SRT23 – Baustellenbesuch bei der Dunphail Distillery mit Dariusz Plazewski
Bei meinem Besuch im Mai 2023 ist die Dunphail Distillery noch nicht ganz fertig. Dariusz nimmt sich trotzdem die Zeit und führt mich herum. Sehr beeindruckend, was Dariusz hier alles auf die Beine gestellt hat. Sobald die Dunphail Distillery fertig ist, kann ich einen Besuch nur empfehlen!
Hintergrundwissen
Die Dunphail Distillery ist eine neue Destillerie in der Speyside, die vermutlich noch im Sommer 2023 produzieren und die Pforten für Besucher öffnen wird. Gestartet wurde im Januar 2022 mit den Bauarbeiten auf einer ehemaligen Farm. Eigentümer ist die Dunphail Distillery Ltd. Hinter allem steckt aber ein Mann und der Wille eine schottische Destillerie zu gründen: Dariusz Plazewski. Vielleicht kommt Dir der Name bekannt vor? Dariusz ist Mitgründer der Bimber Distillery in London.
Tour durch die Produktion
Ich habe im Vorfeld angefragt, ob ich mich vor Ort umschauen darf und habe eine grobe Zeit ausgemacht. Ich frage mich auf der Baustelle durch, wo ich Dariusz finde und stelle mich kurz vor. Dariusz nimmt sich viel Zeit und geht mit mir erst Mal ins zukünftige Visitor Center. Aktuell fehlt hier noch einiges, aber es gibt schon eine Küche/Bar und einen starken Kaffee. Sehr schön.
Dariusz wollte schon lange eine schottische Destillerie gründen – schon bevor er Bimber gegründet hat. Aber London war einfacher und ging „nebenbei“ und so kam Bimber zuerst. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück ging aber weiter und so fand er irgendwann das Farmgebäude – mitten im „Niemandsland“ südlich von Forres an einer Single Track Road nicht weit von Dallas Dhu. Genau das, was sich Dariusz vorgestellt hat. Die Gebäude wurden entkernt und ein neues Gebäude (Floor Maltings) neu gebaut. Die verwendeten Steine wurden direkt vor dem Gebäude aus dem Boden abgetragen. Das Gebäude der Floor Maltings war übrigens auch das wohl teuerste Unterfangen. Aber es soll alles Stil haben und traditionelle Methoden sind Dariusz sehr wichtig.
Dariusz hat auf der Baustelle viele Rollen und sich das meiste davon selber beigebracht oder sich zeigen/beraten lassen. Er packt gerne an und hat auch Form und Funktion seiner Brennblasen selber konstruiert. Ein wahres Multi-Talent. Respekt!
Wir gehen zu den Floor Maltings. Aktuell ist eine Ebene geplant. Von außen wird die Gerste in den Bottich mit Schnecke befördert, aus dem Bottich mit Schnecke wieder heraus. Bei Bedarf gibt es eine Erweiterungsoption. Zum Trocknen geht es (mit Schnecke) hoch in den Kiln, der nebenan steht. Ich kann durch den perforierten Boden nach oben zum Pagodadach schauen. Spannend.
Wir gehen weiter ins zentrale Gebäude. Auch hier wird noch gearbeitet, aber es nimmt bereits Form an und sieht fast fertig aus. Hier steht links die Mühle und direkt daneben die Mashtun. in der Mitte befinden sich die hölzernen Washbacks (noch nicht alle sind an Ort und Stelle) und rechts die drei Stills. Durch die großen Fenster (Richtung Parkplatz) fällt viel Licht und taucht die Szene in schöne Farben. Gefällt mir.
Wir drehen noch eine Runde durch das zukünftige Lagerhaus mit hoher Decke, das als Dunnage Warehouse (mit maximal 3 Fässer hoch) betrieben werden soll. Bevor ich gehe gibt mir Dariusz noch ein Sample des Bimber #1 Peated mit.
Technische Daten der Dunphail Distillery
Das ehemalige Farmgelände wurde in eine Destillerie verwandelt. Die technischen Daten hat mir Dariusz mitgeteilt und ggfs. werden diese sich noch ändern, aber im Augenblick sind das die Rahmenparameter.
Es ist geplant 100% des Malzes im eigenen Floor-Malting (vor Ort) herzustellen. Die Gerste soll regional bezogen werden. 70% sollen unpeated (luftgetrocknet), 30% peated (ca. 50ppm und mehr, Kiln) sein. Pro Batch können ca. 5-7 Tonnen gemälzt werden. Gewendet soll übrigens „per Hand“ werden. Die Mühle ist eine AR 2000. In die Mashtun kommt dann eine Tonne Grist. Die Würze soll klar sein. Es wird mit Sprinkeln (sparge) gearbeitet. Die 12 hölzernen Washbacks werden mit ca. 5.000 Litern (auf der Webseite steht 4.000 Liter) gefüllt. Die maximale Kapazität beträgt 8.000 Liter. Die Fermentationszeit wird 6 Tage betragen (ca. 140 Stunden).
Die drei DYE Potstills (2 Wash, 1 Spirit) kommen aus China von DAEYOO und sowohl mit direkter Befeuerung wie auch mit Dampf geheizt werden. Dariusz wollte sich hier Optionen offen halten und hat die Konstruktion mit dem Hersteller umgesetzt. Das Fassungsvermögen ist jeweils 2.200 Liter. Der New Make soll „full body“ und „super tropical fruity“ sein. So der Wunsch von Dariusz und ich bin mir sicher, dass er das auch hinbekommen wird. Insgesamt sollen 200.000 LPA (Liter purer Alkohol pro Jahr) produziert werden.
In dem bereits fertigen Lagerhaus sollen ca. 3.000 Fässer gelagert werden. Vor Ort ist Platz für weitere 2 Lagerhäuser dieser Größe. Als Fässer sollen ca. 70% Bourbon Hogsheads (teilweise 2nd fill) und 30% ex-Sherry sowie einige frische ex-Port Fässer verwendet werden. Und auch Fässer aus schottischer Sessile Eiche (Quercus petraea) aus der direkten Umgebung sollen zum Einsatz kommen.
Fazit meiner Tour durch die Dunphail Distillery
Das sieht jetzt schon toll aus, wird aber sicher noch viel besser, wenn alles fertig und in Betrieb ist. Dariusz macht das mit ganz viel Herzblut und ist zu recht stolz auf seine Arbeit. Chinesische Brennblasen habe ich bisher noch nicht in Schottland gesehen, aber auf schottische Brennblasen hätte Dariusz wohl sehr lange warten müssen. Ich bin gespannt auf die Eröffnung und den ersten fertigen Whisky. Da muss ich wohl wiederkommen. Nützt ja nichts.
Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch). Die Webseite der Dunphail Distillery hilft Dir bei allen Fragen weiter.