Destillerietour

Fary Lochan – eine Tour durch die dänische Destillerie

Zwischen Billund und Vejle liegt das kleine Örtchen Give. Seit 2009 wird dort in der Fary Lochan Destillerie Whisky produziert und Anfang des Jahres kam der erste 10-jährige auf den Markt. Mit zwei Freunden habe ich die SMWS in Vejle besucht und wir machen auf dem Rückweg einen kleinen Umweg. Wir haben uns mal umgeschaut und ein paar Bilder mitgebracht.

Hintergrundwissen

Bereits 2007 hat Jens-Erik Jørgensen das Land erworben und 2009 standen die ersten Gebäude und das erste Fass wurde am 31.12.2009 gefüllt. 2011 gab es dann die erste Erweiterung unterstützt durch Anteilseigner, die aber maximal 20% der Anteile erwerben konnten. Jens-Erik wollte die Kontrolle nicht aus der Hand geben und das ist bis heute so. Von 2015 bis 2016 wurde als zweite Erweiterung der neue Produktionsbereich errichtet. Heute führt Anne, die Witwe von Jens-Erik, die Brennerei als Präsidentin und die drei Kinder unterstützen sie dabei. Morten Jørgensen ist CEO und Brennmeister und hat mich eingeladen, die Brennerei zu besichtigen.

Meine Destillerietour

Tour durch die Produktion

In dem kleinen Örtchen Give ist die Brennerei gut ausgeschildert („Fary Lochan Destilleri A/S“) und wir finden sie auf Anhieb. Nadia Sørensen war früher hier Tourguide, heute hat das ihr Bruder Jonas übernommen. Zu unserem Glück ist sie kurzfristig verfügbar, um uns die Destillerie zu zeigen. Wir parken vor dem Shop und Nadia erklärt uns nach einem herzlichen Willkommen wie die Destillerie entstanden ist. Die Passion von Jens-Erik schwingt mit, denn ein Einstellungskriterium war, ob Nadia Whisky mag.

Auf dem Grundstück stehen mehrere Gebäude und die Produktion ist über einige von diesen verteilt. Unter unseren Füßen befindet sich eines der Lagerhäuser (Warehouse No. 1). Wir starten bei der Mühle, gehen dann weiter zum Gebäude mit der Mashtun von dort zu den Gärbehältern, die in dem neuen Produktionshaus mit Flaschenlager und Abfüllanlage stehen. In dem selben Gebäude befindet sich auch die neue Wash Still. Rund um die Potstill sind viele Fenster, die dem Ort mit beleuchteter Wash Still sicher eine schöne Stimmung verleihen.

Dann geht es in den großen Veranstaltungsraum mit Blick in ein überirdisches Lager. Die beiden alten Potstills sind heute die beiden Spirit Stills und stehen in einem anderen Gebäude. Von dort geht es direkt weiter in den Keller. Vor dem Eingang zu Lagerhaus 1 versperrt eine Tresortür, die sich Jens-Erik extra auf Basis eines Films hat anfertigen lassen, den Zugang. Diese dient aber nur der Optik. Hier finden wir hauptsächlich Ex-Bourbonfässer, aber auch verschiedene Fässer und Fasstypen. Zum Abschluss haben wir uns im Shop noch zwei der vier regulär erhältlichen Abfüllungen aussuchen und probieren dürfen.

Produktion

Bis zur Expansion 2015 wurde schottisches Malz importiert, aber seit der Erweiterung wird dänisches Malz verwendet. Ein Teil des Malzes wird „geräuchert“, aber nicht mit Torf, sondern mit Brennesseln. Diese Räuchermethode kannte Jens-Erik aus Fünen, wo er aufgewachsen ist. Dort hat man so Käse geräuchert. Auf 250 kg normales Malz werden ca. 2,5 kg (normal) bis 25 kg (smoked/Winter) des geräucherten Malzes hinzugefügt. Die Abfüllungen folgen den vier Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst und Winter).

