Blind Tasting Challenge

17. Blind Tasting Challenge Kleine Weltreise – Deutscher Whisky

Mit der Blind Tasting Challenge Kleine Weltreise habe ich den ein oder anderen wohl ein wenig in die Irre geführt, denn alle vier Whiskys kommen aus Deutschland. Ich wollte mal sehen, ob deutscher Whisky „so typisch“ ist und man ihn erkennt. Damit es noch ein wenig schwieriger wird, habe ich aus zwei Brennereien eine Standard und eine Abfüllung mit einem Finish genommen.

Wie funktioniert mein Blind Tasting?

Mir geht es darum, ob man die vermeintlichen Landesunterschiede erkennen kann. Kann man einen Weltwhisky von einem schottischen unterscheiden? Alle vier sind normal erhältlich. Mehr verrate ich aber nicht. Geschickt habe ich jedem je vier 5cl Sample, die mit Sample #1 – #4 nummeriert waren. Als Ergebnis wollte ich …

  • Aufgabe 1: Aus welchem Land/Länder sind die Whiskys?
  • Aufgabe 2: Welcher gefällt Dir am Besten?
  • Aufgabe 3: Was hast Du im Glas (Typ, Stärke, Produkt)? Was unterscheidet die vier? Haben sie auch Gemeinsamkeiten?

Dieses Projekt findet NICHT unter Laborbedingungen statt. Ich habe keine Gläser vorgegeben und auch sonst keine Vorgaben gemacht, WIE der/die Einzelne seinen Whisky zu verkosten hat.

Wer hat mitgemacht?

Die folgenden Blogger haben mitgemacht (in der Reihenfolge des Eingangs der Tasting Notes):

  • PM – Peter Moser (ich) – ohne Wertung, denn ich weiß ja was auf den Flaschen steht.
  • AB – Andreas Bernhardt / Whisky & Vinyl – leider krankheitsbedingt ausgefallen

Mit den Malt Mariners habe ich dieses Mal auch zwei „Video Blogger“ mit eingebunden. Das war ein wenig mehr Abstimmungsaufwand und ich musste den beiden vorab zwei Pairings aussuchen (#1 und #3 versus #2 und #4). Ferner haben die beiden auch die Auflösung in einem Umschlag erhalten. Das Video dazu könnt Ihr Euch hier anschauen: FOSM Blind Tasting Challenge „Kleine Weltreise“ – Malt Mariners Whisky Review 77.

Auflösung – Welches Land war es?

Unter der Kategorie „Welt“ fällt in meiner Definition alles, was nicht Schottland ist. Und „kleine“ Weltreise bezog sich auf die Entfernung. Wie bereits im Titel aufgelöst handelt es sich bei allen vier Abfüllungen um Deutschland.

Und das sind die vier Produkte:

  1. Finch, Classic, 40%
  2. Finch, Barrique R, 42%
  3. Rothaus, 43%
  4. Rothaus, Edition 2018, 54.8%

Und das haben die Teilnehmer gedacht:

Aufgeschlüsselt nach Nennungen
Aufgeschlüsselt nach Sample

Wertung – welcher hat am Besten gefallen?

Die Details der Wertung findest Du bei den jeweiligen Proben. Hier nur noch die Zusammenfassung.

Favorit

Bei dem Favoriten gab es sehr gemischte Eindrücke. Ich vermute, dass die meisten meiner Mitstreiter auf schottischen Whisky konditioniert sind und trotz der Ansage, dass es Welt-Whiskys sind eine andere Erwartungshaltung haben. Aber seht selbst wie die Whiskys angekommen sind.

