Destillerietour

Mein Besuch bei der Rosebank Distillery in Falkirk

Die Rosebank Distillery in Falkirk ist zurück und erstrahlt in neuem Glanz. Nach ihrer Schließung im Jahr 1993 schien das Ende besiegelt, doch 2017 wurde sie von Ian Macleod Distillers übernommen und aufwendig restauriert. Nun öffnet sie offiziell am 7. Juni 2024 wieder ihre Tore für Besucher und verbindet auf beeindruckende Weise historische Elemente mit modernem Design. Bei einer exklusiven Vorbesichtigung erhielten wir einen ersten Einblick in die Rosebank Distillery. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich ein Ticket sichern und selbst in die Welt von Rosebank eintauchen – die Plätze sind begehrt! Einen ersten Eindruck bekommst Du in meinem Artikel mit vielen Bildern.

Hintergrundwissen

Die Rosebank Destillerie wurde im 19. Jahrhundert von James Rankine in Camelon, nahe Falkirk, gegründet. Ursprünglich entstand die Destillerie in den 1840er Jahren aus den Malzböden der alten Camelon Destillerie. Im Jahr 1868 erbaute James‘ Sohn Robert die Destillerie neu, sodass sie den Forth & Clyde Kanal überspannte. Rosebank blieb bis zum Ersten Weltkrieg im Familienbesitz, bevor sie Teil der Distillers Company Limited (DCL) wurde.

Trotz ihrer hohen Qualität blieb die Bekanntheit von Rosebank als Single Malt gering, da der Großteil der Produktion in Blends verschwand. Erst 1982 wurde ein 8-jähriger Single Malt herausgebracht. Doch die späte Anerkennung konnte die Schließung 1993 nicht verhindern. Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung schwand, als 2008 Kupferdiebe die Stills zerstörten.

2017 kam die Wende, als Ian Macleod Distillers die Destillerie von Diageo (Nachfolger von DCL) übernahm und eine umfassende Restaurierung begann. Die Rettung und Wiedereröffnung der Destillerie wurde von vielen gefeiert. Die neuen Besitzer, die bereits Glengoyne und Tamdhu übernommen hatten, setzten auf Qualität und Tradition.

Die neue Rosebank Destillerie verbindet die historische Bausubstanz mit modernem Design. Die dreifache Destillation und die Verwendung traditioneller Worm Tubs bleiben erhalten und sollen den unverwechselbaren Charakter des Rosebank Whiskys garantieren. 

Meine / unsere Tour durch die Produktion

Offiziell öffnet die Rosebank Distillery am 07.06.2024 die Tore für Besucher. In den letzten Wochen und Monaten gab es aber schon die ein oder andere Möglichkeit, sich umzuschauen. Am Wochenende gab es zum Beispiel eine Verlosung, bei der Anwohner die Destillerie bereits besichtigen durften. Wir (Michael, Karsten und ich) hatten am Montag, kurz vor unserem Rückflug aus Schottland, die Chance bekommen, uns umzuschauen.

Gordon Dundas, Brand Development & Advocacy Director von Ian Macleod Distillers, nahm uns in Empfang. Langsam öffnete sich das große holzverkleidete Tor, die mich sehr an die „zugeknöpfte“ Port Ellen Distillery erinnerte, und Gordon führte uns über einen breiten Weg zu einer Eingangstür. Er räumte auch gleich mit meinem Vorbehalt auf. Das Tor wird ab der Eröffnung offen stehen bleiben und allen Interessierten freien Zugang zum Destilleriegelände bieten. So kann man von der Straße (in Höhe des Kamins) bis hinunter zum „Forth and Clyde Canal“ über das Gelände schlendern.

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Im ersten Stock des ehemaligen Malzbodens befindet sich heute der Raum für die „Filmvorführung“. Mit moderner Projektionstechnik laufen die Bilder über die gesamte Wand und noch um die Ecke herum und erzählen die Geschichte der Rosebank Distillery. Wer es bis hierher noch nicht bemerkt hat, kommt hier nicht darum herum, die harmonische Verbindung zwischen modern und alt (oder „auf alt gemacht“) zu erleben.

