Tamnavulin mit Richard Paterson
Einer der heiß begehrten Events beim diesjährigen Festival war Tamnavulin. Nach einer zwölfjährigen Pause ist die Destillerie erst wieder seit 2007 in Betrieb. Das erste Mal für das Festival wird eine größere Menge Besucher empfangen, denn bisher war die Destillerie nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Mit einem Bus geht es über verschiedene Haltepunkte nach Tomnavoulin (den Ort) und zur Tamnavulin Distillery. Dort werden wir von dem Distillery Manager David Doig, seinem Assistenten Gareth Morgan und dem Master Blender von Whyte & MacKay Richard Paterson empfangen.
Tour
Unsere Gruppe wird halbiert und mein Teil wird von Gareth durch die Destillerie geführt. Angefangen an der Porteus Mühle erklärt uns Gareth wie diese arbeitet. Dann geht es weiter zur Mashtun. Die Mashbill misst 10,72 Tonnen und produziert insgesamt 50.000 Liter Wort für eines der acht Washbacks. Je Mash werden dafür 7,5 Stunden benötigt. Dann geht es weiter zu den Washbacks. Diese fassen insgesamt 70.000 Liter und bestehen aus zwei unterschiedlichen Materialien. Der Typ 1 ist aus stainless steel und Typ 2 aus corteen steel. Die 50.000 Liter werden dann nach 54 Stunden Fermentation auf drei Wash Still Ladungen aufgeteilt. Die Spirit Stills werden anschließend über die drei Low Wines und Feints Tanks gefüllt. Insgesamt gibt es drei Paare an Stills. Pro Woche werden im Maximum 21 Mashes produziert und daraus ca. 90-95.000 LPA (Liter purer Alkohol) pro Woche. Maximal wären so 4-4,5 Millionen LPA pro Jahr möglich. Da dieses Jahr aber (gerade jetzt) ein zusätzliches Washback eingebaut wird, werden nur maximal 3,6 Millionen Liter produziert.
Von außen ist die Destillerie nicht besonders hübsch. Ein Zweckbau von 1966. Aber vor allem das Stillhouse ist sehr sehenswert. Vor kurzem wurde das Dach neu gemacht und dabei wurden einige Lichtelemente eingesetzt. Das wirft ein sehr schönes Licht auf die Potstills und Gerätschaften. So viel Charme hätte ich hier nicht vermutet.
Master Blender Tasting
Nach unserer Runde durch die Produktion treffen wir auf die andere Hälfte, zusammen mit Richard Paterson, in der Füllstation. Dort haben die drei Verantwortlichen insgesamt fünf Proben für uns vorbereitet:
- New Make
- 4yo (straigth from the cask), 59%, 01.04.2011, 22.04.2015
- 35yo, 1979, 11.09.1979, 22.04.2015
- 41yo, 1973, Solera Finish, 30.04.73, 22.04.2015
- 44yo, 1970, Apostoles Finish, 11.12.1970, 22.04.2015
Richard führt uns, wie immer gekonnt, durch das Tasting. Unter anderem mit „I’ll kill you“, wenn wir jemals das Glas komplett mit der Hand umfassen sollten. Und natürlich fehlt auch nicht seine Demonstration, wie ein Glas vor einem Tasting zu reinigen ist: indem man dieses mit dem ersten Malt füllt, gut schwenkt und das ganze dann im großen Bogen durch die Halle kippt. Über den New Make hat uns Richard den Distillery Charakter gezeigt. Dann weiter mit dem 4-jährigen eine kleine Demonstration, wie groß die Wirkung guter Fässer ist, um uns dann mit drei extrem alten Whiskys zu überraschen. Nicht nur, weil es der älteste Whisky und ein für mich besonderer Jahrgang ist, nein es ist für mich auch der beste der drei: der 1970er. Am Ende reicht uns Richard noch eines seiner Bücher zum Geschenk.
Auch einen Blick ins Hochregallager können wir noch werfen, bevor uns der Bus wieder zurückbringt. Ich würde mich sehr freuen, wenn es der 1970er auf den Markt schaffen würde. Leisten würde ich ihn mir vermutlich nicht können, aber so ein ausgesprochen fantastischer Tropfen muss seinen Weg zu den Liebhabern finden.
Vielen Dank an David, Gareth und Richard. Das war ein sehr interessanter Blick hinter die Kulissen von Tamnavulin.