Destillerietour

SRT23 – Strathisla Distillery Hard Cap Tour

Strathisla ist wohl eine der schönsten Bilderbuch Destillerien in Schottland. Wie ich bei meinem Besuch nun gelernt habe, kennen aber die wenigsten Besucher den Strathisla Single Malt und das wird nun Konsequenzen haben. Aber erst Mal schaue ich mich um – teilweise mit „Hard Cap“. Manchmal kann ich nur den Kopf schütteln….

Hintergrundwissen

Gegründet wurde Strathisla 1786 von Alexander Milne und George Taylor unter dem Namen Milltown, der dann zu Milton geändert wurde.1870 wurde der Name dann zu Strathisla geändert. Aber bereits 1890 erneut zu Milton. 1949 wird der damalige (Mit-)Besitzer Jay Pomeroy aufgrund dubioser Geschäfte veruteilt und die Destillerie geht bankrott. 1950 wird sie dann bei einer Zwangsversteigerung für 71.000.- GBP von Chivas Brothers (gehörte damals zu Seagram, seit 2005 Pernod Ricard) gekauft und der Name 1950 wieder zu Strathisla geändert. 1965 kommen zu den zwei Stills zwei weitere dazu. 1970 gab es mal mit „Craigduff“ den Versuch einen „torfigen“heavily peated“ Whisky zu produzieren, aber es blieb bei dem Versuch.

Der direkte Nachbar ist übrigens Glen Keith (gehört auch Chivas Brothers). Der New Make von Glen Keith wird über eine Leitung direkt zu Strathisla gepumpt.

Strathisla ist aktuell die drittälteste Whisky Destillerie, die noch in Produktion ist. In den Worten von Strathisla ist es die älteste Destillerie, die immer produziert hat (auch während der Kriege). Heute ist Strathisla das „Home of Chivas“. Für die Chivas Regal Blends wird ein Großteil der Produktion verwendet.

Tour durch die Produktion

Kaum zu glauben, aber heute findet nun meine erste Tour durch die Produktion von Strathisla statt, denn die hatte ich mir immer aufgehoben. Ich war schon öfters vor der Destillerie, im Shop und auch im Tastingraum (u.a. mit der Glen Keith Tour), aber umgeschaut habe ich mich bisher nicht.

Auch bei Strathisla nimmt man es sehr genau mit „Health & Safety“ und so habe ich es kurzfristig leider nicht geschafft eine Fotoerlaubnis im Still House zu bekommen. Das Shop Management ist hier leider auch nicht sehr flexibel. Schade, dass mein Chivas Brothers Ansprechpartner im Urlaub ist. Mal sehen, was ich vor die Linse bekomme.

Strathisla SRT23

Unser Tourguide ist Carys. Ihre Kollegin mixed uns einen Longdrink (für mich alkoholfrei) und wir warten bis die anderen Teilnehmer eintreffen. Dann führt sie uns in einen der unteren Räume (hier war früher mal ein Teil des Shops) und erzählt uns ein wenig Hintergrund zu Strathisla und Chivas. Untermalt wird das ganze von einem kleinen Film. Dann werden die Rohmaterialien vorgestellt und nun bin ich mir sicher, dass ich der Einzige bin, der schon mal eine Distillerie aus dieser Gruppe besucht hat. Ich werde mich zurückhalten und möglichst keine Fragen stellen.

Genug des theoretischen Wissens geht es nun zur Mühle, die ich in Produktion fotografieren darf. Weiter eine Etage höher zum Malt Dresser, De-Stoner und Batch Weigher (Portionierer). Auch vor der Mashtun gibt es einen Halt mit Erklärungen. Die Mashtun ist relativ hoch. Weiter geht es zu den hölzernen Washbacks, die mit allerlei Technik ausgestattet sind. Im Raum der Washbacks kann man auch die Leitung aus Glen Keith sehen und wenn man den Raum zum Außenbereich verlässt, dann schaut man direkt zur Brücke und dem weiteren Verlauf des Rohrs, das ab und an Geräusche von sich gibt. Zwischenzeitlich gibt es eine Absicherung, die sofort Alarm schlägt bei Druckabfall.

Wir gehen weiter ins Still House und hier ist nun leider das fotografieren untersagt. Schade. Nur vom Außenbereich darf ich Bilder machen. Trotzdem interessant anzuschauen, wie die Stills unter das Dach platziert wurden. Die Wash Still hat auch einen sehr ungewöhnlich geformten Lynearm. Carys erklärt auch hier alle wichtigen Produktionsschritte inklusive dem Spirit Safe.

Nun wird es richtig lustig, denn das Dunnage Warehouse, das normalerweise bei der Tour besucht wird, ist aktuell leer und wird renoviert. Deshalb geht es mit Carys ins Hochregallager. Dort musstenDafür müssen wir eine verstärkte Kappe (als Baustellenhelm Ersatz) und eine Warnweste tragen. So gut ausgerüstet kann uns kein Fass mehr etwas anhaben, das aus 5 Metern Höhe auf unseren Kopf fällt. Ist aber nicht passiert, deshalb bin ich mir nicht sicher.