  • LS: Nr. 2.
  • JS: Nr. 2. Für mich am ausgewogensten
  • AE: Mein Favorit ist eindeutig #4, #2 ist auch gut trinkbar, müsste ich aber nicht in meiner Bar haben. #1 hat meinen Geschmack nicht wirklich getroffen, #3 ist weit an meinem Geschmack vorbei.
  • JH: #4
  • KD: Eine ganz schwierige Frage. Wenn ich die Nase wegrechne, wäre es die #4, da mir diese aber nicht wirklich gefällt, fällt meine Wahl auf die #3 wegen des absolut ungewöhnlichen Profils, das aber gut trinkbar ist und sich nur ganz knapp gegenüber der #2 durchsetzt, die mir auch gefällt. (Eigentlich liegen beide gleichauf, aber ich muss mich entscheiden).
  • MM: In der Nase gefiel Leon die Nr. 2 am besten, im Geschmack Nr. 4. Paddy mochte Nr. 2 am liebsten.
  • SU: Alle kriegen von mir ein schönes „der ist so mittel“. Mein liebster ist letztlich die Nr. 3, die eigentlich am weitesten von einem Scotch entfernt ist, aber einen wirklichen leckeren Whisky abgibt, wenn man sich von allem gewohnten schottischen löst.
  • WG: Am besten gefällt mir die Nummer 4, knapp vor der Nummer 3. Dann kommt die Nummer 2 und am wenigsten gefällt mir die Nummer 1.
Blind Tasting Challenge Kleine Weltreise

Wertung

Bewertet wurden die Proben nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:

+gefällt mir, würde ich mir kaufen (für diesen Max-Betrag)
ook, muss ich aber nicht haben
trifft nicht meinen Geschmack

Sample #1

Stärke und Produkt?

  • LS: Schottland, Wir denken es ist ein junger Scotch, vielleicht ein Single Grain. Wahrscheinlich erscheint uns eine Lagerung im Ex-Bourbon Fass. Trifft nicht unseren Geschmack. Wirkt jung und würde durch weitere Reifung profitieren.
  • JS: Deutschland. Ich schätze ihn auf 45%, St. Kilian, Signature One?, Bewertung: + 30
  • AE: Italien. Single Malt, ca. 43%, Bourbon-Fass, ca. 3 Jahre alt. Bewertung: – Ist nicht meine Geschmacksrichtung, für mich wirkt der Whisky recht eindimensional und eher langweilig
  • JH: Ländertipp: Deutschland (oder Kontinetaleuropa), max. 8 Jahre, 40%, Wertung: –
  • KD: Grain oder Blend / Schottland, 40%, Bewertung: o
  • MM: Junger Whisky mit wenig % (40 oder 43 % Vol.), Deutschland. Fazit: Wir finden ihn beide (blind) nicht gut, sehr jung und unangenehm. Wertung: – trifft nicht unseren Geschmack. Würden ihn beide nicht kaufen und dem Whisky maximal 35 EUR geben.
  • SU: Ich möchte, dass in den vier Samples ein Schotte dabei ist und da ich bei 2-4 keinen Schotten unterkriege, pack ich den mal zu dieser Nr. 1 (Ansonsten hätte ich auf einen Irish Whisky getippt). Brennerei ist irgendwie Speyside, Tormore vielleicht. Bewertung: o (Irgendwie nett, aber zu schräg für ein +), Alkoholgehalt etwa 43%.
  • WG: Leicht, keine Ecken und Kanten => Irland. Blindsample 1 ist sehr leicht und harmonisch, keine Ecken und Kanten, könnte ein Blend sein, ich vermute reine Bourbonfassreifung, eher jung oder NAS, kaum Alkohol präsent, 40 %. Wertung: o  Schmeckt nicht schlecht, aber zu langweilig und nichtssagend.

