Tasting: Milk & Honey Elements Sherry und 2 Fassexperimente
Die israelische Milk & Honey (M&H) Destillerie hat mich bereits auf der HanseSpirit mit ihrem ersten „Classic“ überrascht. Mit nur drei Jahren hat mir der gut gefallen. Nun haben mich drei weitere Proben erreicht. Die erste Abfüllung aus der Elements Reihe (Milk & Honey Elements Sherry), eine Probe aus dem Weißwein- und eine aus dem Granatapfelweinfass. Ich bin gespannt.
Im Überblick
Die folgenden vier Proben von M&H haben mich erreicht:
- Classic, 3yo, 46%, 4.000 Flaschen, ncf, nca, ca. 44.- EUR
- Elements Sherry, 46%
- Spirit, Weißweinfass, 2 Jahre + 10 Monate, 2017-0107, 55%
- Spirit, Granatapfelweinfass, 1 Jahr + 5 Monate, 2018-0980, 55%
Die Proben hat Dana Baran bereits auf der HanseSpirit angekündigt. Vor allem der Granatapfelwein klingt sehr ungewöhnlich. Ich bin gespannt, ob sich die verschiedenen Klimazonen ebenfalls bemerkbar machen, denn die #4 reifte für ein Jahr auf einem Hoteldach am Toten Meer.
Meine Tasting Notes
Milk & Honey Classic
Den Classic habe ich schon Ende Februar probiert: Tasting: M&H Classic. Hier findest Du auch ein paar zusätzliche Informationen zur Destillerie und den Fassproben. Hier meine Tastingnotes vom Februar:
- Nase: Neben der Würzigkeit, die einen sofort anspringt, finde ich auch viel Orange und Salzkaramell. Insgesamt eine sehr ungewohnte aber sehr schöne Aromenkombination. Da ist noch viel mehr zu finden. Finde ich unwahrscheinlich komplex für so einen jungen Malt Whisky. Beim zweiten Mal empfängt mich zu Anfang eine kräftige Wacholdernote. Dann wieder Orange und Salzkaramell dieses Mal mit einer Zitrusfrische.
- Geschmack: Erst ganz sanft, aber dann entwickelt sich ganz langsam ein Prickeln auf der Zunge. Ein wenig schwarzer Pfeffer, Orangenmarmelade mit Ingwer und das Salzkaramell. Beim zweiten Mal habe ich auch hier viel Wacholder.
- Abgang: Im Abgang kommt etwas Menthol dazu und die Würzigkeit ist jetzt deutlicher zu spüren. Langsam wird es trocken im Mund.
- Wertung: o
Milk & Honey Elements Sherry
Dieses erste Mitglied der „Elements“ Reihe wird es voraussichtlich in ein bis zwei Monaten zu kaufen geben. Hier vorab eine Probe.
- Nase: Kräftige Sherrynase, reife Feigen, Pflaumen und ein wenig Leder. Die Aromen werden immer runder und vermischen sich zu einem homogenen Ganzen. Langsam taucht eine leichte Tabaknote und frische Früchte auf.
- Geschmack: Kräftig am Gaumen mit ein wenig Pfeffer. Ein wenig Leder und Feigen kommen zum Vorschein. Mir fehlt ein wenig die Tiefe, aber die Fruchtnoten tauchen nun auch am Gaumen auf.
- Abgang: Ein wenig würzig und Eiche, dann ein milder Abgang.
- Wertung: o
Milk & Honey Weißweinfass 2017-0107
Am 16.05.2017 ins Fass gefüllt und am 31.03.2020 als Probe gezogen hat dieser Spirit fast drei Jahre auf dem Buckel. Der Angels Share liegt im warmen Tel Aviv bei ca. 15%.
- Nase: Deutlich frischer und spritziger fast ein wenig säuerlich, wie ein Riesling. Dann taucht ein dumpfes Aroma auf, das mich ein wenig an leicht getorftes Malz erinnert (der Spirit ist aber ungetorft!) und sich immer weiter verändert.
- Geschmack: Leichtes Prickeln auf der Zunge und dieses dumpfe Aroma ist auch am Gaumen. Mit der Zeit ein wenig fruchtiger nach überreifen Weintrauben wie von einem Eiswein. Die 55% merkt man nur auf Grund der leichten Mentholnote.
- Abgang: Ein wenig Weingummi und Menthol.
- Wertung: o
Milk & Honey Granatapfelweinfass 2018-0980
Am 17.10.2018 ins Fass gefüllt und am 31.03.2020 als Probe gezogen hat dieser Spirit 1 Jahr und 5 Monate Reifezeit hinter sich. Ein Jahr davon hat er in einem Lagerhaus am Toten Meer verbracht – mit besonders hohem Angels Share von ca. 25%.
- Nase: Das ist etwas komplett anderes. Süßer Granatapfellikör. Mit der Zeit wird es etwas weihnachtlich und erinnert mich ein wenig an Glühwein.
- Geschmack: Erst süß, dann kommt ein leichtes Prickeln und dann die überwältigende Likörsüße mit Granatapfel.
- Abgang: Auch hier merke ich keine 55%, sondern eher einen sehr kräftigen Likör.
- Wertung: o
Mein Bewertungsschema
Bewertet wurde(n) die Probe(n) nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:
+ | gefällt mir, würde ich mir kaufen |
o | ok/gefällt mir, muss ich aber nicht haben |
– | trifft nicht meinen Geschmack |
Was Du bei einer Verkostung beachten solltest und wie ich dabei vorgehe findest Du übrigens hier: Whisky-Wissen für Einsteiger. Und: wenn ich einen Whisky zur Verkostung zur Verfügung gestellt bekomme, ändert dies nichts an meiner Bewertung. Ich versuche immer fair zu bewerten, sage aber auch, wenn der Whisky nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.
Fazit
Ob es das ausgefallene Granatapfelweinfass jemals in eine Abfüllung schaffen wird, ist nicht klar. Ebenso wie das Weißweinfass sind dies Probefässer, um die verschiedenen Einflüsse von Fässern und Lagerorten zu erkunden. In den beiden Spirits habe ich den Destilleriecharakter wiederentdeckt. Alle vier Proben wirken deutlich reifer als ihr wirkliches jungendliches Alter erwarten lässt. Die beiden Fassexperimente sind sehr spannend und zeigen uns, dass da noch einiges bei M&H schlummert und man auch sehr experimentierfreudig ist. Mir persönlich fehlt noch ein wenig der Tiefgang, aber die Abfüllungen sind deutlich weiter als vergleichbare Abfüllungen von Produzenten der nördlichen Erdhalbkugel. Die Geschwindigkeit der Reifung ist wohl am ehesten mit Taiwan oder Indien vergleichbar. Ich bin auf weitere und vor allem noch etwas ältere Produkte gespannt.
Danke an Florian Weiss von Kammer-Kirsch für die Proben!