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Weiter geht es vorbei an den Wormtubs im Innenhof in den Produktionsbereich. Alles befindet sich auf einer Ebene mit ausreichend Freiraum. In der Mitte des Mash Houses prangt das Rosebank-Logo golden auf schwarzem Hintergrund. Der Boden besteht größtenteils aus klein-löchrigem Metall bzw. in Abschnitten aus feinstem Holzboden. Wir haben alle nicht die erste Destillerie besucht, und so beschränkt sich Gordon auf das Wesentliche und betont die Herausforderungen, die man bis hierher überwinden musste.

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Die Mühle ist das einzige Überbleibsel aus der Zeit vor der Schließung. Diageo hatte die Bobby Mill 1936 von Port Ellen verlagert. Damals war sie weiß und hatte keine Seitenteile (so habe ich sie zumindest auf historischen Aufnahmen gesehen). Jetzt sieht sie aus wie neu (sie wurde auch generalüberholt) und ist (wie nur bei Porteus-Mühlen üblich) in kräftigem Rot lackiert worden. Die Mühle steht hinter einer Scheibe.

Die Mash Tun hat aus optischen Gründen einen Kupferdeckel bekommen und verfügt über einen Rechen, der nur kurz zu Anfang (langsam) genutzt wird. Entstehen soll ein klarer, fruchtiger Wort (Würze). Auf den Washbacks sitzen Switcher, die jedoch aktuell nicht genutzt werden. Über den Washbacks kann man den Schornstein durch die Deckenfenster sehen.

Weiter geht es ins Still House. Auf dem Weg dorthin treffen wir auf Malcolm Rennie, den Distillery Manager, und unterhalten uns kurz. Malcolm hat wie alle anderen nicht nur diese Woche alle Hände voll zu tun: Die öffentliche Eröffnung findet in wenigen Tagen (am Freitag, den 07.06.24) statt. Wir blicken auf die drei Stills und den Spirit Safe. Die drei Stills haben sehr unterschiedliche Formen, aber erst als wir durchgehen, erkennen wir das Besondere an der Wash Still: Sie ist ein „Flat Top“-Modell, das heißt, sie hat keinen typischen runden Abschluss, sondern einen platten.

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Die Stills wurden anhand alter Pläne der Rosebank Stills von Abercrombie bei Forsyth angefertigt. Häufig werden die Stills von Wash zu Spirit kleiner, aber hier ist die mittlere „Intermediate Still“ die größte und längste. Laut Malcolm wird hier der Charakter geprägt. Durch langsame Destillation und Nutzung von Wormtubs entsteht hoher Kupferkontakt. Die Wormtubs stehen im Innenhof im Freien. Die Manholes der Stills sind mit einem Schloss versehen. Ungewöhnlich. Am Spirit Safe erklärt uns Gordon die dreifache Destillation und sprüht uns etwas New Make (77,8%) auf die Hände. Wir verreiben ihn und riechen an den Händen: fruchtig.

Nun geht es weiter in ein „Show-Lager“, denn vor Ort werden nur wenige Fässer gelagert, um den Besuchern einen Eindruck zu geben. Der Rest wird an verschiedenen Orten (unter anderem bei Glengoyne und Tamdhu) gelagert und mit einem Tanklaster befördert. Die Lichtshow zeigt die einzelnen Fassreihen und Gordon erzählt uns eine Geschichte zu den verschiedenen Fässern. Eine Reihe sind wohl alte ehemalige Rosebank-Fässer, die neu gefüllt wurden. In der hinteren Reihe liegt das Fass #1, das am 18.07.2023 gefüllt wurde.

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Zum Abschluss dürfen wir noch einen Blick in den Shop und die Tastingräume werfen. Es gibt einen großen Tastingraum und mehrere kleine (unter anderem für exklusive Tastings). Ausgeschenkt werden Glengoyne und Tamdhu Produkte aus den Schwester-Destillerien oder alte Rosebank Whiskys (>30 Jahre) – je nach gewählter Tour. Im Shop gibt es eine „Distillery Exclusive“ Abfüllung: einen 33-jährigen Rosebank aus 1989 mit 650 Flaschen für 3.200.- GBP. Und natürlich allerhand Merchandise-Artikel der drei Destillerien.

