Destillerietour

Reisebericht: Cardhu Distillery – Technical Visit

Im Rahmen der diesjährigen Spirit of Speyside Whisky School haben wir uns nach einem interessanten theoretischen Vormittag zum Thema „New Make Spirit to Scotch Whisky“ auf den Weg zu den Vorort Besuchen gemacht. Tag drei der Schule und noch viel vor uns.

Whisky School – letzter Tag

Am Vormittag haben wir uns in unserem „Klassenzimmer“ mit dem Thema „New Make Spirit to Scotch Whisky“ auseinandergesetzt. Diane Stuart vom Scotch Whisky Research Institute (SWRI) hat einen spannenden Vortrag über „New Make Spirit – Flavour Profiles and Spider Diagrams“ gehalten. Wo kommen die Aromen her? Diane führt das Nosing Panel an und erzählt uns, woran das SWRI für die Whiskyindustrie so forscht. Danach folgt Andrew Russell, General Manager der Speyside Cooperage. Und natürlich referiert Andrew über Holz: „Wood for Scotch Whisky Maturation“. Wenn es nach Andrew geht, können die Distillerien gar nichts verkehrt machen – „sein Holz“ macht vernünftigen Whisky daraus. Und dann zum Abschluss Graham Eunson, General Manager der Tomatin Distillery. Graham hat so nebenbei über „Maturing and Nurturing Scotch New Make Spirit“ erzählt, aber, da wir schon so viel gehört haben, hat er uns auch noch vier Fassproben mitgebracht. Und das vor dem Mittagessen. Danach geht es los zu Speyside Cooperage und dann zu Cardhu.

Gestern hatten wir uns erst Mal bei Knockando (Reisebericht: Knockando Distillery – Technical Visit) und dann bei Glen Grant (Reisebericht: Glen Grant Distillery – Technical Visit) inklusive Abfüllanlage umgesehen. Weiter ging es zu Forsyth.

Technical Visit – Cardhu Distillery

Chris, ein schottischer Freund von mir, hat mir mal seinen Spitznamen für Cardhu verraten: „Disneyland der Whiskyindustrie„. Ich habe Cardhu bereits besucht (Roadtrip: Besuch bei Cardhu) und ganz unrecht hat er damit nicht. Aber durchaus im positiven Sinne. Mein Fazit damals: „Beim nächsten Besuch werde ich mehr Zeit mitbringen und mir auch die Produktion anschauen.“ Nun ist es soweit. Empfangen werden wir nicht wie geplant von Andy Cant, sondern von Donald Colville, dem Brand Ambassador von Diageo.

Die Führung: Library, Kiln-Modell, Mash House, Still House, Warehouse, Library

Home of Johnnie Walker

Library

Cardhu ist das „Home of Johnnie Walker„. Der Mann mit Stock verfolgt einen überall in diesen Gebäuden. An der Wand, als Statue, auf Bildern, auf Flaschen, usw. Die Library befindet sich in dem ausgebauten und schick gemachten Kiln. Hohe Decke (bis zum Pagodendach), ein Kamin, bequeme Sessel und Couchs, Bücher, Flaschen und eine Galerie, die zu dem Blending Lab führt (siehe Roadtrip: Besuch bei Cardhu – da durfte ich ein wenig „blenden“). Donald stellt sich uns vor, erzählt von seinem Besuch auf Islay, wo er auch gleich wieder hin muss. Natürlich erzählt er auch von Cardhu und Johnnie Walker.
Donald Colville

Kiln-Modell

Die „normalen“ Touren starten hinter dem Shop in einem Raum mit einem kleinen Modell. Hier erklärt Donald im Schnelldurchlauf, wie Maltings funktionieren. Hier gibt es schon lange keine Maltings mehr, aber so kann man es Besuchern ein wenig erklären. Es ist nicht leicht, eine so große Gruppe bei Laune zu halten. Schon gar nicht, wenn die drei Tage Whisky Schule hinter sich haben und auch Maltings „in echt“ gesehen haben. Donald bekommt das mit seiner Art aber sehr gut hin. Und er erzählt uns eine der Besonderheiten der Führungen bei Cardhu: hier verstecken die Mitarbeiter jeden Tag ein paar Kuscheltiere für die kleinen Besucher und ermuntern die Kindern dann, diese auf der Tour zu finden. Gute Idee.
Impressionen Washback

