Test

Im Test: Soak Staves – Whisky Finish in 3 Wochen selbst gemacht

Hast Du schon mal mit dem Gedanken gespielt, wie ein Whisky mit einem Sherry-, Rum- oder Peat-Finish schmecken würde? Mit Soak Staves kannst Du das jetzt selber ausprobieren. Ich bin grundsätzlich kein besonders großer Fan von Finishing. Die Idee, einen Whisky im Original und drei verschiedenen Nachreifungen probieren zu können, war dann aber doch verführerisch. Mal sehen, wie das Soak Staves Experiment bei mir verläuft.

Im Überblick – was ist Soak Staves?

Die Soak Staves Box:

  • Kit mit 3x 0,2 Liter Flasche, 3x Eichenholz-Stäbchen mit Sherry, Rum und Peat belegt
  • Anleitung mit Tipps und Ratschlägen
  • Verpackung mit Ständern für die Flaschen
  • Die Soak Staves Box kostet 34,90 EUR, einzelne Flaschen (als Ergänzung) je 12,50 EUR

Auf der Webseite von Soak Staves wird das unter anderem so beschrieben: „Werden Sie zum Master Blender und verleihen Sie Spirituosen eine unverwechselbare Veredelung, ein sogenanntes Finishing. Dafür eignen sich besonders Standardabfüllungen von Whisky, Rum oder Cognac, denen Sie eine individuelle Note verleihen können. Nach 2 Wochen werden Sie den köstlichen Unterschied schmecken.“

Ich habe mich mit dem Gründer von Soak Staves, Mate Kende, ausgetauscht. Die Soak Stave Idee war in der österreichischen Start Up Show „2 Minuten 2 Millionen“ (vergleichbar mit der „Höhle der Löwen“). Mate hat mir ein wenig über sein Produkt berichtet und ich habe mich bereit erklärt, die Sticks auszuprobieren.

Mein Experiment mit den Soak Staves

Das schwierigste war nun für mich einen passenden Whisky zu finden. Ich wollte gerne einen Whisky mit den drei verschiedenen Finishes versehen und dann mit dem Original vergleichen. Dafür bietet sich dann wohl am ehesten ein ungetorfter Whisky mit Vollreifung im Ex-Bourbon Fass an. Gar nicht so einfach, aber am Ende wurde ich dann doch fündig. Mein Ausgangswhisky war ein The Balvenie, 12yo „The Sweet Toast of American Oak“, The Stories #1 mit 43% (ca. 50.- EUR).

Eigentlich viel zu schade, um damit zu experimentieren, aber „wat mutt dat mutt“ wie man hier im Norden so sagt.

Ich habe in jede der drei Flaschen ca. 200ml des Balvenie gefüllt und somit ca. 100ml in der Originalflasche zurück behalten. Die Flaschen habe ich dunkel gelagert (ohne den Karton) und nach 2 Wochen das erste Mal ein kleines Sample gezogen. Bei Rum und Peat habe ich bereits Veränderungen festgestellt, aber bei Sherry war mir das noch zu wenig. Also eine weitere Woche drangehängt und nach drei Wochen die Sticks rausgenommen. Das war gar nicht so einfach, denn die sind nach 1-2 Tagen versunken und haben sich vollgesaugt. Mit zwei Schaschlickspießen und ein wenig Fingerspitzengefühl ist es mir dann aber doch gelungen, die Stäbchen durch den schlanken Flaschenhals zu bugsieren.

Das Experiment habe ich ein wenig mit Fotos begleitet.

Soak Staves – Original & Erstbefüllung

Soak Staves Experiment - Tag1
Soak Staves Experiment – Tag1

Das Auspacken hat Spaß gemacht. Eine durchdachte Verpackung mit ein wenig „Erlebnisgefühl“. Die drei Flaschen befinden sich in einem Kartonständer und die drei passen genau in den Karton. In jeder Flasche befindet sich das jeweilige Holzstück und um den Hals der Flasche ein Karton Etikett, das man selber beschriften kann. Ich habe natürlich an jedem Holzstück schnuppern müssen. Eine leichte Note ist dabei jeweils zu erkennen. Die Holzstücke sind entsprechend präpariert und nicht nur eingesägt, sondern auch getoastet und mit einem nicht näher beschriebenen Verfahren „vorbelegt“ worden. Wie Du link oben in dem Bild erkennen kannst, schwimmen die Staves am Anfang, sinken dann aber nach 1-2 Tagen nach unten. Zur Herstellung der Staves hat mir Mate ein paar mehr Details zukommen lassen, die ich gerne mit Dir teile.

