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Ist Transparenz bei Scotch Whisky verboten?

Ja, wenn es nach den aktuellen Regularien der Scotch Whisky Association (SWA) und der EU geht. John Glaser, Gründer von Compass Box, wurde von der SWA informiert, dass seine völlige Transparenz bei seinem Produkt „This is not a luxury whisky“ illegal ist. Kann Transparenz illegal sein?

Ich persönlich bin ein großer Freund von Transparenz. Ich möchte gerne selber entscheiden, ob ich etwas kaufe oder nicht und möchte mich so gut wie möglich vorher über das Produkt informieren. Auf vielen Lebensmitteln stehen zumindest einige der wichtigen Informationen.

Worum geht es eigentlich?

Es geht um die Altersangabe von Scotch Whisky. Auf einer Whiskyflasche darf nur das jüngste Alter eines Whiskys angegeben werden. Findet Ihr auf dem Label eine Altersangabe wie 12 years old (yo), bedeutet dies, der jüngste Whisky in dieser Flasche ist mindestens 12 Jahre alt (kann aber auch älter sein). Die Altersangabe kann aber auch weggelassen werden. Das sind dann Whiskys ohne Altersangabe auch NAS Whiskys genannt. Eine Mischung verschieden alter Fässer kommt nicht nur bei Blended Whiskys vor sondern auch bei den meisten Single Malt Abfüllungen, denn ein Master Blender versucht durch ein geeignetes Mischverhältnis „seinen typischen“ Geschmack zu kreieren.

Nach englischem und europäischem Recht dürfen also nur zwei Arten von Altersangaben auf den Etiketten von Whiskys verwendet werden:

  1. Die Altersangabe des jüngsten Whiskys in der Flasche oder
  2. Keine Altersangabe

Was hat John also falsch gemacht?

John hat einen blended Whisky mit dem Namen This is not a luxury whisky auf den Markt gebracht und diesen mit allen seinen Bestandteilen transparent gemacht – mit mehreren Altersangaben:

Angaben auf dem Etikett des Compass Box Blends "This is not a luxury whisky"
Angaben auf dem Etikett des Compass Box Blends „This is not a luxury whisky“

Ich kann nachvollziehen, dass dies nach der aktuellen Formulierung der Gesetzestexte nicht zulässig ist, aber als Verbraucher begrüsse ich diese Art der Angabe. Vor allem da sie freiwillig erfolgt. Und genau das möchte auch John mit seiner Kampagne erreichen: diese Art der Kennzeichnung soll zusätzlich zu den bestehenden beiden Varianten erlaubt werden.

Bitte unterstützt seine Scotch Whisky Transparency Kampagne, wenn Ihr wie ich und viele andere der Meinung seid, dass dies freiwillig erlaubt sein muss.

John Glaser über seine Kampagne

John nennt sich selber einen Whiskymaker und hat dafür folgende schöne Definition gewählt: „‘Whiskymaker’ is a word we invented – you won’t find it in any dictionary.
To us, a Whiskymaker is someone who feels a need and an obligation to make things better – to ask questions, to challenge, to experiment. When it comes to whisky and its enjoyment, we keep our minds open to new possibilities – new production processes, new combinations of flavours, new ways of sharing and enjoying great whisky.