Tasting Notes

  • PM // Nase: Leichte Kakaonote, dann Obst(brand). Nicht sonderlich komplex, aber ok. Hat diese leichte Klebernote, die ich häufig in deutschen Whiskys finde. / Geschmack: Recht sanft und analog der Nase keine große Überraschung. / Abgang: Leicht würzig. Kurz und leicht. / Wertung: o
  • LS // Geruch: Jung, fruchtig, leicht säuerliche Nuance, scharf, grüner Apfel, helle Trauben, Zitronenschale, Kiwi, Vanille / Geschmack: Milder als der Geschmack vermuten lässt, Getreide, New Make, Vanille, Zitronenschale, hinten dezent bitter
  • JS // heller Goldton / In der Nase sehr mild und zugänglich. Apfel, Birne, Honig, Malz / Antritt mit schwarzem Pfeffer, Birne auch im Geschmack, aber relativ herb, bitter und trocken zum Abgang hin / Nachklang trocken, mittellang mit Birnenschale.
  • AE // Eindruck: Der Whisky wirkt eher jung, ich glaube nicht, dass er aus Schottland stammt. / Die malzigen Noten werden von Zuckerwatte deutlich überlagert, dahinter liegen leicht grasige Aromen. / Auch geschmacklich geht es vorrangig süß zu, jetzt aber eher in Richtung Karamell und Vanille. / Der Abgang wird dann pfeffrig. Ich schwanke zwischen Italien (Puni) und Skandinavien, tendiere aber eher zur südlichen Variante.
  • JH // N: warm fruchtig, voll saftig, leichte Kräuter, eine Mischung aus Frucht- und Kräutertee, minimale Vanille, etwas salzig / T: Sanft, blass, ölig flüssig, Kräuter, etwas Holz / F: Kräuter, Tee, kurz, etwas prickelig
  • KD // In der Nase macht sich frisches Holz bemerkbar, direkt vom Sägewerk und frisch geflämmt. Dahinter etwas Malzsüße und eine leichte „grüne“ Note. Chlorophyll? (Falls man das riechen kann würde es so riechen…). / Am Gaumen relativ leicht und „normaler“, deutliche Malzsüße, zwei Rosinen und leichte Fasswürze. / Im Abgang mittellang mit ebenfalls malziger Süße, dezenter Fruchtigkeit und hinterher leichter Würze. Reißt mich nicht vom Hocker mit seiner komischen Nase und unkomplizierten Trinkbarkeit.
  • MM // siehe Youtube
  • SU // In der Nase habe ich für mich ziemlich verwirrende Noten von Zitrone, Frittenfett, Artischocken und einer fruchtigen Süße, die mich an einen Trester erinnern. / Im Mund ist der Whisky dann jung und metallisch, bitter, pfeffrig, würzig, mit Kaffee, Röstaromen und dunkler Schokolade. / Im Abgang erstaunlich kurz mit kaltem alten Kaffee.
  • WG // Nase: leicht, fruchtig, Maggi, dezente Klebstoffnote / Geschmack: süß, leichte Vanillenote, etwas helle Früchte, leicht pfeffrig prickelnd / Abgang: mittellang, leichte Trockenheit bleibt am Gaumen

Sample #2

Stärke und Produkt?

  • LS: Irland. Wir tippen auf einen Irish Single Malt. Okay, müssen wir aber nicht unbedingt haben. Würden wir uns so wahrscheinlich nicht kaufen.
  • JS: Japan. Ich schätze ihn auf 44%, Blend, Bewertung: + 50
  • AE: Deutschland. Produkt: Single Malt, ca. 43%, Bourbon-Fass (eventuell auch ein gut getoastetes Virgin Oak Fass), ca. 3 Jahre alt. Bewertung: o
  • JH: Ländertipp: Japan (oder asiatischer Raum), ca. 5 Jahre, 40%, Wertung: –
  • KD: Südafrika, Single Grain, 40%, Bain’s Cape Mountain, Bewertung: + (25 EUR)
  • MM: USA. High Rye Bourbon oder Rye Whiskey, Low Proof 40-43% Vol. Wir fanden ihn blind beide süffig und angenehm, denken nicht, dass es ein Single Malt ist und hätte ihn definitv in die USA gesteckt. Kolonnen Destillation. Wertung: + gefällt mir, würde ich mir kaufen (Maximalpreis: 45 EUR)
  • SU: Ich hätte gerne, dass dieser Dram aus Israel kommt und von Milk & Honey ist. Habe von dieser Brennerei an einem längeren Abend etwas probiert, aber nur noch rudimentäre Noten im Kopf, die zu diesem Dram passen wollen. Bewertung: o (Ist ok, brauch ich aber nicht)
  • WG: Aufgrund der sehr präsenten Klebstoffnote tippe ich auf einen amerikanischen Bourbon, also USA. Ist auch sehr mild und leicht, ich tippe auf 40-43 % Alkoholgehalt. Wertung: o  Ich finde ihn lecker und süffig, bin aber kein großer Bourbon-Fan und müsste ihn daher nicht unbedingt haben.

