Destillerietour

Ardbeg Tasting – Deconstructing the Dram

Bei einem Besuch bei Ardbeg während dem diesjährigen Feis Ile habe ich auch eine „Tour“ aus dem regulären Programm gebucht: „Deconstructing the Dram“. Diese Tour unterscheidet sich schon bei der Führung von einer „Standard-Tour“, denn der Fokus liegt auf den Aromen und Ihrer Herkunft. Und vor allem das abschließende Tasting im Lagerhaus ist etwas ganz Besonderes. Aber immer der Reihe nach…

Diese Tour kann man an drei Tagen in der Woche buchen: Montag, Mittwoch und Freitag. Beschrieben wird die Tour folgendermaßen:

Using all your senses we will take apart the Ardbeg production process and put it back together again. Take the Ardbeg whisky apart dram by dram and play your part in the creation of our unique spirit. Speak to the mashman en route, take a malt sample, take a hydrometer reading and end up in the warehouse for our BIG O – an olfactory quiz which challenges you to guess what aromas lie within our Ardbeg whiskies. “ (Ardbeg Website)

Margaret Heads
Margaret Heads

Unsere Führung durch die Destillerie hat Margaret Heads übernommen. Im kleinen Museum, das bei jeder Tour den Anfang bildet, hat Sie uns die verschiedenen Aromen erklärt – wo diese herkommen und woran uns diese chemischen Verbindungen erinnern. Ferner gab es auch eine Tafel mit dem Aromarad mit einer Erklärung, wo die Aromen Ihren Ursprung haben.

Ich bin kein Chemiker, aber ich gebe die Lehrtafel gerne weiter (das sind die Verbindungen, die bei Ardbeg die beherrschenden sind):

  • Phenol – medizinisch
  • Guaiacol – verbranntes Holz, rauchig (u.a. bei Röstkaffee)
  • m-Kresol – stark medizinisch/Germolene (antiseptische Creme)
  • p-Kresol – stark medizinisch/Germolene (antiseptische Creme)
  • o-Kresol – Karbolseife
  • 4-Methyl Guaiacol – Rauchspeck
  • 4-Ethyl Guaiacol – rauchig, Holzkohle
  • 4-Ethyl Phenol – medizinisch, TCP (Antiseptische Lösung)

Nach der Einführung ging es an den Malzbehältern und der Mühle vorbei weiter zur Mashtun mit einigen Erklärungen durch den Mashman. Dann weiter zu den Washbacks. Aus dem fast fertigen Wash haben wir eine Probe gezogen und diese mit dem Hydrometer gemessen (daran kann man ablesen, ob die Wash „fertig“ ist und in die Wash Still kommen kann). Weiter ging es in das Stillhouse, wo uns der Stillman einiges über den Brennvorgang erzählt hat. Auch das war sehr interessant.

Ardbeg Corryvreckan am Pier
 
Ardbeg Corryvreckan am Pier

Nun ging Margaret mit uns hinaus auf die Pier und hat die erste Flasche geöffnet: einen Ardbeg Corryvreckan, weil dieser besonders gut mit der salzigen Brise auf der Pier harmoniert. Nun ging es weiter in eines der Lagerhäuser mit dem auf dem Weg eingesammelten „Picknickkorb“. Darin befanden sich ein paar weitere Flaschen und andere Kleinigkeiten. Das Tasting umfasste insgesamt die folgenden „Abfüllungen“ (die Casks Samples waren in Probeflaschen gefüllt worden):

  1. 2004, 1st fill Bourbon Cask #1300, 57.2%
  2. 2004, 2nd fill Bourbon Cask #1346, 59.5%
  3. 10yo, 46.0% ([1]+[2])
  4. 2007, Sherry Cask #2340, 61.0%
  5. Uigeadail, 54.2% (90% [1]+[2], 10% [4])
  6. 2005, New French Oak, 56.7%
  7. Corryvreckan, 57.1% (90% [1]+[2], 10% [6]; hatten wir auch auf der Pier)
  8. 1974 / 2002, Cask #3498, 28yo, 42.0%
  9. Auriverdes, 1st fill Bourbon Cask, 49.9%

Nun kam für mich die Überraschung des Tastings: Margaret hat uns erklärt aus welchen Fässern die „Standard-Abfüllungen“ 10yo, Uigeadail und Corryvreckan zusammengesetzt („geblendet“) werden und wir durften sie alle mit den korrespondierenden Fassproben verkosten. Der 10yo wird aus Nummer [1] und [2] gemischt – also hatten wir erst [1], dann [2] und schließlich [3] probiert. Für den Uigeadail kommt zu den beiden ([1]+[2]) noch ein Sherryfass [4]. Für den Corryvreckan hingegen kommt zu den beiden ein New French Oak Fass [6]. Ich muss gestehen, auch im direkten Vergleich hatte ich keine Chance die verkosteten Proben so im Kopf zu „blenden“. Da sieht man mal, was so ein Master Blender leisten muss. Zum Abschluss durften wir noch eine 2002 per Hand abgefüllte Fassprobe aus 1974 probieren und als Vorgeschmack den Auriverdes „mit auf den Weg“ nehmen. Zwischendrin hat Margaret Oatcakes und Zartbitter Schokolade (verträgt sich sehr gut mit dem Corryvreckan!) gereicht.

Wer nun mitgezählt hat: das waren zehn Drams! Deshalb hat Margaret diese auch nur in kleinen Drams ausgeschenkt und ich hatte meine Probeflaschen nach einem Nippen gefüllt. Zu meinem persönlichen krönenden Abschluss hat mir Margaret dann meine Probeflaschen noch bis zum Rand aufgefüllt, denn die „kleinen“ Drams sollten nur verhindern, dass wir alle komplett abgefüllt vom Hof torkeln. So kann ich mir auch diese ausgewählten Tropfen noch mal in aller Ruhe vornehmen.

Vielen Dank Margaret, das war ein fantastisches Tasting! Aber Achtung: ohne Probeflaschen ist das trotzdem sehr viel und vor allem sehr starker Whisky (8x > 49%!).

Leider war das Fotografieren im Lagerhaus verboten, aber Margaret hat uns den ein oder anderen Schnappschuss aus sicherer Entfernung ermöglicht und so könnt Ihr Euch mit einigen Bildern einen kleinen Überblick verschaffen.

Feis Ile 2014 - Ardbeg Tasting

Deconstructing the Dram - ein Tasting im Lagerhaus, das es auch unterm Jahr und nicht nur zum Feis Ile gibt.
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Eine Zusammenfassung meiner Reise findet Ihr im Artikel „Reisebericht: Fèis Ìle 2014 – das Whisky-Festival auf Islay„. Falls Euch dieser Beitrag gefallen hat, schaut Euch meinen Artikel zum Besuch der Masterclass bei Bruichladdich an. Und Bilder vom Feis Ile könnt Ihr in der Galerie finden. Falls Ihr auf dem Weg zu Ardbeg seid und die Tour buchen wollt – die findet Ihr auf der Ardbeg-Webseite.