Technische Daten der Rosebank Distillery

Das einzige „alte“ Teil in der Produktion ist die Bobby Mill. Das Malz wird von Crisp geliefert. 3,2 Tonnen werden pro Mash gemahlen. Gemahlen wird mit 22% (husks) / 68% (grits) / 10% (flour). In der Mashtun wird am Anfang kurz der Rechen genutzt. Erzeugt werden 15.000 Liter (klarer) Wort (Würze). Die werden dann in eines der 8 hölzernen Washbacks (Oregon Pine) gepumpt. Die Washbacks haben eine Maximalkapazität von 20.000 Litern und besitzen Switcher, die nicht genutzt werden. Um ein Überschäumen zu vermeiden wird stattdessen mit „Seife“ gearbeitet. Als Hefe wird Mauri MX+ Liquid genutzt. Die Fermentationszeit beträgt 62 Stunden. Die Wash hat dann ca, 8.6% ABV.

Die Destillerie arbeitet mit 3-facher Destillation und 3 Pot Stills, die sehr unterschiedlich geformt sind:

  • Wash Still, wird mit 15.000 Litern gefüllt, produziert Low Wines mit ca. 21% ABV
  • Intermediate Still, wird mit ca. 6.300 Litern gefüllt, produziert High Wines mit ca. 41.5% ABV
  • Spirit Still, wird mit ca. 5.100 Litern gefüllt, produziert ca. 1.700 Liter New Make mit ca. 77% ABV

Nach meinem Empfinden steigen die Lynearms der drei Stills leicht an und münden dann alle drei in jeweils einem Wormtub. Mit aktuell 17 Mashes pro Woche werden ca. 1m LPA erzeugt. Die maximale Kapazität dürfte etwas höher liegen. Die aktuellen Yields liegen bei 416 LPA / Tonne Gerste.

Der produzierte New Make wird mit Tanklastwagen an diverse Lagerstandorte verbracht. U.a. wird bei Tamdhu und Glengoyne eingelagert. Als Fässer werden ausschließlich Refill-Fässer genutzt: Bourbon, Hogsheads, Ex-Sherry Butts und Ex-Sherry Hogsheads.

Fazit meiner Tour durch die Rosebank Distillery

Für mich wirkt die neue Destillerie wie eine gelungene Verbindung aus Neu und Alt. Es gibt nicht mehr viel „wirklich altes“, aber an vielen Stellen wurde „auf alt“ gebaut bzw. renoviert. Als ich vor dem großen geschlossenen Tor am Kamin ankam dachte ich „oh weh, ein weiteres Port Ellen“, denn die massiven Tore und deren Machart gleichen denen von Port Ellen. Aber diese Tore sollen offen bleiben und allen Besuchern die Möglichkeit geben, unter der Destillerie hindurch an den Kanal zu gehen. Rosebank ist zwar „elitär“ im Bezug auf die aktuellen Abfüllungen, aber ich bin gespannt, wenn in ca. 7-10 Jahren ein erster „neuer“ Rosebank erscheinen wird. Auch wenn von „reborn“ und „awaken“ die Rede ist, handelt es sich doch um eine völlig neue Destillerie.

Wer die Destillerie besuchen möchte, kann versuchen ein Ticket zu bekommen, aber aktuell sind die nächsten Wochen ausgebucht.

Vielen Dank an Gordon Dundas von Ian Macleod Distillers für die Pre-Opening Führung!

Übrigens: Im Still house ist das Fotografieren nur an ausgewählten Plätzen gestattet. Meine Bilder waren bis heute, 07.06.24, unter „Embargo“.

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Mein Besuch bei Rosebank - kurz vor der öffentlichen Eröffnung
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2024 (#SRT24) findest Du demnächst hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT24 an dem Artikel.
  • Die Rosebank Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Weitere Artikel:
  • Die Webseite der Rosebank Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Aktuell werden angeboten:
    • ROSEBANK REAWAKENING, 90 Minuten, £25 PER PERSON (Glengoyne 12yo + Tamdhu 12yo)
    • ROSEBANK REKINDLED, 90 Minuten, £95 PER PERSON (Rosebank 31yo, Glengoyne 15yo + Tamdhu 15yo)
    • ROSEBANK REVERED, 3 Stunden, £300 PER PERSON (three rare aged the Rosebank whiskies, each served in a bespoke glass)
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).