Destillerietour

Tour durch die Glenturret Distillery im Lalique Style

Die aktuell älteste aktive Whiskydestillerie (1763) war lange nur als Famous Grouse Visitor Experience bekannt. Bis Glenturret von Lalique gekauft und während der Lockdown Zeit komplett überholt wurde. Nach der ersten sehr umfangreichen Renovierung seit langem erscheint Glenturret nicht nur in neuem Glanz, sondern ist auch die erste Whiskydestillerie weltweit, die ein Michelin-Star-Restaurant beherbergt. Die Tische (aktuell nur Abendessen) sind auf Monate ausgebucht. Ich durfte mich in der Bar umschauen und ein wenig probieren.

Hintergrundwissen

Bereits 1763 wurde ein Dokument unterzeichnet, das der Glenturret Distillery (damals „The Hosh“) das Recht zum Destillieren eingeräumt hat. 1923 wurde die Destillerie geschlossen und erst 1957 von James Farlie wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt. 1980 wurden die Tore geöffnet und bereits 1991 hatte die Destillerie 1 Mio. Besucher. 2019 wurde die Destillerie von Edrington an Lalique bzw. konkret an Art & Terroir (ein französischer Weinproduzent, der dem Lalique Eigentümer Silvio Denz gehört) verkauft. Die Marke „The Famous Grouse“, für die die Destillerie lange Zeit das „Brand Home“ war, gehörte nicht zum Deal und ist nach wie vor im Besitz von Edrington (Highland Park und Macallan).

In der Destillerie wurde seitdem kräftig investiert. So ist nicht nur ein Michelin-Star-Restaurant (The Glenturret Lalique Restaurant) dazugekommen, sondern auch ein Lalique Shop. Auch in die Produktion wurde investiert. Die alte (bisher offene) Mashtun wurde ebenso wie Washbacks ausgetauscht. Für die Potstills wurde in die Wärmerückgewinnung investiert. Seit 2020 ist auch Bob Delgano (ehemals Macallan Master Blender) bei Glenturret.

Tour durch die Produktion

Nach einer kleine Runde durch den Distillery Shop und die Lalique Boutique melde ich mich an der Kasse. Treffpunkt ist vor der Tür. Ich bin mit auf einer der ersten öffentlichen Touren nach der Renovierung. Das nenne ich mal Timing. Wir durchqueren den Hof, auf dem sich noch einige Handwerker an den Kondensatoren zu schaffen machen, in Richtung Besucherbereich. Dort erzählt uns unser Tourguide Don über die Geschichte der Glenturret Distillery und wir können dabei die verschiedenen Ausstellungsstücke (hauptsächlich alte Abfüllung) betrachten.

Im Nebenraum zeigt uns Don neben den Malt Bins und der Mühle auch ein wenig altes Handwerkszeug, bevor es weiter geht zur neuen Mashtun. Diese ist eben erst in Betrieb genommen worden und der Mashman kontrolliert laufend den korrekten Betrieb. An der Wand hängt noch ein Bild der alten Mashtun. Ähnlich wie eben auch erst bei Tobermory wurde eine alte offene Cast Iron Mashtun mit einer solchen modernen Variante ersetzt. Damit bleiben nur noch wenige der alten Mashtuns übrig (u.a. bei Edradour, Springbank und Bruichladdich).

Weiter geht es ins Nebengebäude zu den Mashtuns und von dort weiter zur Wash Still. Diese sollte planmäßig heute in Betrieb genommen werden, aber man ist zuversichtlich, dass das heute noch klappt. Die Spirit Still ist in einem weiteren Nebengebäude, aber die können wir nur beim Vorbeigehen von außen betrachten, denn auch hier wird noch geschraubt. Nach einem kurzen Stop vor einigen Fässern im Freien gehen wir weiter in den Tasting Raum.

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Über der Tasting Bar hängen mächtige Lalique Leuchter. Auch bei Glenturret gibt es unterschiedliche Touren, die sich über die Anzahl der Drams am Ende unterscheiden und so fragt uns Don, wer welche Tour gebucht hat und wer ein Fahrerset benötigt. Ich habe die Glenturet Tour mit einem Dram gebucht (15.- GBP) und meinen Dram in diesen Plastikbecher (Fahrerset) gefüllt. Nach der Verkostung geht es dann über die Treppe hoch und zurück in den Shop.

