Destillerietour

Reisebericht: Dalmore – im Wartungsmodus

Auf meiner Tour entlang der Northcoast 500 besuche ich die zweite Destillerie: Dalmore. Richard Paterson, „The Nose“ und Masterblender vom Dalmore-Besitzer Whyte & Mackay, hat mir den Besuch bereits mehrmals nahe gelegt und so muss ich dieser Empfehlung heute unbedingt nachkommen.

Dalmore befindet sich gerade in der „Sommerpause“ und renoviert unter anderem das Dach des Stillhouse (02.05.2016). Das Dach muss repariert werden und das Stillhouse ist daher nicht zugänglich. Schade, aber ich will mir die Destillerie trotzdem anschauen. Richard hat so von diesem Ort geschwärmt. Und auch Shauna Jennens, Dalmore Distillery Ambassador, die ich erst vor ein paar Tagen in der Speyside kennengelernt habe, lud mich ein, vorbeizukommen. Darum muss ich mich jetzt mal umschauen. Was macht diesen Ort so besonders?

Nach meiner Tour bei Glen Ord (Reisebericht: Blick hinter die Kulissen bei Glen Ord) komme ich zur Mittagszeit in Alness an. Nach einer kleinen Stärkung geht es dann an den Cromarty Firth zu Dalmore. Der Parkplatz liegt direkt am Meeresarm und bietet einen schönen Ausblick, auch wenn zwei Bohrplattformen in Sichtweite sind und es wieder ein Mal zu regnen beginnt.

Eingang zum Shop

Shop

Im Shop melde ich mich für meine reservierte Tour an und erfahre, dass Fotografieren ausnahmsweise erlaubt ist, aber nur, weil aktuell nicht produziert wird. Hier sind zahlreiche verschiedene Dalmore Abfüllungen aufgestellt. Die teureren Flaschen sind mit einem „abnehmbaren“ Hirschgeweih versehen. Einige dieser Blechgeweihe sind als Souvenirs erhältlich. Hinter dem Tresen ist die Constellation Collection ausgestellt. Am Boden sind Lichter eingelassen und in einer Schlangenlinie führen diese zu den Toiletten. Alles in dem 2011 renovierten Visitorcenter ist elegant und vornehm. Der Shop ist nicht groß und füllt sich schon bald mit weiteren Besuchern, die auch an dieser Tour teilnehmen wollen.
Logo - Der Ursprung

Eingangsbereich mit Gemälde & Mühle

Shelley ist unser Tourguide und bringt uns in ein Nebengebäude. Rote Wand, Deckenlicht, Stein- und Glasfront sowie ein wandfüllendes Gemälde waren nicht das, was ich erwartet hatte. Shelley beginnt mit der Erläuterung des Gemäldes die Tour und wer genau hinsieht, erkennt dort auch einen Hirschen. Die Kurzform: ein Vorfahre der Gründer hat 1263 König Alexander III vor dem Angriff eines Hirschen gerettet. Seitdem darf die Familie einen Hirschen im Wappen führen. The Legend of the Brave (Langform). Hinter der Milchglasscheibe kann man durch ein weiteres Hirschlogo einen Blick auf die Porteus-Mühle werfen.
Mashhouse mit Wasserquelle

Mashhouse

Über ein paar Treppen geht es vorbei an dem Stillhouse. Mit Gerüst, Brettern und Planen ist uns die Sicht aber verborgen und wir kommen in das Mashhouse. Dort steht eine Edelstahl-Mashtun mit 9,1 Tonnen Fassungsvolumen. Jetzt liegt sie trocken, denn alle Teile der Produktion werden einer Wartung unterzogen. So sind alle Maschinen still, nichts dreht sich, kein Lärm und niemand beim Arbeiten. Bis auf die Damen im Shop. Normalerweise dauert eine Mash sieben Stunden. Das erste Wasser mit 64°C sind 42.000 Liter, das zweite mit 72°C 14.000 Liter und das dritte mit 82°C noch Mal 32.000 Liter. Der Wort für ein Washback: 48.500 Liter. Auch hier werde ich überrascht: hinter dem Steuerpult befindet sich ein Bild der Quelle an der Giebelwand.
Dalmore Washbacks
(c) Dalmore, Pressefoto

Washbacks

Weiter geht es zu den acht hölzernen Washbacks gleich im Nebenraum. Auch hier eine Besonderheit: die Rückwand ist rot, wird von Scheinwerfern angestrahlt und mittendrin prangt ein…. ja, richtig, ein Hirschkopf. Da wir in der Renovierungsphase sind, gehen nicht alle Lichter, deshalb seht Ihr hier ein Bild von Dalmore wie es „normalerweise“ aussieht. Die 48.500 Liter Wort werden in 60.000 Liter fassende Washbacks gefüllt, denn auf Switcher wird bei Dalmore verzichtet. Bewusst. Die Fermentationszeit beträgt 50 Stunden.

