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Birkenhof & Fading Hill im Online-Tasting

Anfang August fand ein Online-Tasting der deutschen Birkenhof Brennerei mit einigen ausgewählten Fading Hill Whiskys statt. Neben der Live-Verkostung mit einer ganzen Reihe von Whiskykennern, wurden wir auch durch die Brennerei geführt und haben Einblick in die Geschichte und Produkte erhalten. Wie mir die Whiskys gefallen haben, findest Du im Artikel.

Deutscher Whisky & ich

Viele deutsche Whiskys, die ich bisher probiert haben, entsprechen nicht meinem Aromenprofil. Ich habe für mich dafür auch eine Erklärung gefunden. Mir gefallen markante und komplexe Whiskys, die sich über die Zeit im Glas verändern. Da dürfen auch schräge Noten dabei sein. Mir gefallen ex-Bourbon Reifungen und Whiskys mit Finish (oder geblendet), die den ursprünglichen Brennereicharakter nicht komplett überdecken. So bin ich irgendwann beim schottischen Single Malt gelandet und habe viele Whiskys entdeckt, die mir gut gefallen (haben).

„Deutscher Whisky“ ist meist anders und darf das auch sein, ohne deshalb „schlecht“ zu sein. Häufig finde ich deutsche Whiskys, die sehr hoch und sehr fein destilliert wurden (ähnlich den Obstbränden) und dann in sehr aktiven Fässern gelagert oder auch „überlagert“ werden. Denn gerade bei sehr feinen Bränden übernimmt das Fass noch deutlicher und schneller die Überhand. Dieser Stil gefällt mir persönlich nicht so gut.

Als ich von der Birkenhof Brennerei angesprochen wurde, ob ich an dem Tasting teilnehmen möchte, war zumindest mein Interesse geweckt und ich habe auf mein „Aromenprofil“ hingewiesen. Also haben wir es auf den Versuch ankommen lassen.

Fading Hill – diese Whiskys haben wir probiert

In unserem Tasting Set, das übrigens sehr schön gemacht war und nachhaltig produziert wurde, waren neben einem Glas mit Deckel und diversen Infomaterial bei mir auch diese fünf Whiskys:

  1. Fading Hill Single Rye, 34/128, 6yo, 45%, 55.- EUR
    destilliert aus grüner Roggenmaische, aufgeschlossen mit Roggenmalz, gereift im Bourbon- und Oloroso-Fass
  2. Fading Hill Single Malt, 01/22, 4yo, 46%, 55.- EUR
    Batch aus den Fässern #562, #328, #329, #287, #236, gereift in Port-, American Oak, Bourbon- und Oloroso-Fässern.
  3. Fading Hill Peated #06, 4yo, 46%, 55.- EUR
    Mit belgischem Rauchmalz und einem Finish im ex-Laphroaig-Fass, das bereits für #05 verwendet wurde. Small Batch aus den Fässern #751, #752, #753
  4. Fading Hill Single Cask #337, knapp 7 Jahre – Cask Sample, 55.7%
    Drei Jahre im 1st fill Virgin American Oak Fass, am 17.07.2015 umgefüllt in 1st Fill Bourbon Barrel
  5. Fading Hill Single Cask #693, 53%, 69.50 EUR
    Teil eines Batches aus sechs 1st fill Bourbon Fässern, befüllt am 15.12.2015, umgefüllt in 1st fill PX Sherry Fässer aus der Bodega Spinola, Jerez, abgefüllt am 5. Juli 2022

Mit Rye werde ich grundsätzlich nicht so warm, denn das ist mir in der Regel zu würzig. Der Single Malt (2) war ok. Am Anfang habe ich tatsächlich wieder dieses „Obstbrandphänomen“ gehabt, das kann aber auch Kopfkino gewesen sein, denn nach einiger Zeit an der Luft war das komplett weg und Beeren, angebranntes Karamell und sogar eine leichte Schwefelnote kamen für mich zum Vorschein. Von dem Peated (3) war ich etwas enttäuscht, denn weder das belgische Rauchmalz noch die Nachreifung im bereits etwas müden Ex-Laphroaig-Fass haben meine Erwartung erfüllt. Kein schlechtes Produkt, aber nicht das, was ich mir erhofft hatte.

Fading Hill #337
Eine der sehr detaillierten und transparenten Produktinfo Folien von Steffi

Mit den beiden Fassproben wurde es aber dann interessant, denn vor allem die (4) hat mir sehr gut gefallen. Bei der (5) handelt es sich auch um einen sehr spannenden Whisky, aber für mich zu viel Sherry und zu viel Kirsche.

Die Birkenhof Brennerei

Die Birkenhof Brennerei findest Du auf einem Hügel in Nistertal (Auf dem Birkenhof, 57647 Nistertal). Das liegt nördlich von Limburg und östlich von Bonn. Begrüßt hat uns Chefin Steffi Klöckner („Herrin edler Tropfen“), die neben dem Team vor Ort von Sohn Jonas (Destillateurmeister, Fokus Whisky) unterstützt wurde. Während Steffi durch den Abend geführt hat, zeigte uns Jonas die Destillerie und hat dabei den Herstellungsprozess von Whisky erklärt.

