VIP Besuch bei der Fettercairn Distillery 2023
Das letzte Mal habe ich mich 2021 bei der Fettercairn Distillery umgeschaut – virtuell während eines Online Tastings mit dem Distillery Manager Stewart Walker. Damals habe ich die Wash Stills mit dem „Wasserring“ gesehen und war beeindruckt. Also: selber hin und anschauen. Um sicherzugehen, dass ich auch wirklich fotografieren darf, habe ich mich im Vorfeld angemeldet.
Hintergrundwissen
Die Fettercairn Distillery wurde 1824 von Sir Alexander Ramsay gegründet. 1926 wird die Destillerie bis 1939 eingemottet. Seit 1960 gibt es keine Maltings mehr. 1966 werden zu den beiden Stills ein zweites Paar hinzugefügt. 1971 wird die Destillerie von Tomintoul-Glenlivet Distillery Co. Ltd. gekauft, die 1973 von Whyte & Mackay Distillers Ltd. übernommen wird. Der Eigentümer von Whyte & Mackay verändert sich über die Jahre immer wieder mal, aber bis heute gehört Fettercairn zu Whyte & Mackay.
Tour durch die Produktion
Bereits auf dem Weg vom Parkplatz zum Besucherzentrum schaue ich mich ein wenig um, denn der offizielle Weg liegt gerade mitten in einer Baustelle und Besucher werden über den Hof umgeleitet. Macht schon mal einen guten Eindruck. Im Visitor Center empfangen mich Claire und Kirsty. Kirsty wird mit mir auf Tour gehen, aber muss vorher noch klären, ob in allen Bereichen fotografiert werden darf. In der Zwischenzeit bekomme ich einen leckeren Kaffee von Claire und schaue mich ein wenig im neuen (Mini-)Shop und sehr hübschen Tastingraum um.
Wir verlassen das Besucherzentrum und machen gleich den ersten Stopp. Denn am Feldrand steht eine Skulptur. Von hier blicken wir auf die angrenzenden Felder und dahinter einen kleinen Wald (Fettercairn Forest), der von der Fettercairn Distillery wieder aufgeforstet wurde. Aus einigen der Bäumen sollen Fässer hergestellt werden. Die Gerste kommt von den umliegenden Feldern und Farmern im Umkreis von 35km.
Vor der Skulptur steht auf einer Tafel:
„‚FOREST FLOW‘ – By Rob Mulholland
Celebrating a bold and sustainable future for enlightened whisky making. This flowing and shimmering sculpture, created by acclaimed Scottish land artist
Rob Mulholland, celebrates life, growth and transformation emerging in the rolling foothills of the Cairngorms as you look out. Inspired by a ground-breaking project, Fettercairn Forest, which has seen tens of thousands of oak saplings planted on the 8,500-acre Fasque Estate surrounding us, realising a ten year vision for the distillery.
This future-focused vision will establish a new land management approach for the next 200 years, challenging whisky making convention through the provision of responsibly sourced and managed local wood for use in the maturation of whisky. This sculpture is a physical embodiment of our pledge to support future generations of whisky makers, land managers and foresters, amongst others, and reflects our unwavering commitment to a prosperous and sustainable future for whisky making.“
Wir fangen direkt im Spirit House an. Von einer höher gelegten Etage hat man die Mashtun und die vier Stills im Überblick. Die beiden Wash Stills haben beide einen Wasserring, der gerade nicht in Betrieb ist. Als Kirsty meine Enttäuschung zur Kenntnis genommen hat, hat sie den Operator gebeten, ihn für mich anzumachen. Das Wasser läuft außen über die Stil und wird dann wieder eingefangen. Über dem Kupfer wabern Rauchschwaden. Sehr schön!
Dann schaue ich mir die alte victorianische Masthun aus Eisen (cast iron) mit einem Kupferdeckel an. Die sollte im Juli 2023 ausgetauscht werden, aber das hat sich verzögert (Stand 08/2023). Also mit die letzten Fotos bevor eine neue Mashtun ihren Dienst verrichtet.