Mate, wie werden die Staves hergestellt und wie schwer sind sie?

Mate: „Das rohe Eichenholz, das ich über die geschützte Werkstatt in Vomp beziehe, werden anschließend von mir in verschiedenen Arbeitsschritten, so aufbereitet, dass sie in kleinem Maßstab die Eigenschaften eines Finishing Fasses übernehmen. Einer dieser Arbeitsschritte ist das „Toasten“, nachdem die einzelnen Soak Staves etwa 8 Gramm wiegen. Je nachdem womit sie dann „infusioniert werden“ sind sie unterschiedlich schwer (beim Sherry verwende ich 2 Cream Sherry, die durch den niedrigenen Alkohol, dafür höheren Zuckergehalt) die Soak Staves etwas schwerer machen. Die Peated sind hingegen etwas leichter (da verwende ich 4 Whiskys von der Isle of Islay). Anschließend werden die Soak Staves aber (fast zur Gänze) getrocknet, bevor sie in die kleinen Flaschen kommen. Im Schnitt kann man sagen, dass sie das Doppelte ihres ursprünglichen Gewichts an Flüssigkeit aufsaugen und sollten so bei dir in den Flaschen etwa 16,5 Gramm wiegen.“

Soak Staves – nach einer Woche

Soak Staves Experiment - 1 Woche
Soak Staves Experiment – 1 Woche

Farblich unterscheiden sich die drei nach einer Woche noch nicht und auch zum Ausgangswhisky ist nur ein leichter Unterschied feststellbar.

Soak Staves – nach 2 Wochen

Soak Staves Experiment - 2 Wochen
Soak Staves Experiment – 2 Wochen

Die drei Finishes unterscheiden sich immer noch nicht voneinander, aber im Vergleich zum Original gab es bereits etwas Veränderung. Da in der Anleitung steht, dass sich nach etwas zwei Wochen die gewünschte Wirkung bereits eingestellt haben kann, muss ich natürlich eine kleine Probe ziehen und kurz miteinander vergleichen. Bei Rum und Peat merke ich bereits die zusätzlichen Aromen, aber beim Sherry ist mir das noch zu wenig. Also gebe ich dem gesamten Ensemble noch eine weitere Woche.

Soak Staves – nach 3 Wochen

Soak Staves Experiment - 3 Wochen
Soak Staves Experiment – 3 Wochen

Jetzt wird es etwas „tricky“, denn ich will die Staves aus den Flaschen holen. Mit den Fingern werde ich bei den kleinen Flaschenöffnungen natürlich nichts. Ich entschließe mich für zwei Schaschlickspieße aus Metall und nach einigen Versuchen habe ich den Dreh raus und kann die Staves nacheinander aus den Flaschen holen. Etwas am Flaschenrand abklopfen und dann in einem Glas parken, um auch noch die letzten Tropfen aufzufangen. Beim hinlegen auf Papier geben die Staves dann aber weiterhin noch etwas Flüssigkeit ab. Ich habe sie gewogen (direkt nach Entnahme/nach zwei Tagen): Sherry (14g/8g), Rum (14g/8g) und Peat (16g/10g). Waren sie bei Entnahme dunkelbraun (weil feucht) sind sie nach zwei Tagen leicht grau (ausgetrocknetes Holz) ähnlich wie im Originalzustand.

Meine Tasting Notes – und die Unterschiede

Tasting Notes Balvenie

  • Nase: Frisch mit etwas Zitrone, mit Vanille und einem Hauch von Kokos. 
  • Geschmack: Mild und ausgewogen mit einer leichten Schärfe auf der Zungenspitze. Auch hier: Fruchtig. 
  • Abgang: Leichte Würze und etwas Eiche. 
  • Wertung: o

Tasting Notes Sherry

  • Nase: Die Fruchtnote hat sich Richtung Pampelmuse verschoben. Von Sherry finde ich nicht viel. Wenig Veränderung. 
  • Geschmack: Hier ist ein wenig Sherry angekommen. Die Früchte sind etwas dunkler. Etwas Kaffeebohnen. 
  • Abgang: leichte Mentholschärfe gesellt sich zur Eiche, die Würze hat sich ein wenig versteckt. 
  • Wertung: o

Tasting Notes Rum

  • Nase: Dezente Rumnoten, etwas tropische Früchte. 
  • Geschmack: Leichte Schärfe überdeckt mit Würzigkeit die Fruchtnoten. 
  • Abgang: Etwas Schärfe im Abgang und Eiche bleibt auch hier, aber etwas gefälliger mit tropischen Früchten. 
  • Wertung: o

