Classic Tour bei Talisker
Mein letzter Besuch bei Talisker war 2008 mit Familie. Dieses Mal wollte ich auch fotografieren und zu meiner Überraschung darf man das zwischenzeitlich auf jeder Tour und ohne Voranmeldung. Seit meinem letzten Besuch wurde das Besucherzentrum erneuert. Ich bin gespannt.
Hintergrundwissen
Die Brüder Hugh und Kenneth MacAskill haben die Destillerie 1830 eröffnet auf Land, dass sie durch die „Highland Clearances“ 1825 erworben haben. 1848 hat die Bank übernommen, da die Geschäfte nicht so gut liefen. Dann gab es einige Besitzerwechsel.
Es waren 1880 Roderick Kemp und Alexander Allen, die Talisker gekauft und eine Pier gebaut haben. 1898 – zwischenzeitlich im Besitz von Thomas Mackenzie – wurden Talisker, Dailuaine und Imperial Teil einer Gruppe.
Ab 1916 übernahmen verschieden Blender die Destillerie. 1960 ist die Destillerie abgebrannt und war bis zum Wiederaufbau 1962 außer Betrieb. 1972 werden die eigenen Maltings eingestellt. 1988 wird der Talisker 10 einer der Classic Malts (United Distillers), und es wird ein Besucherzentrum eröffnet. Über diverse Firmierungen und Aufkäufe schließlich geht Talisker über an Diageo (1997).
Tour durch die Produktion
Ich habe mir unterwegs einen kleinen Snack organisiert, um in der Bucht von Talisker meine Mittagspause zu machen. Zum Glück bin ich ca. eine Stunde vor meiner Tour hier, denn der Parkplatz füllt sich schnell und manche der Touristen vergessen, was sich gehört.
Das Besucherzentrum hat sich verändert. Ich melde mich für meine Tour am Empfang. Dann schaue ich mich ein wenig im Shop und der Ausstellung um. Wir sammeln uns an einer Ecke des Besucherzentrums. Mein Tourguide ist Matthew.
Produktionshalle
Von dem Besucherzentrum geht es über den Hof und die Treppe hoch. Dort fragt Matthew die Teilnehmer, wer schon mal eine Destillerie besichtigt hat, und ich bin wohl der Einzige in der Runde. Nun wird der Produktionsprozess erklärt. Hinter der Glasscheibe läuft die Porteus Mühle und davor stehen Gläser mit Malz.
Weiter geht es zur Mashtun mit kupfernem Deckel. Fest verschlossen. Durch ein Sichtfenster kann man in das Innere blicken. Weiter geht es über einige Treppenstufen eine Etage höher zu den hölzernen Washbacks. Einige der Washbacks sind ausgetauscht und nicht schwarz angemalt worden. Alle haben sogenannte „Switcher“. Ähnlich wie Ventilatoren drehen diese sich unter dem Deckel und sorgen dafür, dass die Blasenbildung nicht über die Ränder tritt.
Dann geht es weiter ins Stillhouse. Dort warten zwei große Wash Stills und drei kleine Spirit Stills auf uns. Dies ist ein ungewöhnliches Setup, das angeblich auf die frühere dreifach Destillation zurückgeht (bis 1928). Hier wird das Fotografieren ein wenig eingeschränkt und man darf nur von der oberen Etage aus Bilder machen. Also kein Spirit Safe. Dafür geht es jetzt weiter ins Lagerhaus. Oder besser gesagt in die Touristenversion, denn wir können durch eine Glasscheibe in eines hineinschauen. Dort wurden ein paar Fässer für uns drapiert und Matthew erklärt die verschiedenen Fasstypen.
Tasting
Der (seit 2008) neue Tastingbereich ist ganz schick geworden. Hier können zwei Gruppen parallel abgefertigt werden. Auf einem Tablett stehen bereits für jeden eines dieser Mini Glencairn Gläser und Matthew schenkt für jeden einen Talisker Skye ein. Wer etwas andere probieren möchte, kann sich draußen an der Bar andere Drams kaufen.
Der Bereich ist maritim angehaucht und hinter Glasscheiben stehen einige seltene Abfüllungen. Wer nicht die Standard-Tour bucht, bekommt weitere Drams zur Verkostung. Die Gäste sind aber schnell mit dem Schluck fertig und verlassen den Bereich wieder.
Technische Daten
Die Porteus Mühle stammt aus 1962 und steht zwischenzeitlich für jeden sichtbar hinter Glas. Das Mahlverhältnis liegt bei den typischen 70/20/10. Das verwendete Malz hat eine Torfgehalt von 18ppm (part per million).
Die Mashtun stammt von 1998 und fasst acht Tonnen. Pro Woche werden 20 Mashes produziert. Die acht hölzernen Washbacks werden bis auf die Höhe des Gitterbodens (floor level) gefüllt und haben ein Fassungsvermögen von 53.000 Litern. Die Fermentationszeit beträgt 65 Stunden.
Die zwei Wash Stills werden mit 10.400 Litern gefüllt (14.706 Liter max.), die drei Spirit Stills mit ca. 8.000 Litern (11.024 Liter max.). Bei Talisker werden Worm Tubs als Kondensatoren verwendet. Früher hat man hier noch 3-fach destilliert (bis 1928), heute nur noch 2-fach.
In eines der drei Lagerhäuser vor Ort kann man durch die „Touri-Scheibe“ blicken. Insgesamt werden ca. 10.000 Fässer vor Ort, der Rest im „Central Belt“ (zwischen Edinburgh und Glasgow) gelagert. Verwendet werden Ex-Bourbon Fässer und zur 6-8 monatigen Nachreifung (Finish) Ex-Port und Ex-Sherry Fässer. Abgefüllt in die Fässer wird mit 63.5%.
Fazit meiner Destillerietour bei Talisker
Wahrscheinlich war der Kontrast zwischen Natur und diesem Touristentreffpunkt doch zu heftig. Ich bin enttäuscht von diesen Menschenmengen, und dieser Ort hat seine Magie für mich verloren. Positiv fand ich, dass man nun fotografieren darf.
Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2019 (SRT19) findet Ihr hier mit Links auf die anderen Destilleriebesuche: SRT19 Schottland Roadtrip 2019 – Speyside, Skye und Dornoch. Oder Ihr nutzt das #Tag an dem Artikel.
Und wer noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen will, wird hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst; oder auf der Seitennavigation – alphabetisch).
Drei Abfüllungen aus der aktuellen Produktrange sind bei einer meiner Blind Tasting Challenges angetreten: Einer mit Ecken und Kanten.