Destillerietour

SRT23 – VIP Tour bei GlenDronach mit exklusiver Fotoerlaubnis

Erster Stopp ist heute Nähe Huntly in Forgue für eine VIP Tour bei GlenDronach. Normalerweise ist man bei GlenDronach sehr strikt mit allen Regeln. Ich hatte Glück und konnte im Vorfeld eine Tour mit Fotoerlaubnis vereinbaren. Calum führt mich mit großer Begeisterung durch die Destillerie.

Hintergrundwissen

1826 wird GlenDronach von einem Konsortium um James Allardes (wird manchmal auch Allardice genannt) gegründet. 1837 werden Teile der Destillerie in einem Feuer zerstört. Von 1920 bis 1960 gehört die Destillerie nach einigen Besitzerwechseln Charles Grant (Glenfiddich). 1960 wird GlenDronach von William Teacher & Sons übernommen. GlenDronach wird 1967 erweitert. Von 1996 bis 2002 war die Destillerie geschlossen. Mit der Schließung 1996 wurde auch das Floor Malting eingestellt.

Wiedereröffnet wurde die Destillerie von Allied Domecq PLC, die 2005 von Pernod Ricard übernommen wurden und damit ging die Destillerie an Chivas Brothers über. Mit von der Partie waren damals übrigens auch Ballantines, Teachers, Laphroaig und Scapa. In 2005 wurde dann auch von direkter Kohlebefeuerung auf Dampf umgestellt. 2008 hat Billy Walker GlenDronach übernommen und seine drei dann an den heutigen Besitzer Brown-Forman 2016 verkauft (Brown-Forman kauft BenRiach, GlenDronach und Glenglassaugh). Billy hat auch dem Namen ein großes „D“ verpasst, das GlenDronach im Gegensatz zu den anderen beiden Destillerien auch behalten hat.

Tour durch die Produktion

Meine Fahrt von Dufftown führt mich durch eine hügelige Landschaft in Richtung Ostküste. Schon aus der Ferne sehe ich den Schornstein, muss aber noch einen kleinen Bogen fahren, bevor ich die Einfahrt zur Destillerie erreiche. Vorbei an den Lagerhäusern geht es auf den Parkplatz. Kurz vor zehn melde ich mich im Shop. Hier ist gerade etwas Betrieb, denn gerade wurden die beiden „Bottle your Own“ Fässer frisch gefüllt und die ersten Flaschen werden für die eiligen Besucher schon mal abgefüllt.

Ich melde mich an und darf ein wenig Wartezeit mit einer schönen Tasse Kaffee überbrücken. Das ist doch schon mal ein guter Start. Dann nimmt mich Calum mit auf meine VIP Tour, denn ich darf überall fotografieren. Das ist normalerweise nicht erlaubt und Calum muss ein Messgerät mit sich führen, das Alarm schlägt, wenn explosive Gase in der Nähe sind.

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Auf dem Weg zum Kiln steht im Hof ein alter Fassanhänger, auf dem auf den Postkarten immer ein paar GlenDronach Fässer liegen. Heute ist er leer. Im Gebäude neben dem Kiln wird gerade renoviert, aber der Kiln ist davon nicht betroffen. Vor dem Kaminofen liegen Malz und Grist auf einem Tisch, mit denen normalerweise den Besuchern die Produktionsschritte erklärt werden. Das darf Calum heute auslassen. Wir gehen weiter zur Mühle und von dort zur Mashtun. Die Mashtun ist auf der unteren Ebene zusammen mit den hölzernen Washbacks im Nebenraum. Calum öffnet ein paar der Deckel für mich und sucht die aktivsten Washs. Im Wash House gibt es ein paar schöne Sonnenstrahlen, die mit der Kamera eingefangen werden möchten.

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Weiter geht es ein paar Treppenstufen hoch zu den Stills. Vier Potstills in Reih und Glied direkt vor einer großen Fensterfront. Ein schöner Anblick. An den äußeren Enden sind die beiden Wash Stills und in der Mitte die beiden Spirit Stills. Die Wash Stills haben ungewöhnlich geformte Lyne Arms. Ich schaue mich ein wenig um und darf aus allen möglichen Ecken Bilder machen. Calum macht auch eines von mir. Auch der Spirit Safe und der Intermediate Spirit Receiver stellen kein Problem dar und dürfen aus nächster Nähe fotografiert werden.

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Nun geht es weiter ins Warehouse 2. Das ist eines der drei Dunnage Lagerhäuser. Die ex-Oloroso Fässer, von denen es hier einige gibt, liegen nur in zwei Reihen übereinander. Die Weinfässer und die anderen (kleineren) Fässer werden in drei Lagen gestapelt. Nach einer Runde durch das Lagerhaus gehen wir zurück in den Shop.

Nun nehme ich mir etwas Zeit für die beiden neuen Destillery Exclusive Abfüllungen (frisch befüllt am 03.05.23):

  • Handfill, Distillery Exclusive, Cask #3173, Fill: 25.04.11, 1st fill PX Puncheon, 58%, 128.- GBP
  • Handfill, Distillery Exclusive, Cask #2463, Fill: 16.07.93, Oloroso Puncheon, 55.5%, 790.- GBP

Probieren darf ich die leider nicht, denn an Fahrer wird kein Alkohol ausgeschenkt und für das Mitnehmen von Proben aus Bar oder Shop fehlt die Lizenz. Die Proben aus den (gebuchten) Tastings können mitgenommen werden (andere Lizenz). An der Bar treffe ich ein paar Deutsche, die extra wegen der Handfilled nochmal gekommen sind, bevor es nach Deutschland geht. Als echte GlenDronach Fans probieren sie beide und lassen mich daran riechen. Am Ende entscheiden sie sich für die günstigere Abfüllung und ich schließe mich ihnen an. Die Handfilled Abfüllung darf ohne Probieren mitkommen und ich fülle sie mir selber ab.

