Destillerietour

VIP Tour bei der BrewDog Distillery mit Steven Kersley

BrewDog kennst Du vermutlich eher als Bierbrauerei, die es seit 2007 gibt. 2017 als Lone Wolf Distillery gegründet, heißt die „Alkohol“ Destillerie nun nur noch BrewDog Distillery. Hier wird auf deutschen Produktionsanlagen unter anderem auch Whisky produziert. Mich führt der Managing Director Steven Kersley höchstpersönlich durch seine Destillerie und erklärt mir, wie die Produktion aufgebaut ist.

Hintergrundwissen

2014 hat man bei BrewDog entschieden, dass es auch eine Destillerie mit dem Namen „Lone Wolf“ geben soll, in der man seit 2017 Vodka, Gin und etwas Whisky produziert hat. Seit 2015 mit dabei war Steven Kersley, den man damals als Head of Spirits Division gewinnen konnte. Steven hatte vorher bei einigen Diageo Destillerien gearbeitet. 2019 hat man sich vom Firmennamen Lone Wolf getrennt und firmiert unter BrewDog Distilling Co. bei der Steven zwischenzeitlich Managing Director und weiterhin Master Distiller ist.

Der Name Lone Wolf taucht weiterhin als Markenname für diverse Abfüllungen auf. Das Headquarter (HQ) von BrewDog befindet sich am Ortsrand von Ellon. Auf der einen Seite vom HQ befindet sich ein BrewDog DogTap (Bar mit vielen Bieren) und auf der anderen in einem extra Gebäude die Destillerie.

Tour durch die Produktion

Die BrewDog Distillery ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und es ist nicht einfach einen Kontakt zu bekommen. Aber wenn das erst mal alles geklappt hat, ist das alles sehr entspannt. Steven holt mich vom Headquarter ab und wir gehen ein kleines Stück an der Brauerei vorbei zu einem eigenen Gebäude auf der anderen Straßenseite. Das einzige, das auf eine Destillerie hindeutet, ist eine große Säule mit Sichtfenstern (Rectification Column), die durch eine Fensterfront sichtbar ist.

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Am Eingang wartet die erste Überraschung auf mich. Neben Helm und Leuchtweste stattet mich Steven auch noch mit Sicherheitsschuhen und Schutzbrille aus. Ich ziehe mich im Labor um und erhasche den ersten Blick auf die Produktionshalle. Ab jetzt ist es vorbei mit dem Mobiltelefon – das bleibt im Labor zurück. Health & Safety wird hier strikt befolgt. Das erste auffällige an der Produktionshalle ist ein riesiges Graffiti, das die ganze Rückwand verziert.

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Ich muss mich erst Mal ein wenig orientieren, denn hier stehen allerhand Potstills in unterschiedlichen Formen und Säulenbrennblasen (bzw. Purifier) herum. Die „eigentliche“ Whisky Destillerie kann ich gar nicht 100%ig ausmachen und brauche Stevens Hilfe. Wir fangen bei der Wash Still an, die wie das meiste hier von Arnold Holstein aus Deutschland stammt. Drei Kugeln („bubbles“) übereinander hat diese genau wie eine der beiden Spirit Stills. Die zweite Spirit Still ist traditionell. An jeder der Stills kann eine Säule aktiviert werden, beim Brennen von Single Malt Whisky bleiben die aber aus. Die Kondensatoren sind aus Edelstahl.

Neben der zweiten Spirit Still steht die Gin Still (600 Liter). Und dann geht es zum großen Fenster vor. Hier sind gleich zwei „Rectification Columns“. Die große der beiden Säulen misst 19 Meter. Diese werden als „Purifier“ genutzt, um Fusel und andere unerwünschte Stoffe loszuwerden. Spannend an dem Setup ist auf jeden Fall, dass durch sehr viele Rohrleitungen und einem „Schaltboard“ alle Anlagenteile miteinander verbunden werden können. So werden die beiden Columns mit Schläuchen dort angeschlossen, wo sie ihren Dienst verrichten sollen.