Tasting Notes

  • PM // Nase: Reifer, komplexer und würziger. Das Fass hatte einen sehr positiven Einfluss. Eingelegte Kirschen. / Geschmack: Recht sanft und dann doch ein leichtes Kribbeln. Ein wenig Karamell und rote Früchte. / Abgang: Recht kurz und leicht. Ein wenig Rotwein. / Wertung: o
  • LS // Optik: Dicke Schlieren am Glasrand / Geruch: voller Geruch, Überreife Banane, Vanille, Schlagsahne, mild / Geschmack: Weich, Schlagsahne, Banane, Baiser, Grießbrei, helle weiche Noten
  • JS // heller Bernstein / In der Nase zurückhaltend mit Marzipan, Orange und Pflaume und Zedernholz. / Leichter Antritt mit Honig, fruchtig und mit Schokolade. / Der Nachklang ist mittellang mit sanfter Eiche und Orange.
  • AE // Eindruck: Diese Abfüllung wirkt in der Nase deutlich angenehmer als #1, aber auch hier stehen eher süße Aromen in Form von Karamell und Vanille im Vordergrund. Auch ganz leichte Eichennoten sind erkennbar, die sich in die Süße gut einfügen. / Am Gaumen nicht die Eiche etwas mehr Fahrt auf, gleichzeitig kommen dezente helle Früchte hinzu. / Der Grundcharakter erinnert mich an die Schlitzer Destillerie.
  • JH // N: Hell, frisch, Minze, Zimt, Anis, warme helle Frucht, Laub / Herbst, Orangenschale, Apfelmus, Zucker, Milchreis / T: Klebrig, kleistirig, leicht trocken, ganz kurze Frucht, dann blass / F: Leicht prickelnd, kribbelig, etwas belegend trocken, Kräuteraufguss
  • KD // Sehr würzig in der Nase mit frischer, aber nicht auffälliger/übertriebener Eiche, Kräutern und schokolierter Rumpflaume. / Am Gaumen ebenso gefällig, rund, voll mit wohldosierter Süße, Vanille, Karamell und gut integrierter Eichenwürze. / Im Abgang mittellang mit ähnlichem Profil wie am Gaumen. Ein netter Tropfen, schön trinkbar und ich glaube, ihn zu erkennen…
  • MM // siehe Youtube
  • SU // Das Aroma gibt mir Zwetschge, Zitrus, eine eigentümliche Frische (Eukalyptus?) und Gras. Zusätzlich wirkt dieser Dram auf mich extrem vertraut, als ob ich den in der Truhe stehen hab. Auf der Zunge bekomme ich Pflaume, Eiche und Bitterkeit. Der Dram hat Trinkstärke, kommt im ersten Moment sehr dünn rüber und entwickelt dann doch noch eine leichte Schärfe sowie Wärme. Der Abgang hinterlässt ein Prickeln auf der Zunge, bittere Orangenmarmelade, totes Holz und ordentlich Sherry.
  • WG // Nase: deutliche Klebstoffnote, viel Vanille, ein wenig Eiche, süß und mild / Geschmack: sehr weich und mild, süß, Puddingteilchen mit leicht bitterem, holzigen Finish / Abgang: relativ kurz, keine bleibenden Aromen

Sample #3

Stärke und Produkt?