Tasting Notes Peat

  • Nase: Dezente Torfnote. Etwas Gummibärchen. 
  • Geschmack: Auch im Geschmack findet sich etwas Torf. Etwas Schokolade. 
  • Abgang: Etwas mehr Bitterstoffe und mehr Würze als bei den anderen drei. 
  • Wertung: o

Mein Bewertungsschema

Bewertet wurde(n) die Probe(n) nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:

+gefällt mir, würde ich mir kaufen
ook/gefällt mir, muss ich aber nicht haben
trifft nicht meinen Geschmack

Was Du bei einer Verkostung beachten solltest und wie ich dabei vorgehe findest Du übrigens hier: Whisky-Wissen für Einsteiger. Und: wenn ich einen Whisky zur Verkostung zur Verfügung gestellt bekomme, ändert dies nichts an meiner Bewertung. Ich versuche immer fair zu bewerten, sage aber auch, wenn der Whisky nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.

Fragen und Antworten

Vielleicht fragst Du Dich, was Du damit jetzt alles anstellen kannst und was Du jetzt mit dem „verbrauchten Set“ anfangen kannst. Nun, ich habe Mate noch ein paar Fragen gestellt und teile die Antworten gerne hier mit Dir.

Kann ich die Staves nochmal verwenden?

Was mache ich mit den Staves nach der Nutzung? Kann ich sie nochmal verwenden? Sollte ich sie luftdicht verpacken (mit Label)?

Mate: „Die Soak Staves geben ihr Aroma (abhängig vom Stave – Peated, Sherry, Rum) an die Spirituose ab, mit der die Flaschen gefüllt wurden. Durch die Wechselwirkung geben die Staves nicht nur das Aroma ab, sondern nehmen wiederum den Geschmack von dem anderen Destillat an mit dem die Flasche gefüllt ist. Bei einer nochmaligen Verwendung erhält man zwar zusätzlichen Eichengeschmack bzw. das Aroma des Alkohols, mit dem die Flasche gefüllt wurde jedoch nur noch wenig von dem ursprünglichen Aroma der Staves – Peated, Sherry oder Rum. (Bei mehrfacher Verwendung wird auch das Aroma aus dem Eichenholz weniger. Dies ist vergleichbar mit dem „first fill, second fill,“ etc. bei einem Holzfass). Bei nochmaliger Verwendung empfehlen ich die Holzstäbe ein paar Tage trocknen zu lassen, bevor man diese in den Flaschen dann wieder mit einem anderen Alkohol füllt. Sofern man die Soak Staves nicht gleich nach dem Trocknen wieder verwendet, raten ich dazu, diese in der Zwischenzeit luftdicht aufzubewahren.“

Gibt es eine maximale Länge?

Wie lange sollte ich die Staves maximal wirken lassen?

Mate: „Da „Geschmack“ subjektiv ist, kann es durchaus sein, dass das Finish in z.B. durch höheren Alkoholgehalt des Alkohols mit dem man die Flaschen füllt schneller geht. (Physikalisch betrachtet hängt es auch etwas von der Temperatur und dem Luftdruck ab, wie schnell alles geht). Wenn das Finish dann doch zu intensiv sein sollte, dann könnte man sich ja – wie in der Anleitung beschrieben – im Glas noch etwas vom „Ausgangsprodukt“ dazu geben. Prinzipiell sind die Soak Staves so ausgelegt, dass sich ein intensiveres Aroma ergibt – ich vergleiche es gerne mit einem Verdünnungssaft / bzw. -sirup – diesen verdünnen die Leute auch unterschiedlich. Die einen mögen es intensiver (süßer), die anderen weniger. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass irgendwann die „Sättigung“ erreicht ist und sich nach 3-4 Wochen nicht mehr viel verändert, was den Geschmack (bzw. die Farbe betrifft).“

WARUM sollte ich mir das Soak Staves Kit zulegen?

Das Experiment wie die drei unterschiedlichen Finishes auf einen Whisky wirken ist als ein Szenario klar, aber gibt es noch mehr Ideen?

Mate: „Neben diesem Gedanken einem Whisky 3 unterschiedliche Finishings zu geben, zählt für mich auch der Gedanke wesentlich, dass man selbst etwas finishen kann, dass es vermutlich so nie auf dem Markt zu kaufen geben wird, z.B. einen klassischen 12 jährigen Glenfiddich mit einem Rum- bzw. Peated Finishing. Allgemein gibt es diesbezüglich sehr wenige, die rauchige Fässer verwenden, wie z.B. Pulteney für seinen „Huddart“ die Fässer von AnCnoc Peatheart. Vor allem bei den ganzen Standard-Blends, die ja den Großteil an Flaschen ausmachen ist der Grain Anteil in den Whiskys meist sehr hoch, was sich in der „Spritigkeit“ wiederspiegelt und bei denen dann auch nur kurz gelagert wird um die Produkte günstig halten zu können….und ganz allgemein, die Soak Staves Box ist ja nicht nur dem Whisky vorbehalten.“

Gibt es weitere Ideen?