Die Birkenhof Brennerei wurde bereits 1848 gegründet. Bekannt wurde die Brennerei über die vielen Jahre vor allem durch die Obstbrände. 2002 wurde dann erstmals der Fading Hill Whisky destilliert. Peter und Steffi Klöckner sind also keine Newcomer in dem Bereich mehr, sondern schon seit 20 Jahren dabei! Und seit einigen Jahren werden sie auch von ihren Söhnen Lukas und Jonas unterstützt. Lukas ist dabei der Destillateurmeister mit dem Whisky Fokus. Entschieden wird aber meist zusammen.

Fading Hill - die Destillationsanlage
Neben Erklärungen von Jonas direkt in der Produktion, gab es auch einen Überblick von Steffi

Zur Produktion nur ein kleiner Überblick an dieser Stelle. Hergestellt und gelagert wird vor Ort. Allerdings kann aktuell nicht vor Ort geläutert werden und wird deshalb extern bewerkstelligt. In die Gärtanks aus Edelstahl passen 2.000 Liter. Die Brennanlage besteht aus einer Potstill (1.400 Liter Kapazität) mit angeschlossener Kolonne und wird seit 2015 genutzt. In die Fässer wird mit 65% gefüllt. In der Zwischenzeit lagern einige Fässer im hauseigenen Lagerhaus und wir durften aus zwei Fassproben probieren.

Birkenhof / Fading Hill in Zahlen

  • 8 Generationen im Familienbesitz
  • 40 Mitarbeiter, davon
    • 2 Destillateurmeister
    • 2 Destillateure
    • 1 Brauer
    • 1 Destillateur Auszubildender
    • 1 Bio-Prozess-Technologie
    • 1 Sommeliere
    • (Mehrfachnennungen möglich)
  • 6 Destillen, 2 Lagerhäuser
  • 800 Fässer
  • 15.000 LPA für Whisky (pro Jahr)
  • ca. 7.000-8.000 Flaschen Fading Hill pro Jahr
  • 600.000 Flaschen Eigenware und Kundenabfüllungen pro Jahr
  • 60 verschiedene Produkte
  • 20.000 Besucher / Jahr (vor „C“)

Das hat mir gefallen

Jonas hat uns sehr offen von vielen Produktionsdetails erzählt. Dabei waren Dinge, die man ausprobiert hat, und Dinge, die man über die Zeit verändert hat. Zwei dieser Themen möchte ich hier aufgreifen. Zum einen die Fermentationszeit. Die fängt bei schottischen Destillerien in der Regel bei ca. 50 Stunden an und geht bis maximal 120 Stunden (es gibt Ausnahmen!).

Die Birkenhof Brennerei geht da einen eigenen Weg und fermentiert 1,5-2 Wochen (das sind ca. 250-330 Stunden). Die Hefe ist meist schon bei den 120 Stunden am Ende, aber danach treten weitere Prozesse in Kraft, die der Wash noch weitere Aromen hinzufügen. Wieviel davon am Ende nach der Fassreifung noch übrig bleibt wird immer wieder diskutiert, aber spannend ist es auf jeden Fall.

Das zweite Thema, das ich aufgegriffen habe, ist die Destillation. Jonas sprach von einer „dreckigen“ Destillation. Er setzt die „Cut Points“ so, dass nicht nur die ganz feinen Aromen mitkommen, sondern auch die etwas kräftigeren. Ein wenig nach schottischem Vorbild würde ich sagen. Und bei der Kollonne setzt er für die Whiskyproduktion auf einen Boden bei ungetorftem und gar keinen Boden bei getorftem Whisky.

Fazit

Das war ein sehr angenehmer Abend. Man hat die Leidenschaft der Klöckners gespürt und die Produkte haben gefallen. Mir haben die beiden Fassproben gefallen und vor allem die Fassprobe #337 hat mich begeistert, die es aber (noch nicht) als Abfüllung gibt. Ein Großteil der (online) anwesenden Blogger, Youtuber und Whiskyexperten haben das Fass #693 in ihr Herz geschlossen, das es jetzt als Abfüllung auch im Shop gibt.

Die neuen getorften Whiskys sind mit 50ppm Malz aus Schottland produziert. Auf die bin ich gespannt!

Insgesamt kann ich Birkenhof noch nicht richtig einordnen. Irgendwo zwischen deutsch und schottisch würde ich den Whisky einsortieren. Ich tendiere zu deutschem Whisky mit Anleihen schottischer Eigenheiten, die zu einem eigenständigen Whisky führen, der gefällt.

Danke an die Birkenhof Brennerei für dieses Online Tasting!

Wenn Du mehr über die Brennerei erfahren möchtest findest Du hier die Webseite.