Mash House

Die Mühle lassen wir aus und gehen gleich ins Mash House. Kurzer Stop und Blick in die „full lauter“ Mash Tun mit einem Fassungsvermögen von 8 Tonnen gemahlenem Malz. Auch bei Cardhu wird mit Sprinklern gearbeitet. Die Mash Tun hat eine Kupferhaube – der Optik wegen. Hier ist alles beschildert, damit jeder Besucher erkennt, dass es sich hier um eine Mash Tun handelt. Dann weiter zu den Washbacks. Alle sind aus Holz. Zumindest die acht, die wir sehen, denn es gibt auch noch zwei Washbacks aus Edelstahl. Auch das Fassungsvermögen ist ausgeschildert: jeweils 37.000 Liter.
Still House

Still House

Weiter gehts zu….? Richtig, den Brennblasen. Drei Paare, aber voneinander getrennt – erst die drei Wash Stills (je 17.375 Liter) und dann die drei Spirit Stills (je 14.780 Liter). Die Wash Stills mit Fenstern. Alle sechs mit Schild und Fassungsvermögen. Und eine der Spirit Stills ist geflickt. Am Ende des Still Houses steht ebenfalls in erhöhter Position der Spirit Safe und die üblichen Sammelbehälter.
Zwei Fassproben

Lagerhaus No. 7

Stauplatz ist bei Cardhu für insgesamt 7.500 Fässer. Wir gehen in das Dunnage Lagerhaus für die Besucher – No. 7. Hier liegen ein paar Fässer herum, die man öffnen und mit dem Valinch eine Probe entnehmen kann. Gläser stehen schon bereit und natürlich darf einer aus der Gruppe das Fass um die Probe erleichtern. Da wir zwei Proben ziehen, gibt es einen kleinen Wettstreit – wer hat die bessere Technik und mehr aus dem Fass geholt? Showdown. Donald lässt uns zwei Fassproben aus 1986 probieren. Ungefähr zur ähnlichen Zeit abgefüllt. Das besondere daran? Donald demonstriert uns schlechtes Fassmanagement und spricht sehr offen darüber. Beide Destillate sind in unterschiedliche Fässer gefüllt worden. Und man hat „vergessen“ danach zu schauen. Er fragt nach unserer Meinung und meint „es gibt Deutsche, die mögen das„. Ich muss ihm leider widersprechen, denn zumindest ich mag es nicht. Ich kenne Donald und er mich. Die eine Probe war gut, kam aus einem 2nd refill, aber die zweite kam aus einem first fill Fass und lag darin für 30 Jahre. Hätte man dieses Fass zur richtigen Zeit abgefüllt, wäre es sicher lecker gewesen, aber das lagert zu lange. Interessante Erfahrung.

Touren

Es gibt Touren rund ums Jahr. Im Oktober ist die Wartungszeit und dann sind die Touren nur eingeschränkt verfügbar. Je nach Jahreszeit gibt es aber sogar Touren am Sonntag. Alle Tourzeiten findet Ihr bei Cardhu auf der Webseite. Welche verschiedenen Touren es gibt, kann man dort leider nicht nachlesen, aber es gibt zumindest verschiedene Touren. Bei Interesse einfach per Mail anfragen.

Fazit

Das war ein schöner und gemütlicher Abschluss meiner Whisky Schule. Am Abend gibt es noch ein gemeinsames Dinner und unsere Teilnahmezertifikate. Dann heißt es Abschied nehmen von meinen „Schulkameraden“.

Cardhu ist einen Besuch wert. Ja, es ist ein wenig wie Disneyland. Vor allem gibt es viele Schilder und Johnnie ist allgegenwärtig. Das ist aber nicht schlimm. Im Shop gibt es eine nette Auswahl der Abfüllungen und auch einige aus der Reihe der jährlichen Special Editions sind erhältlich. Im Shop finden auch die Tastings nach einer Tour statt.

Übrigens: Das mit den Kuscheltieren funktioniert auch bei den großen Besuchern. Meine Aufmerksamkeit lag bei der Führung mehr auf den Bildern und weniger auf Donalds Ausführungen. Er wird es mir verzeihen.

Vielen Dank Donald für die unterhaltsame und interessante Tour!

SoSWF - 2016 TV Cardhu

Technical Visit Cardhu 2016
1685
1696
1695
1694
1693
1692
1691
1690
1689
1688
1687
1686
1674
1684
1683
1682
1681
1680
1679
1678
1677
1676
1675

Wenn Ihr den Rest meiner Besuchsberichte zu dieser Reise lesen wollt: Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500