SRT18: Destillerietour bei Glengoyne – mit Fotoerlaubnis
Manchmal ist man kurz davor die Hoffnung aufzugeben oder seine Energie in weniger aufwändige Unterfangen zu stecken. Aber manchmal lohnt es sich auch, dran zu bleiben und hartnäckig zu sein. Ich habe doch noch eine Fotoerlaubnis für meine Destillerietour bei Glengoyne bekommen und so steht meiner Fototour nichts mehr im Weg.
Glengoyne wollte ich bereits letztes Jahr besuchen, habe aber die Anstrengungen eine Fotoerlaubnis zu bekommen, nach einigen E-Mails wieder aufgegeben. Dieses Mal nun mit noch mehr Vorlauf auf ein Neues. Zwei Tage vor meinem Besuch habe ich dann endlich die Bestätigung erhalten, dass ich alle Auflagen erfülle und auch an dem gewünschten Termin erscheinen darf. Allen anderen Destillerien sei an dieser Stelle gesagt: Ich verfüge nun über eine ausreichende Haftpflichtversicherung, sollte ich mit meiner Fotografie eine Destillerie zerstören oder Besucher dadurch zu schaden kommen!
Über die Destillerie
Hier war ich bisher nur ein einziges Mal in 2008 mit meiner Familie und habe die Destillerie (von außen und optisch) sehr positiv in Erinnerung. Die Destillerie liegt nicht weit von Glasgow oder dem Südende des Loch Lomond entfernt. Die Lagerhäuser stehen in den Lowlands. Überquert man die Straße ist man in den Highlands, zumindest laut offizieller Zuordnung der SWA (Scotch Whisky Association), und deshalb zählt Glengoyne auch zu den Highlands.
- 1833 – als Burnfoot lizensiert durch Familie Edmonstone, George Connell
- 1851-1872 John MacLelland, 1872-1876 Archibald MacLelland
- 1876 – an die Lang Brothers in Glasgow verkauft, Name ändert sich zu Glen Guin
- 1907 – William McGeachie benennt die Destillerie um: Glengoyne (verenglischt)
- 1965 – Robertson & Baxter übernimmt die Lang Brothers, renoviert die Destillerie und baut von 2 auf 3 Stills aus
- 2003 – übernommen von Ian MacLeod (gekauft von der Edrington Group)
Zu Ian MacLeod gehört auch Tamdhu (Tamdhu – „Afternoon tea and tours“). Im Gegensatz zu Glengoyne ist diese aber nicht öffentlich zugänglich, aber das Fotografieren war (im Rahmen des Speyside Whisky Festivals) problemlos möglich.
Mit der Destillerie hat Ian MacLeod auch die Verträge zur Versorgung mit Sherryfässern von Edrington übernommen, in denen ein Großteil der Produktionsmenge lagert.
Adresse: Glengoyne Distillery, Dumgoyne, Near Killearn, Glasgow, G63 9LB // Google Maps // glengoyne.com
Meine Destillerietour bei Glengoyne
Tour durch die Produktion
Viel hat sich nicht verändert seit 2008. Der Ticketshop ist neu. Joanne, eine der erfahrenen Tourguides, holt mich dort ab und wir warten auf Robbie Hughes den Distillery Manager. Nach einem kurzen Gespräch gehen wir mit Robbie ins Still House und er weist Joanne in den Umgang mit dem Gasometer ein. Von nun an sind Joanne und ich allein auf Tour und fangen bei der Mühle an. Diese bekomme ich allerdings gar nicht zu sehen, denn dort ist es zu laut und man kann die Touristen wegen Explosionsgefahr gar nicht erst hinführen. Ich habe schon viele Porteus Mühlen gesehen, und so starten wir in dem Raum mit dem „De-Stoner“ wie jede Tour. Diese alte Ausgabe von Porteus bekommt man nur (noch) selten zu sehen, denn viele Destillerien haben auf moderne Geräte umgestellt.