In einer angrenzenden Halle lagern ein paar Fässer. Dort stehen auch die Fermenter (Washbacks) und es lagern ein paar Fässer. Ferner befindet sich hier eine kleine Abfüllstraße und Paletten fertig abgefüllter Produkte für den Versand. Zurück in der Halle auf dem Weg zurück ist da dann noch die niedliche kleine Versuchs-Brennanlage (50 Liter), mit der neue Rezepte ausprobiert werden.

Auch ein paar Neuigkeiten über neue Produkte und neues Flaschendesign (die standen im Mai im Labor) hat mir Steven bereits verraten.

Technische Daten der BrewDog Distillery

Bei der Mashbill und dem verwendeten Getreide experimentiert Steven. So gab es schon Rye (der in Schottland als Grain gekennzeichnet sein muss) und diverse Kombinationen. Für die Single Malts wird natürlich gemälzte Gerste verwendet. Steven schwört wegen der Aromen auf Golden Promise und Maris Otter. Mashfilter und Lauter Tun (statt einer Mashtun) werden bei der BrewDog Brauerei genutzt und 10.000 Liter der fertigen Würze (wort) dann über ein Rohrsystem in die Fermenter neben der Produktionshalle gepumpt. Auch bei den Hefen experimentiert Steven und hat 8 verschiedene Hefe-Kombinationen (u.a. Wein- und Rum-Hefen), die er regelmäßig nutzt.

Nach ca. 4 Tagen Fermentation in einem der sechs Edelstahl-Fermenter (max. Kapazität sind 15.000 Liter) ist das Ziel „tropische Früchte“. Die 5.000 Liter Reserve sind für die Schaumbildung vorgesehen. Bei den Fermentern könnten auch die „Cooling Jackets“ zur Kühlung genutzt werden. Zur Stressbildung bei der Hefe könnte auch Druck genutzt werden, um etwas mehr Aromen zu erzeugen. Alleine bei der Fermentation gibt es also schon einige Variationsmöglichkeiten.

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Die (neue) Wash Still fasst 10.000 Liter und hat drei Bälle („Bubbles“) übereinander für einen höheren Reflux und Kupferkontakt. Sie stammt wie der Großteil der Produktionsanlage von Arnold Holstein aus Deutschland und wurde 2022 ergänzt. Die 2 Spirit Stills fassen je 3.000 Liter. Eine davon ist ebenfalls mit drei Bällen ausgestattet, die zweite geht kegelförmig hoch. Die mit den drei Bällen war früher die Wash Still. Alle drei Stills verfügen über einen Edelstahl Kondensator (kein Kupfer wie in den meisten Destillerien). An allen drei Potstills kann ein kurzer Purifier und / oder auch die beiden langen Säulen angeschlossen werden – aber nicht für die Produktion von Single Malt, sondern nur für „Grain“.

Aktuell werden die Fässer in einem dedizierten Lagerbereich mit Platz für 600 Fässer gelagert, aber das Gebäude schräg gegenüber (und die dazugehörige Fläche) soll für eine Erweiterung u.a. der Lagerkapazitäten in den nächsten 12 Monaten genutzt werden. In die Fässer gefüllt wird mit 63%. Die Kapazität beträgt ca. 450.000 LPA.

Fazit meiner Tour durch die BrewDog Distillery

Steven hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und mir die verschiedenen Spirits erklärt. Sehr spannend, wie flexibel in der BrewDog Distillery diverse alkoholische Getränke hergestellt werden können und auch werden. Mit Gin und Rum ist man nun schon seit einiger Zeit erfolgreich auf dem Markt. Ich bin auf die Single Malts gespannt.

Danke an Steven für die vielen Einblicke!

SRT23 - Brewdog

Mein Besuch bei Brewdog Distillers im Mai 2023
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
  • Die BrewDog Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
  • Die Webseite der BrewDog Brauerei verrät nicht viel über die BrewDog Distillery.