Gastbeitrag: Besuch der nördlichsten Whisky Destillerie der Welt – AURORA SPIRIT

Die nördlichste Whisky Destillerie der Welt? Aurora Spirit? Nun, ich habe es dorthin leider noch nicht geschafft, aber bereits im Januar 2020 hat Kai Aurora Spirit besucht. Jetzt teilt er hier seine Eindrücke mit uns.

Unser Besuch bei Aurora Spirit

Von Kai Brosseit

Im Januar 2020 war unser großes Reiseziel wieder Nordschweden und wie jedes Jahr setzen wir uns ein nördlichstes Etappenziel und das war in diesem Jahr Tromsø, sofern es die Straßen- und Wetterverhältnisse zulassen. Sie haben es zugelassen und so machten wir uns am 27.01.20 bei frühlingshaften Temperaturen von -29°C auf den Weg Richtung Tromsø.

In Tromsø angekommen, suchten wir, neben den ohnehin schon markanten Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die markante Brücke bzw. Eismeerkathedrale ein Informationszentrum auf, um uns über weitere Sehenswürdigkeiten rund um Tromsø zu informieren. So empfahl man uns so ziemlich als erstes die Besichtigung der nördlichsten Whiskydestillerie der Welt Aurora Spirit, die uns bis zu dem Zeitpunkt völlig unbekannt war.  Das war ja nun spannend…..denn zum Einen war uns diese Destillerie bis dato völlig unbekannt und die Neugierde auf das was uns erwartet wuchs auf Schlag. 

Die Gegend rund um Tromso ließ nur Gutes erahnen, dass diese Destillerie einfach nur wunderschön gelegen sein muss…. was sich am Ende dieser Tour bewahrheiten sollte. Viel spannender war aber auch die Frage….norwegischer Whisky!!! Kann das was sein? 

So machten wir uns am 31.01.2020 mit dem Reisebus auf den Weg Richtung Aurora Spirit Destillerie. Der Weg führte durch teilweise enge, mystische verworrene Straßen bis zur Fähre über den Fjord von Breivikeidet nach Svensby.

Allein das winterliche Panorama der Landschaft bei dieser Überfahrt ist schon allein diese Reise wert. Mit der Fähre in Svensby angekommen, ging es nun noch mit einem kleinen Bus ca. 10 km entlang der Küstenstraße Richtung der Aurora Destillerie. In der Destillerie angekommen, waren wir erstmal von der Lage und der gesamten Umgebung dieser Destillerie überwältigt. „Hier würde ich spontan hinziehen“ war der erste Satz.

Die Bivrost Lounge

In der Bivrost Lounge eingetreten, wurden wir herzlichst von dem Team der Destillerie empfangen und es entstand von der ersten Sekunde an ein sehr netter Dialog. Wir waren einfach überwältigt von dem Panorama über den Fjord mit Blick auf die verschneiten Berge. Einfach traumhaft.

Destillerie-Tour

Nun begann die Destillerie-Tour und in einem kleinen Vorraum wurden wir als allererstes einem kleinen Geruchstest unterzogen… Nebst dem Whisky wird nämlich auch Gin in dieser Destillerie gebrannt und so mussten wir erstmal die Kräuter riechen und erraten, mit denen der Gin destilliert wird.

Im nächsten Raum haben wir uns dann ein Video angeschaut in dem die einzelnen Prozesschritte der Whiskyherstellung ausführlich und verständlich erklärt wurden. Dann haben wir uns im nächsten Step mal die unterschiedlichen Getreidesorten angeschaut und diese auch probieren dürfen. Wie schmeckt das Getreide vor dem Torfrauch, und wie schmeckt es hinterher? 

Es blieben uns bei dieser wirklich professionellen Führung  keine unserer Fragen unbeantwortet und wir durften uns alles anschauen, was wir wollten.  Es gab kein Zeitlimit und so entstand zu keiner Sekunde der Eindruck, man wird jetzt schnell durch die Destillerie geführt und dann wartet die nächste Gruppe auf eine Führung. Sehr familiär und sehr offen. Die Getreidemalzmaische wird fertig in der Destillerie angeliefert. Dort wird die Maische destilliert und in Fässer gefüllt. Diese Fässer (vorwiegend Bourbon- und Sherry-Quarter Cask) werden dann in einem unterirdischen alten Nato-Bunker gelagert. Der Whisky basiert auf nordischer Gerste und arktischen Gletscher Schmelzwasser

Für die Ginherstellung werden ausschließlich regionale Produkte (Kräuter aus dem Hochgebirge) verwendet und arktisches Gletscherschmelzwasser.

