Knockdhu – ein ganz besonderes Highlight meiner Reise
Zwei Highlights meiner Reise waren mit Sicherheit, dass ich Dalmunach und Roseisle nicht nur besuchen, sondern auch im Produktionsbereich fotografieren durfte. Mein persönlichster und längster Besuch war aber auch zugleich mein letzter auf der diesjährigen Reise: Knockdhu, nahe Huntly.
Bereits bei der Kontaktaufnahme und der Vereinbarung meines Besuchstermin habe ich die erste Überraschung erlebt. Geantwortet hat mir Gordon Bruce, der Distillery Manager auf meine Frage, ob ich fotografieren darf: „We have very strict rules on distillery photography, all images must be well focused and tasteful.“ Das verspricht interessant zu werden.
Mein letzter Tag in Schottland bricht an. Ich verlasse Strathpeffer und mache einen Stopp in Knock bei der Knockdhu Destillerie, nördlich von Huntly und östlich von Keith, auf meinem Weg nach Aberdeen zum Flughafen. Einen kurzen Stopp – so zumindest der Plan. Ich sehe einen Kiln und aufgestapelte Fässer. Das muss die Destillerie sein. Ich finde den Parkplatz, stelle mein Auto ab, aber kein Schild zum Office oder Visitor Center, denn ein solches gibt es auch nicht. Stattdessen kommt mir Gordon entgegen und begrüßt mich. Er hat sich extra für mich Zeit genommen, und so starten wir in seinem Büro mit einem Kaffee.
Kiln
Der Kiln-Trichter ist auf der Rückseite aufgeschnitten und gibt den Blick ins Innere frei (siehe Titelbild). Ich staune nicht schlecht. Es gab einige Optionen, die Gordon hätte wählen können. Er hat sich für eine Besucher-Sehenswerte entschieden, um zwei zusätzliche Washbacks (genauer „secondary fermentation vessels“) hier unterzubringen. Rings herum stehen ein Wärmetauscher und weitere ausgemusterte Teile der Produktionsanlage. Und in der Wand ist ein Bullauge eingelassen, in dem sich eine Flasche anCnoc befindet. Die Abfülllungen der Destillerie werden anCnoc genannt, um nicht mit Knockando verwechselt zu werden. Sehr viel Liebe zum Detail bei den ganzen Ausstellungsstücken. Das geht ja schon mal gut los.
Mühle
Weiter geht es zur Porteus Mühle. Ja, auch die ist rot. Aber Gordon führt mich weiter in den Raum über der Mühle und dort ist oberhalb des Mühlentrichters der „De-Stoner“ von der Firma Heid. Einen solchen habe ich noch nie in Betrieb gesehen (zumindest nicht bei einer Porteus Mühle). Hier wird das Malz geschüttelt und durch die Frequenz und einige Siebe bleiben die Steine und andere Fremdmaterialen zurück. Die Steine werden nach vorne heraus geschüttelt und dort fallen diese durch eine Eigenkonstruktion in einen kleinen Eimer. Die pro Jahr ca. 1.000 Tonnen „peated malt“ haben ca. 45ppm. Gemahlen wird mit 30/60/10.
Kiln-Boden
Mashtun
Pro Mash werden 5,1 Tonnen Malz, bzw. 4,9 Tonnen peated Malz verwendet. Die ersten 16.500 Liter werden mit 63,5°C, dann weitere 7-8.000 Liter mit 80°C und noch Mal 18.000 Liter mit 90°C als drittes Wasser eingefüllt und abgefiltert. Heraus kommt nach circa acht Stunden ein klarer „Wort“ (Würze). Pro Woche werden 18-20 Mashes produziert.
Washbacks
Zur Überwachung wird der Deckel geöffnet und reingeschaut. Und natürlich auch die herkömmlichen Instrumente genutzt. Die Washbacks stehen in dem Gebäudeteil mit den Dachluken, die bereits von außen zu sehen waren. So wird auf altmodische Art belüftet. Sehr sympathisch.
Still house
Kondensatoren und Rundumblick
Lagerhäuser
Hier liegt kein einziges Fass. Eine staubige und gespenstische Angelegenheit. Schönes Licht und viele alte Schilder. Die Zeit ist stehen geblieben. Zumindest hier. Wir gehen weiter und was wie ein weiteres altes Lagerhaus aussieht, ist in Wirklichkeit ein nagelneues Lagerhaus (2010). Die alten beiden Gebäude sind im Winter unter der Schneelast zusammengebrochen und mussten komplett ersetzt werden. Es wurden mit großem Glück nur sehr wenige Fässer beschädigt und somit gab es auch keinen Grund für einen „Snow Phönix“ (den Seitenhieb konnte sich Gordon nicht verkneifen). Ca. 1.000 Fässer können in diesen „beiden“ neuen Lagerhäusern (sind zu einem verbunden) gelagert werden. Auch hier wieder einige nette Details: die Fenster sind künstlerisch gestaltet und sehr sehenswert. Gordon schwärmt davon, dass er täglich auf dem Weg zur Arbeit von der Straße auf die Fenster schaut, und dann dauert sein Arbeitsweg schon Mal zwei statt einer Minute. Beneidenswert. 3.000 weitere Fässer finden in einem racked Lagerhaus Platz und so sind nur 4.000 Fässer vor Ort. 23% der Produktion werden übrigens als Single Malt verkauft.
Ohne Limit
Bei meinem Rundgang sind viele Bilder entstanden. Einige davon könnt Ihr am Ende des Beitrages sehen (auch im Vollbildmodus). Blättert einfach mal durch und lasst den Ort auf Euch wirken.
Zu guter Letzt finden wir uns beide noch im Tasting Raum wieder und Gordon zeigt mir seine Schätze. Und noch viel besser: er packt mir ein paar in Probenfläschen. Neben einem New Make, einem 22-jährigen, einem 30-jährigen füllt mir Gordon aus einer Probenflasche noch einen 1978er. Ich bin gespannt!
Geplant waren maximal zwei Stunden vor Ort, aber die Zeit verflog nur so. Ich habe keine Minute bereut und ich werde Gordon und sein Team sicher wieder besuchen. Ich kann Euch einen Besuch nur dringend empfehlen. Meldet Euch vorher an und ihr werdet sicher begeistert sein.
Vielen Dank an Gordon und sein Team für diese tolle Tour!
Wenn Ihr den Rest meiner Besuchsberichte zu dieser Reise lesen wollt: Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500.