Destillerietour

VIP Besuch bei Arbikie 2023

Letzte Destillerie des Tages (nach Ladenschluss): Arbikie. Gut dass mein Besuch bisher nicht geklappt hat, denn seit ca. 1 Jahr gibt es ein neues sehenswertes Gebäude: die Distillery Experience. Und die Destillerie habe ich mir natürlich auch angeschaut. Nicht die einzige (positive) Überraschung.

Hintergrundwissen

Seit vier Generationen ist das ca. 810 Hektar (2.000 acre) große Arbikie Highland Estate im Besitz der Familie Sterling. Die drei Brüder John, Iain und David Stirling hatten alle bereits ihre eigenen Karrieren: John als Steuerberater, David mit einer Bar in New York und Iain u.a. für Diageo. Doch dann sind sie gemeinsam auf die Idee gekommen, auf ihrem Familiensitz eine Destillerie zu eröffnen – eine Single Estate Distillery. Das Ziel ist es also, alles vor Ort selber vom Acker bis in die Flasche zu produzieren. Gebaut wurde die Destillerie von 2013 bis 2014. Der erste Vodka aus eigenen Kartoffeln wurde 2014 produziert, im März 2015 der erste Whisky („trials“), dann Gin im Mai 2015 und die richtige Whisky Produktion dann im Oktober 2015, Am 07.05.2022 wurde die Distillery Experience (ein eigenes Gebäude mit Shop und Cafe sowie Veranstaltungsräumen) eröffnet.

Bereits 1794 soll auf dem Gelände eine Destillerie getanden haben, deshalb tragen die Abfüllungen 1794 als Markenzeichen.

Tour durch die Produktion

Ich bin hoffnungslos verspätet und erreiche die Arbikie Distillery 5 Minuten vor Ladenschluss. Hier treffe ich die zweite Bekannte, die ich nicht erwartet habe: Lauren Oliver. Ich habe zwar einen Termin mit Lauren vereinbart, aber wir waren uns beide nicht bewusst, dass wir uns schon mal getroffen hatten. Die Welt ist ein Dorf und die schottische Whiskyindustrie sowieso. Lauren habe ich das letzte Mal 2018 als Operator bei Glengoyne gesehen (Destillerietour bei Glengoyne – mit Fotoerlaubnis). Lauren ist jetzt Distillery Experience Manager bei Arbikie.

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Ich schaue mich ein wenig im Shop und im Cafe um. Sehr schön mit einem fantastischen Ausblick auf Felder und Küste. Hier gibt es auch eine Tasting Ecke. Von Zeit zu Zeit finden auch Veranstaltungen statt – sehr zur Freude der umliegenden Gemeinden. Lauren sperrt ab und hat jetzt Zeit für mich. Wir starten die Tour im Freien mit Blick auf die Felder. Ein Traktor pflügt gerade das Feld direkt vor uns. Vorne das Logo von Arbikie. Alle sind hier Stolz auf die Single Estate Distillery und tragen ihren Teil zur Produktion bei.

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Wir gehen in die Produktionshalle. Gleich im Eingangsbereich zeigt mir Lauren eine hölzerne Landkarte auf der jedes Feld farblich hervorgehoben ist und mit einem kleinen Holzschild gekennzeichnet ist, was auf dem Feld gerade wächst. Die Erzeugnisse stehen nebenan in Schüsseln: „Wonky Potatoes“ („schiefe“ Kartoffeln), Erbsen, Weizen, Roggen und Gerste. Aus allem wird „Schnaps“ gemacht. Was hier heute gebrannt wird, verrät mir ein Schild: Single Malt Whisky von Gerste vom Feld „East Meadows“ (das große direkt an der Destillerie auf dem gerade der Traktor fuhr). Auch der Typ steht drauf: Tyne Spring Barley.

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Vorbei an den 10 neuen großen Washbacks gehen wir zur Mashtun. Daneben zwei der alten „kleinen“ Washbacks. Weiter nach rechts steht dann die Brennanlage von Carls. Eine Wash und eine Spirit Still. Daneben eine weitere Potstill und eine Rectification Column für Gin und Vodka. Gerade füllt der Distiller den New Make in Fässer. Diese werden stehend auf Paletten gelagert. Wir verlassen die Ein-Hallen-Produktion und gehen in das angrenzende Lager weiter, vorbei an Getreide und der Mühle.

