Wasser in den Whisky? Meine und eine wissenschaftliche Meinung dazu…
Eine wissenschaftliche Studie, die am 17.08.17 veröffentlicht wurde, will Licht ins Dunkel bringen. Zwei Schweden haben in Kalmar Experimente angestellt und Ihre Ergebnisse jetzt veröffentlicht. Wissenschaft oder Erfahrung? Soll in einen Whisky Wasser? Und wenn ja wie viel? Und warum?
Whisky und Wasser. Ein Thema, das immer wieder Diskussionen auslöst und das schon ziemlich lange. Meine Meinung: Geschmackssache! Aber es gibt einige Gründe, warum ihr es ausprobieren solltet.
Alkoholgehalt beim Whisky
New Make wird zwar mit ca. 70%+ aus der zweiten Destillation produziert, aber in der Regel mit Wasser auf 63.5% reduziert, bevor er in die Fässer kommt. Dann reift er für mindestens drei Jahre bevor er Whisky genannt werden darf und wird dann (in der Regel) mit geringerer Alkoholstärke aus dem Fass geholt. Nun kommt es darauf an, wie er abgefüllt wird. Bei Fassstärken (Cask Strength) Single Malts sind das dann häufig auch mal 50-60%, die unverdünnt in die Flasche kommen. Häufig werden aber mehrere Fässer gemischt und auf Trinkstärke reduziert. Im Minimum sind das 40%, denn sonst wäre es keine Whisky mehr. Die teureren Abfüllungen haben aber auch gerne 43% oder gar 46% (meine Lieblingsstärke).
Was passiert mit Wasser
Wenn ich einen Whisky das erste Mal probiere und er mehr als 40% hat, dann probiere ich ihn erst OHNE und dann mit ein paar Tropfen Wasser. Beim ersten Mal nehme ich den Whisky unverfälscht wahr. Mit ein paar Tropfen Wasser verändert sich der Whisky. Optisch sieht man meist kleine Schlieren im Whisky. An der Nase wird häufig erst ein Mal mehr Alkohol wahrgenommen, er wird „spritig“. Doch dann kommen die Aromen zum Vorschein, die mit dem Alkohol verdeckt wurden. Bereits mehrfach wurde mir erklärt, dass dies etwas mit Estherbrücken zu tun hat, die aufgebrochen werden, aber bereits das ist mir zu wissenschaftlich und zu chemisch. Es klappt immer, aber nicht immer ist es eine Bereicherung. Gerade bei torfigen Whiskys habe ich häufig die Erfahrung gemacht, dass Wasser nicht so eine gute Idee ist. Bei einem Lagavulin 16yo dauert es mehr als 30 Minuten, bis er sich von dem Wasser erholt und bei Caol Ila bringt mich meine Nase bei Wasserzufuhr schnell in Richtung „Kuhfladen“.
Einen kleinen Tipp kann ich Euch für die Selbstversuche noch mit auf den Weg geben: nur wenige Tropfen Wasser und lieber nur einen oder zwei und langsam herantasten. Jeder Whisky ist ein wenig anders auf die paar zusätzlichen Tropfen zu sprechen. Und dann noch einer: ihr braucht kein Wasser aus der Destillerie und auch kein besonders teureres Wasser, aber es sollte möglichst wenig Mineralstoffe haben und eher „neutral“ sein. Die beiden französischen bieten sich hier an. Man muss aber auch da nicht so wissenschaftlich herangehen. So lange man sich der Wirkung bewusst ist. Die Profis mischen zu Testzwecken auch mal 1:2 oder 1:3, aber damit ertränkt Ihr die meisten Aromen und ich kann Euch nur davon abraten, das zu trinken.
Zur Studie
Die Autoren der Studie sind Björn C. G. Karlsson & Ran Friedman. Die Veröffentlichung der Studie findet Ihr hier: Dilution of whisky – the molecular perspective.
Untersucht wurde vor allem Guajakol. Die beiden Wissenschaftler haben aber nicht mit echtem Whisky experimentiert und auch bei den Alkoholstärken haben sie sich in Bezug auf Whisky ein wenig vertan.
Nicht nur der Spiegel, auch die Boulevardpresse sowie schottische Tageszeitungen haben das Thema aufgenommen. Auch viele Blogs und Online-Veröffentlichung gab es zu dem Thema. Für die Chemiker unter Euch aber sicher eine Bereicherung. Ich bleibe bei meinen eigenen Experimenten und Erfahrungen.
Wie genieße ich Whisky und was ist zu beachten
Bereits vor einiger Zeit habe ich mal ein paar Informationen zusammengeschrieben. Wer noch ein paar Tipps braucht, findet sie evtl. hier: Whisky-Wissen für Einsteiger.
Macht Eure eigenen Erfahrungen und probiert es aus!