Tasting

Tasting: G&M Glen Grant 1956 – 62yo – Mr George

Mitte Oktober ist die Mr George Centenary Edition von Gordon & MacPhail erschienen. Ein 62-jähriger Glen Grant von 1956. Das wird meine bisher älteste Abfüllung, die ich je probiert habe. Ist der überhaupt noch trinkbar oder ist das nur noch Holz? Ich bin gespannt und aufgeregt, denn G&M hat mir eine 1cl Probe zukommen lassen!

Im Überblick

  • Glen Grant, 1956, 62yo, Mr George Centenary Edition, 235 Flaschen, 51.7%, 5.000.- GBP
  • George Urquhart wurde liebevoll Mr. George genannt
  • Wurde von Mr. George selber in ein first fill Sherry Butt gefüllt
  • Seine Lieblingsdestillerie: Glen Grant
  • Destilliert: 13.12.1956, Abgefüllt: 27.06.2019
  • Zum 100-jährigen Jubiläum
  • Cask # 4455

Diese Flasche liegt definitiv außerhalb meines Budgets, aber ein 62-jähriger Glen Grant klingt ziemlich verlockend. Aber selbst 1cl liegt schon bei über 80.- EUR.

Mehr Informationen findet Ihr in der Pressemitteilung: PR: G&M Glen Grant „Mr George Centenary Edition“

Meine Tasting Notes

Ich habe ihm viel Zeit gelassen.

  • Nase: Wow. Ich habe die Augen geschlossen und befinde mich gedanklich in einem alten Dunnage Warehouse. Es wabert die muffige alkoholversetzte Luft um mich herum und jemand hat gerade ein Sherryfass geöffnet. Aber kein heute übliches Sherryfass, sondern eine sehr alte Abfüllung, wie ich sie nur selten kennengelernt habe. Den Fruchtkuchen hat man kräftig in der Nase, aber von den 51.7% keine Spur. Sehr schön eingebunden. Süße Schokolade. Ich habe mit kräftigen Eichennoten oder übermäßigem Sherry gerechnet, aber das ist nicht so. Das ist nicht die kräftige Fruchtbombe mit der ich gerechnet habe, eher fein und dezent aber unverkennbar Sherrylagerung.
  • Geschmack: Kein Kribbeln auf der Zunge. Ein wenig wie süßer Sirup legt er sich um die Zunge. Den Alkohol merkt man nur anhand der Menthol Nuancen. Das Dunnage Warehouse und der Fruchtkuchen sind da. Süße Rosinen. Schokolade. Mir ist so, als würde ich ein wenig Torf schmecken, aber vermutlich täusche ich mich. Der bleibt locker und leicht im Mundraum und wird nicht cremig (wie häufig bei Whisky über 50%).
  • Abgang: Oh wie sanft. Auch hier merkt man das Sherryfass, aber der ist extrem rund und schmeichelt dem Gaumen. Kein Brennen. 

Fazit

Ich habe schon einige Whiskys probieren können, die vor meiner Geburt destilliert wurden, aber noch keinen, der auch so alt war. 62 Jahre in einem Fass ist eine ziemlich lange Zeit. Ich bin sehr froh, dass ich einen solch alten Single Malt probieren durfte.

Ich mag alte Glen Grants in Fassstärke. Das älteste waren aber bisher 23 Jahre alte Glen Grants. Den für mich typischen Glen Grant Charakter (mit >20 Jahren im Bourbonfass) finde ich hier nicht. Das hätte auch ein alter Macallan sein können. Ich bin begeistert. Ich habe mit viel Holz und übermächtigem Sherry gerechnet, aber dem ist nicht so. Manche Whiskys sind schon nach 20 Jahren bei weniger als 50% im Fass angekommen. Der hier hat mit 62 Jahren noch 51.7%. Ein wahres Meisterwerk. Leider fernab von meinem Budget.

Solltet Ihr die Möglichkeit haben, den zu probieren… nicht lange zögern!

Danke an Gordon & MacPhail (und Kirsch) für diese einzigartige Probe!