  • LS: Deutscher Single Malt Whisky. Gefällt uns gar nicht, würden wir nicht kaufen.
  • JS: Schweden. Ich schätze ihn auf 46%, Macmyra, Svensk Rök?, Bewertung –
  • AE: Ich habe keine Idee, weil ich mich bei Gin überhaupt nicht auskenne. Ich tippe auf USA (Koval). Gin, ca. 46%, Lagerung im Whisky-Fass. Bewertung: – Ich mag keinen Gin.
  • JH: Ländertipp: da habe ich leider keinen blassen Schimmer, nicht mal eine Idee, max. 10 Jahre, 43%, Wertung: o
  • KD: Schweden. Single Malt, 40%, Mackmyra…? Bewertung: + (35 EUR)
  • MM: Leon dachte Dänemark oder Schotte. Alambic Single Malt (Stauning oder Strathearn). Wertung – Leon: Ganz schlimm, würde ich mir nie kaufen. Riecht und schmeckt nach Plastik. Paddy findet ihn auch nicht gut, aber interessant würde ihn sich wohl kaufen für 35 EUR für 50 cl.
  • SU: Der Dram schmeckt für mich irgendwie nordisch, daher möchte ich einfach, dass wir uns hier in Skandinavien befinden. Stauning und Mackmyra würde ich ausschließen, Aurora und Floki auch. Myken aus Norwegen in 47-50% könnte es sehr gut sein. Bewertung: o Weiter entfernt von einem klassischen Scotch kann man schwerlich sein, aber wenn man das unwillkürliche vergleichen mit einem Schotten weglässt und sich auf diesen Whisky einlässt, ist der Dram grundsätzlich sehr lecker. Kein Pflichtkauf, aber trotzdem mein Sieger dieser Runde.
  • WG: Schwierig. Japan? Die Nummer 3 stellt mich am meisten vor Probleme, was die Zuordnung angeht. Ich würde auf einen Single Malt tippen, 46%, Bourbonfassreifung. Vielleicht aber auch ein Grain Whisky? Wertung: o  Sehr ausbalanciert, aber damit fast schon langweilig.

Tasting Notes

  • PM // Nase: Oh weh. Was ist das? Whisky? Ich würde auf alles mögliche tippen. Gin, Anis. Nichts, was mir auf Anhieb gefällt. / Geschmack: Auch im Geschmack finde ich nicht die typischen Whiskynoten, sondern muss eher an Wacholder denken. Ein wenig Leder. / Abgang: Auch der Abgang spricht mich nicht an. / Wertung: –
  • LS // Geruch: Obstler, Birnenbrand, Johannisbeere, Kirsche, Zitronenschale, hat vom Duft wenig mit Whisky zu tun, erinnert fast mehr an einen Gin / Geschmack: relativ dünn, trockenes Mundgefühl, leicht, relativ weich im Mund, Obstschalen, Apfel, Birne, hinten bitter
  • JS // Fahles Stroh / Geruch: Wacholder und andere Kräuter, Zitrusaromen, Vanille / Geschmack: Wacholder, Anis / Nachklang maximal mittellang mit starker Kräuternote.
  • AE // Eindruck: Hier springen die Wacholder-Noten förmlich aus dem Glas. Nach der ersten Nase tippe ich auf einen fassgelagerten Gin. Mit der Zeit erkenne ich außerdem eine ausgeprägte Zitrusnote. Beide Aromen tauchen auch am Gaumen wieder auf, wobei die Wacholer-Note nun deutlich zurückgeht. Ich bleibe bei Gin.
  • JH // N: Kräuterig, bitter, faule Orange / T: Honig, wenig helle Frucht, etwas Wein, Orange, Holzbitterkeit + Kaffee / F: Warm, süß, fruchtig, angenehm, mittellang, Lakritz
  • KD // Anis? Warum habe ich Anis am Gaumen? Holzexperiment? Jedenfalls erinnert mich das etwas, das ich nur als fassgereiften Raki/Ouzo bezeichnen kann. / Am Gaumen ist der Anis fast verschwunden. Zu einer wiederum vorhandenen deutlichen Grundsüße gesellt sich nun eine holzige Note. Fast wie Tannenharz, aber dezent, dazu Kräuter. / Im Abgang rund und weich, süß mit dezentem Anis, Kräutern und leichtem Harz. Irgendwie traue ich diesen Whisky vom Profil her Mackmyra zu…
  • MM // siehe Youtube
  • SU // In der Nase gibt es direkt Aquavit, Dill, grünen Apfel, Wacholder, Sägemehl und kalte Seeluft. Der Dram ist regelrecht unterkühlt nordisch. / Am Gaumen sticht er kurz hervor, gibt dann Kaugummi, süßlichen Klebstoff und Kaffee. / Der Abgang ist mittellang mit Zitrone und Eiche.
  • WG // Nase: sehr süß und fruchtig, reife Trauben und tropische Früchte, Weinnote / Geschmack: hält nicht, was die Nase verspricht, süß, aber weit weniger Frucht, als in der Nase / Abgang: mittellang, trockene Süße bleibt am Gaumen kleben