Die Washbacks bei Fettercairn haben einen Ausblick direkt auf die Cairngorm Mountains. Den werden aber wohl eher die Mashmen genießen und gerade ich. Die Deckel der Washbacks sind fest verschlossen (mit einer Luke als Zugang), haben aber weder Switcher noch Seifenspender installiert. Die Zuleitungen sind alle Computer-gesteuert. Kirsty öffnet Luken für mich und lässt mich ansonsten „in Ruhe“ fotografieren.
Auf dem Weg zurück gehen wir noch in das Duty Free Dunnage Warehouse #2. Das älteste Fettercairn Fass, das ich hier entdeckt habe ist ein ex-Oloroso Fass von 1966 – 57-jähriger Whisky…. Auf die Ausstellungsfässer haben sie Informationsblätter angebracht. Bei dem 4th fill Hogshead (Cask #1131) aus dem Jahr 2009 wurden ursprünglich 253 Liter eingefüllt von denen nur noch 162 Liter übrig sind. Die Füllstärke war 63.5% aber jetzt (nach 12 Jahren) sind es nur noch 58.5%.
Kirsty hat mir auch ein paar Proben abgefüllt und mitgegeben:
- Fettercairn Warehouse 14, Batch 001, IPA Dark Stout, 2016/2023, 51.2%, ca. 80.- EUR (WB229541)
- Fettercairn Warehouse 2, Batch 003, Bourbon, Rum, Red Wine Barriques, 2015/2022, 50.6%, ca. 60.- EUR (WB208240)
- Fettercairn 28yo, 42%, 2018, ca. 450.- EUR (WB117325)
Technische Daten der Fettercairn Distillery
Die Mühle ist eine 6-Roller Bühler Mühle. Bei meinem Besuch Anfang Mai 2023 war noch die alte 5 Tonnen Cask Iron Mash Tun mit Kupferdeckel im Einsatz. Die wird mit 3 Wassern betrieben (1: 18.000l/67°C; 2: 10.500l/76°C; 3: 17.500l/84°C). Am Ende werden 25.000 Liter Wash in eines der 11 hölzernen Washbacks (max. 29.000 Liter) geleitet. Nach der Fermentation von 56-60 Stunden wird dann der Inhalt eines Washbacks auf die beiden Wash Stills verteilt (also je ca. 12.250 Liter). Davon bleiben ca. 7.000 Liter für jede der beiden Spirit Stills (max. Kapazität 13.630 Liter).
Pro Woche werden ca. 14-16 ASB (American Standard Barrel) mit 63.%-igem New Make gefüllt. Die Produktion beträgt 2.2m LPA. Vor Ort gibt es 14 Dunnage Lagerhäuser mit einer Maximalkapazität von 32.500 Fässern.
Fazit meiner Tour durch die Fettercairn Distillery
Hier wurde schon einiges besuchertauglich renoviert und an einigen Stellen gibt es noch Bauarbeiten, aber was für ein schöner Ort. Es gibt einige Besonderheiten wie z.B. den Wasserring um die Spirit Stills, den sie extra für mich angeschaltet haben. Und die Washbacks haben eine ungewöhnlich gute Aussicht. Ich hatte eine sehr schöne Tour mit Kirsty und habe sehr viel Zeit hier verbringen dürfen. So viel Zeit, dass ich für meine nächste Verabredung eine deutlich Verspätung mitbringe. Die Fettercairn Distillery ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Wer fotografieren möchte, sollte sich im Vorfeld informieren.
Weitere Informationen
- Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
- Die Fettercairn Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
- Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
- Die Webseite der Fettercairn Distillery hilft Dir bei den Touren weiter.
- Die Online Verkostung findest Du hier: Fettercairn Warehouse 2 – Online Tasting mit Stewart Walker