Die Mashtun stammt von einer Molkerei und hat ein Fassungsvermögen von 1.350 Litern. Zu den 250+ kg kommen 900 Liter und im zweiten Durchgang 450 Liter Wasser. Umgerührt wird mit einem „externen Schneebesen“. Beim Verlassen der Mashtun wird das Wort (die Würze) über einen Kühler geleitet und dann in die Washbacks gepumpt. Das erledigt heute ein installiertes Rohrleitungssystem, das die Gebäude verbindet. Auch die Washbacks stammen aus einer Molkerei und sind überraschenderweise „liegend“. Die Fermentationszeit beträgt 84 Stunden.

Die Wash Still fasst 1.200 Liter, die kleine Spirit Still 200 Liter, die große (ehemalige Wash Still) 300 Liter. Alle drei stammen von Forsyth. Die beiden kleinen Stills entstammen dem ursprünglichen Setup aus 2009. Damals wurden 3.000 Liter produziert, 2019 waren es schon 10.000 Liter und für 2020 wird mit 13-14.000 Litern gerechnet. Gelagert wird in einem unterirdischen Lagerhaus (voll) und in einem neuen Gebäude.

Die Verkaufszahlen schnellen in die Höhe, obwohl man die Abfüllungen nur in Dänemark bekommt. Es liegt wohl daran, das dieser Whisky jetzt im „Besten Restaurant der Welt“ in Kopenhagen serviert wird (Noma). Vermutlich aber auch daran, dass die SMWS (UA im Profil: The Scotch Malt Whisky Society) Fary Lochan als erste dänisches Destillerie in ihr Programm aufgenommen hat.

Fary Lochan – die erste dänische Destillerie bei der SMWS

Bei meinem letzten Besuch der SMWS in Dänemark (Vejle) im August 2018 bei einem Casual Day kam Thomas Korsgaard (mit Terje Thesbjerg das Gesicht der SMWS in Dänemark) an unseren Tisch und hat uns ein Sample blind probieren lassen. Es hat uns gefallen und wir wollten wissen, was es ist, denn es war kein schottischer Whisky, da waren wir uns einig. Thomas meinte es wäre dänischer Whisky von einer Destillerie, die nicht weit weg ist – Fary Lochan. Davon hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört und uns auch nicht beschäftigt. Aber Thomas hat uns auch erzählt, dass er mit dem Hauptquartier der SMWS in Edinburgh in Kontakt ist und diese kleine Brennerei um die Ecke unbedingt in das Portfolio aufgenommen werden sollte.

Nun, auch die Entscheider in Schottland waren angetan von diesen Produkten und so erschien Ende letzten Jahres die erste dänische Destillerie bei der SMWS. Dieser „Ritterschlag“ hat sicher dazu beigetragen, die Destillerie über die Grenzen von Dänemark bekannt zu machen.

Und da wir eben die SMWS in Vejle (den „dänischen Zweig“) wieder besucht haben, mussten wir auch endlich Fary Lochan besuchen.

Fazit

Das war eine interessante Tour. Nicht nur mein erstes unterirdisches Lagerhaus, sondern auch die erste Destillerie, die mit Brennesseln räuchert. So eine kleine Potstill (200 Liter) hatte ich vorher ebenfalls noch nicht gesehen. Hier ist trotz einiger Modernisierungen immer noch sehr viel Handarbeit gefragt. Gearbeitet wird nach schottischem Vorbild mit Herzblut. Neben Whisky werden auch andere Produkte (Liköre, Gin und Schnaps) hergestellt. Uns hat der Besuch gefallen und wir freuen uns, wenn die Produkte zumindest über die SMWS wohl demnächst auch in Deutschland verfügbar sein werden.

Vielen Dank an Morten und Nadia für die Tour!

Alle Bilder meines Besuchs

Fary Lochan (2020)

Besuch bei der dänischen Fary Lochan Distilleri A/S
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