Sample #4

Stärke und Produkt?

  • LS: Schweden. Ein Single Malt, der in verschiedenen Fässern gereift wurde. Ein Potpourri aus Aromen. Nein, gefällt uns nicht so gut.
  • JS: Indien. Ich schätze ihn auf 55%, Single Malt, CS, Bewertung: +50
  • AE: Schottland, beim Charakter tippe ich auf Linkwood. Single Malt, Fassstärke mit über 50%, ausgebranntes Rotweinfass, knappe 10 Jahre. Bewertung: + Mit Abstand mein Favorit des Abends
  • JH: Ländertipp: New Zeeland (oder andere warme Gefilde), ca. 15 Jahre, 46%, Wertung: + (max. 50 EUR)
  • KD: Single Malt?, 50%, Deutscher Whisky, Bewertung: o (wegen der komischen Obstler-Nase)
  • MM: Kein Schotte (in der Nase dachten wir es wäre was Exotisches), Deutschland. Riecht gar nicht nach Whisky – Trester Schnaps oder Rum, Tipp: Rothaus, Black Forrest Sherryfass Reifung. Wertung: + gefällt mir, würde ich mir kaufen (Maximalpreis: 70 EUR). Beide fanden, dass er in der Nase nicht nach Whisky riecht. Am Gaumen fanden wir ihn beide sehr geil, haben ihn auf Fassstärke getippt und waren nach viel hin und her wieder bei Rothaus.
  • SU: Ich würde diesen Dram nach Deutschland packen. Erste Überlegung waren McRaven oder Slyrs, aber letztlich bin ich bei Aureum gelandet. Bewertung: o (So gerade eben die „o“. Hinterlässt keinen Eindruck, ist aber auch nicht schlecht)
  • WG: Ich bin mal mutig und tippe auf Deutschland. Nummer 4 dürfte den höchsten Alkoholgehalt haben, ich tippe auf ca. 55%, Cask Strength, Single Malt. Er schmeckt meiner Meinung nach am ehesten wie ein Schotte, was mich aufgrund meines Ländertipps überrascht. Bei diesem Whisky glaube ich als einzigem von den vieren einen Sherryeinfluss zu schmecken, evtl. ein Finish in PX-Fässern? Vielleicht ein Elsburn oder Nine Springs?

