Destillerietour

SRT18: Clydeside Distillery – die Top-Attraktion in Glasgow

Im letzten Jahr stand ich auf der anderen Seite des Clydes und habe auf die Baustelle der Clydeside Distillery aus der Entfernung geschaut. Seit Ende 2017 ist die Brennerei nun in Betrieb und hat es in der kurzen Zeit in die Top-10 der beliebtesten Attraktionen in Glasgow geschafft. Es wird höchste Zeit, dass ich mir selber ein Bild von der Destillerie mache.

Über die Familie Morrison

Die Morrison Familie ist sicher einigen meiner Leser ein Begriff. Stanley P. Morrison (geboren 1900) kaufte 1925 A.D. Rattray, gründete Morrison Bowmore Distillers und kaufte mit seinem Partner Robert Lundie 1936 Chivas Brothers. Nach seiner Lehre bei Dalmore und weiteren Brennereien beteiligt sich Tim Morrison 1961 am Familienunternehmen und auch sein Bruder Brian folgt drei Jahre später. 1963 kauft Stanley Bowmore, 1970 Glen Garioch und 1984 kaufen Tim und Brian Auchentoshan. Chivas Brothers gehört zwischenzeitlich zu Pernod Ricard, die Brennereien wurden an Beam verkauft (heute BeamSuntory). 1996 übernimmt Tim A.D. Rattray (UA im Profil: A. D. Rattray) und Brian kauft 2005 The Scottish Liqueur Company und etabliert Morrison & MacKay (UA im Profil: Morrison & MacKay).

Über die Destillerie

Bereits 2014 gab es Pläne und eine „Planning Permission“. Damals sprach man noch von der „Glasgow Distillery“ im ehemaligen Pumphouse am River Clyde. Zwischenzeitlich hatte aber die Glasgow Distillery Fakten geschaffen und am Clyde ist nichts passiert. Im August 2016 kam dann die Ankündigung mit einer Schlagzeile: „New £10.5m distillery taking shape on banks of the Clyde„. Im Mai 2017 sind bereits die Potstills an Ort und Stelle, als ich mir die Destillerie von außen ansehe (Neue Destillerien). Ende 2017 kommt die erste Malzlieferung und die Probeläufe beginnen.

Die Destillerie ist in das ehemalige Pumphouse integriert. Hier waren früher Docks und mit Hilfe des Pumpenhauses wurde das Tor des Docks geöffnet und geschlossen. In der Ausstellung der Destillerie findet man viele historische Bilder und der alte Hafen wird hier wieder ein wenig lebendig.

Meine Destillerietour

Von Balloch nach Glasgow gibt es eine Zugverbindung und die will ich heute nehmen, aber leider fällt ScotRail wegen „Person auf den Gleisen“ aus. Dann also doch mit dem Auto. Die Fahrt zur Clydeside Distillery ist ein wenig tricky und man muss aufpassen, dass man die richtigen Abzweigungen nimmt. Dank eines englischen Navis und einiger Hinweisschilder klappt es beim ersten Versuch.

Film – Hafen von Glasgow

Von außen scheint es, dass mich die beiden Potstills anlachen, denn die Sonne strahlt durch die Fenster des Stillhauses im gläsernen Anbau. Ich habe mich im Vorfeld angemeldet, denn ich möchte fotografieren und dafür muss man eine Fotoerlaubnis anfragen. Lauren Currie (Events Coordinator) nimmt mich in Empfang und führt mich zum Tourstart, der hinter dem Shop im Raritätenraum hinter einer Glastür startet. Leinensäcke, Kisten und Fässer sollen mich in den Hafen von Glasgow zurückbringen. In eine Zeit bevor es Container gab (die kamen 1956 das erste Mal zum Einsatz) und Hafenarbeiter Schiffe ent- und beladen haben. Ein rauher Ton war das damals und der Film holt uns mit zwei schottischen Charakteren nahe ran an die Zeit.

Ausstellung

Weiter geht es in die Ausstellungsräume. Hier erfährt man einiges über den Hafen, die Zeit damals im Allgemeinen und die Familie Morrison im Speziellen. Wusstet Ihr, dass man der Polizei in Uniform keinen Alkohol ausschenken durfte? Die Ausstellung ist „leichte Kost“ und kein Museum in dem man sich stundenlang aufhalten kann, aber es entführt doch ein wenig in die Vergangenheit.

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Lauren führt mich nun in den Warteraum vor der Produktion und dort stößt Distillery Manager Alistair McDonald zu uns, der mich durch seine Destillerie führen wird.

