Tasting

Tasting: Diageo Special Releases 2018

Ich gebe zu, es hat ein wenig gedauert. Aber kurz vor dem Erscheinen der neuen, musste ich die Special Releases 2018 verkosten. Zehn Whiskys von 76.- bis 820.- EUR, wenn sie noch zu kaufen sind. Zwei Mal Caol Ila und ein Carsebridge (Grain) aus 1970. Den Cladach habe ich schon mal probiert und fand den sehr gelungen. Wie stellt man ausgewogene Paarungen auf und welcher wird mein Preis-Leistungs-Sieger?

Auch 2018 habe ich es nicht auf die Vorstellung während der BCB nach Berlin geschafft. Aber auch dieses Mal war Thomas Plaue, Master of Malt bei Diageo, so freundlich, mir Proben zur Verfügung zu stellen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als er mir die vor ein paar Monaten in Hamburg persönlich übergeben hat, denn es handelt sich um eines dieser edel eingepackten Sets mit Begleitbuch. Schön gemacht!

Die 10 Diageo Special Releases 2018 im Überblick

Diageo Special Release (SR) 2018
  • CAOL ILA, UNPEATED, 15yo, 59.1%, Limited, RRP 100.- GBP
  • CAOL ILA, 35yo, 58.1%, 3.276 Flaschen, RRP 675.- GBP
  • CARSEBRIDGE, 48yo, Grain, 43.2%, 1.000 Flaschen, RRP 750.- GBP
  • CLADACH, Blended Malt, 57.1%, Limited, RRP 155.- GBP
  • INCHGOWER, 27yo, 55.3%, 8.544 Flaschen, RRP 300.- GBP
  • LAGAVULIN, 12yo, 57.8%, Limited, RRP 110.- GBP
  • OBAN, 21yo, 57.9%, Limited, RRP450.- GBP
  • PITTYVAICH, 28yo, 52.1%, 4.680 Flaschen, RRP 330.- GBP
  • THE SINGLETON GLEN ORD, 14yo, 57.6%, Limited, RRP 100.- GBP
  • TALISKER 8 year old, 59.4%, Limited, RRP 70.- GBP

RRP = Road Retail Price (entspricht der in Deutschland üblichen UVP / unverbindliche Preisempfehlung)

Die komplette Pressemitteilung mit den offiziellen Tasting Notes findet Ihr hier: Diageo Special Releases 2018

Tasting Special Releases 2018

Welche zwei Abfüllungen kann man miteinander vergleichen? Das ist immer schwierig und einer wird immer den Kürzeren ziehen. Ich versuche die Paarungen trotzdem möglichst fair zu gestalten und habe mich für diese Paarungen und Reihenfolge entschieden:

  • Talisker vs. Lagavulin
  • Pittyvaich vs. Inchgower
  • Singleton of Glen Ord vs. Caol Ila 15
  • Cladach vs. Oban
  • Carsebridge vs. Caol Ila 35

Die in fett haben mir im direkten Vergleich besser gefallen.

Dieses Mal teile ich die Tastings nicht in mehrere Etappen auf, denn ich habe sie alle in kurzem Abstand probiert (zwei pro Tag). Hier meine Eindrücke.

Talisker vs. Lagavulin

Tasting Notes Talisker

  • Nase: Menthol, Ingwer und Torfrauch in harmonischem Einklang mit den typischen pfeffrigen Taliskernoten aber kräftiger.  
  • Geschmack: Sehr angenehm und erst sehr langsam entwickelt sich der Pfeffer auf der Zungenspitze. Orangenschale und Torfrauch. 
  • Abgang: Auch der Abgang ist deutlich weicher als erwartet. Vanille, Torf und leichte Eiche. 

Tasting Notes Lagavulin

  • Nase: Minze und Marzipan gesellen sich zu den süßen und torfigen Lagavulinnoten. Malz und Zitrusfrüchte. Ein wenig ungestüm. 
  • Geschmack: Erst sanft aber dann kribbelt auch der auf der Zungenspitze. Salzig und dann süße Fruchtnoten mit Torf. 
  • Abgang: würzig und kräftig mit Torfrauch und etwas Eiche

Der Talisker gefällt mir besser, obwohl ich ein Lagavulin Fan bin und der Talisker mit 8 Jahren recht jung ist. Aber der ist wieder kantig, wie ich ihn kenne.

Pittyvaich vs. Inchgower

Tasting Notes Pittyvaich 

  • Nase: Ausgewogen und gediegen. Äpfel und Ingwer zusammen auf einem süßen Kuchenteig. Englische Orangenbonbons mit feinem Puderzucker. Feine Weihnachtsgewürze mit Zimt. 
  • Geschmack: Salziges Toffee und Vanille. Sehr leichtes angenehmes Prickeln mit leichter Apfelnote. Dezente Ingwernote. Kakao. 
  • Abgang: Das Orangenbonbon kommt zurück und beschert einen wärmenden Abgang. Sehr süß. 

