Destillerietour

Next Stop: Wick, Pulteney Distillery

Eben erst bei der Schwesterdestillerie Balblair (Vintage Moments Tour) losgefahren, bin ich knapp zwei Stunden später in Wick bei der Pulteney Destillerie. Gerade rechtzeitig für meine Tour.

Die Ostküste der Northcoast 500 hat ein paar nette Stopmöglichkeiten und eine weitere Destillerie zu bieten, die ich aber ausgelassen habe: Clynelish. Am späten Nachmittag will ich mir in Thurso noch Wolfburn anschauen und so musste ich mich zwischen Clynelish und Pulteney entscheiden. Weder beim Dunrobin Castle, noch an der Küste habe ich einen Stop eingelegt. Die knapp zwei Stunden, die mir für die Fahrt blieben, habe ich dank einiger Baustellen auch benötigt.

Eingang Visitor Center

 

Ich habe mich per Mail für die 14:00 Uhr Tour angemeldet (die einzige Nachmittagstour) und werde bereits als letzter Teilnehmer erwartet. Die Touren sind analog denen von Balblair mit einer Standard Tour (The Pulteney Tour, 7.- GBP), mit zwei weiteren Whiskys (The Pulteney Tour with more expressions, 20.- GBP) und einer Enthusiast Tour (vier Drams, 2 Stunden, 40.- GBP). Unser Tourguide ist Tanja und sie hat zwei neue Kolleginnen dabei, die bereits erste Touren gemacht haben. Im Tasting Room erzählt sie uns ein wenig von Old Pulteney und will auch ein wenig von uns erfahren. Zum Beispiel wie viele Destillerien wir schon besichtigt haben. Eine deutsche Reisegruppe mit älteren Herren meinte auf die Frage: alle, die man besichtigen kann, mindestens ein Mal. Ein skandinavisches Paar hingegen war noch in keiner Destillerie. Keine leichte Aufgabe für Tanja.

Mühle

Der erste Stop ist die Mühle, denn Maltings gibt es hier seit 1922 nicht mehr. Die rote Porteus verrichtet ihren Dienst hier bereits seit 94 Jahren. Kein Wunder, dass die Firma Pleite gegangen ist, denn die Produkte sind einfach zu gut gewesen. Welche Maschine, die man heute kaufen kann, hält denn 94 Jahre? Unvorstellbar. Drei Behälter mit 45 Tonnen Malz werden vor Ort gelagert. Zwei bis drei Laster bringen pro Woche ca. 30 Tonnen Nachschub.
Mash Tun von oben

 

Mash Tun

Die Mash Tun fasst fünf Tonnen Grist. Das erste Wasser mit 68,5°C dauert zwei Stunden und 20 Minuten. Das zweite wird 15 Minuten lang gesprenkelt und dauert dann noch mal eine Stunde und zehn Minuten. Aus diesen beiden Wassern entstehen 22.500 Liter Wort (Würze), die dann in ein Washback gefüllt werden. Auch das dritte (mit 87°C) und vierte Wasser (mit 90°C) werden gesprenkelt und dann als erstes Wasser beim nächsten Durchgang genutzt. Üblich sind bei den meisten Destillerien nur drei Wasser. Der Weg zu den Washbacks führt nach oben und so haben wir noch Mal einen Blick auf die Mash Tun. Der Raum um die Mash Tun ist sehr begrenzt und von hier oben bekommt man wohl den besten Eindruck.
Washbacks - Cortenstahl

 

Pulteney Washback

Washbacks

Fünf grüne Washbacks aus Cortenstahl finden wir oberhalb der Mash Tun in einem separaten Raum. Rostfreier Stahl ist das keiner, denn der Zahn der Zeit nagt an diesen fünf hier schon. Deshalb werden diese ab Juli auch gegen neue aus stainless steel ausgetauscht. Sechs weitere Washbacks mit den gleichen Dimensionen gibt es noch an einem weiteren Ort, den wir nicht zu Gesicht bekommen. Zu den 22.500 Litern Wort werden 30kg Trockenhefe hinzugefügt und nach 50 Stunden Fermentationszeit kommt ein Wash mit 8-8,5% Alkoholstärke heraus. Die Washbacks haben einen Abstand von sechs bis acht Stunden.