Im Shop bin ich mit Colin Hart, General Manager Operations bei Glenturret, verabredet. Colin führt mich in den ersten Stock zum Lalique Restaurant und der dazugehörigen Bar. Nebenan gibt es auch ein kleines Cafe, bei dem man nicht reservieren muss und auch am Morgen bereits Kaffee bekommt. Das Restaurant ist Stand Juli bereits bis Ende Oktober ausgebucht und es gibt auch nur Abendessen. Aktuell ist hier also kein Betrieb und auch kein Zugang für Gäste. So kann ich mich in Ruhe umschauen und den Flair des Ortes aufsaugen. Die Tische sind nicht eingedeckt, aber ich kann mir vorstellen in welcher Pracht es hier am Abend glänzt.

Ich setze mich mich Colin an die Bar und er erzählt mir ein wenig über die Veränderungen seit der Übernahme und wir schauen uns auch ein paar der Whiskys hinter der Theke an. Den Glenturret E-Type darf ich probieren. Es gibt hier ein paar schöne Glenturrets (auch einige aus den 60igern und 70igern) aber auch ein paar andere Whiskys. Wenn Du die „Whisky List“ und die dazugehörigen Preise kennen möchtest, dann gibt es diese hier online.

Technische Daten der Glenturret Distillery

Das angelieferte Malz wird in zwei Malt Bins gelagert mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 26 Tonnen. Die Porteus Mühle ist auf den Standard eingestellt (70/20/10%). Aktuell wird ein Monat pro Jahr getorftes Malz (peated, 7-10ppm) verarbeitet, die restliche Zeit ungetorftes. Die Mashtun wurde im April/Mai 2022 gegen eine moderne ausgetauscht und fasst jetzt 1.95 Tonnen. 8.000 Liter „wort“ werden in eines der 8 hölzernen Washbacks gepumpt. Dort werden 35kg Hefe zugesetzt. Die Fermentationszeit beträgt 96 Stunden.

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Die Wash Still fasst 12.500 Liter und wird mit 8.000 Litern gefüllt. Die Spirit Still hat ein Fassungsvermögen von 9.000 Litern. Am Ende eines Laufs kommen ca. 818-820 Liter New Make heraus. Vor die Stills wurde eine Wärmerückgewinnung (Preheating system) installiert und auch das interne Heizsystem wurde ausgetauscht. Im Maximum sollen ca. 500.000 LPA erzeugt werden können, aktuell produziert man 210.000 LPA von denen bisher ca. 80% für den Blended Whisky Famous Grouse bestimmt waren.

Der New Make wird mit 63.5% in Fässer gefüllt. Verwendet werden hauptsächlich Ex-Bourbon und (seasoned) Sherryfässer. Abgefüllt in Flaschen wird in Glasgow.

Fazit meiner Tour durch die Glenturret Distillery

Glenturret ist eine kleine und zierliche Destillerie. Die älteste derzeit in Produktion befindliche. Die Übernahme durch Lalique hat der Destillerie ein neues Bild gegeben. Sie scheint nicht nur aus einem Dornröschenschlaf erwacht zu sein, sondern zeigt die neue Richtung sehr deutlich: Luxus. Ein Michelin-Star-Restaurant mit einer sehr schönen Bar, eine Lalique Boutique und das ein oder andere Ausstellungsstück (wie die Kronleuchter), die ein Vermögen kosten. Die Standard-Range hat ebenfalls eine neue Verpackung bekommen und wurde um weitere Standards erweitert. Und die Investitionen in die Modernisierung hätte es vermutlich unter Edrington ebenfalls nicht gegeben. Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung. Ein wenig Einblick in neue Abfüllungen habe ich bekommen, aber noch ist das streng vertraulich.

SRT22 - Glenturret

Mein Besuch bei der Glenturret Distillery 2022 nach der Renovierung
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Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2022 (#SRT22) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT22 an dem Artikel.

Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch). Die Webseite der Glenturret Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Und wenn Du einen Blick auf die Auswahl der Whiskys in der Lalique Bar werfen möchtest: Whisky List.