Hinter dem Bartresen sind einige offene Flaschen verschiedener GlenDronach, die man alle probieren kann. Interessant ist, dass einige der Flaschen trotz Filtration und 46% (oder mehr) viele Schwebeteilchen haben. Das habe ich so auch noch nicht gesehen. Ist aber alles ok und genießbar. Die älteste Flasche, die es von GlenDronach noch gibt, steht in einer Vitrine im Cafe. Ein 29-jähriger GlenDronach von 1884, 1913 abgefüllt. Den wollte ein Soldat mit seinen Freunden nach der Heimkehr aus dem Krieg gemeinsam trinken. Da er alleine nach Hause gekommen ist, hat er die Flasche aus Respekt nicht geöffnet und nun steht sie bei GlenDronach.

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Im Tasting Raum wurde gerade das nächste Tasting aufgebaut: neben einem Oloroso-Sherry und einem Pedro Ximenez werden ein New Make, GlenDronach 10yo, GlenDronach 21yo Parliament und die beiden Distillery Exclusives verkostet. Ein schönes und interessantes LineUp, aber ich muss fahren und an der nächsten Station werde ich bereits erwartet. Das Tasting ist übrigens die „Sherry Masterclass“ für 50.- GBP.

Technische Daten der GlenDronach Distillery

Alle zwei Tage werden 30 Tonnen Malz angeliefert. 3-4 Batches mit je 3.76 Tonnen werden pro Woche verarbeitet. Die eigenen Floor Maltings sind seit 1996 nicht mehr in Benutzung und liegen deshalb auch nicht auf der Tour. Der Kiln wird zwar gezeigt, aber ist ebenfalls nicht mehr in Benutzung. Die Bobby Mill ist schon etliche Jahre im Einsatz (ca. 100) und ähnlich robust wie die Porteus Mühlen.

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Die Mashtun ist ebenso wie der Underback aus Gusseisen. Die Mashtun stammt aus dem Jahr 1890. Der Kupferdeckel wurde ihr 1967 bei der Erweiterung verpasst. Auch der Underback hat einen kupfernen Deckel bekommen. Gearbeitet wird mit drei Wassern (14.000l/64°C, 4.000l/86°C, 12.000l/94°C). Davon kommen dann (mit dem Umweg Underback) 18.000 Liter Würze (Wort) mit 19°C in eines der 9 hölzernen Washbacks. Die Washbacks sind mit Switchern ausgestattet und es wird auch mit etwas Seife gearbeitet. Die Hefe ist eine liquid creamed distillers yeast. Die Fermentationszeit beträgt 55 Stunden.

Die 4 Potstills sind zwei Paare mit je einer Wash (9.000 Liter) und einer Spirit Still (4.500 Liter). Der Inhalt eines Washbacks wird auf die beiden Wash Stills aufgeteilt, die nach ca. 4 Stunden 22%-ige Low Wines erzeugt haben. Die Spirit Still benötigt dann nochmal ca. 3,5 Stunden (15m Heads, 1h 20m Hearts, 2h Tails), um aus den ursprünglichen 9.000 Litern 2.200 Liter New Make zu produzieren. Der Alkoholgehalt der Hearts sinkt dabei von 71% auf 62%. Erzeugt werden soll ein „grasiger“ New Make, der mit ca. 68% in die Fässer kommt.

In den 3 Dunnage und den 6 Racked Lagerhäusern können ca. 56.500 Fässer gelagert werden (aktuell ca. 45.000). Vier weitere Racked Lagerhäuser sind gerade im Bau. Weitere Lagermöglichkeiten werden bei Macduff genutzt, die ebenfalls zu Brown-Forman gehören.

Gearbeitet wird im 7/24h Betrieb mit 6 Distillern – jeweils einer pro Schicht – und 2-3 für die Technik. Das Mashing funktioniert noch komplett manuell, das Distilling ist automatisiert. Aktuell werden 1,8m LPA produziert (max. 2m LPA).

Fazit meiner Tour durch die GlenDronach Distillery

Sehr schön! Ich durfte mir soviel Zeit lassen, wie ich wollte und auch alles fotografieren. Das Messgerät hat keinen Alarm geschlagen. Die Health- und Safetyregeln werden (normalerweise) sehr streng ausgelegt und auch das Thema Alkohollizenz wird ebenso strikt befolgt wie „don’t drink and drive“. Wenn ich das mit der Lizenz vorher gewusst hätte, dann hätte ich mich in ein Tasting gesetzt und dort abgefüllt, aber die Trennung der Lizenzen war überraschend für mich. Wieder etwas dazu gelernt. Und die mitgebrachte Flasche habe ich mit meinen Freunden genossen.

SRT23 - GlenDronach Distillery

Mein Besuch bei GlenDronach im Mai 2023
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
  • Die GlenDronach Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
  • Die Webseite der GlenDronach Distillery hilft Dir bei den Touren weiter.