Wie geht es weiter? Hast Du schon neue Ideen, die Du mit uns teilen kannst?

Mate: „Es ist angedacht, weitere Finishings im Laufe des Jahres anzubieten – da ich ja gebürtiger Ungar bin, wäre das Tokajer ein Thema, aber auch ein etwas mit Österreichischem Rotwein hätte ich mir überlegt – aber wie gesagt, ganz spruchreif ist das noch nicht. Ebenso arbeite ich noch an einer Soak Staves „Gin Edition“.“

Kann ich mir „neue Staves“ (einzeln) nachkaufen?

Wie Du eingangs erwähnt hast, haben sich die Staves ja irgendwann „verbraucht“ bzw. haben zu viel der neuen Spirituosen aufgenommen. Kann ich denn evtl. auch einzelne Staves nachkaufen und muss nicht das gesamte Set kaufen?

Mate: „Die Ausstrahlung der Fernsehsendung „2 Minuten 2 Millionen“ war am 30. November. Bei dem Pitch ging es um die Box mit den 3 Finishings. Ich bin gerade dabei meinen Webshop zu erweitern, dass auch einzelne Flaschen mit dem jeweiligen Stave bestellt werden können (sollte spätestens Ende Jänner dann bestellbar sein). Dann gibt es die Flasche mit dem Stave, dem Hang Tag zum Beschriften, in dem Aufsteller, in der Box. Später 2022 plane ich dann noch, „nur“ die Holzstäbe (luftdicht verpackt) ohne alles andere im Onlineshop verfügbar zu machen.“ [Anm.d.R.: der Webshop wurde zwischenzeitlich bereits erweitert und einzelne Flaschen können gekauft werden]

Gibt es auch Staves für ganze Flaschen?

Kann ich mit den Staves auch eine ganze Flasche „nachreifen“ oder gibt es dafür „größere“ Staves?

Mate: „Wie vorhin schon erwähnt, sind die Soak Staves so konzipiert, dass Sie für ein deutliches Aroma sorgen. Wem das zu viel sein sollte, kann sich ja im Glas ein paar Tropfen vor Ausgangswhisky dazumischen. So gesehen reicht – je nach Wunsch nach Intensivität – ein Stave bestimmt für mehr als 0.2 Liter (dem Volumen der Flaschen). Größere Staves gibt es zwar nicht, bzw. sind auch nicht angedacht, aber sobald dann „nur“ die Holzstaves einzeln bestellbar sind, kann man sich ja 2-3 für die ganze Flasche bestellen.“

Fazit

Zu allererst muss ich los werden, dass der Balvenie kein Finish bedarf. Er schmeckt so wie er ist! Aber da er nun mal für den Vergleich herhalten musste, habe ich bei den Tasting Notes versucht die Unterschiede rauszuarbeiten. Zwei Wochen scheinen mir zumindest für mein Experiment sehr knapp.

Beim Sherry war mir da auch nach zwei Wochen zu wenig Wirkung. Der Rum hat vor allem an der Nase gut funktioniert und eine extra Komplexität ergänzt. Am kräftigsten hat der Torf funktioniert, aber für mich ist „peated“ mit dem Herstellungsprozess verbunden und sollte nicht über die Lagerung in einem ex-Islay-Torfmonster-Fass den Whisky „veredeln“.

Die Box ist sehr schön verpackt und das Konzept ist durchdacht. Die Flaschen sind wiederverwendbar. Die Staves verlieren natürlich an Wirkung und nehmen deutlich Aromen von dem letzten Versuch auf.

Das Set kann man natürlich auch mit unterschiedlichen Whiskys nutzen oder auch ganz andere Spirituosen in die Flaschen füllen. Mein Balvenie war evtl. geschmacklich ein wenig zu kräftig und ein „seichter“ Whisky hätte von dem Finish vermutlich mehr profitiert. Nichts desto trotz fand ich das Experiment spannend!

Danke Mate für die Soak Stave Box und für die Einblicke, die Du gewährt hast!
Und Danke an Markus Heinze (Brand Ambassador Glenfiddich und Balvenie) für den Balvenie!

Den Balvenie habe ich im Rahmen der Balvenie 25yo – Multisensory Culinary Experience in Hamburg erhalten.