Destillerietour

Classic Tour bei der Ben Nevis Distillery

Bisher habe ich einen Besuch bei der Ben Nevis Distillery nicht geschafft. Das erste Mal stand ich 2008 vor verschlossenen Toren. Der zweite Versuch fiel leider 2020 aus bekannten Gründen aus. Und auch für 2022 standen die Vorzeichen schlecht, denn ich hatte nur ein winziges Zeitfenster an dem keine Tour verfügbar war. Aber manchmal ergeben sich Möglichkeiten und ich habe eine solche genutzt. Rentiert sich ein Besuch? Hier erfährst Du es…

Hintergrundwissen

1825 wurde die Ben Nevis Distillery von (Long) John McDonald gegründet. Unter dem Besitzer Joseph W. Hobbs (1955-1964 Besitzer) wurde eine Coffey Still eingebaut, die erst 1971 wieder entfernt wurde. 1978 stoppte die Produktion. Die Ben Nevis Distillery ging 1981 an Long John Distillers und produzierte wieder (jetzt mit fünf Brennblasen) von 1984 bis 1986. Seit 1989 ist sie im Besitz von Nikka. Eigenabfüllungen gibt es nur wenige.

Tour durch die Produktion

Ich hatte den Ben Nevis (1.345m) zwei Stunden schneller als geplant geschafft. Deshalb habe ichim Visitor Center der Ben Nevis Distillery angerufen und nach einer Tour gefragt. Manchmal muss man einfach sein Glück herausfordern, und statt mich von meiner Bergtour auszuruhen ging es wieder ab ins Auto. Man kann spontan vor Ort entscheiden, ob man nur 2 Drams (Standard Tour) oder 4 Drams (Classic Tour) am Ende der Tour probieren möchte. Da es die als „Driver Pack“ gibt, habe ich mich für die Classic Tour entschieden und meine Drams anschließend im Hotel probiert.

Unser Tourguide war Hazel. Ich war in einer Gruppe mit 6 Deutschen (die waren an den FFP2 Masken erkennbar), 2 Engländern und 2 Franzosen unterwegs. Nach einer kurzen Stärkung im Cafe (mit Barrista Kaffeemaschine) ging es vom Visitor Center erst Mal in Richtung „Malt Intake“ – also den Punkt an dem das fertige Malz aus Inverness angeliefert wird. Hazel erklärt das Thema Malz und zeigt diverse Proben. Von dort geht es weiter zu den Malzbehältern und schließlich in das Mashhouse. Die Mühle steht gleich nebenan in einem (offenen) Türduchgang. Daneben die große, moderne Mashtun mit einem Grist Hopper, der mal wieder einen Anstrich benötigt. Weiter zu den Washbacks im Nachbarraum. Die ältesten Washbacks hier sind übrigens die aus Stainless Steel.

Das Stillhouse befindet sich im Nebengebäude. Die Potstills sieht man bereits von der Eingangstür hinter einem weiß-roten Geländer. Hier finden aktuell Wartungsarbeiten statt (nicht das letzte Mal auf meiner Rundreise), deshalb sind die Kondensatoren mit einem Gerüst umbaut. Ungewöhnlich fand ich, dass auch die Spirit Stills Sichtfenster haben.

Wir machen noch einen kleinen Gang zu den Lagerhäusern, dürfen aber keines von innen sehen. Hazel zeigt uns die verschiedenen Fasstypen, die bei Ben Nevis verwendet werden und erklärt ein wenig über die Arbeit der Küfer. Das älteste Fass im Lager ist von 1958 und befindet sich in Privatbesitz. Daraus wird aber wohl keine Sonderabfüllung, denn der Alkoholgehalt war bei der letzten Prüfung nur noch 28%. Von hier aus haben wir auch einen guten Blick (siehe Titelbild) auf den Namensgeber der Destillerie: den Ben Nevis. Auf dem Hügel davor befinden sich Fallrohre, die zu einem Wasserkraftwerk gehören. Die Wasserquelle der Destillerie kommt übrigens auch von da oben und nennt sich Coire Leis bzw. „Altnavulin“.

