zur Geltung, wenn man sie abends in gemütlicher Stimmung und kleinem Kreis genießt.  

Danke allen fürs Mitmachen!
Vielen Dank an Tobias Russ und Glenmorangie für die Proben!

Die restlichen Challenges könnt Ihr hier nachlesen