Zu der Brennblase habe ich noch folgende Information gefunden: „In Zusammenarbeit mit der Kothe Kupferschmiede aus Eislingen haben wir eine einzigartige Brennblase entworfen. Wir haben die Möglichkeit diese als reine „Pott-Still“ laufen zulassen, wie wir es mit einigen unserer Whiskies tun. Andererseits können einige sogenannte Böden in der Rektifikationssäule aktiviert werden, wie Sie sie in unserer Gin-Produktion auffinden, oder manchmal nutzen wir alle 15 Böden voll aus, um außergewöhnlich reinen Wodka herzustellen.“ Quelle: https://www.bivrost.de/

Verkostung

Nach dieser wirklich sehr interessanten und ausführlichen Führung durften wir dann in der Bivrost-Lounge die Spirits mal probieren. Auch da bekamen wir zu jedem Produkt eine sehr gute Erklärung. 

Ich hatte bis dato kaum Geschmackserfahrung mit Gin, aber das sollte sich an diesem Tag ändern. Der Geschmack hat mich tief beeindruckt. Die Kräuter, die man zu Beginn der Führung gerochen hatte, konnte man jetzt deutlich herausschmecken. Ein sehr schönes Getränk muss ich sagen.  Leider konnte man Vorort keine Flaschen käuflich erwerben. 

Der Whisky sollte im Mai 2020 nach 3 jähriger Lagerung in Flaschen gefüllt werden und somit haben knapp 3 Monate vor der Abfüllung quasi  zum rechten Zeitpunkt die Möglichkeit bekommen den ersten jungen Malt zu probieren. Auch hier muss ich sagen, ist dem Master Blender ein sehr schöner Whisky gelungen. Begünstigt durch die kleinen Fässer, durch die der Reifeprozess na klar schneller geht, bis hin zu den niedrigen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit des Bunkers. 

Meine Tasting Notes

• Nase: Zu Anfang trockene Früchte, Rosinen und Nüsse wie bei Nutella. Etwas später eine Malznoteoder geröstetes Brot
• Geschmack: Eine schöne Süße nach getrockneten Früchten, leicht holzige Würzigkeit  und ein Anflug von schwarzem Pfeffer, aber nicht aufdringlich. Sehr ausbalanciert. 
• Nachklang: Lang anhaltende Süße auf der Zunge und immer noch würzig.
• Fazit: Ein sehr schöner ausbalancierter Whisky. Man würde ihm, wenn man es nicht wüsste, ein höheres Alter, etwa 5-6 Jahre zusprechen. Schade, dass man auch in diesem Falle leider keine Flasche Vorort kaufen konnte, aber ich werde mir definitiv 1-2 Flaschen zulegen, in der Hoffnung, zu einem späteren Zeitpunkt mal einen länger gelagerten Whisky verkosten zu dürfen.

Nach der Führung haben wir noch ein leckeres kleinen Snack aus lokalen Produkten bekommen, was sehr lecker war. Lachs, Garnelen, kaltes Rührei, Kartoffelsalat, Ziegenkäse , Salami und aufgebackene Brötchen.

Schlusswort

Wir haben uns sehr gefreut, dass wir die Besichtigung dieser Aurora Destillerie im Touristikzentrum empfohlen bekommen haben. Unser Eindruck war, dass es sich um eine kleine, sehr schöne, familiäre und moderne Brennerei handelt, in der einfach mit viel Liebe und Hingebung gelebt und gearbeitet wird und genau diese Leidenschaft bei der Führung auf die Gäste „überspringt“. Die ausführliche Führung und die Erklärung zu den einzelnen Produktionsschritten, sowie den einzelnen Zutaten waren sehr ausführlich und man hatte sehr viel Zeit für Fragen. Sehr schön war, dass man nicht nur zuhören, sondern die Zutaten riechen, anfassen und auch schmecken konnte, wie z.B. die Getreidesorten mit und ohne Torfrauch.

Die Mitarbeiter waren sehr freundlich und zuvorkommend. Sehr erfreulich ist auch, dass das Personal der Distillerie darauf achtet, dass die Besuchergruppen nicht zu groß sind. Das schafft viel mehr Ruhe und auch viel mehr Zeit für jeden einzelnen Fragen zu stellen. Unsere Gruppe bestand aus 6 Personen. Es war ein sehr besonderes Erlebnis. Ich habe schon einige Destilleriebesuche und Führungen mitgemacht, aber diese, so muss ich sagen, hat mir aufgrund des familiären Charakters persönlich am Besten gefallen und wir werden Werbung dafür machen.

Weitere Informationen:

• Aurora Spirit auf Google Maps
• Webseite von Aurora Spirit
• Der hergestellte Whisky: Bivrost
• Adresse: Årøybuktnesset 44, 9060 Lyngseidet, Norwegen