Destillerietour

SRT23 – Besuch bei der neuen The Cairn Distillery von G&M

Im Mai letzten Jahres bin ich noch an der Baustelle der The Cairn Distillery von Gordon & MacPhail vorbeigefahren. In der Zwischenzeit ist sie in Betrieb und für Besucher geöffnet. Ich versuche mein Glück ohne eine Tourbuchung und werde vor Ort nicht nur von einem „alten Bekannten“ überrascht.

Hintergrundwissen

Der Baubeginn der Cairn Distillery war im Juli 2020. Ein Großteil des Produktionsequipments wurde von Forsyths geliefert (siehe hier). Gordon & MacPhail besitzt neben der Cairn Distillery auch Benromach. Die beiden Destillerien könnten gegensätzlicher nicht sein. Während Benromach ca. 380.000 LPA produziert, sind es bei Cairn 2 Millionen (vorerst) – das ist ca. die 5-fache Produktionsmenge. Benromach traditionell und beschaulich, Cairn modern und touristisch. Benromach im Industriegebiet und Cairn mitten im Grünen am Rande der Cairngorm Mountains. Und bei Cairn darf man auf der (normalen) Tour fotografieren. Investiert hat G&M bei Cairn ca. 20m GBP.

Neben einem Besucherzentrum (ohne den üblichen Shop) gibt es Tastingräume und ein Cafe, das aber nicht öffentlich zugänglich ist.

Tour durch die Produktion

Die Zufahrt habe ich aus Richtung Grantown-on-Spey kommend übersehen. Beim zweiten Anlauf aus entgegengesetzter Richtung ist sie einfacher zu sehen. Von der Zufahrtsstraße aus sieht das Gebäude erstmal industriell aus. Die Außenfassade ist in dunkelgrün gehalten und bettet dadurch das Gebäude gut in die Umgebung ein. Vom Parkplatz aus kann man auch einen kleinen Spazierweg wählen. Ich bin unangemeldet, darf mich aber bei Andy Kitchin, dem Manager vor Ort melden. Andy schickt mich bei der nächsten Tour mir, denn wie ich lerne, ist bei der Cairn Distillery fotografieren (fast) überall erlaubt.

Der Start der nächsten Tour dauert noch ein wenig und so darf ich mich ins Cafe setzen. Noch hatte ich kein Mittagessen und ich nutze die Chance, ein paar der hier angebotenen lokalen Spezialitäten zu probieren. Ich unterhalte mich ein wenig mit dem Cafe Personal. Alle sehr nett und aufmerksam. Leider ist das Cafe (noch) nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, sondern nur für Besucher mit der entsprechenden Distillery Tour. Hintergrund ist die Sorge der benachbarten Stadt Granton-on-Spey noch mehr an Attraktivität zu verlieren. Das ist nachvollziehbar aber schade. Tipp: buch die richtige Tour und probier die Spezialitäten.

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Meine Tour ist eine kleine überschaubare Runde. Tourguide ist Mark und irgendwie kommt er mir bekannt vor. Mark bringt uns in die erste Etage (es gibt auch einen Fahrstuhl). Von dort geht es in den Multimedia Raum. In der Mitte ein Steinhaufen (wie auf den Bergspitzen) und an der Wand lauter Fassenden mit Jahreszahlen. Die Fassenden werden in blaues Licht getaucht und nach und nach wird eines davon angestrahlt und mit einem Film etwas zu dem Jahr berichtet. Dazwischen erzählt Mark immer ein wenig und führt dann noch einen Film an der gegenüberliegenden Seite über die Gegend vor. Nett gemacht.

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Dann geht es weiter über die „Zeitbrücke“, die über dem Eingangsbereich schwebt. Hier sind Jahresmarken von der Eröffnung der Distillerie 2022 über 2034 (für den ersten 12yo) bis 2092, wenn es den ersten 70-jährigen Whisky von The Cairn geben wird. Nette Idee, aber erinnert mich ein wenig an eine „Zeitmaschine“ aus einem Science-Fiction. Wir betreten die Produktionshalle und fangen bei der Mashtun an. Alles verschlossen und Computer gesteuert. Mark erklärt den Herstellungsprozess und geht mit uns weiter zu den Washbacks. Neben den Stainless Steel Washbacks sind im Gitterboden bereits die Aussparungen für die Erweiterungen vorgesehen, um die Washbacks zu verdoppeln.

