Tasting

Tasting: Diageo SR 2016 – Brora & Port Ellen (5/5)

Leider hatte ich keine Zeit an der deutschen Vorstellung der Diageo Special Releases 2016 in Berlin teilzunehmen, aber ich hatte Glück und habe von allen zehn Abfüllungen ein Sample abbekommen. Heute: Teil 5 – Brora tritt gegen den Port Ellen an.

  • Brora, 38yo, 1977, 48.6%, 2.984 Flaschen, 1.450.- GBP / 1.999.- EUR
  • Port Ellen, 37yo, 1978, 16th, 55.2%, 2.940 Flaschen, 2.500.- GBP / 3.449.- EUR

Die GBP-Preise stammen aus der englischen , die EUR-Preise aus der deutschen Pressemitteilung. Alle Hintergrundinformationen zu den Diageo Special Releases 2016 findet Ihr hier Diageo Special Releases 2016 – mit Tasting Notes. Meine anderen Notes findet Ihr hier:

Tasting Notes – Brora

Offizielle Notes

  • Farbe: Altgold oder mittleres Bernsteingelb. Langsame, feine Perlung („Beine“).
  • Nase: Souverän, breit gefächert und leicht trocken. Eine Welle frischer Zitrone, Rauchs und Holzasche mit Anklängen von Minze und Toffee entfaltet sich, unterlegt von Basisnoten aus feuchtem Sand oder Lederpolitur. Aroma und Rauch verklingen langsam, während süße Malzigkeit wächst; man entdeckt Spuren von Vanillebiskuit und glimmender Kerze. Pfeffrig, mit Holzasche, rein, frisch und appetitlich. Wasser bringt süße, wachsige Noten von Cream Soda und minzigem Toffee, Holzrauch und Asche hervor.
  • Körper: Mittelschwer.
  • Gaumen: In natürlicher Stärke sehr leicht zu konsumieren; kühl, weich und leicht wachsig, mit Zitronenschale und aufkommender Holzasche über süßem, umhüllendem Karamell. Süß und duftend. Gewinnt an Tiefe und Komplexität durch die Entstehung leicht würziger weicher Tannine und minziger, torfiger Schärfe. Wasser betont die gut ausgewogene Süße, die verführerische Würze und gibt ihm eine ehrwürdige Note.
  • Abgang: Fest und langanhaltend; angenehm verkohlt und zäh, mit wärmendem Ingwer und dunkler Schokolade, gefolgt von duftendem Rauch. Süße Minze, die den Atem kühlt, hinterlässt ein Prickeln auf der Zunge. Mit Wasser weich und stechend; entfernte Anklänge von Holzrauch und weicher Schokolade mit leichten Tönen von Zeder und Kiefer.

Meine Notes

  • Nase: Welch eine schöne „alte“ Nase. So etwas hatte ich lange nicht mehr im Glas. Zitrone und Rauch gemischt mit Minze. Dann kräftig die Lederpolitur oder wie ich es immer umschreibe: mein Lederohrensessel. Hinter der Tabaknote kommt nun langsam Vanille und Malz zum Vorschein. Mit drei Tropfen Wasser, wird erst kurz der Alkohol betont, aber dann bekomme ich ein wenig Mango, Gewürze und die Süße ist zurück.
  • Geschmack: An der Nase hatte ich keinen Alkohol, aber auf der Zunge entwickelt sich eine leichte Pfefferschärfe. Zitrone und Asche. Aber auch die Süße und Malzigkeit sind präsent. Mit Wasser kein Pfeffer mehr. Zitrone und Asche sind noch da, aber die Süße ist stärker geworden. Ein wenig Kraft geht verloren.
  • Abgang: Schöner alter Rauch. Leicht trocken, aber samtig und langanhaltend. Minze bringt eine leichte Kühlheit mit.

