Destillerietour

Reisebericht: Dalmunach

Ich bin ein großer Fan von kleinen, alten und auch „altmodischen“ Destillerien. So etwas wie Bruichladdich mit vielen Mitarbeitern und viel Handarbeit ist so ein Paradebeispiel von Destillerien, die mir gefallen. Aber es gibt auch das genaue Gegenteil, das manchmal aber genau so faszinierend sein kann und in diesem Fall auch ist: Dalmunach.

Dalmunach hat kein Besucherzentrum und ist auch normalerweise nicht für Besucher zugänglich. Beim diesjährigen Spirit of Speyside Whisky Festival wurden die Tore aber das erste Mal (offiziell) geöffnet. Zumindest seit der offiziellen Eröffnung im letzten Jahr.

Dalmunach sagt Euch nichts? Viele der Details zur Eröffnung findet Ihr hier: Offizielle Eröffnung: Dalmunach. Seitdem ich mitbekommen habe, dass Imperial abgerissen und Dalmunach dafür an selber Stelle gebaut wird, habe ich hier vorbeigeschaut und versucht, eine Besuchs- und Fotogenehmigung zu erhalten. Jetzt habe ich sie bekommen. Die Destillerie wurde von Nicola Sturgeon, der Ministerpräsidentin von Schottland, und Alexandre Ricard, Chairman und CEO von Pernod Ricard, am 22.06.15 eröffnet. 25 Millionen GBP hat diese neue Destillerie gekostet.

Hinter Dailuaine wird die Straße noch enger und noch unübersichtlicher. Die Single Track Road windet sich durch einen verwunschen Wald, führt über eine Brücke (über den Spey) und gibt dann den Blick frei auf Dalmunach. Ein bereits von außen beeindruckender Neubau zwischen alten Gebäuden. Vom Parkplatz aus sieht man direkt in das Stillhouse, das sich gleich nach dem kleinen Tümpel hinter einer großen Glasfront befindet.

Auf dem Weg zum Haupteingang erkenne ich das erste Mal, dass das Gebäude in drei Flügel aufgeteilt wurde. Diese Architektur, inspiriert von einer Gerstengarbe, hat den Architekten von NORR den RIAS Award for Architecture, 2015 eingebracht.

Dalmunach Still House View

 

Heute ist Besuchstag. Wie ich später erfahre, waren ganz früh am Morgen bereits die WhiskySpeller vor Ort. Am Parkplatz treffe ich noch Dave Broom mit einer Gruppe Journalisten und zu meiner Festival Tour treffen schon bald die ersten bekannten Gesichter ein: Klaus und Johannes, Crystal und Laura. Die Welt ist oft ein Dorf. Am Eingang empfängt uns Trevor Buckley, Manager der Dalmunach Distillery, mit Mark Fresson von zuständiger Architekt und Director von NORR.

Wer’s nicht abwarten kann – hier ein Video von Chivas Brothers:

Bereits von außen sehr imposant betreten wir den Vorraum. Hier ist auf der linken Seite ein rundes Gebilde (auch von außen zu erkennen). Die Holzbalken stammen von alten Imperial Washbacks und auch Steine und zwei Öfen sind von Imperial erhalten und hier „verbaut“. Nach einer Begrüßung durch Trevor und Mark beginnt unsere Tour. Während Trevor alles über die Produktion erzählt, fokussiert sich Mark auf die architektonischen Aspekte. Eine ganz neue Erfahrung mit einem Architekten eine Destillerie zu besichtigen.

Dalmunach - Lobby - Treppenhaus

 

Unsere Tour im Überblick: Malt Bins, Mühle, Mashtun, Washbacks, Stillhouse, New Make

Malt Bins

Trevor zeigt uns die Behälter in denen das angelieferte Malz gelagert wird. Die fünf Behälter können je 28 Tonnen lagern und diese Gesamtmenge von 140 Tonnen reicht gerade ein Mal für drei Tage Produktion. Pro Woche kommen 18 LKW-Ladungen. Das gibt gleich zum Einstieg ein Gefühl von Größe der Destillerie. Weiter geht es zur Bühler Mühle. Ein ganz modernes Gerät (das wir leider nicht fotografieren dürfen). Kommt aus Deutschland von einer Schweizer Firma. Hier werden vollautomatisch auch die Steine aussortiert. Und nebenan steht die alte Porteus Mühle von Imperial. Platz ist genug. Die Bühler Mühle schafft 3,17 Tonnen pro Stunde und hat einen feineren Mahlgrad als üblich, denn die Briggs Mashtun kann das gut verarbeiten.
Dalmunach - Mash tun ohne Platznot

