Holyrood Distillery – Whisky & Gin Tour 2023

Nun war ich schon ein paar Mal in Edinburgh seitdem die Holyrood Distillery eröffnet hat, aber umgeschaut habe ich mich bisher noch nicht. Dieses Mal bekomme ich einen Besuch in meiner Planung aber unter. Die Whiskytouren finden meist nur in den Abendstunden statt, deshalb habe ich eine Whisky & Gin Tour gebucht.

Hintergrundwissen

Die Holyrood Distillery wurde erst 2019 gegründet. Sie war damals die erste Distillerie, die in den letzten knapp 100 Jahren in Edinburgh eröffnet wurde. Gründer sind David Robertson und das kanadische Ehepaar Kelly und Rob Carpenter zusammen mit weiteren 60 Investoren. Distillery Manager ist Marc Watson (vorher Eden Mill und Bonnington). Managing Director seit 2021 ist Nick Ravenhall (ehemals Morrison Bowmore und Atom Brands). Die erste Destillation von Whisky fand im September 2019 statt.

Tour durch die Produktion

Die Holyrood Distillery ist einfach zu erreichen. Ich habe mich für den Bus entschieden. Nach einem kurzen Fußweg stehe ich vor dem Denkmal geschützten Gebäude. Bei meinem letzten Besuch (bevor hier die Destillerie entstand) wurde der Vorplatz als Parkplatz genutzt und das Gebäude war in keinem guten Zustand. Jetzt ist hier alles aufgeräumt und ein kleiner Anbau (Shop und Besucherzentrum) ist entstanden.

Ich schaue mich ein wenig im Shop um und melde mich für meine gebuchte Tour. Unser Tourguide ist Brice, der gleich zu Anfang die erste Herausforderung meistert: Ein Teil der Gruppe ist auf den Fahrstuhl angewiesen und die werden von Brice begleitet, während der Rest die Treppen nimmt. Ganz souverän. Das scheint hier häufiger vorzukommen und ist wohl Routine. Sehr schön, denn in den meisten Destillerien gibt es diese Möglichkeit nicht.

Oben angekommen suchen wir uns alle einen Platz. Brice gibt jedem einen kleinen „Erfrischungscocktail“ und findet raus, wo wir alle herkommen. Er spielt mit dem Gedanken seine Tour auf französisch fortzuführen, lässt es aber. Nach ein wenig Hintergrundinfos gehen wir alle auf den Übergang oberhalb der beiden Stills.

Hier wird es etwas kuscheliger, aber wir halten uns nicht lange auf, sondern gehen nach nebenan. Hier gibt es mehr Details und ein paar der Gins (Height of Arrows) zu probieren. Wir riechen auch an ein paar der Zutaten. In dem Raum befindet sich auch das „Labor“ mit der (Mini) Versuchsbrennblase und der echten Gin Brennanlage.

Dann geht es wieder nach unten (für manche mit dem Fahrstuhl) und wir sammeln uns alle vor der Mashtun. Brice erklärt den Produktionsprozess und greift dabei auf die verschiedenen Proben zurück, die an der Wand auf Regalen stehen. Bereits im Labor hat er von der großen Experimentierfreude berichtet. Diverses aktuelles und historisches Malz (z.B. Golden Promise, Chevallier, Dark Munich, Dark Crystal, Cara Malt, Brown Malt, Choclate Malt, Medium Crystal, Maris Otter, Chateau Biskuit, Hana Malt, usw.) kommt zum Einsatz. Die heutige Mash Bill steht auf einer Kreidetafel: Pot Still und Amber Malt mit Sherry Flor und Mat Hefe.

Fun Fact: Im Jahr 2022 gab es insgesamt 99 verschiedene Rezepte für Whisky!

Weiter geht es zu den Washbacks und dann zu den Pot Stills. Brice macht das sehr unterhaltsam und kurzweilig. Vor der Pot Still hängt zwischen Deckel und Fussboden ein Stück Alumatte, denn es scheint ein kleines Leck zu geben und die austretende Flüssigkeit wird aufgefangen. Wir gehen weiter nach nebenan und Brice erzählt uns noch ein wenig zur Lagerung. Zum Abschluss gibt es noch einen New Make aus der „Brewer’s Series“ Abfüllung mit Namen „Choclat Malt“. Dieser wurde aus 90% Pot Still Distillers Malt und 10% Choclat Malt sowie Distillers Yeast (M Strain) und Edinburgh Ale Yeast hergestellt. Abgefüllt mit 60% ist das für die meisten Gäste eine „Herausforderung“.

Brice entlässt seine Gäste in den Shop mit dem Hinweis, dass wir uns gerne noch durch das Sortiment probieren dürfen. Ich muss weiter, aber ich bin mir sicher, da wurde noch kräftig probiert.

Technische Daten der Holyrood Distillery

Das Malz wird fertig gemahlen als „Grist“ angeliefert. Pro Mash kommt 1,25 Tonnen Grist in die Mashtun. Die Würze wird dann in eines der sechs 5.000 Liter fassenden Edelstahl Washbacks geleitet. Die Fermentationszeiten variieren von 48-120 Stunden, aber auch Experimente mit mehr als 330 Stunden (14 Tage) gab es schon. Die Wash Still nimmt den Inhalt eines Washbacks mit 5.000 Litern entgegen.

Die Spirit Still der Holyrood Distillery wird mit maximal 3.750 Litern gefüllt. Sie wird mit einem wassergekühlten Purifier betrieben. Beim Spirit Lauf machen die Heads ca. 2%, die Hearts 23% und die Tails die restlichen 75% aus. Übrig bleiben von den 5.000 Litern ca. 700 Liter nach der zweiten Destillation. In 2022 wurde mit 12 Mashes pro Woche eine Jahresproduktion von ca. 230.000 LPA erreicht.

Der New Make wird zu etwa 50% in ex-Sherry und ex-Wine Casks, 25% ex-Bourbon Casks und 25% Virgin Oak Casks. Das Produktionswasser wird mit einer 1,5km langen Rohrleitung aus dem öffentlichen Netz entnommen („Leitungswasser“).

Fazit meiner Tour durch die Holyrood Distillery

Sehr unterhaltsam und eher für Touristen als für Geeks, aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Nur Whisky gibt es noch keinen. Der soll demnächst (im Herbst 2023, Ankündigung ab 07.09.2023) erscheinen. Bei der Holyrood Distillery wollte ich vor ein paar Jahren schon vorbeikommen und einen alten Bekannten besuchen – der ist zwischenzeitlich weitergezogen. Brice hat eine unterhaltsame Tour gemacht. Für Edinburgh Touristen, die mal eine Destillerie sehen wollen, auf jeden Fall einen Besuch wert.

Weitere Informationen

• Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
• Die Holyrood Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
• Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
• Die Webseite der Holyrood Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Meine „Tour“ heißt jetzt nur noch Distillery Tour und kam 20.- GBP.