UPDATE 15.07.2016

Seit ein paar Wochen ist „Silent Season“ und es werden Renovierungsarbeiten durchgeführt. Vor September werden die Arbeiten nicht abgeschlossen sein, evtl. auch erst im Oktober. Vor ein paar Wochen wurde das erste Washback mit einem Kran herausgehoben. Ende Juli sollen die ersten neuen ankommen. Danke Kathy für das Update und das Bild!
Doppelt hält besser

 

Stillhouse

Auch hier ein ungewöhnliches Bild. Die Wash Still mit einem Volumen von 16.000 Liter hat einen platten Kopf. Warum? Weil die Still zu groß war, und so hat man die Brennblase vor Ort umgebaut. Auch die große Kugel ist eher ungewöhnlich, genauso wie die beiden Sichtfenster pro Seite (meist gibt es nur eines).
Warten auf den richtigen Zeitpunkt

 

Tanja steht vor dem Stillman und beide blicken auf das zweite Fenster, denn bald ist der richtige Zeitpunkt erreicht. Heraus kommen 22-23 prozentiger Alkohol, der dann in die ebenso ungewöhnliche Spirit Still geht. Hier fällt der Lyne Arm steil nach unten, geht dann durch einen Purifier, wieder nach oben und dann nach draußen in den Wormtub. Nach zehn bis fünfzehn Minuten beginnt der Middlecut (73-70% Foreshots, 70-62% Middlecut, Rest Tailends), der im Schnitt 3,5 Stunden läuft und 68 prozentigen Alkohol hervorbringt. Die Tailends laufen noch weitere 6,5 Stunden, und somit benötigt der gesamte Lauf ca. zehn Stunden. 15 Personen arbeiten bei Pulteney an fünf Tagen pro Woche und produzieren dabei ca. 1,3 Millionen LPA (Liter purer Alkohol).

Wormtub

 

Wormtubs

Hier wird noch mit Wormtubs gearbeitet, die wegen des höheren Kupferkontakts den Whisky kräftiger (heavier) machen. Dabei handelt es sich nicht um einen Holzbottich, sondern um ein Betonbecken für jede der Brennblasen. Die Kupferrohre laufen von links nach rechts und oben nach unten durch das gesamte Becken, kühlen dabei das Destillat herunter und machen so aus dem Alkoholdampf flüssigen Alkohol. Das Wasser für die Wormtubs kommt aus einem Bach und fließt auch wieder dorthin zurück.
Filling Station

 

Filling Station

Nach dem Weg zurück durch das Stillhouse geht es über den Hof zur Filing Station. Hier wird der Whisky mit 68% abgefüllt. Auch das ist ungewöhnlich, denn die meisten Destillerien füllen heute mit ca. 63% in die Fässer. Von dem produzierten Whisky werden 60% als Single Malt, die anderen 40% als Blend verkauft. Von der Filling Station verläuft das Gelände leicht bergab, und das nutzen die Lagerarbeiter auch aus. Im Hof werden die Fässer auf einen Hänger geladen und zum Lagerhaus gefahren, denn die Steigung ist nicht unerheblich.
Hochregallager

 

Lagerhäuser

Tanja führt uns zuerst in ein Hochregallager. Hier warten viele Fässer darauf in die verschiedenen Etagen verlagert zu werden, denn die gefüllten Fässer werden gerade hierher gefahren. Wir dürfen auch noch ein Dunnage Lagerhaus besichtigen, in dem nur drei Fässer übereinander gelagert werden. Beide Lagerhäuser haben eine angenehme Atmosphäre, aber das Dunnage gefällt mir persönlich besser. Bei den Bildern am Ende des Beitrages findet Ihr ein paar Impressionen.
Lager Impressionen 3

 

Tasting

Nach den beiden Lagerhäusern und einem kleinen Regenschauer, durch den wir hindurch mussten, sind wir jetzt wieder zurück im Tasting Raum. Tanja führt die Teilnehmer, je nach gebuchter Tour, zu ihren Plätzen mit den vorbereiteten Glencairn Gläsern und steht für Fragen zur Verfügung. Die Abfüllungen der Pulteney Destillerie werden übrigens Old Pulteney genannt. Ich sehe mich noch ein wenig um und entdecke auch die beiden Handfill Fässer, d.h. Fässer aus denen man seine eigene Flasche abfüllen kann. Der 18yo Handfill aus 1997 kostet mit 61,3% 130.- GBP. Tanja ist so nett und füllt mir meine drei Proben des Old Pulteney 12yo, 17yo und 21yo in kleine Fläschchen, denn ich muss noch eine Station weiter.

Fazit

Eine sehr schöne Tour. Pulteney ist anders. Ähnlich wie Balblair, teilweise sehr beengt und jeder Zentimeter wurde ausgenutzt. Die alten Washbacks sind nicht mehr lange vor Ort. Tanja hat einen sehr guten Job gemacht und nicht nur den Anfängern, sondern auch den alten Hasen jede Frage zur Zufriedenheit beantwortet. Meine drei Proben muss ich noch verkosten und bin darauf sehr gespannt. Besuch: empfehlenswert!

Weitere Informationen und Touren: Book a Tour.

Wenn Ihr den Rest meiner Besuchsberichte zu dieser Reise lesen wollt: Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500.

SoSWF - 2016 Pulteney

Auf meinem Weg entlang der Northcoast 500 habe ich auch in Wick einen Stopp eingelegt.
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