Tasting Notes

  • PM // Nase: Viel Menthol, ein wenig süßer Sherry. Litschis und Kirschen. Gartenkräuter mit Maggikraut. / Geschmack: Ein wenig Schärfe, Menthol und die Gartenkräuter. Dazu süße Früchte aber auch die Ledernote. / Abgang: Hält einige Zeit die Mentholnote. Danach wird die Zunge trocken. / Wertung: o
  • LS // Geruch: riecht relativ jung, Weintraube, etwas bitter, Stachelbeeren, Getreide, Grießpudding, sticht in der Nase / Geschmack: Wuchtig, trocken im Mund, Mix auf Fruchtigkeit, Tutti-Frutti, Weinnoten, Aprikosen, Grapefruit, Orangenschalen
  • JS // tiefer Bernstein / In der Nase blumig, fruchtig und mit Leder / Im Antritt mit Ingwer, cremig und volles Mundgefühl. Marzipan ist da und Orange, Eiche übernimmt / Nachklang mittellang und durchaus würzig.
  • AE // Eindruck: Der erste Eindruck ist sehr positiv, das ist schon jetzt mein Favorit der Runde. Neben extrem viel Karamell gibt es auch viele Gewürze, die mich an Zimt, Nelken und Muskat erinnern. / Geschmacklich kommt die Würze deutlich stärker zum Vorschein, dazu kommen dann Zitrusnoten. / Im Abgang gibt es eine Mischung aus Gewürzen und Orangen.
  • JH // N: Früchtetee, dunkle nicht ganz reife Früchte, dunkle Frucht + Ananas, Wein – Glühwein, Eucalyptus / T: Warme Früchte, sehr trocken, wirklich sehr trocken, süße Früchte, weinig, pure Fruchtsüße / F: Trocken, sehr weinig, süß, etwas Alkohol
  • KD // Fassgereifter Obstler? Die Nase erinnert mich an einen etwas rau gebrannten Obstschnaps mit hohem Zwetschken- und Kernanteil. Der Alkohol überdeckt dabei die meisten Aromakomponenten. / Am Gaumen sieht es anders aus. Deutlicher Alkoholkick, aber dazu wieder eine deutliche Süße, diesmal auch mit dunklen Früchten, Karamell, Lakritz und dezenter Würzigkeit. / Auch der Abgang ist sehr ordentlich, kräftig, lang anhaltend mit Würzigkeit und deutlicher Süße (mit dunklen Früchten)
  • MM // siehe Youtube
  • SU // Der sticht erstmal ordentlich in der Nase, bringt kräftigen Alkohol, Zitrone, grünen Apfel und Jugendlichkeit. Im Mund hat der Whisky viel Schärfe, ordentlich Power, Wärme und Süße sowie dunkle Schokolade und Röstaromen. Im Abgang ist er lang, würzig und einfach dunkel.
  • WG // Nase: alkoholisch, Rum-Rosinen, Trockenfrüchte / Geschmack: kräftig, würzig, viel Eiche, pfeffrig, cremiges Mundgefühl / Abgang: lang anhaltend, erst noch etwas scharf, dann trockener werdend

Fazit der Blind Tasting Challenge Kleine Weltreise

Ich fand es spannend wie unterschiedlich die Geschmäcker sind und wie es doch Gemeinsamkeiten gibt. So gab es bei der #2 mehrfach den Tipp Japan. Und die #3 ist bei vielen nicht in der Kategorie Whisky gewesen. Es gibt noch mehr Leute wie mich mit „Gin-Abneigung“, die bei der #3 Wachholder entdecken – Danke Aaron! Ferner fand ich spannend, dass Klaus und ich häufig nahe beinander liegen mit unseren Geschmäckern aber Klaus Favorit war die #3 – er mag halt Gin. Glückwunsch an Leon und Paddy, die bei der #4 einen ziemlich genauen Treffer gelandet haben!

Nun man kann von deutschem Whisky halten was man will, aber wie man hier auch wieder sieht, gibt es nicht den typischen deutschen Whisky. Keiner hat rein auf Deutschland getippt und keiner hat die beiden Paare aus der jeweils selben Destillerie erkannt. Das war sehr gemein von mir, aber wie ich finde auch sehr lehrreich: man kann mit der richtigen Fassreifung ein Produkt deutlich verändern. Letztendlich gilt wie immer: die Geschmäcker sind verschieden und die Welt-Whiskys werden sich ebenfalls immer ähnlicher.