Hier liegen die Fässer dicht an dicht. Teilweise im Dunnage Stil mit drei übereinander, teilweise gestapelt an der Wand hoch und teilweise auf Paletten. Das Lager besteht aus mehreren alten Farmgebäuden, die miteinander verbunden sind. Am Eingang sind in einem beleuchten Regal einige der Produkte.

Ich darf mir auch die Veranstaltungsräume im ersten Stock anschauen, die eine ebenso tolle Aussicht haben, wie die Distillery Experience im Erdgeschoss. Hier wäre ich gerne mal bei einem der Abend Events dabei. Sicher sehr atmosphärisch bei Sonnenuntergang und Kaminfeuer.

Kurz vor meinem Besuch lief in der ARD noch eine Doku über die schottische Ostküste u.a. mit einem Besuch bei Arbikie.

Technische Daten der Arbikie Distillery

Die geerntete Gerste wird zu Pauls Malt (gehört zur Boortmalt Group) in Montrose gebracht, dort gemälzt und dann wieder zurück gebracht. Das sind gerade mal ca. 12 km (7,6 Meilen).

Das Getreide wird aus den Schuppen mit Hilfe einer Schnecke zur Waage gebracht. Von dort geht es zu einem „Screener“ der Steine und Fremdkörper entfernt. Die Mühle ist ungewöhnlich: eine 2 roller farm bruiser mill. Diese Mühlen werden auf Farmen genutzt. Diese wurde 2.ter Hand gekauft und von Arbikie überholt.

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Die Edelstahl semi-lauter Mashtun fasst 0,5 Tonnen Grist. Das Gemisch aus Grist und Wasser kommt mit 63°C in die Mashtun. Über einen Underback wird die Abkühlung auf 18°C bewerkstelligt. Das zweite Wasser hat 85°C. 3.000l Wort (Würze) wird in die Washbacks gepumpt. Der Draff der in der Mashtun dabei zurückbleibt wird an die eigenen und des Nachbarns Highland Rinder verfüttert. Der komplette Mashing Cycle dauert ca. 3 Stunden und verbraucht 5.600 Liter Wasser.

Es gibt 10 Edelstahl Washbacks (Fermenter), die mit 9.000l gefüllt werden (Fassungsvermögen 11.000l). Es wird Trockenhefe benutzt. Die Fermentationszeit beträgt 96-120 Stunden. Die 4.500l Wash Still (ca. 6h) ist als Anlage verbaut mit einer 2.400l Spirit Still (ca. 8h) und stammen beide von Carls (deutscher Hersteller). Für die Produktion von Gin und Vodka kann eine 40-Platten Rectification Column nachgelagert eingebunden werden.

Der erste Single Malt Whisky soll erst 2029/2030 erscheinen. Bis dahin wird neben Vodka und Gin vor allem Rye Whisky verkauft. Im Dezember 2018 war dies der erste in Schottland produzierte Rye Whisky seit mehr als 100 Jahren.

Fazit meiner Tour durch die Arbikie Distillery

Das war eine tolle Tour. Die Distillery Experience macht den Ort neben der eigentlichen Destillerie noch ein ganzes Stück mehr zum Erlebnis. Selbst wenn man an keinem der Produkte interessiert ist, ist das einen Ausflug wert. Lauren gibt mir noch etwas Rye mit, den ich am Abend auf dem Hotelzimmer in Dundee probiere. Das war ein sehr schöner Ausklang zum Abend. Einen Besuch kann ich jedem nur empfehlen.

SRT23 - Arbikie

Mein Besuch bei Arbikie im Mai 2023
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
  • Die Arbikie Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
  • Die Webseite der Arbikie Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Es gibt verschiedene „Experiences“ (u.a. Whisky, Gin & Vodka oder Cocktails).
  • Die Doku in der ARD Mediathek mit Arbikie