Destillerietour

VIP Tour bei Glencadam 2023

Aktuell ist die Glencadam Distillery nicht öffentlich zugänglich, aber die Vorbereitungen für ein neues Visitor Center laufen, und bis zur 200-Jahr-Feier 2025 soll alles fertig sein. Mit einer Sondergenehmigung durfte ich mich bereits umschauen und Fotos machen.

Hintergrundwissen

1825 wird die Glencadam Distillery von George Cooper gegründet. Nach einigen Verkäufen wird sie 1954 von Hiram Walker übernommen und 1959 generalüberholt. Nach Übernahme von Hiram Walker durch Allied Lyons und Umbenennung der Firma wird Glencadam 2000 eingemottet und 2003 von Allied Domecq an Angus Dundee verkauft. Glencadam gehört ebenso wie Toumintoul zu Angus Dundee, einem Unternehmen der Familie Hillmann. Gleich gegenüber befindet sich der örtliche Friedhof.

Tour durch die Produktion

Erst bin ich bei Fettercairn zu spät losgekommen und dann trotz Navi in Brechin an der Einmündung der Smithbank Road vorbeigefahren. Die Zugangstüren sind alle verschlossen und beim Haupteingang gibt es einen gesicherten Eingangsbereich. Mit reichlich Verspätung habe ich Glück, dass Douglas Fitchett (Distillery und Production Manager) auf mich gewartet hat und noch bereit ist, mich durch seine Destillerie zu führen.

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Douglas nimmt mit mir die Außentreppe, öffnet die Code-gesicherte Türe und wir stehen vor der Porteus Mühle. Gleich nebenan befindet sich die moderne Mashtun mit Underback. Die Washbacks sind alle aus Stahl und ich darf einen Blick in einige davon werfen. Eines ist gerade leer und es zeigen sich deutliche Überreste von der Wash (Bierstein). Dadurch bekommt man eine Vorstellung, warum die Washbacks gereinigt werden müssen. Die Washbacks haben fest geschlossene Holzdeckel und Switcher installiert. Die zwei neueren Wahsbacks sind komplett aus Edelstahl (ohne Holzdeckel).

Dann geht es weiter zu den beiden Potstills. Diese sind ein wenig in einen Seitenflügel eingezwängt und nur aus direkter Nähe vollständig zu sehen. Douglas geht mit mir hinauf zu den Stills und so kann ich auch die aufsteigenden Lynearms (15°) und die Isolierung um die Kessel besser sehen. Beide Stills haben ein Druckventil mit (manuellem) Hebel. Das habe ich bisher noch nirgends gesehen.

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Douglas bleibt mit mir vor einer Spannholzplatte stehen, die an der Mauer „lehnt“ und nimmt sie weg. Dahinter dreht sich das 2021 wieder installierte Wasserrad, das ursprünglich von 1825 an für Energie gesorgt hatte. Hier wird im Zuge der Renovierung ein schönes Sichtfenster entstehen, damit das hinter einer Wand versteckte Wasserrad wieder sichtbar wird und sich niemand verletzen kann. Auch von den Wasserrädern gibt es nicht mehr viele. Sehr schön.

Weiter geht es ins Nebengebäude dem Filling Store. Eine neuere Lagerhalle mit hoher Decke und einigen Tanks am Ende der Halle. Die Tanks werden nicht nur für den eigenen New Make, sondern auch für die Produktion von Blends genutzt, die hier gemischt und in Fässer abgefüllt werden können. Hier liegen gerade einige Glencadam Fässer, die bereits befüllt wurden und auf den Transport ins Lagerhaus warten. Da geht es jetzt hin. Aber bevor wir das Lagerhaus betreten zeigt mir Douglas den „Teich“, der zur Abkühlung des heißen Kühlwassers genutzt wird.

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Das Dunnage Lagerhaus ist noch nicht so alt und hat einen Betonboden, auf dem bis zu vier Fässer übereinander gelagert werden. Neben ex-Bourbon sehe ich auch ex-Sherry und ex-Weinfässer. Das älteste Fass, an dem ich vorbeigehe, ist von 1978 und enthält wohl einen Blend für „Bells“. Douglas geht mit mir zurück ins Hauptgebäude, vorbei an Büroräumen in einen Meetingraum. Das ist vorübergehend der neue Tasting Raum.

Hier erzählt mir Douglas eine der (für mich) eigenartigen Geschichten über „Health & Safety“ bzw. die Lizenzvorschriften zum Ausschank von Alkohol. Als hier noch Touren angeboten wurden, war das Nebengebäude (siehe Titelbild) der Ort für die Besucher und die Tastings. Der „Umzug“ des Tastingraums in das Hauptgebäude bedeutete den Verlust der Lizenz, die wieder neu beantragt werden musste. Die Lizenzen sind nämlich nicht nur auf Gebäude, sondern notfalls sogar auf einzelne Räume beschränkt.

Das neue Visitor Center soll im Oktober 2024 fertig sein.

Technische Daten der Glencadam Distillery

Die Porteus Mühle verarbeitet pro Batch 5 Tonnen Malz. Pro Woche werden 16 Mashes produziert. In der neuen 5 Tonnen Edelstahl Mashtun, die vor zwei Jahren installiert wurde, wird nach wie vor mit einem „rake gear“ (einem Rechen) wie früher gearbeitet. Nach 3 Wassern kommen 24.000 Liter Würze in eines der 6 Washbacks. Davon sind 4 noch aus Corteen Stahl mit geschlossenen Holzdeckeln. 2 Washbacks wurden 2003 ausgetauscht und sind jetzt komplett aus Edelstahl. Da die maximale Kapazität nur 30.000 Liter beträgt, sind Switcher installiert sind. Die Fermentationszeit beträgt (kurze) 48 Stunden.

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Die Wash Still (max. 17.138l) wird mit je einer Hälfte einer Wash aus einem Washback mit jeweils 12.000 Litern nacheinander gefüllt. Die Spirit Still (max. 15.911l) bekommt dann ebenfalls eine Füllung mit ca. 12.000 Litern. Pro Jahr werden ca. 1.5m LPA produziert.

Vor Ort gibt es zwei Dunnage und zwei Racked Lagerhäuser mit einer Gesamtkapazität von ca. 22.000 Fässern.

Fazit meiner Tour durch die Glencadam Distillery

Douglas hat sich viel Zeit für mich genommen und mir im Tasting Raum neben dem New Make auch noch einige Samples abgefüllt, die ich am Abend auf dem Hotelzimmer probiert habe. Sehr viele ungewöhnliche Details gibt es hier zu entdecken. Ich freue mich schon darauf, wenn es hier ein Besucherzentrum gibt.

Danke Douglas für die tolle Tour!

SRT23 - Glencadam

Mein Besuch im Mai 2023 bei der Glencadam Distillery
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
  • Die Glencadam Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
  • Auf der Webseite der Glencadam Distillery findest Du weitere Information und Details zu den Touren, u.a. wann es diese wieder geben wird.