Eine Anmerkung an mich muss ich Euch noch weitergeben: „das war wieder dreckig, fies und gemein und ich vermute, dein alltäglicher Sadismus wird nur von der Lust zur Qual aller Teilnehmer übertroffen“ – natürlich nicht, oder?

Wie ist es den Teilnehmern so ergangen?

  • LS: Es war interessant die verschiedenen Whiskys zu probieren und zu rätseln aus welchem Land sie wohl kommen. Da international so viele Länder infrage kommen, war es natürlich auch nicht so leicht eine Einschätzung vorzunehmen. Wir hoffen dennoch, dass wir uns gut geschlagen haben. So richtig überzeugt hat uns dabei allerdings keiner der Whiskys, die meisten erschienen uns doch als eher jung und ausbaufähig, teilweise waren Aromen dabei die eher zu anderen Spirituosengattungen passen.
  • JS: Die Nummern 1, 2 und 4 konnten überzeugen. Bei der Nr. 3 waren Aromen (aufgesetzte Kräuter, insbesondere Wacholder) bestimmend, die mir beim Genuss nicht so zusagen.
  • AE: Die vier Abfüllungen haben meiner Meinung nach deutlich unterschiedliche Grundideen. Der erste Tropfen war eindimensional und zu malzig, #2 hat einen deutlichen Eicheneinfluss, bei #3 glaube ich gar nicht an einen Whisky. #4 wirkt mit Abstand am rundesten und ältesten und hat das komplexeste Profil.
  • JH: Die ersten 3 sind sehr kräuterig und ungewöhnlich. Alle sind sehr ausgefallen und speziell, keine Standardwhiskys. #1 und #2 sehr blass.
  • KD: Die mit Abstand schwierigste Challenge bisher! Alle vier Whiskies sind so ausgefallen und „anders“ auf ihre Art, dass mir eine korrekte Zuordnung fast unmöglich erscheint. Gemeinsam ist allen, dass sie sehr ausgeprägte Fasseinflüsse haben und alle durchwegs sehr süß sind – da ist kein trockener Refill-Tropfen dabei! Unterschiedlich sind dabei die individuellen Ausprägungen – von Grain über Anis bis hin zu Obstler. Ich rechne nicht damit, dass ich irgendwas richtig erraten habe, hatte bei der Challenge aber gewaltigen Spaß – und nun zwei Falten mehr auf der Stirn!
  • SU: Wir haben mit dem letzten Dram nur eine Fassstärke, wir haben mit Nr.3 nur eine extreme Abweichung von Scotch und nur mit Nr.2 ein Sherryfinish. Sie sind zwar alle grundverschieden, aber letztlich keine Kracher, find ich. Ich bin sehr gespannt, ob wirklich ein Schotte in der Runde war und wie weit ich letztlich daneben gelegen hab. Die Auflösung wird mir wie immer die Augen öffnen und sie schnell vor Scham wieder schließen lassen.
  • WG: Geschmacklich finde ich die Proben doch recht unterschiedlich. Was sie aus meiner Sicht jedoch gemeinsam haben, ist eine relativ geringe Komplexität und das Fehlen von Ecken und Kanten. Grundsätzlich war bei den 4 Proben keine dabei, die ich überhaupt nicht gemocht habe. Dies spricht dafür, dass es mittlerweile auch außerhalb Schottlands jede Menge Destillerien gibt, die in der Lage sind, guten Whisky zu produzieren. Im Gegenzug wird es damit aber auch schwieriger, Whiskys eindeutig einem Land zuzuordnen. Früher konnte man z. B. bei deutschen Whiskys fast immer einen „Obstler-Touch“ schmecken. Inzwischen gibt es einige, die den Schotten vom Niveau her sehr nahe kommen. Alles in allem wieder eine sehr interessante und herausfordernde Challenge.

Danke allen fürs Mitmachen!
Vielen Dank an Florian Weiss 

von Kammer-Kirsch GmbH für die Proben!

Die restlichen Challenges könnt Ihr hier nachlesen