Tasting: Lochlea First Release
Lochlea? Ja richtig gehört. Eine neue Lowland Distillery ist mit ihrer ersten Abfüllung auch in Deutschland angekommen. Das Lochlea First Release war schneller wieder verschwunden (weil ausverkauft) als es überhaupt in den Shops war. Viele Flaschen sind gar nicht erst in die Webshops gekommen. Wer also keinen Whiskyhändler des Vertrauens hatte, ist wohl meist leer ausgegangen. Mich hat eine Probe erreicht und ich bin natürlich neugierig. Du auch?
Im Überblick – Lochlea First Release
- Lochlea First Release, ncf, nca, 46%, 7.000 Flaschen weltweit, ca. 75.- EUR (ausverkauft)
ncf = no chill-filtration (keine Kältefiltration), nca = no color added (ohne Zusatz von Zuckerkulör)
Gereift ist das Lochlea First Release in First Fill Bourbon Casks (Kentucky) und Pedro Ximénez Sherry Casks. Lochlea (gesprochen „Lochli“) ist eine unabhängige, familiengeführte Farmdestillerie. Ich kenne damit drei solcher „Farmdestillerien“ in Schottland: Daftmill, Kilchoman (hier kann aber noch nicht die gesamte benötigte Gerste angebaut werden) und nun Lochlea. Gebrannt wurde der Lochlea First Release ausschließlich aus Gerste, die die Farmbrennerei selbst anbaut.
Lochlea hat es geschafft nach Malcolm Rennie nun John Campbell als Production Director und Master Blender zu sichern.
Das Motto der Brennerei lautet „Dare to be honest“. Das spielt zum einen auf die transparente und rückverfolgbare Produktion (alles aus einer Hand) an und zum anderen ist dies wohl auch als eine Anspielung auf Robert Burns zu verstehen. Schottlands Nationaldichter verbrachte von 1777 bis 1784 auf der Lochlea Farm.
Von 2014 bis 2018 wurde der südlich von Glasgow in den Lowlands gelegene, familiengeführte Hof zur Whiskybrennerei ausgebaut.
In einem kleinen Booklet habe ich auch ein paar Details zur Produktion entdeckt: Eine Semi-lauter Mashtun, 6 Washbacks aus Douglasie, 2 Potstills (von Forsyth), einem Racked Warehous und einer Jahresproduktion von 200.000 LPA (Liter purer Alkohol). Neben einer langen Fermentationszeit (die genaue Zeit stand da leider nicht) wird der Destilleriecharakter mit hohen und eng beieinander liegenden Cut Points erzeugt.
Mehr Details zur Destillerie findest Du auf der offiziellen Lochlea Webseite. Dort siehst Du auch wodurch das Flaschendesign inspiriert wurde (Tipp: achte mal auf die Traktorspuren im Video).
Meine Tasting Notes
- Nase: Frisch und fruchtig. Ein wenig Gummiabrieb. Obwohl ich viele Elemente wie die Malzigkeit wahrnehme, kommt er mir an der Nase schon recht komplex und älter vor. Ein wenig Sahnekaramellbonbon.
- Geschmack: Leichte Würzigkeit mit etwas Birne. Leichte Pfeffernote auf der Zungenspitze. Angenehmes Mundgefühl. Ein wenig Frühstücksflocken und das bittere wie bei Weintraubenkernen.
- Abgang: Mild mit einem Hauch von Menthol.
- Wertung: o
Mein Bewertungsschema
Bewertet wurde(n) die Probe(n) nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:
+ | gefällt mir, würde ich mir kaufen |
o | ok/gefällt mir, muss ich aber nicht haben |
– | trifft nicht meinen Geschmack |
Was Du bei einer Verkostung beachten solltest und wie ich dabei vorgehe findest Du übrigens hier: Whisky-Wissen für Einsteiger. Und: wenn ich einen Whisky zur Verkostung zur Verfügung gestellt bekomme, ändert dies nichts an meiner Bewertung. Ich versuche immer fair zu bewerten, sage aber auch, wenn der Whisky nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.
Fazit
Mir hat das Lochlea First Release gut gefallen. Erfrischend anders als viele der jungen Abfüllungen. Der hat schon eine schöne Komplexität. Bereits in 2022 soll die Core Range mit einer regelmäßigen Abfüllung starten. D.h. wenn Du dieses Mal kein Glück hattest, wird es wohl bald regulären und dauerhaften Nachschub geben.
Danke an Julia Bier und Kirsch Import für die Probe!