 

Mashtun

Die Mashtun fasst 12 Tonnen. Für diese Ladung ist selbst die schnelle Mühle fast vier Stunden beschäftigt. Die „full-lauter“ Mashtun ist aber bereits nach 3,5 bis maximal 4 Stunden fertig. Das Wasser wurde dabei mit 650 Litern pro Minute hinzugefügt und ab dem 2.ten Wasser wird gesprenkelt. 45.000, 25.000 und 50.000 Liter Wasser werden für die drei Durchgänge verwendet wovon 60.000 Liter klare „Worts“ (Würze) mit einem fruchtigen Charakter in die Washbacks gepumpt und der Rest für den nächsten Durchgang aufbewahrt werden. Die Mashtun hat sehr viel Platz. Wie alles bisher ist genügend Freiraum in der Produktionsanlage. Und so fällt der Radius von 9,5 Metern nicht weiter auf. Produziert werden 40 Mashes pro Woche.
Dalmunach - Washback Impressionen

 

Washbacks

Die 16 Washbacks sind aus Edelstahl. Trotzdem beeindruckend. In Reih und Glied haben auch die sehr viel Platz. Fast wie im Ballsaal. Auch hier modernste Technik. Natürlich auch Switcher und alle möglichen Kontrollmöglichkeiten („Prozessseife“). Die Fermentationszeit ist mit 54 Stunden eher kurz und trägt zum „Cerealen“ Stil bei.
Dalmunach - Stillhouse

 

Stillhouse

Dann geht es weiter ins Stillhouse. Hierauf freue ich mich besonders. Die acht Stills sind paarweise im Kreis angeordnet. In der Mitte der „Kathedrale“ befindet sich der Spirit Safe. Auf den ersten Blick ein massiver Block, aber aus der Nähe betrachtet sind dies zwei Hälften, die mit einem „alten“ Spirit Safe nicht mehr viel gemeinsam. Der Spirit läuft über ein welliges Kupferblech eine Etage tiefer. Die Brennblasen haben dieselbe Form wie die alten von Imperial, sind aber doppelt so groß. Das Jahressoll liegt bei 10 Millionen Litern reinem Alkohol (LPA). Auf Schicht sind dafür nur 2 Mann notwendig.

New Make

Während wir den New Make probieren dürfen, beantwortet uns Trevor alle Fragen. Will von uns aber wissen, was wir von seinem New Make halten. Bei dieser Diskussion schauen wir aus den riesigen Fenstern auf die alten Imperial Gebäude. In den Lagerhäusern lagert kein Dalmunach, denn der wird „getankert“, d.h. mit einem Tanker abgeholt und an einen zentralen Ort gebracht. Die alten Officegebäude stehen aktuell leer. Und zum River Spey ist es nicht weit. Auch der ist von Stillhouse aus zu sehen. Und von einem „Pool“ nicht weit von hier entfernt stammt der Name Dalmunach.

Wem das noch nicht reicht, muss die Anlage selber besuchen oder noch die beiden Berichte der WhiskySpeller und von MaltKlaus lesen:

Fazit

Unbedingt sehenswert. Wenn Ihr die Chance habt: anschauen. Nicht nur architektonisch sehr interessant sondern einfach nur imposant und beeindruckend. Das ist eine gigantische Produktionsanlage mit sehr viel Platz und sehr viel Charme. Vor allem das Stillhouse sieht einfach nur schön aus. „Kathedrale“ trifft es ganz gut.

SoSWF - 2016 Dalmunach

Für die Besucher des Spirit of Speyside Whisky Festivals wurden die Türen das erste Mal geöffnet
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Vielen Dank an Trevor und Mark für die hervorragend Führung und an Chivas Brothers, dass diese Führung möglich war.

Wenn Ihr den Rest meiner Besuchsberichte zu dieser Reise lesen wollt: Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500