Meinung

Jim Murray: Bester Whisky kommt nicht aus Schottland

Ihr habt sicher davon gehört. Rechtzeitig zum Erscheinen seiner neuen Whisky-Bibel hat Jim Murray die Werbetrommel gerührt. Neben einigen Tageszeitungen (z.B. dem Hamburger Abendblatt) hat auch der Spiegel Online das Thema reißerisch in Angriff genommen.

Der Spiegel hat dafür folgende Schlagzeile spendiert: „Whisky aus Japan prämiert: Der Schottenschocker“ und weiter: „Es ist eine herbe Niederlage für die schottischen Destillerien: Erstmals ist ein Single Malt aus Japan zum besten Whisky gekürt worden. Der Preisträger wird als „dicht, trocken und abgerundet wie eine Billardkugel“ gefeiert.

Seit nun fast 14 Tagen bin von vielen Freunden und Bekannten auf diese Artikel und das Ranking angesprochen worden. Ob ich nun auf japanischen Whisky umsteigen werde, wurde ich auch gefragt. Nein, werde ich nicht. Auch nicht auf amerikanische Whiskeys (Bourbon und Rye), die die Plätze zwei bis vier belegen. Es gibt sehr schöne japanische Whiskys und auch schöne Bourbons. Die japanischen Single Malts gleichen häufig ihren schottischen Vorbildern, denn dort waren die ersten japanischen Brennmeister in der Lehre. Die japanischen Getränkekonzerne haben ihr Interesse am Whiskymarkt (siehe Beam Suntory). Der bei Jim Murray erstplatzierte Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013 ist sicher ein beeindruckender Malt. Und es gibt auch wunderbare Bourbons von Herstellern die sonst eher den Massenmarkt bedienen. Aber jeder hat so seine Lieblinge (wie auch der C2C Spirits Cup gezeigt hat) und nur weil Jim Murray seine persönliche Meinung in einem Buch veröffentlicht, gerät mein Weltbild nicht ins Wanken.

Wie kommt Jim Murray eigentlich zu seinen Rankings? Wie viele Whisk(e)ys probiert er wohl pro Jahr so in etwa? Ich nehme an mehrere tausend (auf seinem neuen Cover steht 4.700). Und auch wenn er die nicht alle trinkt, wie oft kann man pro Tag seine Sinnesorgane wieder wirklich „frei“ bekommen? Ich könnte und möchte das definitiv nicht. Was ich damit nur sagen möchte: seid kritisch und entscheidet selber, was Euch gefällt. Wenn Ihr dazu Jim Murrays Whiskybuch benötigt, dann kauft es Euch.

drwhisky (Dr. Sam Simmons) hat dazu einen sehr treffenden Artikel geschrieben – „Jim Murray, 2015 Whisky Bible and Why Scotch Whisky Sucks“.

Whisk(e)ys unterscheiden sich nicht nur über die Herstellung und Ländergrenzen hinweg (ich würde einen Bourbon nicht mit einem Rye und schon gar nicht mit einem schottischen Single Malt vergleichen). Das Aromenspektrum ist bereits beim schottischen Single Malt riesig und ich kann jedem nur raten, aus den unterschiedlichen Regionen und wenn möglich auch vielen unterschiedlichen Destillerien zu probieren. Bei mir hat Geschmack und Aromen etwas mit „Tagesform“ zu tun. Deshalb sollte man dem ein oder anderen auch mal eine zweite Chance an einem anderen Tag geben.

Für mich persönlich kommt der beste Whisky immer noch aus Schottland. Aber da hat jeder so seine eigene Sicht darauf und das ist auch gut so. Wie ist Eure Meinung dazu? Welches sind Eure Lieblingswhisk(e)ys?

PS an die Schreiber beim Spiegel: es gibt einen Unterschied zwischen Whisky und Whiskey. Ich versuche das bei meinen Artikeln zu berücksichtigen. Und: wie waren die Ergebnisse bei Jim Murray in den Vorjahren?