Weiter geht es zu den hölzernen Washbacks und von dort in das kombinierte Mash und Still House. Auf der Mash Tun befindet sich ein Kupferdeckel. Mashman (Mashhouse operator) der Schicht ist Lauren und sie nimmt sich Zeit, mir ein paar Eigenheiten der Destillerie zu erklären. Erwähnenswert: Lauren hat bei Glengoyne als Tourguide angefangen und war so begeistert, dass sie sich fortgebildet und ihren Abschluss gemacht hat. Auch der Stillmann Gary ist jung und darf hier wie Lauren noch sehr traditionell (ohne Computer) arbeiten. Selbst die Inches hat man sich bewahrt. Ich lasse es mir nicht nehmen und fotografiere die Stills aus nächster Nähe und allen Winkeln. Dann wird es Zeit für das Warehouse No. 1, in das mich Joanne führt. Hier sieht man verschiedene Fasstypen und die unterschiedlichen Farben, die ein Glengoyne so im Laufe der Reifung annehmen kann. Sehr aufschlussreich, wenn man so etwas noch nie gesehen hat.
Produktion
Die Wash Still fasst 16.600 Liter, wird aber nur mit 12.600 Litern gefüllt. Die beiden Spirit Stills fassen 5.000 Liter (3.800 Liter Füllmenge). Abgefüllt wird mit 63.5% in Sherry- und Bourbonfässer.
Veranstaltungen im Distillery Managers House
Auf dem Weg zum Shop passieren wir das Distillery Managers Haus, das für Veranstaltungen und Tastings dient. Joanne führt mich in den Blending Raum, in dem für die nächste Session „Malt Master“ bereits alles vorbereitet ist. Unter anderem stehen fünf Malts in schweren Glasflaschen bereit, um das richtige Mischungsverhältnis zu finden:
- Refill Hogshead, Cask #24, 14.01.2004, 58.4%
- 1st Fill American Oak Bourbon Barrel, Cask #1000, 04.05.2005, 57.4%
- 1st Fill American Oak Sherry Puncheon, Cask #206, 08.03.2000, 57.5%
- 1st Fill European Oak Sherry Puncheon, Cask #934, 13.06.2001, 57.8%
- 1st Fill European Oak Sherry Puncheon, Cask #1927, 57.6%
An der Wand hängt noch ein voll funktionsfähiges altes Telefon mit getrennter Hör- und Sprechmuschel. Der Raum ist mit vielen Probenflaschen und allerlei Gläsern ausgestattet.
Nebenan vor einem Kamin wurde ein Tasting für drei Personen aufgebaut. Das sieht sehr gemütlich aus, und ich muss mich beherrschen, nicht zu probieren. Hier können auch Events gebucht werden.
Shop
Bevor es weiter in den Shop geht, verabschiede ich mich von Joanne, sehe mich noch etwas auf dem Gelände um und besuche den kleinen Wasserfall. Im Shop gibt es allerhand Merchandise Ware und alle Standard-Abfüllungen. Es gibt auch ein „Bottle your own“ Fass. Die Flaschen kann man dann selber mit Etiketten versehen. Bei meinem Besuch ist es das Bourbon Barrel #3562, aus 2004 mit 57% für 100.- GBP pro Flasche.
Fazit
Meine Mühe hat sich bezahlt gemacht, denn ich bekomme nicht nur einen eigenen Tourguide (Joanne) zur Verfügung gestellt, sondern treffe auch den Distillery Manager Robbie Hughes, die zuständige Mitarbeiterin für Social Media Yvonne Granger und beim Verlassen des Geländes laufe ich noch in die Hände von Gordon Dundas. Mein positiver Eindruck hat sich verstärkt und der Aufwand hat sich gelohnt. Am Besten gefallen hat mir aber, dass junge Leute den Beruf noch für sich entdecken und dabei nicht vor dem Computer sitzen, sondern noch echtes Handwerk lernen. Ohne Sarah Bottomley, Distillery Sales and Marketing Manager, hätte mein Besuch aber nicht funktioniert, denn wir zwei mussten einige Runden drehen, bevor die Fotoerlaubnis genehmigt war.
Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2018 (SRT18) findet Ihr hier mit Links auf die anderen Destilleriebesuche: Schottland Roadtrip 2018 – ganz ohne Festival. Oder Ihr nutzt das Tag an dem Artikel.
Danke Sarah, Joanne, Robbie, Laura, Gary und Yvonne!