Im Anschluss an die Tour gibt es auch vier Whiskys (für mich als „Drivers Pack“):

  • Strathisla 12yo, 40% (wird demnächst eingestellt und als „Chivas“ neu positioniert)
  • Strathclyde 12yo, Single Grain, Cask Strength Edition, 62.2%
  • Chivas Regal XV, 15yo, Blended Whisky, 40%
  • Strathisla 13yo, Cask Strength Edition, 2006/2020, 876 Flaschen, 59%

Die Reihenfolge mit den Alkoholstärken erschließt sich mir nicht, aber es geht wohl eher darum zu zeigen, wie aus Single Malt und Grain ein Blended Whisky wird: Chivas Regal. Und „Home of Chivas Regal“ ist nun mal Strathisla. Da das Publikum „Chivas Regal“ kennt, aber selten etwas von Strathisla (Whisky) gehört hat, wird es zukünftig nur noch eine „Chivas“ Abfüllung mit „destilliert bei Strathisla“ geben. Schade, dass man den wenigen Single Malt damit noch unpopulärer macht und eine Nähe zum Blend herstellt.

Technische Daten der Strathisla Distillery

Bei Strathisla werden vor der Porteus Mühle ein Malt Dresser, De-Stoner und Batch Weigher genutzt, die man auf der „normalen“ Tour zu sehen bekommt. Die Mahlgrade sind mit 20/68/12% ein wenig abweichend zur üblichen Justierung mit 20/70/10%. Die 5.12 Tonnen Mashtun besitzt einen Underback. Die hohe Mashtun wird mit 4 Wassern betrieben (1. 20.300l, 65.5°C, 2. 7.000l, 78°C, 3. 14.800l, 86°C und 4. 8.500l, 95°C).

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Die Würze wird in eines der 10 hölzernen Washbacks geleitet. Diese besitzen einen Switcher, sind geschlossen, haben eine CO2 Abluftvorrichtung und natürlich einen Seifenspender.

Die vier Potstills sind in Paaren angeordnet. Die beiden Wash Stills fassen 3.000 Gallonen, die beiden Spirit Stills 2.400 Gallonen. Besonders der Lynearm der Wash Stills ist eigenartig. Der Lauf in der Wash Still dauert ca. 6h. Bei der Spirit Still sind es 4,5h (30m heads 1,5h heart run, 2,5 tails).

Gearbeitet wird 24/7, in 3 Schichten, mit 1-3 Operatoren pro Schicht. Insgesamt arbeiten hier 7 „Operators“. Dabei werden 2.4m LPA New Make produziert, der mit (ungewönlichen) 63.7% Alkoholstärke ins Fass kommt. Gelagert werden diese in einem Dunnage und zwei Racked Warehouses vor Ort oder in einem der vielen Chivas Lagerstandorte in der Nähe. Nur etwa 10% der Produktion werden als Single Malt abgefüllt.

Kleiner Wissenshappen, den uns Carys mitgegeben hat: pro Jahr gehen in etwa 9,7 Millionen Gallonen (ca. 44 Millionen Liter) als Angel Share bei Chivas verloren. Das ist eine ganz schöne Menge. Die Engel über der Speyside müssen besonders glücklich sein!

 

Fazit meiner Tour durch die Strathisla Distillery

Carys hat uns eine unterhaltsame Tour geliefert, die vor allem für die Zielgruppe der „Chivas Brothers“ Fans mehr als detailliert genug war. Es war etwas schade, dass ich mich im Stillhouse nicht fotografisch austoben durfte, aber das muss ich wohl mal (mit Erlaubnis) nachholen. Ich habe ein paar ungewöhnliche Kleinigkeiten gesehen und ein komplett neu gestaltetes Visitor Center (im Vergleich zu 2008).

Schade, dass die Marke „Strathisla“ noch weiter verschwinden wird und der Single Malt zukünftig „Chivas … destilliert bei Strathisla“ heißen wird. Wer also noch einen Vorrat an „echten“ Strathisla 12yo haben möchte, sollte sich schon mal eindecken.

Für mich ist Strathisla vor allem von außen eine der schönsten Destillerien und die jungen Mitarbeiter waren hochgradig motiviert und sehr freundlich. Bei dem „älteren“ Personal habe ich eher eine „Premiummarkenüberheblichkeit“ festgestellt. Aber das mag eine Einzelfeststellung / -vorkommen gewesen sein. Einen Besuch ist die Destillerie auf jeden Fall wert. Hier kannst Du Dich schon mal in From meiner Bilder umschauen.

SRT23 - Strathisla

Mein Besuch bei Strathisla im Mai 2023
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Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.

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