Tasting Notes Inchgower

  • Nase: Frische Nase mit ein wenig Menthol. Reife Früchte. Ein wenig alt und staubig. 
  • Geschmack: Pfefferschärfe auf der Zungenspitze. Äpfel und dann kommt die Süße. Milchschokolade. Birne und Litschi. 
  • Abgang: Erst Minze und dann die Schokolade. 

Die gefallen mir beide gut, der Pittyvaich ein wenig mehr. 

Singleton of Glen Ord vs. Caol Ila 15

Tasting Notes Singleton

  • Nase: Ein wenig metallisch, Orangenschale und Kirsche mit braunem Zucker. Dosenmandarinen. 
  • Geschmack: Kräftiger Antritt. Fruchtig und würzig. Viel Säure. 
  • Abgang: Die würzige Säure hält an und mit etwas Orangenschale kommt Eiche zum Vorschein. 

Tasting Notes Caol Ila 15

  • Nase: Viel Vanille und Karamell, Crème brûlée. Orange und Gewürze. Kräftige Alkoholnote. 
  • Geschmack: Kräftiger Antritt mit Pfeffer auf der Zungenspitze. Dann kommen Fruchtnoten, Honig und Pfirsich. Der Mundraum betäubt sich langsam. 
  • Abgang: Die Zunge bleibt betäubt aber etwas Frucht blitzt noch durch. 

Der Caol Ila gefällt mir besser. Der Glen Ord ist nicht mein Ding.

Cladach vs. Oban

Tasting Notes Cladach

  • Nase: Frisch und fruchtig in der Nase.  Ich nehme ein wenig salzige Meeresbrise wahr. Leichter Torf, maritim und süße Noten in ausgewogener Harmonie. Honig. Malz. 
  • Geschmack: Erst fängt er ganz mild an, dann kommt Pfeffer und Menthol. Würzig. Salzig. Ölig. Sanfter Lagerfeuerrauch mit Honig und Süße. Karamell. 
  • Abgang: Würze und Menthol gehen über in Nussaromen. Leichte Schärfe. 

Tasting Notes Oban

  • Nase: Eine interessante Mischung aus maritimen und süßen fruchtigen Noten. Röstaromen und Menthol. Verändert sich über die Zeit. Blumen
  • Geschmack: Papaya mit einer Prise Salz. Schön rund. Die Schärfe auf der Zungenspitze tritt mit ein wenig Verzögerung auf. Mehr Früchte und Kakao. 
  • Abgang: Menthol mit Kakao. 

Der Cladach ist schön ausgewogen und eine Mischung von sechs Malts, die mir gut gefallen. Der Oban ist noch ein wenig interessanter. 

Carsebridge vs. Caol Ila 35

Tasting Notes Carsebridge

  • Nase: Sehr schön rund an der Nase. Der Grain ist mit seiner Süße sofort präsent. Crème brûlée. Leichte Würze von der Eiche. Papaya und Pfirsich.
  • Geschmack: Sehr mild und leicht. Auch hier ist die Süße vom Grain und die Früchte sofort wahrnehmbar.
  • Abgang: Die Süße hält an, leichter Abgang.

Tasting Notes Caol Ila 35

  • Nase: Der Rauch ist sofort da. Minze und Zitrone. Ein wenig Schokolade. Maritim.
  • Geschmack: Pfeffer und Menthol auf der Zungenspitze. Dann wird er süßer. Ein wenig „staubig“ wie ein alter Malt es nur sein kann. Leichter Rauch.
  • Abgang: Menthol. Früchte und Gewürze.

Beide sind sehr schöne alte Whiskys. Der Caol Ila ist kräftiger und mit seinen maritimen Noten sehr schön. Der Carsebrigde ist noch ein wenig ungewöhnlicher und deshalb fällt meine Wahl auf ihn.

Fazit

Ich finde die Paarungen sind mir gut gelungen. Die Whiskys vergleichbar mit ähnlichen Rahmendaten und Geschmacksprofilen. Bei den beiden alten Abfüllungen passen zwar weder die Aromen noch Alkoholstärken zusammen, aber hier wollte ich einfach die beiden ältesten und teuersten aus der Reihe vergleichen.

Wer war mein Gesamtsieger? Schwer zu sagen. Der Carsebridge hat mir gut gefallen und ich bin sehr froh, dass ich ihn probieren konnte, aber eine Flasche würde ich mir (falls es die noch gibt) nicht kaufen. Ob sich alle hier probierten Abfüllungen gegen die vergleichbare Standardabfüllung hätte durchsetzen können? Ich denke schon, bis auf den Glen Ord, der hat mir nicht gefallen. Mein Preis-Leistungssieger ist dieses Mal der Talisker. Eine sehr gelungene (junge) Abfüllung.

Vielen Dank an Diageo und Thomas Plaue für dieses tolle Set!

Weitere Informationen

Einige der letzten Special Releases durfte ich probieren:

Die Special Releases aus den Jahren davor findet Ihr hier: