Whisky-Wissen

Cask #120: mein Fassprojekt! Teil 1: Der New Make kommt ins Fass

Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, Euch ein ganzes Fass Whisky zu kaufen oder es vielleicht sogar schon umgesetzt? Häufig ist dies nur den Whisky-Brokern und Händlern vorbehalten, aber die „neuen“ Destillerien bieten dies manchmal auch ganz normalen Whisky-Verrückten an. Ich habe mich vor knapp zwei Jahren dazu entschieden, ein Fass bei der Glasgow Distillery zu kaufen und seine Entwicklung zu verfolgen. Meine Erfahrungen möchte ich hier mit Euch teilen.

Wie kommt man an ein eigenes Fass?

Vor allem die neuen Destillerien versuchen zur Steigerung ihrer Liquidität Fässer zu verkaufen. Hier gibt es ganz unterschiedliche Modelle. Einige verkaufen eine gewisse Anzahl pro Jahr, andere bevor sie überhaupt etwas produziert haben. Bei manchen gibt es nur das Fass, bei anderen ist dies mit der Möglichkeit zum Destilleriebesuch (und dem eigenen Fass) und vielem anderen Schnick-Schnack und Schi-Schi verbunden. Sowohl die Leistungen als auch die Preise unterscheiden sich hier deutlich.

Ich habe mich für die Glasgow Distillery entschieden, da ich den CEO Liam Hughes kenne. Ich hatte nicht nur die Möglichkeit mich vor Ort umzusehen, sondern auch den New Make zu probieren. Ein wenig Vertrauen in die Zukunft gehört bei einem solchen Investment sicher dazu. Und ein angemessener Preis ebenfalls.

UPDATE (29.04.18): Der 1770 Club heißt jetzt Cask Club (die erste Abfüllung heißt jetzt 1770), es gibt eine neue Broschüre (2016->2018) und die Optionen sowie Preise haben sich damit verändert!

Bei der Glasgow Distillery wird man Mitglied im „1770 Cask Club“. Eine ausführliche Broschüre mit Preisen findet Ihr hier: Cask Club.

Die Leistungen im Überblick:

  • Fass mit Single Malt Whisky
  • Eigentümer-Zertifikat
  • Blechschild auf dem Fass mit Namen
  • Lagerung für 5 Jahre inklusive
  • Distilleriebesuch, Tastings und Touren nach Vereinbarung

Warum ein ganzes Fass?

Aber warum kauft man ein ganzes Fass? Das sind etwa 280 Flaschen Whisky nach 10 Jahren bei einem 200l Fass! Nun, ganz ehrlich habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was ich nach etwa 10 Jahren Reifung damit mache. Auch weiß ich noch nicht, ob ich jedes Jahr ein paar Flaschen abfülle, ein Finishing mache oder das ganze Fass weiterverkaufe. Wer weiß, wie der BREXIT das Projekt beeinflusst. Ich tendiere auf jeden Fall eher auf 10+ Jahre Reifung und nicht auf einen jungen Wilden. Wenn genügend Interesse besteht, kann ich auch eine Spezial-Blog-Abfüllung machen. Wir werden sehen, was die Zeit so bringt.

Bei der Glasgow Distillery gibt es verschiedene Whiskys, Fassgrößen und -typen aus denen man wählen kann:

  • Whisky
    • Unpeated / Peated / Triple Distilled Unpeated
  • Fassgrößen
    • 200l, 100l, auf Nachfrage 50l
  • Fasstypen wie
    • Bourbon (200l): Kelvin Cooperage (ex Heaven Hill, Jim Beam and Wild Turkey)
    • Sherry Butts (500l): Oloroso, Amontillado, Pedro Ximenez
    • Andere Fässer können besorgt werden

Ein kleines Fass ist verlockend, da man natürlich nicht so viel Whisky am Ende hat, aber preislich wie auch für die Reifung ist ein größeres Fass attraktiver. Ein 50l Octave ist deutlich schneller in der Reifung, da es mehr Holzkontakt gibt, aber ein solches Octave ist auch schnell mal sehr holzig. Ich habe mich für UNPEATED entschieden, denn die anderen Optionen gab es im April 2016 noch nicht. Ferner habe ich ein 200l Bourbon Cask gewählt.

Tasting Notes NMS

Von der Glasgow Distillery habe ich die Original Tasting Notes des New Make Spirits (NMS) erhalten. Was daraus nach zehn Jahren Reifung wird? Muss man abwarten.

