Reiseberichte

Reisebericht: Feis Ile 2015 – das Whisky Festival auf Islay

Das etwas andere Festival

Dieses Jahr war lang geplant und doch kam alles anders. Auf Islay gab es zwei 200-Jahr Feiern: Laphroaig und Ardbeg – beide 1815 gegründet (offiziell zumindest). Kilchoman hat überdies 10-jähriges Bestehen gefeiert. Viele Besucher wurden dadurch besonders angezogen und haben nicht nur Unterkünfte frühzeitig reserviert, sondern auch Events bei den einzelnen Destillerien gebucht – teilweise mit massiven Gruppenstärken. Mit dem Ansturm für das Feis Ile 2015 hatte ich nicht gerechnet.

Bis auf Diageo (Lagavulin, Caol Ila und Port Ellen Maltings) wurden die Programme nicht vorab bekannt gegeben, und auch der Buchungszeitpunkt war (für mich) sehr spontan. Bis ich realisiert habe, dass ich buchen kann – und zwar meist nur telefonisch – waren am nächsten Tag die meisten Events bereits ausgebucht. Schade.

Meine persönlichen Highlights

Mit ein paar freundlichen Helfern habe ich doch noch ein paar Dinge vorab buchen, bzw. spontan besuchen können.

Die Liste aller Festival-Events 2015 findet ihr in meiner Programm-Zusammenfassung.

Zu den oben genannten Events werde ich noch einzelne kleine Artikel schreiben und hier verlinken. Vorab nur so viel: Laphroaig’s 200-Jahr-Feier war für mich sehr enttäuschend, Ardbeg hingegen war noch besser als gehofft.

Einer meiner alljährlichen Highlights war auch wieder der Nosing Ceilidh in Port Ellen. Dieses Mal mussten wieder alle neun Standard-Abfüllungen (Islay und Jura) korrekt zugeordnet sowie von zwei der Destillerien der New Make erkannt werden (namentlich). Billy Abbott (von Whisky Auctions) hat alle elf korrekt zugeordnet und durfte sich fünf Flaschen Whisky aussuchen. Glückwunsch! Bei mir waren es deutlich weniger Treffer.

Ich habe dieses Mal ein paar verschiedene Restaurants fürs Abendessen ausprobiert. Ich bin nirgends enttäuscht worden und habe viel frischen Fisch bzw. „Seafood“ bekommen.

Viel Zeit hatte ich auch für Spaziergänge und Natur eingeplant. Nicht nur Austernfischer, Möwen und Schafe sondern auch viele Robben haben sich gezeigt. Ein wichtiger Abstecher führt mich immer nach Portnahaven. Dort gibt es unter anderem den Coastal Path (Ràthas an Iasgairean), der entlang der Küste ein paar schöne Ausblicke bereit hält. Auch wenn das Wetter nicht so warm und beständig wie die letzten beiden Male war: bis auf vier Hagelschauer und ein wenig Regen, war es immer trocken. Und meistens war ich rechtzeitig im Auto, bevor es losging.

Neu in 2015

Ein kleiner Abstecher nach Gartbreck hat mir bestätigt, was ich bereits gehört hatte. Alle Nebengebäude und Mauern sind abgerissen. Übrig geblieben ist nur das ehemalige Haupthaus. In diesem Jahr soll es also los gehen und nächstes Jahr zum Festival können wir evtl. schon eine fertige Destillerie besuchen. Ich bin gespannt.

Aus Port Charlotte als eigene Destillerie wird wohl eher nichts mehr. Bereits im Februar habe ich Bilder gesehen, auf denen die eingelagerten Pot Stills abtransportiert wurden. Auch die Pot Still hinter dem Bruichladdich Schriftzug ist verschwunden (inkl. der Beine, die rausgeschaut haben). Wenn ich das richtig verstanden habe, sind die Pot Stills Mark Reynier nach Irland gefolgt (Waterford Distillery).

Jim McEwan (ehemaliger Master Distiller Bruichladdich) hatte seinen Rückzug Anfang des Jahres angekündigt und nun seine letzte große Master Class bei einem Bruichladdich Open Day gegeben. Danke Jim für die vielen Jahre Inspiration und die gewohnt hervorragende Show!