Die Produktionshalle ist ein wenig gebogen (wie eine Sichel) und je weiter wir gehen, desto mehr sehen wir bereits von den Stills, die sich am Ende der Halle befinden. Bisher durften wir überall fotografieren, aber direkt vor den Stills ist das nicht erlaubt. Das macht aber nichts, denn es gibt einen großen Bereich am Rand, von dem aus man einen tollen Rundblick auf alle sechs Stills, den Spirit Safe und die Cairngorms Mountains im Hintergrund hat. Auch hier erklärt Mark alle Produktionsschritte und lässt uns (vor allem mir) genügend Zeit zum Fotografieren. Weiter geht es die Treppe hinter dem Spirit Safe nach unten und wir können von unten in die Halle schauen (durch große Fensterfronten).

Besuch bei der The Cairn Distillery

Nun kommen wir wieder in einen „Touri-Bereich“, denn hinter Schranktüren befinden sich Farbproben der einzelnen „Finishing-Fässer“ und auch die Toast- / Verkohlstufen (toasting & charring) anhand von Fassdauben demonstriert. Auch hier ergänzt Mark allerhand Produktionswissen bevor er mit uns zwei Etagen nach oben in den Tasting Raum geht. Dort ist bereits alles für unser Tasting eingedeckt. Von hier oben hat meinen einen schönen Ausblick auf die Cairngorm Mountains und den River Spey.

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Wir bekommen zwei Blended Whiskys, die ein wenig den späteren Whisky zeigen sollen: CRN57°, 12yo und 18yo (yo steht für „years old“), beide mit 43%. Zum Verdünnen gibt es Wasser und für Fahrer wie mich auch noch ein Drivers Pack. Dazu ein Mini GlenCairn Glas zum Mitnehmen. CRN steht für CAIRN (ohne den Distillery Namen direkt zu verwenden) und 57° ist der Breitengrad, auf dem die Distillery liegt. Neben den beiden Blends aus der Verkostung gibt es auch noch einen 25yo, 30yo, 57yo und einen 70yo.

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Hier lässt Mark auch den entscheidenden Tipp fallen, woher ich ihn kenne. Mark Lochhead war vor der Rente Distillery Manager – u.a. bei Roseisle (Reisebericht: Roseisle). Nun bessert er seine Rente als Tourguide auf. Wir haben uns natürlich noch etwas ausgetauscht und ich habe ihm seine „alten“ Bilder aus dem Reisebericht von 2016 gezeigt. Wie die Zeit vergeht….

Technische Daten der Cairn Distillery

Die Mühle haben wir auf unserer Tour durch die Cairn Distillery nicht gesehen, aber wenn ich mich richtig erinnere, ist sie von AR und mahlt mit den typischen 20/70/10. Die geschlossene full-lauter Mashtun fasst 5.8 Tonnen Grist. Gearbeitet wird mit 3 Wassern und am Ende gehen 27.500 Liter in eines der 6 Stainless Steel Washbacks. Platz für 6 weitere ist bereits vorbereitet. Es wird dry distillers yeast verwendet und die Fermentationszeit beträgt 90-100 Stunden. Erreichen möchte man einen „floral & fruity“ Stil.

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Der Inhalt eines Washbacks wird dann auf die 2 Wash Stills aufgeteilt (ca. 13.750 Liter). Die Low Wines werden dann wiederum in je zwei (also insgesamt 4) Spirit Stills verteilt (ca. 4.600 Liter). Die Foreshots laufen ca. 20 Minuten, die Tails ca. 6 Stunden. Abgefüllt wird hauptsächlich in 250 Liter Hogsheads und 500 Liter Butts. Es werden aber auch ASB (American Standard Barrels) aus Kentucky verwendet. Der Fokus liegt auf Sherry Casks. Hergestellt wird unpeated und fruchtig. Das erste Fass wurde am 20.09.2022 gefüllt und lagert wie alle anderen bei Benromach. In 2022 lag die Kapazität bei 1m LPA bei einem 5-Tage-Betrieb (Montag bis Freitag). Geplant sind 2m LPA.

Fazit meiner Tour durch die Cairn Distillery

Mir hat die Tour durch die Cairn Distillery gefallen. Alles ein wenig „modern“, aber das wusste ich bereits vorher. Die Leute vor Ort sind „Einheimische“ und sehr engagiert. Das Cafe und die angebotenen Spezialitäten sind einen Besuch wert (ACHTUNG: nur mit Tour aktuell möglich!). Den ersten Whisky von CAIRN wird es wohl erst 2034 als 12-jährigen geben, von dem CRN57° war ich nicht so begeistert. Schön ist auf jeden Fall, dass man hier (fast) überall fotografieren darf!

Danke an Mark und Andy für die Tour!

SRT23 - The Cairn Distillery

Mein Besuch bei der Cairn Distillery im Mai 2023
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
  • Die Cairn Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
  • Die Webseite der Cairn Distillery hilft Dir bei den Touren weiter.