Tasting notes for ‘Unpeated‘ Spirit

  • Nose – sweet, creamy, custard, fresh vanilla pod, toffee, white peach, william pear, lychee, sweet pineapple, floral
  • Taste – lush, full bodied, fresh, grassy, spice, clove, liquorice, almond, apricot stone
  • Finish – Long earthy finish

Tasting notes for ‘Peated’ Spirit

  • Nose – Honey, toasted marshmallow, unrefined sugar, liquorice, sweet banana, BBQ courgette, corn husk, over ripe pear, marzipan, milk biscuit (rusks), bubblegum esters, fresh mango, sticky, sappy, thick.
  • Taste – Creamy, peaty front palate, lush, malty, oily, full bodied back palate. Spicy with liquorice, chicory and slightly medicinal.
  • Finish – Clean with subtle smoke, warming

Wie teuer ist ein Fass?

Je nach Auswahl der verschiedenen Optionen, ergibt sich natürlich für jeden ein anderer Preis. Die Angebote aus dem aktuellen 1770 Club Flyer (Stand 02/2016) der Glasgow Distillery sehen so aus:

  • 100l: 1.370.- GBP (ca. 1.556.- EUR, 15,56 EUR/l)
  • 200l: 2.170.- GBP (ca. 2.466.- EUR, 12,33 EUR/l)
  • Ein 50l Fass kostet etwa 970.- GBP (ca. 22.- EUR/l) – dies wird im Flyer aktuell nicht angeboten

Die neuen Optionen und Preise aus der 2018-Broschüre:

  • 200l Ex-Bourbon, UNPEATED: 2.604.- GBP
  • 200l Ex-Bourbon, PEATED: 3.125.- GBP
  • 200l Ex-Bourbon, TRIPLE DISTILLED: 3.125.- GBP

Eine 5-jährige Lagerung ist inklusive. Frühestens nach drei Jahren und einem Tag kann man sein Fass bekommen. Will man länger als 5 Jahre lagern, dann kommen pro Jahr noch Mal 25.- GBP dazu (Preis kann sich ändern). Das wären für insgesamt 10 Jahre also nochmal 5 x 25.- = 125.- GBP (ca. 140.- EUR).

Aber hier fehlen natürlich noch ein paar Kosten, bevor man seinen Whisky als Flasche in den Händen halten kann.

Wie viele Flaschen bekomme ich aus dem Fass?

Der New Make wird mit 63.4% in das Fass gefüllt. Die Glasgow Distillery hat eine grobe Kalkulation gemacht, wie viele Flaschen à 0,7 Liter auf 46% verdünnt nach 10 Jahren herauskommen könnten:

  • 200l -> 280 Flaschen
  • 100l -> 140 Flaschen
  • 50l -> 70 Flaschen

Unterschiedliche Angel Shares sind hier nicht eingerechnet. Auch die Entwicklung der Alkoholstärke kann abhängig vom Lagerort und Temperatur unterschiedlich sein. Garantieren tut dies also niemand.

Grob liegt folgende Kalkulation für ein 200l Fass zu Grunde:

  • Angel Share: ca. 2% pro Jahr, d.h. 200l * 2% * 10 Jahre = 40l -> 160 Liter bleiben übrig
  • Dabei sinkt auch der Alkoholgehalt um 0,5-1% pro Jahr, d.h. nach 10 Jahren etwa 54-58% realistisch
  • Schlimmstenfalls sind das 160 Liter mit 54% auf 46% verdünnt ergibt 188 Liter, d.h. 268 Flaschen à 0,7l
  • Die Glasgow Distillery rechnet vermutlich mit einem Alkoholgehalt von 56,5% oder weniger Verlust

Rechenformel Verdünnung und Steuer

So habe ich die Reduzierung des Alkoholgehaltes vereinfacht* berechnet:

  • c= Konzentration, v= Volumen, c1 x V1 = c2 x V2
  • 1: Fassstark (160l, 54%), 2: Abfüllung (?, 46%)
  • 54 x 160 = 46 x V2 => V2 = (54 x 160) / 46  = 188 Liter => 188 / 0.7l = 268 Flaschen
  • Umrechnung in LPA: 54 x 160 = 100 x V2 => V2 = (54 x 160) / 100 = 86,4 => ca. 1.126.- EUR Branntweinsteuer

*) Bei dieser Formel habe ich die Kontraktion nicht berücksichtigt. Wasser vermischt mit Alkohol ergibt ein geringeres Volumen als die beiden Komponenten addiert.

Was kostet eine Flasche am Ende?

