Tasting: Baltach – ein deutscher Whisky. Kann der schmecken?
Ich mag gerne komplexe, schottische Single Malts und auch Blended Malts. Bei deutschem Whisky bin ich immer skeptisch, da ich mein Geschmacksprofil sehr gut kenne und in der Regel nicht begeisterungsfähig für deutschen Whisky bin. Es ist mal wieder an der Zeit für einen Selbstversuch. Kann mir der Baltach von Hinricus Noyte gefallen?
- Baltach, 05/2017, 3yo, 43%, 875 Flaschen, ca. 60.- EUR
Hintergrund
2010 wurde im Brauhaus am Lohberg in Wismar der erste Whisky aus der Wismarer Mumme produziert und eine Zollverschluss-Destillationsanlage erworben. Im Juli 2012 wurde dann die Hinricus Noyte‘s Spirituosen GmbH Wismar durch die geschäftsführenden Gesellschafter Herbert Wenzel und Dipl. Braumeister Stefan Beck gegründet. Das Brauhaus am Lohberg wurde bereits um das Jahr 1400 errichtet. Ein Eintrag im Stadtbuch von Wismar nennt den Namen des ersten Brauherrn, Hinricus Noyte, und das Gründungsjahr des Brauhauses, 1452. Verwendet wird für die Whiskyproduktion die Wismarer Mumme, dem Starkbier aus der Hansezeit, welches ohne Hopfen gebraut wird.
2016 wurde in in Wismar – Dargetzow ein Produktions- und Lagergebäude erworben und ausgebaut. Ebenfalls in 2016 wurde das Unternehmen mit dem Germany’s Best Whisky Awards 2016 (Whisky National) in Silber ausgezeichnet.
Tasting Notes
Nach drei Jahren Lagerung wurde der Baltach in einem Sherryfass gefinished (ca. 1 Monat).
- Nase: Sehr fruchtig und weniger Obstbrand als ich befürchtet habe. Ein wenig Vanille und Gewürze. Da ist ein Aroma, das ich so bisher nicht kenne am ehesten erinnert es mich an Litschi kommt aber vermutlich aus der kurzen Reifung aus dem Sherryfass. Ein wenig entwickelt er sich über die Zeit an der Nase.
- Geschmack: Leichtes Kribbeln auf der Zungenmitte. Das Aroma entspricht in etwa der Nase.
- Abgang: Sehr harmonisch, fast keine Eiche. Hier kommt ein wenig die typische „Obstnote“ durch. Brennt eher Schnaps ähnlich leicht von oben nach unten.
Fazit
Aktuell wird im Shop bei Hinricus Noyte die Abfüllung aus dem November angeboten. Auch eine „Peated Variante“ ist für Ende 2018 / Anfang 2019 angekündigt – aus original schottischem Torfmalz. Aber wie hat mir der Baltach nun geschmeckt?
In einem Blind-Tasting hätte ich ihn vermutlich nicht als „typisch“ deutschen Whisky eingestuft, aber beim Abgang verrät er sich mit dieser typischen Obstbrandnote. In der Zwischenzeit gibt es aber auch schottische Whiskys, die auf diesen Abgang hinarbeiten. Für einen 3-jährigen schon ganz schön rund. Mich reisst er aber nicht unbedingt vom Hocker, denn ich mag gerne komplexe Whiskys. Deutsche Whiskys werden häufig sehr „hochwertig“ hergestellt und besitzen vor allem beim Abgang diese (gewollte) Obstbrandnote. Ich mag gerne komplexe Whiskys, die mich überraschen und sich über die Zeit verändern. Für Liebhaber deutscher Whiskys ist der Baltach aber bestimmt ein interessantes Produkt. Ich bleibe den schottischen Produkten weiter treu, werde aber auch dort nicht nur komplexe Single Malts finden. Ich suche weiter nach den perfekten Whiskys für mich.
Und eines noch: Was mir an der Aufmachung nicht gefallen hat war der „Verschluss“ (kein echter Kork). Das ist kein massiver Kopf, sondern Plastik, das zusammengepresst werden kann und somit nachgibt, wenn man ihn öffnen möchte. Das gefällt mir haptisch gar nicht.
Danke an Whiskymax für die Probe!