Bei den Port Ellen Maltings hat es einen Management-Wechsel gegeben: Ramsay Borthwick wechselt nach Glenkeith und Colin F. Gordon (ehemals Roseisle) übernimmt. Ich wünsche Euch beiden viel Erfolg in den neuen Positionen!

Der Kildalton Way (Spazierweg) von Port Ellen (über Laphroaig, Lagavulin) bis nach Ardbeg ist zwischenzeitlich fertig gestellt. Es fehlt zwar ein kleiner Abschnitt rund um Lagavulin aber das scheint sich nicht mehr zu ändern. Sollte man auf jeden Fall mal entlang spazieren.

Ein neues (großes) Hotel wurde schon mal mit einem eigenen „Open Day“ vorgestellt: das Islay House. Noch ist es nicht vollständig fertig, aber von außen schon mal sehr imposant mit einer schönen Lage mit Blick auf den Loch Indaal (liegt in der Nähe vom Islay House Square).

Bei Ardbeg hat sich einiges getan. Der Parkplatz wurde ein wenig verlegt und der ehemalige Parkplatz ist jetzt ein großer Platz (mit Ardbeg-Symbol). Vom Parkplatz führen Treppen auf den Platz und die alte Potstill ist auch hierher umgezogen. Sehr schön – wenn auch auf den letzten Drücker fertig geworden.

Diese Sonder-Abfüllungen gab es

Dieses Jahr gab es noch mehr Spezial-Abfüllungen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alle erwischt habe.

  • Lagavulin 1991, 59.9% (Cask strength), 3.500 Flaschen, 128.- GBP
  • Bruichladdich 50cl Black Art Valinch ‘High Noon’, 1.881 Flaschen, 100.- GBP
  • Bruichladdich 2 Port Charlotte Valinches: Rhinns (30 ppm) & Lochindaal (50ppm)
  • Caol Ila, 1998, 57.3%, 1.500 Flaschen, 99.- GBP
  • Laphroaig Cairdeas, 51.5%, NAS
  • Bowmore Feis Ile 2015 – 55.7%, 1.000 Flaschen, 55.- GBP
  • Bowmore Feis Ile 2015 1988 Vintage, 26 Year Old – 248 Flaschen, 350.- GBP
  • Bowmore Fill your own bottle: 2002 Oloroso Sherry Cask No 2214, 80.- GBP
  • Jura Tastival 2015 (18yo), 52%, 3.970 Flaschen, 85.- GBP
  • Kilchoman, Feis Ile 2015, 58.2%, 742 Flaschen, 78.60 GBP
  • Kilchoman, 10th Anniversary bottling, 58.2%, 3.000 Flaschen, 88.80 GBP
  • Kilchoman, Islay Pipe Band Single Cask, 60.5%
  • Bunnahabhain, Rubha A’ Mhail 11yo, 57.4%, 1.200 Flaschen
  • Bunnahabhain, Moscatel, 18yo, 250 Flaschen
  • Ardbeg Perpetuum „Distillery Only“, 49.2%, 70.- GBP
  • Ardbeg Perpetuum (mit Box, Open Day), 47.4%, 85.- GBP
  • Ardbeg 1815, 33yo, 3.500.- GBP
  • Douglas Laing, Old Particular Laphroaig, 2001, 14 yo, 48.4%, 636 bottles, DL10694
  • SMWS 3.243 Dark, smouldering flamenco gypsy (17 yo Bowmore), 57.1%, 80.- GBP (m)/120.- GBP
  • Islay House bottling, Bruichalddich Port Charlotte, 2004, 55%, 334 Flaschen

Die Lagavulin Abfüllung war dieses Jahr zwar teurer (statt ca. 80.- kam diese 128.- GBP), aber auch älter. Und vor allem: nach wenigen Tagen ausverkauft (das dauerte die letzten Jahre meist 1-2 Monate). Auch von der Ardbeg Abfüllung war ich überrascht: die gleiche Abfüllung mit weniger Prozent Alkohol (47.4% statt 49.2%), aber dafür mit Pappkarton sollte 15.- GBP mehr kosten? Und war in Deutschland bei den Embassys für ca. 80.- EUR (statt ca. 120.- EUR vor Ort) zu haben. Komische Preispolitik. Zu den Ardbeg Abfüllungen habe ich hier bereits berichtet.