Gehen wir mal davon aus, dass ich dies alles vor Ort abwickeln lasse, kommen noch folgende Kosten hinzu:

  • Proben ziehen und senden lassen (nach 5 Jahren kostenpflichtig)
  • Abfüllung: Flaschen und Label, abgefüllt und etikettiert vor Ort
    • Je nach Bottling Hall, Anzahl der Aufkleber, Art der Schrumpffolie (PVC oder metalliert), Flaschengröße und Flaschenform zwischen circa 3-4 GBP bis zu 7-9 GBP pro Flasche.
    • Hat der Käufer keine EU-Steuernummer muss auch Mehrwertsteuer eingerechnet werden (Privatpersonen).
    • Übrigens: wenn man das nicht in Schottland macht, darf man nicht „Scotch Whisky“ auf die Flasche schreiben
  • Mehrwertsteuer (UK: 20%, Deutschland: 19%)
  • Zoll (Branntweinsteuer; UK: 27.66 GBP / LPA, Deutschland: 13.03 EUR / LPA): ca. 1.126.- EUR
  • Transport nach Deutschland, ca. 300-500.- EUR (je nach Strecke und Anbieter)
  • Handling und Abwicklung, Versicherung (200.- GBP pro Palette sind keine Seltenheit)

Hier kann man natürlich sehr viele verschiedene Lösungen wählen. Vieles davon kann man auch selber erledigen, aber das kann ganz schön anstrengend werden und Finanzamt und Zoll sind meist nicht sonderlich zimperlich, wenn man einen Fehler macht. So ist z.B. beim Import eine Vorab-Anmeldung beim Zoll notwendig und ggf. muss eine Sicherheit hinterlegt werden. Dann erhält man eine internationale Zollnummer. Diese muss der Bottling Hall übergeben werden, vorher darf keine Ware freigegeben werden. Ich bin kein Steuerberater und kein Rechtsanwalt, werde also hier keine Beratung durchführen, aber ich gehe mal davon aus, dass man bei der Einfuhr von 280 Flaschen durchaus als Gewerbetreibender eingeschätzt wird und dementsprechend noch ein paar mehr Dinge beachten muss.

Rechnet man alles zusammen kommt man schnell auf reine Kosten und Steuern von ca. 26.- EUR (brutto) für einen 10-jährigen Whisky mit 46% abgefüllt und ca. 30.- EUR bei Fassstärke. Das zollt mir dann doch ein wenig Respekt für unsere Importeure ab. Die kaufen vermutlich ein wenig günstiger ein und können an der ein oder anderen Ecke ein wenig bessere Preise erzielen, aber das ist schon nicht so einfach. Bei dieser Kalkulation ist keine einzige Minute Arbeit und kein Cent Gewinn eingerechnet!

Hinweis: die Kalkulation basiert auf den HEUTIGEN Vorgaben, Preisen, Steuern, etc. Vor allem mit dem BREXIT kann und wird sich das ändern!

Cask #120 – Teil 1: Der New Make kommt ins Fass

Liam und ich haben eine Vereinbarung getroffen, wenn ich ein Fass kaufe: Ich kann mein Fass schon ab Produktion begleiten. Heather Findlay, 1770 Cask Club & Prometheus Account Manager, hat mir dazu eine Fotostory geschickt. Damit kann ich „meinen“ Whisky schon als New Make verfolgen und werde Euch zukünftig über meine Cask Samples berichten.

  1. Wasser wird in die Mash Tun gefüllt
  2. Die Säcke mit Grist stehen neben der Förderraupe – Ready to go
  3. Jack füllt die Säcke in den Sammelbehälter der Förderraupe
  4. Wasser und Grist werden gemischt
  5. Die Klarheit des Wort wird überprüft
  6. Das Dichtemessgerät kommt für die Analyse des „Bieres“ (Wort) zum Einsatz
  7. Blick in den Fermenter (Washback)
  8. Hefe ist zugesetzt

  1. Zweites Wasser kommt in die Mash Tun
  2. Zweites Wasser wird gesprinkelt
  3. Blick auf Spirit und Wash Still
  4. Der Middle Cut wird gesammelt
  5. Aus dem Sammelbehälter werden die Fässer gefüllt
  6. Füllmenge: 240,5 Liter
  7. Mit dem LOC wird das Fass zu den anderen hoch gehievt
  8. An diesem Lagerplatz liegt es zwischenzeitlich nicht mehr, sondern wurde umgelagert

Fazit

Durch dieses Projekt habe ich mich einigen Themen auseinandergesetzt, die ich bisher ausgeblendet habe. Neben den produktions-technischen Gegebenheiten auch die Kostenseite und andere wirtschaftliche Faktoren. Rein emotional ist es ein schönes Gefühl, dass ich nun ein Fass Whisky (noch New Make Spirit) in Schottland besitze. Ich freue mich vor allem auf die erste Probe aus meinem Fass. In den Whiskyhandel werde ich nicht einsteigen, ebenso wenig wie ich jetzt dutzende Fässer kaufen werde. Das ganze ist immer ein wenig ein „Glücksspiel“. Niemand weiß, wie sich der Whisky entwickelt und auch wenn sich die Destillerien um besonders gute Fässer bemühen werden, könnte man mit dem Endprodukt unzufrieden sein. Dieses „Glücksspiel“ ein Mal selber mitzumachen, ist aber eine spannende Erfahrung, und wer daran teilhaben möchte – rein emotional – darf gerne hier mitlesen. Fortsetzung folgt.