Lagerhaus

Nach den Washbacks wäre jetzt das Stillhouse an der Reihe, aber das fällt leider wegen der Renovierungsarbeiten aus. So verlassen wir das Mashhouse durch die Hintertür und gehen Richtung Lagerhäuser. Ein kurzer Schauer setzt ein, aber daran habe ich mich schon gewöhnt. Bevor wir in das Lagerhaus gehen führt uns Shelley in den Showroom. Dort müssen wir Handys und Kameras ablegen, denn ins Lagerhaus dürfen wir die nicht mitnehmen. Extreme Maßnahmen, aber das kenne ich auch schon von Jura. Die Wände des Lagerhauses sind pechschwarz (das kommt vom Angel’s Share). Drinnen der typische Lagerhausgeruch. Hier möchte man ein Engel sein. In den neun Lagerhäusern lagern ca. 56.000 Fässer. Nur etwa 20% der Produktion bleiben hier vor Ort, der Rest geht für die Blends in die Lagerhäuser von Whyte & Mackay.
Showroom

Showroom

Im Showroom hat uns Shelley anhand des Fassmodells in der Mitte des Raumes vor der Lagerhaus Besichtigung erklärt, welche verschiedenen Fasstypen es gibt und welchen Einfluss das Holz hat. Jetzt kehren wir wieder dorthin zurück und schauen uns auch die restlichen Ausstellungsstücke an. Vor allem die Wand mit dem „Spirit Run“ finde ich sehr interessant und einzigartig. Vom Foreshot bis zu den Feints sind viele Zwischenstufen des Brennprozesses in Flaschen gefüllt und beleuchtet. Wir dürfen die Flaschen öffnen und daran riechen. Sie schütteln und inspizieren. Der New Make ist fruchtig. Das ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch sehr lehrreich. Sehr gut gemacht, genauso wie das Fassmodell. Langsam verstehe ich, was an Dalmore so besonders ist.
Lagerzeit im Fass

Tasting Room

Nach so viel Anschauungsunterricht geht es in den Tastingroom. Dort erwartet uns ein Dalmore 12yo, der nach ein wenig daran riechen, in eine Probenflasche kommt. Ich muss noch fahren. Nach einem kurzen Film plaudere ich noch ein wenig mit den anderen Tourteilnehmern und schaue mich in dem Raum um. Hier sind einige historische Flaschen ausgestellt. Nicht alle sind mit echtem Inhalt gefüllt, aber trotzdem interessant anzuschauen. Besonders interessant finde ich die Flaschenreihe mit verschiedenen Lagerzeiten im Fass. Eine wunderschöne Bandbreite mit unterschiedlichen Rot-Tönen. Nun muss ich mich aber beeilen und noch kurz Shauna „Hallo“ sagen bevor ich weiter muss.

Dalmore Stillhouse

Extra Tour ins Stillhouse

Shauna macht es möglich. Ich darf auch noch einen Blick in das Stillhouse werfen und trotz Baustelle fotografieren. Links und rechts neben der Treppe befinden sich die vier Spirit Stills. Einen „richtigen“ Schwanenhals hat keine der Stills. Zwei sind geköpft und haben einen geraden „Deckel“. Die anderen beiden einen aufgesetzten Hals mit einem Kühlring. Die vier Wash Stills sind in den Nebenraum „gepfercht“, denn viel Platz zum Gehen gibt es dazwischen nicht mehr. Näher komme ich an die vier aber nicht heran. Damit Ihr einen Eindruck bekommt wie es hier aussieht, wenn nicht renoviert wird, hat mir Shauna noch ein PR-Bild zur Verfügung gestellt, das deutlich schöner als meines ist. Meine seht Ihr in dem Bilder-Karussell am Ende des Beitrags und daran erkennt Ihr die besondere „Optik“ der vier Spirit Stills.

Fazit

Dalmore ist besonders. Auf jeden Fall anders. Mir haben die Exponate sehr gut gefallen, denn sie erklären die Dinge, die man so nicht zu sehen bekommt. Es ist viel Marketing präsent und der Hirschkopf ist allgegenwärtig. Trotzdem schön anzuschauen und so in den normalen Produktionsprozess eingebunden, habe ich so etwas bisher noch nirgends gesehen. Schade ist, dass man nicht fotografieren darf, aber das ist auch nicht jedem so wichtig wie mir. Auf jeden Fall einen Besuch wert und die acht Pfund sind gut investiert.

Danke Shauna für die schönen Bilder. Ich muss wohl wiederkommen, um auch so schöne Bilder machen zu können. Aber dann nur mit Sondergenehmigung.

Wenn Ihr den Rest meiner Besuchsberichte zu dieser Reise lesen wollt: Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500.

PS: Dalmore ist zwischenzeitlich wieder in Produktion, denn die Renovierungsarbeiten sollten bis Ende Mai abgeschlossen sein.

SoSWF - 2016 Dalmore

Mein Besuch bei Dalmore.
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