Nachdem alle Fragen geklärt waren, nimmt uns Hazel mit in den ersten Stock über dem Visitor Center. Hier werden die Samples verteilt. Der Größe des Raums und er Bestuhlung nach zu urteilen, kann das hier parallel auch mit mehreren Bussladungen an Touristen gleichzeitig stattfinden. Meine vier Proben aus der Classic Tour waren:

  1. Nevis Dew Blue, Blended Whisky, 40%, ca. 18.- EUR / 20.- GBP (vor Ort)
  2. Ben Nevis Corie Leis, 8yo, 46%, ca. 57.- EUR / 42.- GBP (vor Ort)
  3. Nevis Dew Deluxe, 12yo, Blended Whisky, 40%, ca. 28.- EUR
  4. Ben Nevis Traditional, 12yo, Peated, 46%, ca. 60.- EUR / 47.50 GBP (vor Ort)

Ich habe sie anschließend auf dem Hotelzimmer probiert, denn Hazel war so lieb und hat mir alle vier abgefüllt. Die Reihenfolge habe ich aber getauscht und erst die beiden Blends und dann die beiden Single Malts probiert (1, 3, 2, 4).

Technische Daten

Dreimal pro Woche werden 25 Tonnen Malz aus Inverness geliefert. In zwei Monaten pro Jahr wird mit torfigem Malz (45ppm) gearbeitet. Von den drei Malt Bins fasst jeder 75 Tonnen Malz. Die Mühle ist eine alte Porteus. Die Mash Tun ist aus Stainless Steel und hat eine Kapazität von 9 Tonnen. Gefüllt wird sie mit 8.5t und das 16 Mal pro Woche (16 mashes per week). Gearbeitet wird mit 3 Wassern (1: 64°, 38.000l; 2: 75°, 19.000l; 80°, 10.000l). Davon werden 42.000l am Ende in ein Washback gefüllt (insgesamt ca. 8h) und mit 150kg Distillers Hefe ergänzt.

Washbacks gibt es insgesamt 8: 6x Stainless Steel und 2x Holz (Oregon Pine). Auf allen acht befinden sich „Switcher“. Die ältesten sind übrigens aus Stainless Steel. Die Fermentation dauert sehr kurze 48h. Je 21.000l aus einem Washback werden in eine der beiden Wash Stills (Kapazität 22.000l) gepumpt. 17.000l der entstehenden Low Wines (20% ABV) kommen dann in je eine der beiden Spirit Stills (Kapazität 19.000l). Ein kompletter Run der Stills dauert 16h. Produziert werden derzeit ca. 2.5m LPA, die mit 63.5% in die Fässer gefüllt werden.

Es gibt insgesamt 6 Lagerhäuser (2 Racked, 4 Dunnage) mit einer Gesamtkapazität von 60.000 Fässern mit einem aktuellen Bestand von ca. 50.000 Fässern. Das älteste eigene Fass ist ein 40-jähriges Port Cask.

Fazit meiner Tour durch die Ben Nevis Distillery

Die Drams haben mich nicht umgehauen, aber Hazel hat eine tolle Führung gemacht und konnte alle Fragen beantworten. Die Destillerie hat zumindest optisch einen Renovierungsstau und es wurde nicht viel investiert in den letzten Jahren. Aber Hazel berichtet, dass seit einiger Zeit der Manager aus Japan kommt und den Investitionsbedarf erkannt und eingeplant hat. Ich bin gespannt. Mir hat die Tour gefallen.

SRT22 - Ben Nevis Distillery

Mein Schottland Roadtrip 2022 - Auf Classic Tour bei Ben Nevis
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Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2022 (#SRT22) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT22 an dem Artikel.

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