Auch wenn ich ein Freund einiger Tropfen Wasser bin, ist der ohne Wasser noch einen ticken interessanter und scheint optimale Stärke zu haben.

Tasting Notes – Port Ellen

Offizielle Notes

  • Farbe: Poliertes Teakholz, gute Perlung.
  • Nase: Raffiniert und unaufdringlich; im Wesentlichen trocken; anfangs leichter Rauch, dann entfaltet sich eine Welle bekannter süßer und rauchiger Noten, begleitet von Jute und warmen Holztönen. All dies weist auf sein hohes Alter hin. Ferner Rauch kommt rasch näher und wird duftiger, während darüber die angenehmen Aromen von in Honig mariniertem geräuchertem Fleisch oder Wurzelgemüse schweben. Durch alles hindurch entwickelt sich eine frische reinigende Note, die mit süßer Minze, spritziger Zitrone und weinigen Tönen wetteifert. Schließlich tauchen weiche Noten von dunklem Kakao auf sowie etwas Vanille und weiterer Holzrauch. Mit Wasser versetzt, zunächst süß, dann etwas abgetönter und pikanter, bevor die klare fruchtige Süße wiederkehrt.
  • Körper: Mittelschwer
  • Gaumen: Wundervoll in natürlicher Fassstärke. Süß, prickelnd und trocken, mit einer großartigen Mischung aus Holzasche, gebrannten Marmeladentörtchen, Melassetoffee und karamellisierter Orange. Dann alles durchdringender Rauch mit würzig-kräuteriger Note und Nelken. Wasser macht ihn kühler und milder, verändert aber sein gut ausgewogenes Geschmacksprofil nicht. Zuerst dunkler Toffee, dann Räucherfleisch, Bücklinge, Asche und reinigende Phenole.
  • Abgang: Lang, kühlend und komplex; trocken, aber auch umhüllend. Sofort appetitlich, mit kandiertem Apfel, angebranntem Toast, Zitronenzesten, reifen roten Äpfeln und gebranntem Pflaumenkuchen. Ausgesprochen kräuterbetont und schwer mit holzigem Rauch, mit Wasser weicher.

Meine Notes

  • Nase: Kräftiger Alkohol. Der verzieht sich und der Rauch, der jetzt klar da ist, erinnert mich an verbrannten Gummi. Gefällt mir nicht so gut. Mit der Zeit kommen süße Honignoten durch. Der Rauch ist immer noch da, wechselt jetzt aber seinen Grundton und erinnert eher an süße BBQ-Marinade. Der braucht viel Zeit. Nun kommen Gewürze und ein wenig frisch gehackte Petersilie. Jetzt wieder süßer. Der ist komplex, wenn man ihm viel Zeit gibt.
  • Geschmack: Hat mehr Kraft und entwickelt ein deutliches Kribbeln auf der Zungenspitze. Zu dem Pfeffer gesellt sich Süße einer Ananas. Der Rauch ist präsent. Dann kommt die Orange.
  • Abgang: Der Rauch ist da, aber ähnlich dem verbrannten Gummi. Leicht trocken. Viel Kräuter. Ein sehr ausgewogener alter Raucher mit Kraft im Abgang.

Wasser habe ich dieses Mal weggelassen, da die Originalnotes nicht viel positive Veränderung versprechen.

Fazit

Beides sind sehr alte Tropfen, die noch ganz andere Grundaromen aufweisen im Unterschied zu heutigen „modernen“ Abfüllungen. Das sind alt-ehrwürdige Tropfen, für die man sich sehr viel Zeit lassen sollte. Beides sind sehr außergewöhnliche Single Malts, die fast vierzig Jahre im Faß verbracht haben. Mir hat der Brora besser gefallen, da ich die Rauchnote „verbrannter Gummi“ des Port Ellen nicht so schön fand.

Weitere Informationen

Die Special Releases aus den letzten Jahre findet Ihr hier:

Danke an Diageo und Thomas Plaue für die Samples!