An alle „Geschäftemacher“: hört auf, Hamsterkäufe zu machen und die Flaschen sofort auf eBay anzubieten. Kauft Euch und Euren Freunden eine Flasche und genießt sie. Back to the roots!

#Whiskyfabric on tour

Dieses besondere Feis Ile hat auch viele internationale Whisky Blogger angelockt. Einige waren das erste Mal auf Islay, für einige war es das erste Festival und andere sind bereits Wiederholungstäter. Ich habe mich sehr gefreut, so viele „Kollegen“ (entschuldigt, das soll keine Anmaßung sein!) zu treffen und endlich persönlich kennenzulernen. Einige sind sehr erfolgreich mit ihrem Blog und manche auch Vollblut-Journalisten. Es hat mich sehr gefreut, Euch alle „real“ zu treffen.

Feis Ile 2016 – ein erster Ausblick

Auch in 2016 wird es ein 200-jähriges Jubiläum geben: Lagavulin. Georgie Crawford (Distillery Manager) überlegt mit Ihrem Team bereits, wie das ablaufen soll. Eines ist sicher: anders als die „normalen“ Open Days. Und auch die diesjährige Sonder-Abfüllung muss erst mal übertroffen werden. Vielleicht wird es ja der 25 jährige…. (mehr verrate ich noch nicht).

Gartbreck könnte bereits fertig sein. Mal sehen, wie schnell es hier jetzt weiter geht.

Mein persönliches Fazit

Wetter technisch hatte ich dieses Jahr weniger Glück als die letzten Jahre. Etwas kälter und etwas wechselhafter. Aber ich mag die Stimmungswechsel und auch große Wolken gehören zu Schottland einfach dazu. Für den Rest gibt es passende Kleidung. Allerdings sind am Montag nach dem Festival einige Fähren ausgefallen und die Rückreise mit dem Flieger wurde wegen „Überfüllung“ auch ein wenig schwieriger (es sollen Personen mit Übergepäck gesichtet worden sein).

Ich habe einige „alte“ Freunde wieder getroffen (Besucher und Einheimische) und vielversprechende neue Bekanntschaften geschlossen. Danke besonders an die #Whiskyfabric

Besonders die Natur-Ausflüge haben sich dieses Jahr im Gedächtnis festgesetzt. Die Wanderung mit Georgie und Niall nach Solum war ein Erlebnis. Auch meine Wanderungen an den Küsten haben den Kopf richtig frei gemacht. Und wer noch nie auf Islay war: manchmal könnte man meinen, dass man in der Karibik ist. Nicht wegen der Wärme, sondern der Farben und des Sonnenscheins.

Nicht gefallen hat mir – ein Mal mehr – das nicht vorhandene zentrale Buchungssystem. Es ist nicht schwer, das Programm zentral und gleichzeitig bekannt zu machen und mit etwas Vorlauf den Besuchern die Chance zu geben, die richtigen Events zu finden. Diese dann zentral zu buchen, sollte ebenfalls machbar sein. Diageo hat es zumindest für ihre drei „Niederlassungen“ hinbekommen. Besser wäre EIN zentrales System für alle Event-Anbieter. Vielleicht wagt sich ja mal jemand beim Spirit of Speyside Whisky Festival „abzuschauen“ – die wissen wie man das macht.

Müsste ich mich auf eine Destillerie beschränken, dann war Ardbeg mein absolutes Highlight. Zwischen den beiden 200-Jahr-Feiern lagen Welten. Ardbeg hat alles richtig gemacht und ihr  Jubiläum würdig gefeiert. Vieles war kostenlos und für Unterhaltung war durchgängig gesorgt. Klasse! Aber auch Jim’s Master Class war wieder ein Highlight.

Feis Ile 2015 - Überblick

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