Tour durch die Produktion

Man merkt an solchen Details wie dem Warteraum, wie viel Erfahrung in dieser Destillerie steckt. Der Warteraum hat die typischen Schaubilder der Whiskyherstellung an den Wänden und hier wird diese vom Tourguide auch erklärt – ohne den Lärm der Produktion. Die Destillerie hat gerade eine „Shutdown Period“ und so habe ich auf meiner Tour auch nicht den typischen Produktionslärm, alles ist sauber und alle Behälter sind leer und gereinigt. Alistair erklärt mir die Mühle und wie dieser Bereich um die Mühle noch umgestaltet wird. Ich kann nur soviel verraten: das wird hübsch und bisher ist noch keiner auf die Idee gekommen. Weiter geht es ins Mash House. Die Mash Tun hat einen Kupferdeckel und der Raum ist dank der Oberlichter hell. Im Nebenraum warten die Potstills auf mich und der weite Blick auf den Clyde.

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Hier könnte ich ewig verweilen und muss irgendwann zur Morgen- oder Abendstimmung wiederkommen. Die normale Tour führt weiter in den Tastingraum mit einem langen Tisch für Gruppen und einzelnen Tischen mit gemütlichen Sesseln.

Produktion

Das Malz liefert Simpsons (Concerto, wird umgestellt auf Laureate). Die Mühle stammt von Alan Ruddock und verarbeitet 1,5 Tonnen Batches (70/20/10). Der Hausstil soll leicht, delikat und fruchtig sein. In der Mash Tun wird mit drei Wassern (63°, 77° und 88°C) in acht Stunden ein Zyklus gefahren. Die Würze muss klar sein, deshalb lässt man sich 25 Minuten Zeit, um die 7.500 Liter in eines der acht Edelstahl Wahsbacks zu pumpen. Mit dem Drain (Reste des Malzes in der Mash Tun) wird Biogas hergestellt mit dem 60 Haushalte versorgt werden. Der Würze (wort) werden 7.5kg Anker Dried Yeast (getrocknete Hefe von Anker) zugefügt. Die Fermentationszeit beträgt 72 Stunden. Im Spirit House befindet sich eine Wash Still (7.500 Liter) und eine Spirit Still (5.000 Liter). Auch hier lässt man sich Zeit und nach ca. fünf Stunden kommen 850 Liter New Make mit 71% heraus. Gelagert wird der Whisky in den Lagerhäusern eines befreundeten Unternehmens außerhalb Glasgows. In die Fässer kommt der New Make mit den typischen 63.5%. Die Jahresproduktion beträgt 290.000 LPA (Liter purer Alkohol).

Und sonst?

Nach der Tour darf ich mit Alistair und Lauren in den VIP Tastingraum mit schönen Blick auf den Clyde. Dort bereitet mir Alistair den New Make und eine Fassprobe mit etwas Wasser auf und ich darf beide verkosten. Diesen Raum kann man mieten und vor allem Abends hat man hier bestimmt eine traumhafte Sicht.

In dem Shop gibt es auch ein Cafe mit Kleinigkeiten. Und RICHTIGEN Kaffee aus einer italienischen Siebträgermaschine mit Whisky-Donut (Bank Note) gibt es hier für mich. Kann ich beides nur empfehlen. Lauren hat mir ein paar zusätzliche Informationen zu den Events geschickt. Man kann – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – die ganze Destillerie für seine Veranstaltung zu mieten.

Auf der Tour habe ich auch herausgefunden, wie das Logo entstanden ist. Das C steht natürlich für Clydeside, aber auf dem historischen Bild des Docks erkennt man die Form des C.

Fazit

Ich kann gut verstehen, warum es die Destillerie bei Tripadvisor als Touristenattraktion innerhalb kürzester Zeit auf Platz 3 geschafft hat. Eine sehr schöne Kombination aus alt und neu. Das Cafe und der Shop sind sehr schön. Und die Destillerie ist ein Traum. Die Aussicht aus dem Spirit House ist sehenswert. Ich kann Euch einen Besuch nur empfehlen!

Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2018 (SRT18) findet Ihr hier mit Links auf die anderen Destilleriebesuche: Schottland Roadtrip 2018 – ganz ohne Festival. Oder Ihr nutzt das Tag an dem Artikel. Mehr Informationen direkt auf der Webseite: theclydeside.com.

SRT18 - Clydeside

Mein Besuch bei der Clydeside Distillery
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